Ich verneige mich vor dem Geheimnis göttlicher Liebe und deren unergründlichen
Reichtum, der sich nur erahnen lässt. Denn die Höhe, Länge, Breite und Tiefe der Liebe, lässt sich nicht erfassen. Dennoch versuchten es viele Beschenkte im Laufe der Geschichte von deren Überfluss zu reden. Alle aber mussten erfahren und erleiden, wie schwierig es ist, von den Wirkungen der Liebe zu erzählen. Einige ließen sich aber nicht abschrecken und entmutigen. Sie öffneten ihren Mund und stimmten mit allen Geschöpfen auf ihre Weise in den ewigen Lobgesang ein. So möchte ich es auch halten und aus vollem Herzen versuchen, das über alle Maßen Unaussprechliche und Unerklärliche zu besingen:
Eine Reise in die Steiermark nach Graz, dieser geschichtsträchtigen Stadt, brachte mich nicht nur in Berührung mit der Heimat meines Jugendfreundes, sondern auch mit einer bis ins hohe Alter jung gebliebenen Grazerin, deren Charme und Bildung, die lebenslange, liebende Begegnung mit den Menschen, der Stadt und Region ausstrahlte. Was wäre Graz ohne meinen Freund Harald und ohne die in ihre Heimat verliebte Josephine?
Sicher haben mir diese Erfahrung geholfen, das im Jahr 2010 im Residenz-Verlag St.Pölten-Salzburg erschienene Buch von Abt Gregor Donnersmarck mit dem Titel „ora@labora”, das ich in einem Zuge las, zu entdecken. Der damalige Abt von Stift Heiligenkreuz, rang sich in einem im Gespräch mit einer Journalistin Worte ab, die ich mir in Erinnerung an meinen Aufenthalt in Österreich, wie ein geistliches Schmankerl auf der Zunge zergehen ließ. Das, was der Abt in seinen kurzen Betrachtungen zu wesentlichen, aktuellen Fragen unseres Glaubens in Worte kleidet, ist wie ein zeitlos erfrischender Trank geistlichen Wassers, an dem sich dürstende Seelen laben können. Ja, Ihr „Geistlichen“ von Heiligenkreuz, Ihr könnt es Euch vielleicht gar nicht vorstellen, welchen Segen Ihr aus Eurem Überfluss bei anderen Menschen bewirkt. Der Heilige Vater, der Euch besuchte, hat auch mich mit seinen an Euch gerichteten Worten getröstet. Sollte es mir beschieden sein, noch einmal nach Österreich zu reisen, dann werde ich Euch in „Heiligenkreuz“ sicher besuchen, um Klares Wasser des Glaubens zu kosten. Einstweilen bleibt es bei meinem Gebet mit und für Euch: Ich habe ja soeben durch eine Eingebung den Auftrag angenommen den Abt und Konvent von Heiligenkreuz im Namen des Heiligen Bernhard herzlich zu grüßen und zu segnen.
Und nun wieder zurück zum Hauptthema unseres Lebens: Eigentlich habe ich die Berufung zur Liebe und zum Gotteslob schon immer gespürt. In allen Formen und Gestalten von Mensch und Natur, in allem Streben und Versagen, in allen Höhen und Tiefen des menschlichen und geistlichen Lebens ist sie am Werk. Im Innersten meines Herzens, und über alle Grenzen hinaus, bin ich ihr begegnet, dieser erhabenen, unergründlichen Liebe. Aber erst jetzt, spät, doch hoffentlich nicht zu spät, habe ich erkannt, dass sie und nichts anderes, meine wahre Berufung ist, die mir der dreifaltige Gott ins Herz gesenkt hat. Sie wurde ich nie los und ich will sie auch nicht los werden. denn diese Liebe bläht sich, wie der Apostel sagt, nicht auf. Sie ist langmütig, barmherzig, demütig, liebt alles, erträgt alles und kann nie und nimmer vom Gnadenborn Jesu Christi getrennt werden
Bleibt mit allen Menschen und Geschöpfen im Segen der Liebe, Ihr Mönche und Brüder von Heiligenkreuz !