Hommage an Goethe

Seit langer Zeit vertiefe ich mich wiederholt in die Lektüre des literarischen Erbes des wohl bedeutendsten deutschen Dichters. Es könnte vermessen klingen, kommt aber der Wahrheit sehr nahe, dass ich mich, von seiner Sprache beeindruckt, gelegentlich wie Hand in Hand mit ihm, durch seine Werke führen lasse, in denen er intuitiv und im stetem Blick auf das jeweils Ganze, die Zeichen seiner Zeit poetisch deutet: Dass zum Beispiel die historische Betrachtung Goethes über die Folgen der französischen Revolution, Implikationen enthalten, die über diese Zeit hinaus, von bleibender Bedeutung sind, und somit auch zur Beurteilung heutiger gesellschaftlicher Veränderungen anregen können, belegt eine Goethe-Biographie, die im Carl Hanser Verlag im Jahr 2013 erschienen ist. Sie war mir begleitend zum Studium der Originaltexte, eine willkommene Hilfe, um Goethes Werke im Zusammenhang mit seinem Leben und seiner Zeit besser zu verstehen. Ich beziehe mich aber nur auf eine Textstelle, die mich infolge des möglichen Bezugs zu den auch heute nur schwer zu erkennenden Folgen technischer, gesellschaftlicher und pölitischer Veränderungen und Entwicklungen sehr berührte.

Der Autor RÜDIGER SAFRANSKI beschreibt in seiner Biographie (S.418) ausführlich die durch Überlegungen zu den möglichen Folgen der französischen Revolution bei Goethe ausgelösten seelischen Erschütterungen. Es scheint dem Dichter in diesem historischen Zusammenhang so, als könnten die revolutionären Auswirkungen, wie eine personifizierte menschlich-übermenschliche Naturkraft, so auf die Gesellschaft einwirken, dass kein Stein auf dem anderen bliebe, und alles bisher Vertraute getrennt und wieder neu zusammen gefügt würde: „Alles bewegt sich /Jetzt auf Erden einmal, es scheint sich alles zu trennen. / Grundgesetze lösen sich auf der festesten Staaten, / Und es löst der Besitz sich los vom alten Besitzer; / Freund sich los vom Freund; so löst sich Liebe von Liebe. <....>Nur ein Fremdling, sagt man mit Recht, ist der Mensch hier auf Erden. /Mehr ein Fremdling als jemals, ist nun ein jeder geworden. / Uns gehört der Boden nicht mehr; es wandern die Schätze; / Gold und Silber schmilzt aus den alten heiligen Formen; /Alles regt sich, als wollte die Welt, die gestaltete, rückwärts / Lösen in Chaos und Nacht sich auf, und neu sich gestalten.“,

Wie aktuell können uns diese Sätze erscheinen, wenn wir die bei Goethe seiner Zeit befürchteten und erfühlten, in der Folge der Revolution und der zu erwartenden Umbrüche, mit den heute noch viel globaleren technischen, politischen, und gesellschaftlichen Prozessen vergleichen. Gibt es aber in unseren Tagen noch wache Beobachter des Zeitgeschehens, die im Innersten prophetisch berührt, ihre Sorge um das Gemeinwohl zur Sprache bringen? Finden sich auch noch heute Gefährten, die wie Goethe seinerzeit, den Bedrohungen trotzen und in innerer Selbstgewissheit auch in der Auflösung bisheriger Wertesysteme eine Wandlung zum Guten erahnen, die durch “Chaos und Nacht” hindurch zu einer möglichen neuen Gestalt führen kann? Goethe lässt durch seine Einheit von Werk und Leben erkennen, wie sehr ihm am Respekt vor dem realen Gegenüber und der Bindung aller Phänomene in das je Ganze gelegen ist. Die intuitive Sicht auf die Ereignisse, hat diesen Poeten ermächtigt, den erlebten Bedrohungen nicht zu erliegen, und auch in der dunklen Unsicherheit die Chance einer möglichen Wandlung zum Besseren zu erkennen. Diese Sicht befähigte ihn offensichtlich auch der Gefahr ins Auge zu blicken, und keinen Zweifel daran aufkommen, zu lassen, was geschehen könnte, wenn durch die “menschlich-übermenschliche Naturkraft einer Revolution” wie bei einem Erdbeben, kein Stein auf dem anderen bliebe, als ob alles auf Erden sich trennte, neu zusammen fügte, und bislang geltende Grundgesetze gefestigter Staaten sich lösten. Der Poet fühlte damals mehr als zuvor, stellvertretend für alle Gefährten die Fremde, die den homo sapiens, bedroht, wenn sich “der Besitz vom alten Besitzer”, “der Freund vom Freund” und “die Liebe von der Liebe” lösen. Der bislang sichere Boden trüge dann nicht mehr. Alles, was bisher wert und teuer war, würde wie Gold und Silber aus “alten und heiligen Formen” geschmolzen, und unsere vertraute Welt verlöre wie in einer rückwärts gewandten Bewegung ihre bisherige Gestalt. Ist diese Sorge, die Goethe im Blick auf die möglichen Folgen der französischen Revolution erlebte und in poetischen Worten kraftvoll ausdrückte, nicht in gewisser Weise vergleichbar mit den von vielen Menschen unserer Tage gefühlten, sprachlich nicht zu artikulierenden Befindlichkeiten? Welcher Zeitgenosse vermöchte es, wie Goethe damals, die in den letzten Dezennien bis heute erfolgten technischen und gesellschaftlichen Veränderungen in ihrer Bedeutung für die Menschen ins Wort zu fassen? Und erscheint es uns in wachen, auf die Zeichen der Zeit achtenden Stunden, nicht manchmal so, als ob wir durch den Verlust bisher vertrauter Wert- und Lebensbezüge in ein bedrohliches Dunkel abstürzen könnten? Wer wagt es, wie Goethe zu seiner Zeit auch heute aus intuitiver Selbstsicherheit, trotz der bedrohlich erlebten Veränderungen, Chancen des Wandels zu einer neuen Gestalt von Wertbezügen zu erkennen, in denen die unverzichtbaren Bedürfnisse der Menschen nach Sicherheit, Freundschaft, Vertrauen und tragfähiger Liebe wieder erfahrbar sind? Was würde Goethe oder wir in seinem Sinne intuitiv im Blick auf das Ganze unserer bedrohend erscheinenden Veränderungen und der Chancen zur Entwicklung sagen?

Ist es bei dem fraglichen Vergleich von Prozessen in der Folge der französischen Revolution mit den heutzutage offenkundigen weltweit wirkenden technischen, politischen, gesellschaftlichen und religiösen Umwälzungen nicht sehr vermessen, allein auf die Kraft der intuitiven Hoffnung auf eine Wandlung durch Dunkelheit zu einer neuen Gestalt zu vertrauen? Stößt die Poesie Goethes so gesehen nicht an ihre Grenzen? Ähnlich bleibt jedoch die von Goethe als Folge der Revolution erlebte Betroffenheit der einzelnen Menschen. Daher auch die Aufgabe bei gravierenden Veränderungen zu jeder Zeit der Bedrohung zu trotzen, und die Chance, eine neue Weise des Zusammenlebens mit zu gestalten, nicht zu verpassen. Es stellt sich daher auch angesichts unserer heutigen Bedrohungen die Frage, welche Leitlinien und Werte gesichert werden müssen, um den zu einem menschlichen Überleben notwendige Raum zu Vertrauen, Freundschaft und Liebe in jeder neuen Gestalt unbedingt zu erhalten. Das seinerzeit von Goethes poetischer Kraft getragene, intuitiv-ganzheitliche Erfassen historischer Zusammenhänge, könnte auch in unsere Zeit ein Medium sein, um die Betroffenheit, Ängste und Hoffnungen der einzelnen Menschen besser zu verstehen. Denn Goethes prophetische Poesie in schwieriger Zeit ermuntert auch uns, in Krisenzeiten nicht zu verzweifeln, sondern mutig und kraftvoll mit zu wirken, um Wandlungsprozesse zu unterstützen, die dazu führen können, dass -wie zu allen Zeiten- Menschen immer wieder neue Formen finden, um miteinander in Respekt, Freundschaft, und Liebe, die vorhandenen Ressourcen zu teilen. Es gehört aber wahrlich ein menschlich-übermenschliches Vertrauen dazu, um auch in den heutigen und künftigen Bedrohungen und Schreckenszenarien der Welt, immer wieder die Chance auf einen gottgewollten Wandel zum Guten zu erkennen.

Freude und Leid

Es gehört zur Lebenserfahrung, dass wir Menschen immer wieder überrascht werden von unerwarteten Ereignissen. Dies betrifft insbesondere schmerzliche Erfahrungen durch Tod und Trennungen. Ebenso beständig ist der Anspruch liebender Nähe über alle Grenzen hinaus. Man kann das als Eros und Thanatos, Leben und Sterben verstehen. Es sind so fundamentale überwältigende Tatsachen, dass wir Menschen davor zurückschrecken, darüber nachzudenken. Wir beschäftigen uns daher mit sehr vielen näher liegenden Ereignissen, und bemühen uns um die Gestaltung des Alltages in vielfältiger Weise. Wir sind so sehr mit allem beschäftigt, dass wir auch die im sogenannten Alltag und in der Sorge für einander sich ereignenden Wunder gar nicht mehr bemerken: Wenn ein Kind geboren wird, und mit seinen ersten Schreien, den ihm zustehenden Platz auf Erden behauptet, oder ein lieber Freund sein Leben ausgehaucht hat, und wir an seinem Totenbett oder an seinem Grabe stehen, oder wenn irgendeine nicht vorgesehene Störung unsere Pläne oder die selbstgeschaffene Ordnung durchkreuzt, dann rüttelt uns dieses Geschehen für einen Augenblick durch, und bringt uns aus dem vertrauten Gleichgewicht. In der Regel kehren wir dann aber wieder sehr rasch zu den alten Bewältigungsmustern zurück, denn wir sind ja noch einmal davongekommen.

Nachhaltiger trifft es unser Wohlbefinden schon, wenn wir unabweisbare Begrenzungen hinnehmen müssen, die uns das Alter oder krankheitsbedingte Beeinträchtigungen auferlegen, die uns zunächst schonend, dann immer deutlicher auf das Ende des menschlichen Daseins auf Erden vorbereiten. Hier beginnt sich der Ernstfall des Lebens abzuzeichnen. Viele Dinge, die das bisherige Leben ausgefüllt hatten, bekommen einen neuen Stellenwert. Wenn die erste Resignation und Enttäuschung, in der es uns die Sprache verschlug, und die Neigung, sich resignierend zurückzuziehen überwunden sind, werden neue Strategien gefordert, um mit den Gegebenheiten so umzugehen, dass ein Überleben in gewandelter Form möglich und sinnvoll erscheint. Psychologen würden davon sprechen, neue Bewältigungsstrategien zu entdecken. Philosophen würden versuchen über das Leben und Sterben des Menschen inmitten der sich wandelnden Daseinsbedingungen nachzudenken. Menschen wie Du und ich würden miteinander redend versuchen, Trost und Anteilnahme zu zeigen. Kluge Theologen würden ihr ganzes Wissen um Gott und die Welt zur Erklärung des von Gott gewollten Daseins aufbieten. Es liegt mir völlig fern, all diese menschlichen Optionen gering zu schätzen. Sie sind die notwendigen Krücken, die uns auf unserem Pilgerweg durch die Zeit stützen und aufrichten. Nicht zuletzt möchte ich die vielen Zeugnisse der Kunst, Musik und Poesie erwähnen, die uns tröstliche Kunde bringen von Menschen, mit denen wir in einer Schicksalsgemeinschaft leben, lieben und wirken.

Da Leben und der Tod als Grenze unvermeidlich sind, sollten wir einander und allen, die nach uns kommen das Dasein nicht nur gönnen, sondern nach Möglichkeit auch nicht erschweren, und nach Kräften dazu beitragen, ihnen ausreichend Ressourcen als Lebensraum zu überlassen. Dann entsteht die Frage, was „sub spezie aeternitatis“ in einem bewertenden Rückblick auf das eigene Leben zu einem wohlbedachten Erbe für unsere Nachkommen zählen könnte. Ich habe mich entschlossen, seit ich mit 75 Jahren aus dem Berufsleben ausgeschieden bin, genau darüber nachzudenken und alles sorgsam aufzuschreiben: Gott dem Vater Sohn und Heiligen Geist verdanke ich, in religiöser christlicher Umgebung aufgewachsen, reichlich Liebe Trost und Zuwendung gläubiger Menschen erfahren, und lebenslang in der Schicksalsgemeinschaft gläubiger Christen von der Verkündigung der frohen Botschaft durch Jesus Christus getragen zu sein. Was wäre aus mir geworden, wenn ich diesen Halt nicht gefunden hätte? Das bedeutet natürlich alles andere, als ein krisenfreies Glaubensleben. Von den Erschütterungen und frohen Stunden dieser Pilgerreise, berichte ich in meinen drei Büchern. Noch schreibe ich weitere Geschichten, und erzähle meine Erlebnisse über die Pilgerreise im Leben und nach meiner Pensionierung. Nachdem mir das Berufsleben geholfen hat, eine ökonomische Basis zu sichern, die mir den nötigen Freiraum und die erforderliche Unabhängigkeit bescherten, wollte ich über das Leben und dessen Gestaltungsspielräume mit anderen Menschen reden. Sozusagen ein Brückenbauer sein, der mit offenem Visier um sich schaut, und Weggefährten sucht, um mit ihnen zu leben und über das für uns Wichtige zu reden. Ich wollte auf der letzten Wegstrecke noch das tun, was mir zum Wohl der Mitmenschen, aufgrund eigener Fähigkeiten, sinnvoll und möglich erschien. Es brauchte aber Mut und Gottvertrauen, um am Ende der beruflichen Laufbahn, eine Depression zu überwinden, und den eigenen Weg zu finden, um mich zu Fragen unserer Existenz und Zielbestimmung als Menschen zu äußern. Grenzen galt es zu beachten, um nicht auf naheliegende gesellschaftliche Aufgaben auszuweichen, die mir den Raum zum Nachdenken genommen hätten. So kam ich dann dazu, von all dem zu erzählen, was mich in meinem Leben und nach meiner Pensionierung bewegte und beschäftigte. Es erscheint mir nach Jahren an der Zeit, mich auch zur Gestaltung des Lebens als Pensionär zu äußern. Es gibt sicher viele Modelle und Bewältigungsstrategien hierzu. Ich kann jedoch nur von meinem bisherigen Weg sprechen. Den Vortrag, den ich einmal zu Fragen des Übergangs in den Ruhestand zu Papier brachte, halte ich Ihnen sicher nicht, obwohl er sehr viele praktische Hinweise enthält. Meine Lebenserfahrungen, und die nach meiner Pensionierung gefundenen Lösungsansätze, erschienen mir viel hilfreicher zu ein. In meinen drei Büchern und in Beiträgen im Literaturblog und auf diversen Kanälen im Internet, erzähle ich bis heute davon, was mir im Leben und als Pensionär wichtig erschien, um der Freude, Dankbarkeit, und der Sorge um die Weitergabe des christlichen Glaubens Hoffens und Liebens mit allen meinen Kräften als Schriftsteller Gehör zu verschaffen. Bleiben sie in Frieden und im Trost Gottes auf allen Ihren Wegen.

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

Segen und Frieden

Wir halten ein in
unserem Lauf
innere Türen
gehen auf

Die ganze Welt
spaziert herein
sie darf bei uns
zu Hause sein

In Spuren von
erhabenen Werken
suchen wir den
Herrn auf Erden

Der Schöpfung
Tiefer Frieden
Weitet unser
Herz hienieden

Erde und Himmel
sich bewegen
Beim Freudentanz
In Gottes Segen

Dank Lob Ehre Herrlichkeit dem Vater Sohn und Heiligen Geist

Reisezeit

Möglicherweise sind auch Sie in diesen Tagen zu einem Reiseziel unterwegs, während andere Menschen es vorziehen, in heimischer Umgebung ihre Ferien zu genießen. Wir alle befinden uns ja stets auf Pilgerreise. Mit meiner Frau besuchte ich einige Tage Wien. Wir begegneten staunend der Kunst und den Zeugnissen aus der ehrwürdigen Tradition der Habsburger, in der sommerlich belebten Stadt und feierten zusammen mit den Zisterziensern vom Stift Heiligenkreuz im Wienerwald eine ergreifende Heilige Messe. Eine Reise, in der wir tief beeindruckt erleben durften, welche Spuren die reiche Geschichte Österreichs, durch Kunst und Glauben in dieser schönen Stadt bis auf den heutigen Tag hinterlassen hat. Eine solche Reise bedarf einer Vorbereitung: Wir vertrauen unseren Nachbarn üblicherweise einen Schlüssel an, mit der Bitte, während wir unterwegs sind, auf unser Anwesen zu achten. Selbstverständlich überprüfen wir auch vor der Abreise unsere Versicherungen, obwohl diese Maßnahmen uns nicht immer vor Schaden bewahren konnten. Wer kennt nicht die gemischten Gefühle beim Abschied, und beim Aufbruch ins Unbekannte. Sind wir doch, als Reisende oder Bodenständige, ständigen Veränderungen ausgesetzt, und immer wieder genötigt, das bewährte Alte und das über die Grenzen hinaus lockende Neue, mit einander zu versöhnen. Im Laufe der Jahre lehrt uns aber die Weisheit, dass wir, lebenslang unterwegs, obwohl wir stets weitere Kreise ziehen, danach trachten, uns in jeder neuen Umgebung wieder einzunisten, zu lieben, geliebt zu werden, zu geben und zu nehmen. Wir Christen wissen uns berufen, nicht nur über unser Reiseziel zu reden, sondern so gut wir es vermögen, unseren Vorbildern auch tatkräftig zu folgen.

Wer steht uns aber bei, wenn uns auf dem Weg ins unbekannte Neuland, ein wenig die Beine wackeln? Kennen wir doch das Anforderungsprofil für unseren Lebensweg: Gott sei Dank ist aber die Aufgabe, einander in Liebe anzunehmen und zu stützen keine Leistung, sondern ein Geschenk des Himmels, um das wir bitten können. Ist letztlich unser Herr Jesus selbst doch die beste Lebens- und Todesversicherung auf unserer Pilgerreise. Diese und ähnliche Fragen müssen mich bewegt haben, als mir eine Meditation geschenkt wurde, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte: Ich befand mich dabei genau in der Situation eines Pilgers, vor Antritt seiner Reise ins Unbekannte, und überlegte mir beim Abschied und Aufbruch, wem ich während unserer Abwesenheit den Schlüssel zu unserem Zuhause übergeben wollte. Mir war ohne Zögern sofort klar, dass ich unserem guten Herrn Jesu diesen wichtigen Schlüssel anvertrauen würde, denn bei IHM wäre ich absolut sicher, dass ER uns nicht betrügen, und über all unser Hab und Gut sorgsam wachen würde. Ich freute mich sogar sehr bei dem Gedanken, dass der HERR sich in unserer Wohnung, die ER uns einzurichten half, wohl fühlen könnte. Vielleicht würde IHM SEIN Bild, das von meinem Großvater geschnitzte Kreuz an der Wand, daneben das Bild SEINER Mutter, die IHN als Kind auf dem Arm trägt, und eine Ikone, die etwas vom Geheimnis SEINER ständigen Gegenwart bei uns erahnen lässt, erfreuen. Ist dies doch der mir vertraute Ort, vor dem ich manche Stunde verweile, lausche und bete. Natürlich wäre für diesen hohen Gast, in SEINEM Ferienhaus auf Erden, das Feinste und Schönste gerade gut genug. ER dürfte sogar den Hausschlüssel behalten, damit ER uns jederzeit besuchen könnte. Sollte der Herr es für nötig erachten, so dürfte ER sich sogar in meinen geliebten Sessel setzen, um sich ein wenig auszuruhen und bei uns wohlzufühlen.

Kehren wir aber nun zurück in die Realität des christlichen Alltags in unserer Pfarrgemeinde: Ein Priester aus Nigeria feierte mit einer Hand voll Betern, die Heilige Messe. Als Lektor leitete ich, dessen eingedenk, die Lesung mit den Worten ein: »Ich sehe unsere Kirche gefüllt mit vielen armen Menschen, die Gott so nötig haben, obwohl sie nicht bei uns sind. Nach der Heiligen Messe wagte ich es, die betrübte kleine Schar ein wenig zu trösten, und erzählte ihnen von meiner Meditation. Aber was geschah dann? Plötzlich lachten wir alle, der Priester und die wenigen Beter, aus tiefster Seele. ER, unser Herr, der bei uns wohnt, weiß wohl manchmal besser als wir, wann und wie wir IHN nötig haben. In der weltweiten Katholischen Kirche wird ja immer irgendwann und irgendwo gebetet. Der Meister hat uns ja auch zugesagt, dass ER immer dort ist, wo sich auch nur zwei oder drei in SEINEM Namen versammeln. Dem Nachfolger auf dem Stuhl Petri, dem der Herr die Schlüsselgewalt übergab, gilt ebenso die feste Zusage, dass die Pforten der Hölle SEINE Kirche bis zum Ende der Zeiten nicht zu überwältigen vermögen. Beten wir daher für Seinen Diener, unseren Papst Franziskus, der darum bittet: Der Herr möge ihn schützen, begleiten und ermutigen, damit er im HEILIGEN GEIST die Kirche Jesu Christi kraftvoll führe, um die Herzen der Gläubigen für die immerwährende Barmherzigkeit des Dreifaltigen Gottes zu öffnen.

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

Morgengebet

O Gott von dem
wir alles haben
wir danken DIR
für DEINE Gaben

DU speisest uns
weil Du uns liebst
o segne alles was
Du uns gibst

Wir bitten DICH
o Herr um alle
Gnaden die es
heute braucht

Um DICH und
alles was DU uns
heute gibst von
ganzem Herzen

Und mit allen
Kräften des Leibes
der Seele und des
Geistes zu lieben

Komm Heiliger
Geist und schenke
uns Dankbarkeit
und DEINE Liebe

Jetzt allezeit und
dereinst nach Gottes
Willen bei IHM
in SEINER Ewigkeit

Zeit und Ewigkeit

Lobgesang

Herr öffne unser
Schweigen DIR in
Worten anzuzeigen
wie alles in uns zu
DIR drängt weil es
DEINEN Namen kennt

Unendlicher DEIN
Name VATER SOHN
und GEIST DU lebst
im Herzen zierst die
Fahne die den Weg zum
Himmel weist

DEINER Fülle danken
wir der ganzen Schöpfung
reiche Zier DU HEILIGER
GEIST mit DEINEN

Gaben dring tief in
unsre Seelen ein und
bringe was wir sind
und haben das Viele
in das Eine ein

Dass Erde und
Himmel alle Werke
preisen Gottes Kraft
und Stärke im Glanze
der Dreifaltigkeit auf
Erden und in Ewigkeit

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

Stefan Zweig

Seit längerer Zeit begegne ich mit wachem Interesse dem literarischen Nachlass dieses sensiblen, sprachverliebten Schriftstellers, der mit einem weiten Herzen dem Leben Schönheit und Grauen ablauscht und in seinen Werken besingt. In einer kleinen Erzählung „Die Sorglosen“ ist seine Leidenschaft und Beobachtungsgabe fassbar mit der er die Sorglosigkeit eines teils der ewig Sorglosen, die sich im zweiten Jahr des entsetzlichen ersten Weltkrieges in St. Moritz vergnügten und allem Leid gegenüber abschotteten. Er überlässt es dem Leser seine eigene Antwort zu geben auf das namenlose Leid und Elend jener und jeder Zeit. Den je eigenen Weg zu suchen, um trotz gefühlter aber letztlich unwirksamer Trauer, den möglichen Funken aktiver Hilfe und Anteilnahme nicht zum verlöschen zu bringen. Aber auch, um in der Sorglosigkeit der Sorglosen, insofern es diesen wie beispielhaft gelingt, spielerisch ein Erleben der im Grunde von allen Menschen ersehnten Freude an der Gestaltung des Lebens ohne Mord und Totschlag vor zu führen.

Stefan Zweig, vermag nicht nur in seinen bekannten Novellen, wie beispielhaft der „Schachnovelle“ oder „Verwirrung der Gefühle etc“ sondern auch in seinen Essays „Europäische Erben“ uns ihm maßgeblich erscheinende Autoren in ihrer menschlichen und künstlerischen Entwicklung nahe zu bringen. Er nimmt insofern auch zu gesellschaftlichen Fragen seiner Zeit in einer bildhaften immer wieder ins Geistige vordringenden Sprache so Stellung, dass er dem Leser in einer stets überraschend neuen Weise, die Aufgabe eines der Humanität verpflichteten Dichters, der menschliche Größe und die Fähigkeit aufzeigt, selbst banalen Ereignissen Bedeutung zu verleihen. Er vermag auch den Lesern vor Augen zu führen, unter welch schwierigen Umständen es Literaten möglich wurde, trotz feindlicher Umweltbedingungen geistig zu überleben. Einen Weg zu finden, um an dem als gut, edel und recht Erkannten vorbildlich festzuhalten, dieses hohe Gut zu verteidigen und dieses geistige Gegengewicht gegen alle destruktiven Kräfte in lebendigem Austausch mit Gleichgesinnten am Leben zu erhalten. In Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam setzt sich Stefan Zweig mit dessen Aufstieg aus einer sich in der Kindheit verlierenden geringen Bedeutung mit Fleiß und Gelehrsamkeit, mit einem katholischen Priester und den bedeutendsten Humanisten seiner Zeit auseinander. Sein Freiheitsdrang und die bis zum Lebensende bewahrte Neigung, sich in allen Bereichen seines Lebens undogmatisch zu verhalten und Abhängigkeit in jeder Form zu vermeiden charakterisiert ihn besonders. Allen Versuchen, ihn politisch zu vereinnahmen, verstand er es sich effektiv zu entziehen. Stefan Zweig rühmt in Erasmus einen, dem Humanismus verpflichteten, mit profunden Kenntnissen ausgestatteten Experten seiner Zeit, dessen Rat auf allen Ebenen der Gesellschaft zunehmend gesucht wird. Mit seiner friedliebenden, auf Ausgleich und Überwindung von Gegensätzen zielenden Geisteshaltung, gerät Erasmus aber in zunehmende Gegnerschaft zu der, vom anderen führenden Exponenten Luther vertretenen Unbedingtheit in Glaubensfragen, die schließlich zu einem zwischen ihnen unversöhnlichen, öffentlich ausgetragenen Streit führt. Die zunehmend schonungsloser geführten Debatten, begleiteten die Auseinandersetzungen der Christen und führten zu Kirchenspaltungen mit anhaltenden, verheerenden Auswirkungen auf das kulturelle und gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen in Europa. Erasmus muss schließlich gegen Ende seines Lebens auf tragische Weise das Scheitern seiner humanistischen, auf Ausgleich gerichteten Bestrebungen und die fortwährenden, machtpolitisch motivierten, Auseinandersetzungen von Protestanten und Katholiken erleben. Die im Augsburger Religionsfrieden noch einmal im Sinne von Erasmus durch Melanchthon vorgeschlagenen, Lösungen, um zu einem Ausgleich der bestehenden Unterschiede in Glaubensfragen zu kommen, verfehlen jedoch die angestrebten Ziele. Obwohl sich in der Realpolitik schlussendlich die Machtpolitik Machiavellis behauptete, wird das erasmisch-humanistische Prinzip friedlicher Überwindung von Gegensätzen, wie ein nicht auszulöschender Menschheitstraum im politischen Alltag immer wieder beschworen. Es blieb mir. nach der Lektüre der mir zugängigen Schriften, ein schreckliches Rätsel, dass Stefan Zweig auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, sein Leben mit einem Freitod beendete, als er auf den ihm fremden, geistigen und sprachlichen Lebensraum, eine Sprachlosigkeit erlebte.

In seinem Roman „Ungeduld des Herzens“ berichtet Stefan Zweig in psychologisch einfühlsamer Sprache von der unerwarteten dramatischen Verwicklung eines in einer jüdischen Familie in Österreich unter strengen Erwartungen an den Aufbau eines bürgerlichen erfolgreichen Lebens, in Begegnungen mit Menschen und deren schwierigen Lebensgeschichten, die ihn mit Fragen des Mitgefühls und dessen Folgen konfrontieren. Im Milieu einer Kadettenanstalt und deren Prägung und Stellung in der Gesellschaft ausgesetzt, wird der Erzähler als junger Leutnant der k.u.k. Ulanen in eine gut bürgerliche sehr wohlhabende Familie eingeführt. Dort erfährt er das Wohlwollen der Familie, das ihm seine Kameraden fälschlicher Weise als eine gelungene Vorteilsnahme vorwerfen. Dort begegnet er bei einem Fest der Tochter des Hausherrn Edith deren Freundin und dem besorgten Vater. Edith ist erschüttert, als der Leutnant sie zum Tanz auffordert. Sie reagiert panisch erregt, denn diese zarte, verwöhnte und anspruchsvolle Person ist gelähmt und kann nur schwer mit Hilfe eines Stützkorsetts einige Schritte gehen. Der Leutnant ist seinerseits sehr erschüttert und entwickelt Schuldgefühle, die er wieder gut machen will. In nachfolgenden Kontakten steht er vor der Aufgabe sich mit der sensiblen Edith und deren Vater, der die sich anbahnende Beziehung mit Wohlwollen begleitet zu arrangieren. Noch kennt der Leutnant die Ursache der Krankheit und die Reaktion des Vaters nicht näher. Als seine Kameraden ihm vorwerfen, dass er in Abhängigkeit gerate stellt er seine Besuche kurzfristig ein und gerät in eine Entscheidungssituation getrieben von einem sich anbahnenden Mitgefühl. Die Patientin durchschaut seine Lüge zur Entschuldigung. Der behandelnde Arzt kommt ins Haus. In einem Gespräch bittet der sehr besorgte Vater, der schon viel Geld in die Heilung seiner Tochter investierte, den Leutnant, dass er versuchen solle im Kontakt mit dem Arzt zu klären, ob das Leiden seiner Tochter „heilbar“ sei. In einem längeren Gespräch erfährt der Leutnant, dass der Hausherr seine Frau durch Magenkrebs bei einer Operation verlor. In der Todesnacht habe der Arzt erfahren, welche Bewandtnis es mit dem zu Reichtum gelangten Ehemann habe. Dieser, ein Versicherungsagent, habe durch Zufall während einer Bahnfahrt ein Gespräch belauscht, aus dem er erfuhr, dass eine reiche Fürstin ihr Erbe an den gierigen Verwandten vorbei ihrer langjährigen Begleiterin vermachte. Der Agent habe es dann erreicht die Erbin so in Wohlwollen ihm gegenüber einzuhüllen, dass sie ihm ihr Erbe zu einem Drittel des zu erwartenden Kaufpreises vermachte. Er gerät in Konflikt mit seinem Handeln als er das weiter bestehende Vertrauen dieser Frau zu ihm erlebt und findet eine Lösung durch Ehe mit ihr, bis zu deren Tod. Einer glücklichen Ehe entspringt ein lebhaftes Kind, bis ihm auch Edith durch deren Krankheit zur ständigen Sorge wird. Er versucht alles, um die Heilung zu ermöglichen. In diesem Kontext kommt es zu einem längeren Austausch über Heilungsmöglichkeiten und den Standpunkt des Mediziners, dass er in solchen Fällen, er behandle mit allen ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten seit 5 Jahren die Edith, nie aufgebe unter dem Erfahrungswert, dass er nie wissen könne welche Methoden oder Mittel der Forschung er in die Hand bekommen könne, um deren Heilung einzuleiten. Derzeit mache er sich aber mehr Sorgen um den Vater, und dessen bedrohte Gesundheit, als um die kranke Tochter.

Es blieb mir, nach dem Studium der mir zugängigen Werke von Stefan Zweig ein schmerzliches Erlebnis, dass der von mir geschätzte Schriftsteller Stefan Zweig. der auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, sein Leben mit einem Freitod beendete, als er auf einem ihm fremden, geistigen und sprachlichen Lebensraum, seine Sprachlosigkeit erlebte. Ich hoffe sehr, dass er uns dennoch auch in unserer heutigen Zeit ermutigen könnte, in Wort und Tat für das menschliche Leben, zerstörerischen Kräften entgegenzutreten.

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