Schuld und Vergebung

Wir erleben in unseren Tagen, beim Reden und Handeln in der Öffentlichkeit, eine Verrohung der Sitten, die uns bedrückt. Dass wir Menschen, im Schutz der freien Meinungsäußerung, im öffentlichen Diskurs oder in der Begegnung mit Hilfs- und Ordnungskräften, respektlos mit einander umgehen, ohne dass ein Moderator wirkungsvoll eingreift. Es stellt sich die Frage: Darf das hohe Gut straffreier Meinungsfreiheit dazu führen, dass Beleidigung, Beschuldigung, Verletzung, Respektlosigkeit unter Mitmenschen erlaubt scheinen? Wo bleibt dann in unserer Gesellschaft eine Diskussion, über die vielfältige Schuld im Umgang mit einander? Wer kontrolliert zum Beispiel die Macht der Medien bei der Meinungsbildung? Das Schweigen vieler Menschen, kann sicher nicht als Zustimmung zum Fehlverhalten anderer im öffentlichen Diskurs gedeutet werden. Danken wir daher umso mehr den Medien und ihren Mitarbeitern, die sich gegen eine Verrohung der Sitten in unserem Land wehren, und uns mit ausgewogenen Berichten über gesellschaftliche, politische oder kirchliche Ereignisse informieren. Wir Christen leben mit unserem Volk und allen Menschen weltweit zusammen, und bitten im täglichen Herrengebet, eingedenk unserer Schuld, Gott zurecht um Vergebung, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben. Im Vertrauen auf SEINE barmherzige Liebe und erlösende Gnade, erwächst daraus immer wieder Mut. zum Bekenntnis unserer Schuld.

Sicher bin ich nicht der Einzige, der sich vor Gott als ein armer Sünder erlebt. Ich weiß auch, wie schwer es fällt, sich die eigene Schuld einzugestehen, und darüber zu reden. Die Kirche hat zu Recht einen Vertrauensbereich geschaffen, der es dem Pönitenten erlaubt, sein Herz zu öffnen. Mit Freimut gilt es daher auszudrücken, wie lieb und teuer mir im Laufe des Lebens dieses Bußsakrament geworden ist. Leider haben es die Umstände und Altersbeschwerden erschwert, regelmäßig am Herz-Jesu-Freitag, bei einem mir vertrauten Priester zu beichten. Umso mehr vermisse ich bei Gottesdiensten, das mir von Kindheit an vertraute „Confiteor“, das Stufengebet, in dem wir Gläubigen mit dem Priester zusammen vor Gott, der Gottesmutter und allen Heiligen bekennen, in Gedanken, Worten und Werken durch eigene Schuld Gutes unterlassen und Böses getan zu haben. Sind wir Christen eventuell auch vom Gift der Selbsterlösung infiziert, die Schuld immer bei anderen zu suchen, deren Fehler zu kritisieren, die Gesellschaft, Kirche oder Gott anzuklagen, um uns selbst frei zu sprechen? Wer sollte dann aber in der Lage sein, das ersehnte Paradies auf Erden für uns herzustellen? Lenken wir dadurch nicht nur davon ab, dass wir alle Sünder sind, und Gottes Erbarmen, SEINE Erlösung, und die gegenseitige Vergebung nötig haben. Also weiter so? Nein, tausendmal nein. Sprechen wir für alle Menschen in der Wirtschaft, den Medien, in Politik, der Kirche dem Bildungswesen und unseren Familien in der Hoffnung auf Vergebung unserer Schuld, das „Confiteor“ wie wir es zu Beginn jeder Heiligen Messe mit einander beteten: Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, der seligen allzeit reinen Jungfrau Maria, dem hl. Erzengel Michael, dem hl. Johannes dem Täufer, den heiligen Aposteln Petrus und Paulus, allen Heiligen, und Euch Brüdern und Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken, durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld. Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, den hl. Erzengel Michael, den hl. Johannes den Täufer, die heiligen Apostel Petrus und Paulus, alle Engel und Heiligen und Euch Brüder und Schwestern, für mich zu beten bei Gott unserem Herrn. Laden wir herzlich alle Menschen unserer globalen Familie und alle Christen ein, bei Gott Fürbitte für uns einzulegen, dass wir zur Einsicht in unser schuldhaftes Verhalten kommen und einander gegenseitig verzeihen.

Bitten wir Gott aber auch inständig, dass ERuns Kraft verleiht mitzuwirken, dass wir die guten Sitten pflegen, jedem das Gute gönnen, das Böse verzeihen und würdevoll mit einander umgehen. Wir haben ja allen Grund, Gott, dem Vater Sohn und Heiligen Geist, der Allerheiligsten ewigen, starken und gerechten Liebe, ohne Makel und Fehl zu danken. Und IHN den HEILIGSTEN für das Leben, SEIN Erbarmen, die Vergebung unserer Sünden und Schuld und die Wohnung in SEINER Kirche, dem Reich ewigen Friedens, zu rühmen und zu lobpreisen. Beten wir wie der Schächer am Kreuz: DU, über alles Geliebter Gott, Vater. Sohn und Heiliger Geist, bist nicht Schuld an dem Bösen in der Welt, das uns hindern könnte DICH zu verehren anzubeten und zu verherrlichen und DIR für alles Gute zu danken. Tröste uns o Vater mit dem Segenswort DEINES Sohnes am Kreuz zum Schächer: „Heute noch wirst Du bei mir im Paradies sein!“

Das Kreuz der Erlösung und Hoffnung

Bittgebet

O Gott unser Schöpfer
und Vater mit dem Sohn
unserem Herrn und dem
Heiligen Geist unserem

Tröster und Beistand
hilf uns glauben hoffen
bitten beten und aus
Deiner Liebe Leben

DIR danken für alles
was DU gibst weil DU
uns und was DU bist
in Zeit und Ewigkeit

Unendlich liebst sei
DU gelobt gepriesen
und gebenedeit auf
Erden und Himmel weit

Ds Kreuz

Jeder Mensch erfährt im Leben unausweichlich sein eigenes Kreuz. Wir Christen vertrauen aber darauf, dass uns der Herr in allen Nöten beisteht, und uns im Heiligen Geist hilft, die Last zu tragen. Vielleicht möchte Gott im Kreuz und Leid nur die Hoffnung auf Hilfe durch IHN zum Leben erwecken. Ich kann mir Gott unseren Herrn, der Seine Schöpfung für gut befindet, nur als „DEUS caritas est“ vorstellen. Mich erschreckt daher zutiefst, dass wir der Versuchung erliegen könnten, unser Kreuz, das uns mit Jesus Christus verbindet, zu verleugnen. Dies wäre das reine Entsetzen, ein Abweichen von Gottes Wegen, um anderen Götzen zu dienen. Wohin uns die Anbetung fremder Götter nach „unserem Bild und Gleichnis“ führen kann, das ist in unseren Tagen auf vielfache Weise zu beobachten. Scheint doch der Tanz ums goldene Kalb, die Verweltlichung und Abkehr der Menschen von Gott allgegenwärtig zu sein. Wir können das uns auferlegte Kreuz im Zerbrechen von Beziehungen, bei gegenseitiger Entwürdigung, in Leid, Elend und den Grenzen unserer Hilfen im Alltag, hautnah erleben. Wie wohl tut es dann, wenn Menschen bei einander wohnend, sich die Hand reichen, das Mögliche unternehmen, sich gegenseitig trösten, und Gott in unserer Not, um Hilfe und Erbarmen anrufen. Wie nötig ist im Leid auch ein tröstendes Wort, die bergende Hand oder ein verständnisvolles Schweigen. Dass auf diese Weise manchmal ein Stück Himmel auf Erden, aufleuchten kann, durfte ich in der Arbeit als Psychotherapeut und in vielen Begegnungen mit Menschen erfahren.

Einander beim Lasttragen zu helfen, ist aber für uns Christen noch nicht die ganze Wahrheit. Denn aus allem Scheitern und Leiden erwächst immer wieder neue Hoffnung, Vertrauen und Liebe zu einander, und zu Gott unserem Vater. Er vermag in uns Barmherzigkeit, Mitleid und Hilfsbereitschaft zu erwecken, deren es bedarf, um Sein Reich des Friedens aufzubauen. Unser Herr und Meister Jesus Christus geht uns auf diesem Weg voran, und lehrt uns, IHM vertrauensvoll, mit unserem Kreuz zu folgen. Dabei kann es jedoch geschehen, dass, wir manchmal mehr unser eigenes und nicht so sehr Jesu und Gottes Leid sehen und beklagen. Wer aber vermag ermessen, was unser Herr an physischer Gewalt bei Seiner Kreuzigung, und durch die Ablehnung Seiner Liebe und Sendung, für uns gelitten hat? Wie sehr muss Gott, unser Vater, menschlich gesprochen, immer wieder leiden, wenn wir IHM die kalte Schulter zeigen, als müssten wir einen Störenfried aus unserem Leben beseitigen. Gott aber lässt trotz allem nicht ab von Seiner Liebe. Mit offenen Armen geht er immer wieder auf uns zu, oder trägt uns, wie verirrte Schafe, auf Seinen Schultern ins Reich des Friedens zurück. Das Kreuz und Leid in unserem Leben erinnert uns immer wieder daran, wie nötig wir den Herrgott brauchen. Lassen wir daher vom göttlichen Winzer die ungeordneten Strebungen in uns beschneiden, damit der wahre Gott, der Gegenwärtige, uns im Kreuz und der Auferstehung Seines Sohnes begegnen, und im Heiligen Geist trösten, beleben und stärken kann. Aller Willkür und dem Spott ausgeliefert, fragt uns der Herr vom Kreuz herab, ist einer da, der Mitleid mit mir hat. Ich sage: Ja mein Herr und mein Gott „adsum“. Es hat mich immer erschüttert, wenn Menschen DIR o Gott die kalte Schulter zeigten und einander Leid zufügten. Herr erbarme DICH meiner, erbarme Dich unser. Wie von fern höre ich die Worte „heute noch wirst Du mit mir im Paradiese sein“. Lassen wir Kreuzträger diese tröstenden Worte Jesu tief in unsere geschundenen Herzen dringen.

Das Kreuz der Erlösung und Hoffnung

Dornbusch

Jegliches Bild von DIR, HERR, das mich hindern könnte, DEINE je neue Wahrheit, Schönheit und Gestalt Raum zu lassen, muss in der Begegnung mit DIR am Dornbusch wie Zunder verbrennen. Ich ziehe die Schuhe aus, verstumme und beuge mich tief in den von DIR gewährten heiligen Augenblick. Dank quillt aus offenem Herzen und Hoffnung, DICH immer wieder neu erfahren zu dürfen, und DEINEM liebenden Blick Stand zu halten. Wenn DU, der ewig Heilige und Gegenwärtige Halt gewährst, weichen Bilder und Gedanken über DICH, denn ich bin DEIN und DD bist mein. Unser Leben mit DIR am Dornbusch, HERR, ist dann wie Karfreitag und Ostersonntag zugleich: Jeden Augenblick stirbt, was wir nicht sind und neues Leben feiert Auferstehung. Ja, HERR, DU überragst alles Geschaffene unendlich und birgst uns in DEINER wunderbaren Unfassbarkeit und Nähe. Mein ganzes Leben, alle Höhen und Tiefen halte ich DIR zum Dank und Opfer hin. Es ist mein Lied und DEIN Klang, unser Gesang; die Musik in allem Sein, DU im brennenden Dornbusch von den Toten wahrhaft Auferstandener.

Hoch gelobt sei ohne End das hochheilige Sakrament

Ein neuer Weg

Als ich gegen Ende des Jahres 1969 entschied, das Studium der Theologie zu beenden, konnte ich noch nicht sicher erkennen, wie es danach weiter gehen sollte. Bisher hatte ich als Spätberufener nach dem Abitur, mehrere Semester Philosophie und Theologie mit dem Ziel, Priester zu werden studiert, und stand vor den ersten Weihen. Obwohl ich damals, wegen der wirtschaftlichen Lage im Baugewerbe nicht damit rechnen konnte, bald einen befriedigenden Arbeitsplatz zu finden, sah ich im Versuch, in den früheren Beruf als Baukaufmann, zurück zu kehren, die einzige realistische Chance. Schweren Herzens fuhr ich einige Tage über Weihnachten nach Hause, um noch einmal über meinen künftigen Weg nachzudenken, bevor ich im neuen Jahr wieder nach Münster fahren würde, um mich an der Universität zu exmatrikulieren. Was dieser schwierigen Entscheidung voraus ging, habe ich ausführlich in der Erzählung „Entscheidung in Münster“ beschrieben. Aber wie so oft in meinem Leben, half mir in dieser unübersichtlichen Lage, ohne mein ersichtliches Zutun, ein gütiges Geschick wieder weiter:

Etwas nachdenklich und besorgt, stand ich nach Neujahr auf dem Bahnsteig in Basel, um in den Zug nach Münster umzusteigen. An den Waggons vorbei schlendernd, erblickte ich am Fenster eines leeren Abteils, eine hübsche Frau. Mein Interesse an ihr war sofort geweckt, und es gelang mir, einen freien Platz gegenüber dieser blonden Dame einzunehmen. Ich hatte mich nicht getäuscht: Vor mir saß eine sorgsam gepflegte, sympathische junge Frau, die hin und wieder von ihrer Lektüre aufsah, und mir ein freundliches Lächeln schenkte. Ich kann mich, als wäre es gestern gewesen, noch genau an diese erste Begegnung erinnern: Mir gegenüber saß eine attraktive, von der Sonne gebräunte Frau, mit sportlicher Kurzhaarfrisur. Sie trug einen roten Rollkragenpulli, einen farblich darauf abgestimmten, rotkarierten Schottenrock, und passende Stiefel. Eine kleine Weile verlor ich mich schweigend, im Anblick dieser anmutigen, hübschen Erscheinung. Durch ihr einladendes, freundliches Wesen ermutigt, wagte ich es dann zu fragen, ob sie mit einer Unterhaltung einverstanden wäre? Sie stimmte lächelnd zu, und wir befanden uns kurz danach in einem anregenden Gespräch: Ich erfuhr zu meiner Freude, dass sie nach einem Winterurlaub in der Schweiz, nach Münster unterwegs sei, um dort ihr Medizin-Studium fortzusetzen. Etwas Schöneres hätte mir in der gegebenen Situation nicht passieren können. Sie schien angenehm berührt zu sein, als sie hörte, dass ich ebenfalls nach Münster reiste. Meine Stimmung hellte sich zu zusehend auf, denn ich bemerkte, wie mich der Charme der hübschen Frau verführte, mich von der vermeintlich besten Seite zu zeigen. Beim Rückblick auf die anregende Unterhaltung während der Fahrt, will es mir aber gerechter Weise erscheinen, als ob ich mehr geredet hätte, als sie. Die Stunden vergingen jedenfalls wie im Fluge. Sie erzählte von ihren Ski-Ferien zusammen mit ihrer Familie, und ich sprach von den Weihnachtsferien in Rheinfelden und dem Studium der Theologie in Münster. Meine persönliche Situation, dass ich mich zum Ende des Wintersemesters an der Universität exmatrikulieren werde, blieb aber vorerst noch ungeklärt. Was wir einander darüber hinaus während dieser angenehmen Unterhaltung auf der Reise nach Münster zu erzählen hatten, vermag ich nicht mehr zu erinnern. Viel zu sehr war ich mit der Frage befasst, wie ich meine Reisebegleiterin dafür gewinnen konnte, uns in Münster wieder zu begegnen. Ich freute mich daher sehr, als sie ohne lange zu zögern bereit war, eine Einladung anzunehmen, uns in der Vorlesung über Psychoanalyse bei Professor Dr.med. Winkler wieder zu sehen. Wir saßen auch alsbald neben einander in der besagten Vorlesung. Der von mir sehr geschätzte Professor, musste sich von da an mit meiner geteilten Aufmerksamkeit bei seinen Vorträgen begnügen, denn es blieb nicht bei einem gemeinsamen ersten Besuch seiner Vorlesungen.

Welch ein seltsames Geschick hatte uns zum rechten Zeitpunkt zusammengeführt? Meine Entscheidung, das Theologiestudium zu beenden war gefallen, und jetzt, da ich dabei war, mein Leben neu zu planen, lernte ich diese hübsche Frau kennen. Dass sie mich über die übliche Nähe zu einer zufälligen Bekanntschaft hinaus interessierte, wurde mir eines Tages sehr bewusst: Am Prinzipalmarkt in Münster stehend, um den Karnevalsumzug zu beobachten, sah ich unvermutet am gegenüber liegendem Straßenrand eine hübsche blonde Frau, die meiner Bekannten erstaunlich ähnlichsah. Sie hatte sich zudem bei einem Manne eingehängt. An der Bitterkeit und Wut, die ich in diesem Augenblick bemerkte, konnte ich ermessen, wie viel sie mir schon bedeutete, denn sonst hätte ich nicht so eifersüchtig und enttäuscht reagiert. Den Stein, der mir vom Herzen fiel, hätten Sie, liebe Leser plumpsen gehört, als sie mir in einem nachfolgenden Gespräch glaubhaft versicherte, dass ich mich getäuscht hatte. Von da an nutzte ich jede sich bietende Gelegenheit, um mit meiner Bekannten zusammen zu sein. Sie bewohnte ein kleines, nach ihrem Geschmack eingerichtetes Appartement, durch das ich mich veranlasst sah, mein schlichtes Studentenzimmer aufzugeben, um auch ihr ein angenehmes Ambiente anbieten zu können. So erfüllte ich Ihren Herzenswunsch, gelegentlich bei mir vor einem offenen Kamin zu speisen und zu plaudern. In den vertraulichen Gesprächen konnte ich in den folgenden Monaten über meine schwierige Lage, die mit dem bevorstehenden Ende des Theologiestudiums entstand, ausführlich reden. Ihrem freundschaftlichen Zuspruch hatte ich es zu verdanken, dass in mir der Mut und die Hoffnung wachsen konnten, einen Studienwechsel zu erwägen.

Für mich stand bald fest, dass ich, wenn überhaupt, nur Klinische Psychologie studieren würde, von der ich mir im Beruf eine gewisse Nähe zur ehemaligen Ausrichtung als Theologe versprach. Ich gestehe gern, dass meine damalige Freundin wesentlich zur Entscheidung beitrug, noch einmal ein Studium zu beginnen. Sie erkannte, dass ich in dem bisherigen Examen, meine Befähigung zu wissenschaftlichem Arbeiten nachgewiesen hatte, sodass ich mit Studienförderung rechnen durfte, um dann zusammen mit den restlichen eigenen Mitteln, ein Studium finanzieren zu können. Da aber mein bisheriges Studium geisteswissenschaftlich ausgerichtet war, und mit der Klinischen Psychologie ein naturwissenschaftliches Studium folgte, war es ungewiss, ob ich den neuen Anforderungen gewachsen war. Daher stand für mich fest, dass ich nur bei einem guten Ergebnis im Vordiplom, in Psychologie weiter studieren würde. Nach diesen Vorüberlegungen war ich dazu bereit, einen Studienwechsel zu wagen. Zum Ende des Wintersemesters 1969/70 beendete ich mit der Exmatrikulation das bisherige Theologiestudium, und begann ab dem Sommersemester 1970 das Studium der Klinischen Psychologie an der Westfälischen Wilhelmsuniversität in Münster.

Ich freue mich darauf, Ihnen liebe Leser, in einem folgenden Beitrag von den Begegnungen und Erfahrungen mit Menschen während des Psychologie-Studiums und dem Leben in Münster erzählen zu dürfen.

Adventsbetrachtung

Im Namen des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes. Freut Euch Ihr Christen, freuet Euch sehr, bald ist uns nahe der Herr, so singen wir im Advent. Aber was bedeutet dieses „bald“ im Advent unseres Lebens? Wir hoffen immer in sehnsuchtsvoller Erwartung, dass der Herr uns in SEINER Gnade begegnet, und SEIN Erlösungswerk an uns vollzieht. Dass ER uns mit allem was wir sind und Haben, mit allen Menschen und Geschöpfen, mit dem Papst und der Kirche, in SEIN Netzwerk auf Erden beruft, um allen armen, gottbedürftigen und gottfernen Menschen, in SEINEM Reich des Friedens Recht zu verschaffen. Denn der Herr Jesus Christus, Gottes Sohn, dessen Geburt wir bald feiern, wurde aus der ewigen Liebe unseres Vaters und Schöpfers in die Welt gesandt, damit wir Menschen und alle Kreaturen nicht verloren gehen. Jesus, der Menschensohn, wird aber kein Kind bleiben, sondern im Ratschluss Gottes, SEIN ganzes Leben auf Erden im Tod am Kreuz und in der Auferstehung, zur Sühne für die Sünden der Menschen opfern, um nach der Himmelfahrt im Heiligen Geist, bis ER wieder kommt, unter uns zu sein. Bald werden auch wir, der Erlösung eingedenk, dieses einmalige Ereignis der Versöhnung von Himmel und Erde in der Geburt des Gottessohnes wieder feiern.
In SEINER Kirche, auferbaut aus dem Evangelium, den Aposteln, dem Papst und allen Gläubigen,, ist der Vater, der Sohn und Heilige Geist, in SEINEM Reich des Friedens und der Gerechtigkeit unter uns gegenwärtig. Im Leben jedes Christen und in der Gemeinschaft im Glauben, offenbart sich das adventliche Sehnen nach der Begegnung mit dem Herrn als der Gnade Gottes. In Einheit des Glaubens Hoffens und Liebens mit Papst, der Kirche und allen Gläubigen, feiern wir, in den Sakramenten die Gegenwart des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes unter uns. Welch ein Trost für die bedrängten Seelen, welch eine Bestätigung des tiefsten Verlangens, dass es inmitten aller Bedrängnisse, Versöhnung mit Gott, und Gerechtigkeit unter den Menschen und Geschöpfen gibt. Möge uns der über alles geliebte Vater, der Sohn und der Heilige Geist machtvoll zur Seite stehen, dass wir Menschen im Vertrauen auf IHN, einander Recht verschaffen, damit sich Gottes Liebe und Ordnung in und unter uns entfalten kann. Lassen wir uns nicht entmutigen durch die Macht des Bösen, und tragen wir mit Gebet und Hilfen dazu bei, die Last von Kreuz und Leid gemeinsam zu schultern. Wir Alten dürfen hinzufügen, dass es sich nicht lohnt, angesichts der begrenzten Lebenszeit, einander Schaden zuzufügen. Dass es vielmehr dem Gemeinwohl dient, und Lebensfreude bereitet, alle Kräfte und Gaben die uns Gott gegeben hat, einzusetzen, damit SEIN Reich der Wahrheit Gerechtigkeit und des Friedens, schon jetzt auf Erden zum Wohl aller Menschen und Kreaturen sichtbar werde. Denn schon bald, wird sich nach dem Advent unseres Lebens, mit dem Urteil über unsere Handlungen auf Erden, der Vorhang zur ewigen Gegenwart Gottes öffnen. Und GOTT der Wahre und Einzige, der Vater Sohn und Heilige Geist, wird sich uns als der Gerechte, Barmherzige, Allerheiligste, Herrlichste und Liebenswerteste zu erkennen geben, um SEINEN Söhnen und Töchtern im ewigen Frieden nahe zu sein. Der endgültige Sieg Jesu Christi, über das satanisch Böse und den Tod in der Geschichte der Menschen und Kirche, wird sich nach Gottes Ratschluss, dann in einer ewig neuen Schöpfung allen Lebens, im Himmelreich behaupten. Freut Euch Ihr Christen, freuet Euch sehr, schon ist nahe der Herr!

Licht in Dunkelheit

Spuren des Glaubens

Franz nannte man mich. Ich trage den Namen meines Vaters und ich trage ihn stolz. Mit meinem Vater verbindet mich die Liebe zu seiner Herkunft, zu Bayern, das ich erst zu einer späteren Zeit erwanderte. Es war ergreifend all die Wege zu gehen, die mein Vater liebte. Wir sind bei einem Berggottesdienst: Die Männer stehen, wie meine Kusine behauptet, gut in der Tracht. Sie tragen feste Schuhe, ihre Stutzen, Gemsbärte an den Hüten. Breite ledernen Riemen tragen die, im Lauf der Zeit durch Gebrauch veredelten Lederhosen. Die Dirndl haben sich fein gemacht. Jede ein Individuum und doch, in der ihnen lieben Tracht, eingebunden in ihre Tradition. Der Priester, ergriffen von der stillen Macht der Berge und grünen Wiesen, kann sich vor Begeisterung kaum an den liturgischen Text halten. Er empfiehlt uns seine Heimat und die Berge, als den nicht nur ihm zugewiesenen schönen Platz auf Erden. Seine Worte gehen zu Herzen, als wäre er ein Reiseführer Gottes, um mit einem schelmischen Lächeln darauf zu verweisen, dass nach dem Gottesdienst „Hendel und eine Maß“ beim Dorfwirt unten im Tal, auf uns warteten. Nach der Heiligen Messe saßen wir, wie empfohlen, bei einem gastfreundlichen Wirt, in gemütlicher Runde an einfachen Tischen. Es bereitete mir aber noch Mühe, ein ganzes Hendel zu verzehren und dazu eine Maß Bier zu stemmen. Ich fühlte mich aber dennoch wie zu Hause, obwohl sich mir erst in späteren Jahren auf Reisen mit meiner Familie die Heimat meines Vaters erschloss. Ich brauchte ebenso einige Zeit bis ich begriff, dass mir meine Eltern den Ehrennamen eines großen Heiligen gaben. Hat doch der Heilige Franz zu seiner Zeit Gott, den Menschen und Geschöpfen gedient, und einst in frommer Einfalt die Weihnachtsgeschichte nachvollzogen. Einen Vornamen, den auch mein Vater und Kaiser trugen.

Ich kann mich zwar nicht an meine eigene Taufe erinnern. Umso vertrauter ist mir der Ort an dem ich getauft wurde, die Erstkommunion. Es ist die St. Josefskirche in Rheinfelden (Baden). Die Seele weitet sich, wenn ich an meine geliebte Heimatstadt denke, der ich später einige Jahre als Stadtrat dienen durfte. Mittelpunkt des geistlichen Lebens war die St. Josefskirche. Ich kenne sie inn- und auswendig, nicht einmal die Risse in der Decke, die sie im Laufe der Geschichte erleiden musste, sind mir unbekannt. Wie oft bin ich in der kleinen Marienkapelle neben dem Hochalter gekniet. Die Gottesmutter ist meine Zeugin, dass ich ihr alles vortrug, was mein Herz erlitt und erfreute. Eingebettet in das Geheimnis der göttlich-menschlichen Familie „Jesus, Maria, Josef“ wurden mir die göttlichen Heilspläne eingetauft, ja eingebrannt. Pfarrer Dold hat mich in die Gemeinschaft mit der katholischen Kirche aufgenommen. Wenn ich heute oft das Kreuzzeichen mache, bin ich tief betroffen von den Geheimnissen, die mich mit meiner Kirche verbinden. Jesus, der menschgewordene Gottessohn, hat mich in der Taufe wissen lassen, dass ich in meinem Leben ihm und seiner segnenden Hand nie entgleiten könne. Könige wurden gesalbt, um sie in ihre Aufgaben einzuführen. Ich danke Dir, Mutter Kirche, für den Chrisam den ich von Pfarrer Dold empfing. Unter den Schutz Mariens gestellt in SEINE Kirche, die weltweit geöffnet ist. Und Du Herr hast es nicht versäumt, die Liebe und Geborgenheit von Nazaret bis zu Deinem 12. Lebensjahr anzunehmen. In St. Josef wurde ich eingeführt in die großen Geheimnisse und Traditionen der katholischen Kirche. Alle Priester, die später in diesem Gotteshaus mit uns die Eucharistie feierten, sind mir besonders vertraut. In mir klingen sie nach diese Stunden, in denen uns der Herr sehr nahe erschien. Wenn ich heute ans Klavier sitze und das „heilig heilig heilig“ der Schubert-Messe intoniere, oder wenn ich nachvollziehe, dass auch heute noch mit mir die Christen “vor dem Allerheiligsten im Staub liegen“, dann ist immer hohe Zeit.

Zu Hause in der Familie, war es vor allem meine Großmutter, die mit ihrer stillen Frömmigkeit vermittelte, dass ihr der Glaube Lebenselixier war. Sie betete oft und fromm den Rosenkranz, spendete mir zur Nacht Weihwasser und ihren Segen, und las oft in der Heiligen Schrift. Was mir – vielleicht würden es moderne Theologen wenig respektvoll abtun- geheimnisvoll blieb und bleiben muss: Sie trug auf dem Herzen unter ihrem Mieder in Tuch eingeschlagen ein „Skapulier – irgend eine fromme Schrift“, die ihr viel bedeutete. Ich stellte respektvoll nie Fragen hierzu. Dieses Geheimnis sollte meine Großmutter für sich behalten dürfen. Der Rosenkranz blieb mir erhalten. Er liegt unter meinem Kopfkissen und begleitet mich durch mein ganzes Leben. Ich kann nicht einschlafen, auch wenn es sehr spät wurde, ohne „ein Gesätz“ zu beten, um das fort zu setzen, was meiner Großmutter viel bedeutete.

Pfarrer Dold und seine Vikare, bereiteten mich und meine Freunde und die Mädchen auf die erste Heilige Kommunion gewissenhaft vor. sDann kam de große Tag: Die Stadtmusik mit feierlicher Musik voraus, zogen wir in einer Schleife vom nahe gelegenen Kindergarten zur St. Josefskirche, deren Glocken uns schon von weit her begrüßten. Wir nahmen unsere Ehrenplätze ein. Die Kerzen wurden vor uns hingestellt. Es ist mit Worten kaum auszudrücken, was mich bewegte, als ich zum ersten Mal im Verlauf des Gottesdienstes erleben durfte, dass der Unendliche, Mensch geworden, der Herr, der am Kreuz endete und wahrhaft vom Tod auferstand, in Gestalt der schlichten Hostie zu mir kommen, und sich wie ein Stückchen Brot von mir verzehren lassen wollte. Es war der Anfang eines gemeinsamen Weges mit Christus. Und wie oft durfte ich mich durch IHN stärken lassen. Wie oft kniete ich auch unerkannt vor dem Allerheiligsten bei einem Kirchgang und feierte das Gotteslob vor ausgesetztem Allerheiligsten.

Die Predigten bei den sonntäglichen Gottesdiensten setzte die Einweihung in die Glaubensgeheimnisse fort. Wir ließen es uns auch nicht nehmen, im Dritten Reich, als wir hinein gezogen wurden, um an den damaligen Ritualen, den Sportfesten und den Standortapellen teilzunehmen und den „Führerreden“ im Turnsaal der Schule zu lauschen, unseren Glauben zu bezeugen. Wir zogen auch andächtig bei der Fronleichnamsprozession durch die Straßen der Stadt und stellten uns bei den mit Blumen geschmückten Altären auf, um dem Evangelium zu lauschen und den Segen mit der Monstranz zu empfangen. In St. Josef wurde ich auch gefirmt und für die anstehenden Kämpfe und Auseinandersetzungen mit dem Zeitgeist vorbereitet. So gewappnet, blieb mir immer klar, wer der eigentliche Herr der Geschichte war. Das Gebot, Du sollst den Herrn Deinen Gott lieben aus Deiner ganzen Seele aus Deinem ganzen Gemüt und mit allen Deinen Kräften, wurde mir tief, sehr tief eingeritzt in mein ganzes Wesen. Unter den Vikaren möchte ich besondern einen hervorheben, der einer marianischen Kongregation nahestand und uns besonders anregte, uns nicht grenzenlos an den vorherrschenden Zeitgeist anzupassen. Der andere: Unser Vikar Hemmerle, der spätere Bischof von Achen, der mit einem kindlichen Humor ausgestattet, mit brillianter Intelligenz begabt, eine Vorliebe entwickelte, Worte aus ihrem Sinnzusammenhang heraus zu lösen und zu verdrehen. Der geneigte Leser mag sich vorstellen, wie es dem damaligen „Kirchenvolk“ zumute war, als Hemmerle in einer tiefschürfenden theologischen Fastenbetrachtung vom Herrn erzählte, der „in Kesseln gefettet“ war. Ein befreiendes österliches Lachen platzte mitten in die ernste Angelegenheit von Jesu Leiden. Das Bild dieses Bischofs, dem ich Später als Theologe zu Füßen saß, ziert meinen Schreibtisch. Ich halte oft Zwiesprache mit dem auf diesem Bild von seiner schweren Krankheit gezeichneten Seelenfreund.

Dank Lob Ehre Herrlichkeit dem Vater Sohn und Heiligen Geist

Stefan Zweig

Seit längerer Zeit begegne ich mit wachem Interesse dem literarischen Nachlass dieses sensiblen, sprachverliebten Schriftstellers, der mit einem weiten Herzen dem Leben Schönheit und Grauen ablauscht und in seinen Werken besingt. In einer kleinen Erzählung „Die Sorglosen“ ist seine Leidenschaft und Beobachtungsgabe fassbar mit der er die Sorglosigkeit eines teils der ewig Sorglosen, die sich im zweiten Jahr des entsetzlichen ersten Weltkrieges in St. Moritz vergnügten und allem Leid gegenüber abschotteten. Er überlässt es dem Leser seine eigene Antwort zu geben auf das namenlose Leid und Elend jener und jeder Zeit. Den je eigenen Weg zu suchen, um trotz gefühlter aber letztlich unwirksamer Trauer, den möglichen Funken aktiver Hilfe und Anteilnahme nicht zum verlöschen zu bringen. Aber auch, um in der Sorglosigkeit der Sorglosen, insofern es diesen wie beispielhaft gelingt, spielerisch ein Erleben der im Grunde von allen Menschen ersehnten Freude an der Gestaltung des Lebens ohne Mord und Totschlag vor zu führen,

Stefan Zweig, vermag nicht nur in seinen bekannten Novellen, wie beispielhaft der „Schachnovelle“ oder „Verwirrung der Gefühle etc“ sondern auch in seinen Essays „Europäische Erben“ uns ihm maßgeblich erscheinende Autoren in ihrer menschlichen und künstlerischen Entwicklung nahe zu bringen. Er nimmt insofern auch zu gesellschaftlichen Fragen seiner Zeit in einer bildhaften immer wieder ins Geistige vordringenden Sprache so Stellung, dass er dem Leser in einer stets überraschend neuen Weise, die Aufgabe eines der Humanität verpflichteten Dichters, der menschliche Größe und die Fähigkeit aufzeigt, selbst banalen Ereignissen Bedeutung zu verleihen. Er vermag auch den Lesern vor Augen zu führen, unter welch schwierigen Umständen es Literaten möglich wurde, trotz feindlicher Umweltbedingungen geistig zu überleben. Einen Weg zu finden, um an dem als gut, edel und recht Erkannten vorbildlich festzuhalten, dieses hohe Gut zu verteidigen und dieses geistige Gegengewicht gegen alle destruktiven Kräfte in lebendigem Austausch mit Gleichgesinnten am Leben zu erhalten. In Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam setzt sich Stefan Zweig mit dessen Aufstieg aus einer sich in der Kindheit verlierenden geringen Bedeutung mit Fleiß und Gelehrsamkeit, mit einem katholischen Priester und den bedeutendsten Humanisten seiner Zeit auseinander. Sein Freiheitsdrang und die bis zum Lebensende bewahrte Neigung, sich in allen Bereichen seines Lebens undogmatisch zu verhalten und Abhängigkeit in jeder Form zu vermeiden charakterisiert ihn besonders. Allen Versuchen, ihn politisch zu vereinnahmen, verstand er es sich effektiv zu entziehen. Stefan Zweig rühmt in Erasmus einen, dem Humanismus verpflichteten, mit profunden Kenntnissen ausgestatteten Experten seiner Zeit, dessen Rat auf allen Ebenen der Gesellschaft zunehmend gesucht wird. Mit seiner friedliebenden, auf Ausgleich und Überwindung von Gegensätzen zielenden Geisteshaltung, gerät Erasmus aber in zunehmende Gegnerschaft zu der, vom anderen führenden Exponenten Luther vertretenen Unbedingtheit in Glaubensfragen, die schließlich zu einem zwischen ihnen unversöhnlichen, öffentlich ausgetragenen Streit führt. Die zunehmend schonungsloser geführten Debatten, begleiteten die Auseinandersetzungen der Christen und führten zu Kirchenspaltungen mit anhaltenden, verheerenden Auswirkungen auf das kulturelle und gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen in Europa. Erasmus muss schließlich gegen Ende seines Lebens auf tragische Weise das Scheitern seiner humanistischen, auf Ausgleich gerichteten Bestrebungen und die fortwährenden, machtpolitisch motivierten, Auseinandersetzungen von Protestanten und Katholiken erleben. Die im Augsburger Religionsfrieden noch einmal im Sinne von Erasmus durch Melanchthon vorgeschlagenen, Lösungen, um zu einem Ausgleich der bestehenden Unterschiede in Glaubensfragen zu kommen, verfehlen jedoch die angestrebten Ziele. Obwohl sich in der Realpolitik schlussendlich die Machtpolitik Machiavellis behauptete, wird das erasmisch-humanistische Prinzip friedlicher Überwindung von Gegensätzen, wie ein nicht auszulöschender Menschheitstraum im politischen Alltag immer wieder beschworen.

In seinem Roman „Ungeduld des Herzens“ berichtet Stefan Zweig in psychologisch einfühlsamer Sprache von der unerwarteten dramatischen Verwicklung eines in einer jüdischen Familie in Österreich unter strengen Erwartungen an den Aufbau eines bürgerlichen erfolgreichen Lebens, in Begegnungen mit Menschen und deren schwierigen Lebensgeschichten, die ihn mit Fragen des Mitgefühls und dessen Folgen konfrontieren. Im Milieu einer Kadettenanstalt und deren Prägung und Stellung in der Gesellschaft ausgesetzt, wird der Erzähler als junger Leutnant der k.u.k. Ulanen in eine gut bürgerliche sehr wohlhabende Familie eingeführt. Dort erfährt er das Wohlwollen der Familie, das ihm seine Kameraden fälschlicher Weise als eine gelungene Vorteilsnahme vorwerfen. Dort begegnet er bei einem Fest der Tochter des Hausherrn Edith deren Freundin und dem besorgten Vater. Edith ist erschüttert, als der Leutnant sie zum Tanz auffordert. Sie reagiert panisch erregt, denn diese zarte, verwöhnte und anspruchsvolle Person ist gelähmt und kann nur schwer mit Hilfe eines Stützkorsetts einige Schritte gehen. Der Leutnant ist seinerseits sehr erschüttert und entwickelt Schuldgefühle, die er wieder gut machen will. In nachfolgenden Kontakten steht er vor der Aufgabe sich mit der sensiblen Edith und deren Vater, der die sich anbahnende Beziehung mit Wohlwollen begleitet zu arrangieren. Noch kennt der Leutnant die Ursache der Krankheit und die Reaktion des Vaters nicht näher. Als seine Kameraden ihm vorwerfen, dass er in Abhängigkeit gerate stellt er seine Besuche kurzfristig ein und gerät in eine Entscheidungssituation getrieben von einem sich anbahnenden Mitgefühl. Die Patientin durchschaut seine Lüge zur Entschuldigung. Der behandelnde Arzt kommt ins Haus. In einem Gespräch bittet der sehr besorgte Vater, der schon viel Geld in die Heilung seiner Tochter investierte, den Leutnant, dass er versuchen solle im Kontakt mit dem Arzt zu klären, ob das Leiden seiner Tochter „heilbar“ sei. In einem längeren Gespräch erfährt der Leutnant, dass der Hausherr seine Frau durch Magenkrebs bei einer Operation verlor. In der Todesnacht habe der Arzt erfahren, welche Bewandtnis es mit dem zu Reichtum gelangten Ehemann habe. Dieser, ein Versicherungsagent, habe durch Zufall während einer Bahnfahrt ein Gespräch belauscht, aus dem er erfuhr, dass eine reiche Fürstin ihr Erbe an den gierigen Verwandten vorbei ihrer langjährigen Begleiterin vermachte. Der Agent habe es dann erreicht die Erbin so in Wohlwollen ihm gegenüber einzuhüllen, dass sie ihm ihr Erbe zu einem Drittel des zu erwartenden Kaufpreises vermachte. Er gerät in Konflikt mit seinem Handeln als er das weiter bestehende Vertrauen dieser Frau zu ihm erlebt und findet eine Lösung durch Ehe mit ihr, bis zu deren Tod. Einer glücklichen Ehe entspringt ein lebhaftes Kind, bis ihm auch Edith durch deren Krankheit zur ständigen Sorge wird. Er versucht alles, um die Heilung zu ermöglichen. In diesem Kontext kommt es zu einem längeren Austausch über Heilungsmöglichkeiten und den Standpunkt des Mediziners, dass er in solchen Fällen, er behandle mit allen ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, seit 5 Jahren die Edith, nie aufgebe unter dem Erfahrungswert, dass er nie wissen könne welche Methoden oder Mittel der Forschung er in die Hand bekommen könne, um deren Heilung einzuleiten. Derzeit mache er sich aber mehr Sorgen um den Vater, und dessen bedrohte Gesundheit, als um die kranke Tochter.

Es blieb mir, nach dem Studium der mir zugängigen Werke von Stefan Zweig ein schmerzliches Erlebnis, dass der von mir geschätzte Schriftsteller Stefan Zweig. der auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, sein Leben mit einem Freitod beendete, als er in einem ihm fremden, geistigen und sprachlichen Lebensraum, seine Sprachlosigkeit erlebte. Ich hoffe sehr, dass er uns dennoch auch in unserer heutigen Zeit ermutigen könnte, in Wort und Tat für das menschliche Leben, zerstörerischen Kräften entgegenzutreten.

Die Liebe

Die Liebe ist eine
Himmelsmacht
sie wirkt bei Tage
und bei Nacht

Sie liebt das Große
und das Kleine das
Deine und das Meine

Sie schützt im Wirken
und Gestalten die
Jungen und die Alten

Ihr sind die Töne Worte
Zeit und Ewigkeit und
das Erhabene geweiht

Alle Suchenden und
Frommen sollen in
ihren Himmel kommen

Die Auferstehung der ewigen Liebe.
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