Dem Heiligen Geist

Innige Freude und Dankbarkeit drängt sich aus einer meditativen Stille ins Wort. Im Anfang war das Wort und es wirkt in unser aller Leben in Zeit und Ewigkeit. Es ist der unfassbare und zugleich wirkmächtigste Geist Gottes, der Heilige Geist, von dem ich zu reden wage. Wir können nur SEINE Wirkungen erkennen. ER weht wo und wann ER will. Alles ist aber durch IHN belebt. Der Heilige Geist erneuert, drängt, bestärkt, durchwaltet uns Menschen und alles Geschaffene um es nach Gottes Willen in Form zu bringen. In der Stille der Seele und im Handeln, fast unmerklich, wirkt diese kraftvolle Stimme, die unsere Herzen und den Verstand in alle Wahrheit einführt, und unsere schöpferischen Kräfte zum Dienst an einander in unserer Zeit ausrichtet. Es ist der Geist, der uns als Einzelne befähigt, das Wohl des Ganzen im Blick zu behalten. Der Heilige Geist der uns in der Liebe vereint und Standfestigkeit im Leben verleiht. ER vermag unser Vertrauen auf Gottes Wort und die Hoffnung auf ein ewiges Leben zu bestärken. Der Heilige Geist möge mir verzeihen, dass ich SEIN lebendiges Wirken in meinem und unser aller Leben in Zeit und Ewigkeit so spät gewürdigt habe. Uns allen wünsche ich die Fülle SEINER Gaben.

Gott befohlen.

Euer Franz

Komm Heiliger Geist

 

Das Berger-Haus

Der Frühling hält seinen Einzug. Ich werde aufmerksam für alles, was in mir und um mich herum geschieht: Bäume und Büsche beginnen zu Grünen. Winterlinge,  Schlüsselblumen  und Kirschblüten sind aus dem Winterschlaf erwacht. Für eine Weile überlasse ich mich in wärmender Sonne den Kinderstimmen auf dem nahe gelegenen Spielplatz.  Wie an einer Perlenkette aufgereiht, tauchen Bilder und Erinnerungen auf, die mich in die eigene Kindheit zurückführen: Zum Greifen nahe, steht der unter seinem tief gezogenen Dach Schutz bietende Bauernhof meiner Verwandten auf dem Hotzenwald vor mir. Leuchtende Blumen und üppiges Gemüse im Vorgarten kommen in den Blick. Ich vernehme, wie früher in der Sonntagsruhe, das beruhigende Gackern der Hühner, die den Hof zufrieden pickend umkreisen und ab und zu einen stolzen Hahnenschrei. Vor dem Haus steht wie eh und je der Brunnen, Tag und Nacht mit beruhigendem Plätschern verbindend.

Von Rheinfelden nach Säckingen mit dem Zug war mir das Terrain, von gelegentlichen Kaffee-Besuchen mit der Mutter bekannt. Dort stieg ich dann mit kleinem Gepäck –meine Mutter hatte die nötigen Kleidungsstücke schon per Post zum Versand gebracht- in einen großen „gelben Postomnibus“. In immer neuen Kehren gewannen wir, den Eggberg hinauf rasch an Höhe, ließen die Rheinebene weit unter uns und näherten uns über Rickenbach der Endstation Hetzlemühle, kurz vor Herrischried. Dort stieg ich mit meinem kleinen Rucksack aus, um zu Fuß der Landstraße entlang nach Giersbach zu wandern. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. So konnte ich es mit nur wenig schlechtem Gewissen wagen, meine erste Zigarette zu rauchen. Aus unerfindlichen Gründen hatte ich zu Hause eine Packung „Eckstein“ ergattert und Streichhölzer eingesteckt. In Erwartung des bevorstehenden „Genusses“ entnahm ich der Packung eine Zigarette, klopfte sie an einem Ende glatt, wie ich es bei Männern gesehen hatte, und zündete sie mit nun dokumentierter Männlichkeit an. Gelegentlich stäubte ich die Asche bei leicht gestrecktem Arm seitlich ab und genoss diese Geste in vollen Zügen. Nach einer halbstündigen geruhsamen Wanderung, gab ein letztes kurzes Waldstück den Blick auf mein neues Domizil Giersbach mit der kleinen Kapelle am Ortseingang und dem kurzen Wegstück links der Straße, das zum Berger-Haus führte, frei.

Dort standen direkt neben dem kleinen Brunnen vor dem Haus meine Verwandten zum Empfang bereit: Die Bergermutter mit ihrem rotbackigem, freundlichen Gesicht, den weißen zu einem Zopf nach hinten gekämmten Haaren, der großen Schürze, und ihren von der Arbeit etwas schrundigen Händen. Hinter ihr unter der Haustür, der untersetzte Bergervater, der etwas verlegen und nervös an seinem buschigen Schnurrbart zupfte. Daneben Alfons, der jüngste Sohn, der damals, bereits gemustert, sehnlichst auf seinen Stellungsbefehl wartete. Mit aufmunternden Worten geleitete mich die Familie in die Stube, die nun für längere Zeit Ort gemeinsamer Mahlzeiten und wichtige Begegnungsstätte mit den Verwandten und deren Freunde werden sollte. Mir fielen die Photos des gefallenen Sohnes Josef und des mittleren Sohnes Fridolin in ihren schmucken Wehrmachtsuniformen auf. Ich bekam das Haus gezeigt, den Schlafraum der Berger-Eltern, neben der Stube, das Zimmer Fridolins neben dem Eingang und mein Schlafzimmer, das ich mit Alfons zusammen im Obergeschoß teilte. Alfons machte mich wohlwollend darauf aufmerksam, dass die dort neben den Speckseiten hängenden kleinen Rauchwürste, ganz hervorragend schmeckten. Nach den ersten viel versprechenden Eindrücken fiel ich am Abend unter dem monotonen Rauschen des Brunnens in einen erquickenden Schlaf.

Wir schauen uns nun im Berger-Haus um, das nach langer Zeit in meiner Fantasie ein wenig verändert wirkt. Gerade dadurch bewahrt es seinen ihm eigenen Charakter, den ich als zwölfjähriger Knabe schon intuitiv erfasste, heute aber, in zeitlichem Abstand, viel intensiver wahrnehmen kann. Ein herber Duft aus Stallungen, Scheune und Wirtschaftsräumen erfüllt das Gehöft. Bis in die Kleidung dringt dieser „Hotzen-Weihrauch“ und kennzeichnet unverwechselbar die Herkunft der Bewohner. Da ist sie wieder, die geräumige Bauernstube, hell, freundlich. Die Sonne scheint durch die gemütlichen Fenster mit den von der Bergermutter sorgsam gepflegten, rot leuchtenden Geranien. Im Herrgottswinkel steht der weiß gescheuerte Tisch mit einer Eckbank und kräftigen Bauernstühlen. Das Kreuz, hinter dem Tisch erhöht, mit stets frischen Blumen versehen, schmückt den Raum. Durch die nordöstlichen Fenster kann man den Turm und die Umrisse der kleinen Kapelle von Giersbach erkennen, deren Glocken zum Kirchgang laden und mit hellem Klang Mittag und Abend ankündigen. Übers Eck, der Küche zu gelegen, steht eine dreistufige aus dunkelgrünen Kacheln gebaute Kunst. Sie gibt in den langen, kalten Wintern, behagliche Wärme ab und lädt zu Gesprächen ein. Zwei mit Geschirr prall gefüllte Kommoden, auf denen Photos der Angehörigen sorgfältig aufgebaut sind, ergänzen die Einrichtung. In Türnähe hängt die alte Wanduhr. Täglich vom Berger-Vater mit scharrendem Geräusch bedächtig aufgezogen, füllt ihr beruhigendes Ticken bis zum nächsten Stundenschlag den Raum.

Wir befinden uns nun im kleinen Flur, in dem die pusierlichen Katzen nach einem lockenden „Zi-Zi-Bus-Bus“ von der Berger-Mutter gefüttert werden. Die lehmgestampfte Küche mit dem niederen holzbeheizten Herd, dem Backofen, der zugleich die Kunst erwärmt, einem Bord für das einfache Geschirr, dem gescheuerten Küchentisch mit Stühlen, zur Westseite mit einem Spülstein und dem „Seperator“, ausgestattet, ist das Reich der Hausfrau. Als Junge hatte ich eine Technik entwickelt, die es mir erlaubte, mich für die Arbeit am Seperator gleich selbst zu entlohnen: Ich beugte mich hinter den von Hand zu bedienenden Seperator und trank, direkt aus der Abflussleitung, den von der Magermilch geschiedenen Rahm in genüsslichen Zügen. In dieser Küche fiel mir das besondere Verhalten der Schweine auf: Ich kam zur Erkenntnis, dass Schweine, entgegen der allgemeinen Erwartung, recht kluge Tiere sein müssten. Beim Ausmisten ihres Stalles wurden sie gewöhnlich in die Küche getrieben. Sie wehrten sich aber vehement, wenn der Metzger zur Vorbereitung der Hauschlachtung in der Küche hantierte, als ob sie ihr bevorstehendes Ende ahnten. Nun nähern wir uns den an die Küche angrenzenden Stallungen mit den endlos wiederkäuenden Kühen, Ochsen, Rindern, Kälbchen. Sie werden von der angrenzenden Scheune aus mit Futter versorgt, und in der Stallung getränkt. Hier lernte ich die Tiere zu füttern, zu tränken, den Stall auszumisten, die Kühe zu melken und geschickt ihren dauer-wedelnden, oft feucht triefenden Schwänzen auszuweichen.

Mein besonderes Interesse galt dem südlich an die Stube und das Schlafzimmer der Berger-Eltern angrenzenden Werk-Raum. Hier ließ sich alles finden, was ein Jungen-Herz interessierte: Werkzeuge, Maschinenteile, ein Dengelstock, die Werkbank und unzählige Ersatzteile. Ein Bastelparadies! Von da aus gelangen wir mit wenigen Schritten in die geräumige Scheune mit den diversen Wagen, dem Zaunzeug, den Mähmaschinen, Heuwendern, dem Heuaufzug und Häcksler. Hier riecht es nach frisch geschnittenem Gras, Heu, und Kartoffeln. Zwei Erlebnisse blieben besonders haften: Bei der Heuernte durfte ich einen Wagen laden. Das relativ langstielige Heu erlaubte es, den Wagen sehr breit zu auszuladen. Ich drückte nun die Gabel des Heuaufzuges beim Abladen kräftig in Längsrichtung des Wagens ein, in der Erwartung, eine besonders große Heumenge aufziehen zu können. Zu meinem großen Schrecken hob sich aber das Heu nicht, als ich den Aufzug bediente. Anstelle dessen knarrte es über mir im Gebälk verdächtig, und die Seilwinde zog das Deckengebälk in die Höhe. Was tun? Ich könnte versuchen das Heu wieder abzulassen. Und siehe da: Nicht das Heu sondern das Gebälk über mir, auf dem die Seilwinde befestigt war, senkte sich zu meiner Beruhigung wieder in die Ausgangslage. Die zweite Geschichte handelt von einer zweirädrigen Mähmaschine, die wie ein Pflug geführt wird und vorn mit einem breiten Messerbalken versehen ist. Gelegentlich wurde sie, um Treibstoff zu sparen, mit größeren Rädern ausgestattet. Ich legte beherzt den Gang ein, ließ wie bei kleineren Rädern die Kupplung los, doch oh Schreck! Die Maschine schoss mit doppelter Geschwindigkeit aus der Scheune, zog den überraschten Steuermann hinter sich her und kam an einem hölzernen Telefonmasten, in den sich die Zinken des Messerbalgens tief einbohrten, endlich zum Stillstand.

Unter dem breit ausladenden Dach des Bauernhauses wird Holz für die kalte Jahreszeit gespeichert. Auch Kaninchen finden darunter in ihren Ställen Platz. Neben dem Haus befindet sich ein großer eingezäunter, von der Berger-Mutter gehegter, besonderer Gemüsegarten, eine „Bünte“, in dem auch Beerensträucher gezogen werden. Wie in einem Film reihen sich in meiner Vorstellung die Bilder aus der Zeit meines zweijährigen Aufenthaltes auf dem Hotzenwald im Wechsel der Jahreszeiten aneinander. Nur die Sonn- und Feiertage unterbrechen diesen Rhythmus. Am Morgen geht es mit den Hühnern aus den Federn. Die Glocke der Kappelle erinnert an die Mittagszeit und lässt mit hellem Ton den Tag in die Nachtruhe ausklingen. Dann übernimmt der Brunnen vor dem Haus die Aufgabe, den Jungen von damals in den Schlaf und die Träume zu wiegen.

Wir befinden uns in den Kriegsjahren 1942-44: Ein Sohn der Bergerfamilie war schon im Felde geblieben. Die Bergermutter versorgte mit Hingabe die beiden anderen Söhne mit Feldpostbriefen und Päckchen. Mir blieb es vorbehalten, die des vorgeschriebenen Gewichtes wegen an einander gereihten 100 Gramm Päckchen zur Post nach Herrischried zu tragen. Die Bergermutter trauerte sehr, um ihren Ältesten, den Josef. Um den Verlauf des Kriegsgeschehens zu verfolgen, hörten wir oft verbotener Weise den Schweizer-Radiosender Beromünster. Der Bergervater schulterte jeden Tag seine Krücke oder den Besen, zog die Mütze auf, die ihn als Straßenwärter kenntlich machte, und zog stolz aus dem Haus, um seinen Dienst zu versehen. Die meisten Männer sind mitten im zweiten Weltkrieg im Feld. Frauen, Mütter alte Männer und heranwachsende Jugendliche füllen die entstandenen Lücken, und sorgen für das Nötigste. Auch mein Vater ist im Krieg. In der Stadt sind die Lebensmittel knapp, sodass ich nach dem Tod meiner Großmutter das Angebot, bei meinen Verwandten auf dem Hotzenwald für zwei Jahre auf dem Bauernhof zu wohnen, gerne annahm. Mit annähernd 12 Jahren fühlte ich mich damals sehr erwachsen. Es war zwar traurig, die Mutter und den jüngeren Bruder Hans in der Stadt zurückzulassen. Die Erwartungen und Spannung auf das, was es in der neuen Umgebung zu entdecken geben könnte, überwogen aber.

Alfons  wurde in allen Bereichen der Landwirtschaft mein bestaunenswerter Lehrmeister, ansonsten nahm mich die Bergermutter liebevoll unter ihre Fittiche, so dass kaum Langeweile aufkommen konnte. Ich lernte rasch den Umgang mit dem Vieh im Stall, das immer, auch an Wochenenden, versorgt sein wollte. Die Wetterlage im Jahreskreislauf wies uns die Aufgaben zu, die ausgeführt werden mussten. Im Frühjahr und Herbst wurden die Felder gedüngt: Stolz thronte ich auf dem Jauchefass und half den Mist auf den Feldern zu verteilen. Ich begleitete Alfons beim Pflügen, Eggen und Säen, lernte mit der Sense umzugehen, ging mit ihm zu den Waldarbeiten, half im Sommer und Herbst beim Mähen, bei der Heu- und Kartoffelernte, beim Einholen der Frucht. Im Winter wurden Reparaturen am Haus vorgenommen und Geräte instand gesetzt. Gelegentlich durfte ich den Bergervater begleiten, wenn Straßen in seinem Bereich ausgebessert und geteert wurden. In strengen Wintern mussten Räumkommandos bei Tag und Nacht einen kleinen Weg durch meterhohe Schneewechten frei schaufeln. Es blieb aber ausreichend Zeit, um sich in der Stube auf der Kunst zu wärmen, mit den Katzen zu spielen und den spannenden Geschichten der Bauern und Bäuerinnen zu lauschen, die oft zu Besuch kamen. Ohne es recht zu bemerken, wurde so aus einem Stadtkind ein rechter Bauernjunge. Ich ging einen langen Weg von Giersbach nach Kleinherrischwand zur Schule und war in einer gemischten Klasse mit Buben und Mädchen zusammen. Das Lernen viel nicht schwer, so dass ich mich gut zu behaupten verstand. Dies umso mehr, als wir als Lehrerin eine hübsche, freundliche Elsässerin hatten, in die ich mich jungenhaft verliebte.

Viele dankenswerte Erinnerungen an das  Berger Haus, die kleine Kapelle in Giersbach und das Landleben auf dem Hotzenwald sind mir in den Jahren nach dem Tod der Berger-Eltern als kostbare Erinnerungen geblieben.

Lobpreis Gottes

 

 

 

Das Herz der Welt

Einem geistlichen “Lesebuch“ gibt Urs von Balthasar den Titel „Das Herz der Welt“ und es hält, was es verspricht. Ich habe während einer stationären Behandlung dieses Werk zum wiederholten Male gelesen. Für den Dienst der Ärzte und des Pflegepersonals im Krankenhaus danke ich diesen, für die spirituellen Anregungen in seinem Buch, Urs von Balthasar. Hier folgen nun einige Gedanken als Impuls zum Thema Herz-Liebe-Gott:

Wenn ein kleines Kind die zärtliche Berührung seiner Mutter spürt, öffnet es die Hand, und greift, als ob es darauf gewartet hätte, nach deren Fingern. Wir Erwachsenen bedürfen auch lebenslang liebender Zuwendung und wissen genau, was geschehen kann, wenn sie ausbleibt: In der Folge leidvoller Erfahrungen sehen wir in der Realität und in den Medien Proteste, erhobene Fäuste, Hass und Gewalt bis auf den heutigen Tag. Was aber ist der sichere Weg, damit Fäuste sich lösen, Menschen einander die Hände reichen, und   „Schwerter sich in Pflugscharen verwandeln können?“

Unser himmlischer Vater, der dreifaltige Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, der wie Papst Franziskus unermüdlich betont, die Liebe ist, hat uns Menschen nach SEINEM Bild und Gleichnis die Liebe ins „Herz“ gebrannt, auf die unsere  Brüder und Schwestern, die Welt und Schöpfung sehnsüchtig warten. Wir sollen einander als Zeugen Gottes diese Liebe reichlich schenken.

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

Dankgebet

O Gott mein
ganzes Leben
verdank ich
DEINEM Segen

Reich hast DU
den Tisch gedeckt
die Erinnerung
auferweckt

In DEINEM Tempel
unserem Haus
geh ich täglich
ein und aus

DEINE Gaben
was ich bin
halte ich DIR
zum Heile hin

Hoch gelobt sei ohne End das hochheilige Sakrament

Dankbarkeit

Wer hörte nicht als Kind die wohl gemeinten Worte der Eltern, dass es sich gezieme, für Gaben und Geschenke dankbar zu sein. Obwohl uns als Jugendliche manchmal, derartige Aufforderungen störten, lernten wir die Bedeutung der Dankbarkeit zu schätzen. Behält sie doch als ein verinnerlichter Anspruch zeitlebens ihre Gültigkeit. Im Dank erheben wir uns über ein reines Konsumentendasein, und bringen uns in eine persönliche Beziehung zu einander, zu den Dingen, der Natur, und entdecken den Reichtum der ganzen Schöpfung. In dieser Offenheit für alles kann es geschehen, dass wir unvermutet berührt und betroffen. den Geschenkcharakter unseres ganzen Daseins bemerken. Wir erfahren uns dann einbezogen in ein vielfältiges Netzwerk dynamischer Daseinsbezüge, in denen die einzelnen Begegnungen Bedeutung und Verbindlichkeit für uns gewinnen. Hier herrscht nicht mehr der reine Zufall. Alles kann immer wieder unmittelbar neu und lebendig erlebt werden. Im Laufe des Lebens gewinnen wir so immer mehr ein Gespür für die Fülle der uns begegnenden Ereignisse. Langweile kann da schwerlich aufkommen. Vom ersten Sonnenstrahl bis zur einbrechenden Dunkelheit und hinein in die Traumwelt der Nachtruhe, ziehen vielfältige Bilder an uns vorbei. Manchmal halten wir überrascht inne, wenn uns ein Ereignis ob seiner Bedeutung anspricht. Achten wir auf einmal besonders auf das Spiel der Kinder, dann können wir leicht erkennen, mit welcher Neugier sie dabei sind, sich mit ihrer Umwelt spielerisch auseinanderzusetzen. Ich erinnere mich an die eigene Jugend: Wie roch das frische Gras so angenehm, wenn wir auf der kleinen Wiese in der Nähe des Elternhauses herum tollten. Handwerker, wie der Schmied, der der seinen Gesellen den Takt vorgab, wenn sie das glühende Stück Eisen in Form brachten, oder die Hufe der Pferde beschlugen, der Sattler, Maler, Blechner, oder Schuster, die in ihren Werkstätten hantierten, zogen uns Kinder magisch an. Wie Kletten hingen wir an den Handwerkern, die sich in unserer Nähe zu schaffen machten. Welche Kinderseligkeit begleitete unser Spiel, wenn es uns gelang, zur Winterszeit den ersten Schnee zu begrüßen, mit steif gefrorenen Hosen eine Eisbahn auf der Strasse herzustellen, um vergnügt zu schlittern, oder im Licht der Straßenlaterne, die herunter zitternden Schneeflocken mit der Zunge aufzufangen. Ein alter Kinderwagen verwandelte sich unter unseren Händen zu einem Auto, ein alter Motorradseitenwagen zu einem Boot. Alle Gegenstände die wir vorfanden, wurden auf Brauchbarkeit getestet, und für gut befunden, unser Spiel zu bereichern. Metzger, Bäcker und Lebensmittelhändler gehörten zu unseren Freunden, denn dort fiel immer wieder eine Kleinigkeit zu naschen für uns ab. In den Küchen und Wohnungen unserer Nachbarn waren wir stets willkommen.

In der Schule und im kulturellen Leben unserer Stadt kam es zu unvergesslichen Begegnungen und reichlich Angeboten für unsere unersättliche Neugierde. So wurden wir zunehmend mit dem gesellschaftlichen und kirchlichen Leben unserer Gemeinde  vertraut, in der wir uns im Laufe der Jahre beruflich und nach unseren Neigungen bei Sport, Tanz, Musikveranstaltungen und kommunalen Aufgaben einbrachten. Es bedurfte noch keiner Reflexion. Wie ein Schwamm nahmen wir all die vielfältigen Anregungen auf, die uns in der Summe das Gefühl der Geborgenheit und Zugehörigkeit in einem Gemeinwesen vermittelten. Im Grunde hat sich Jahr um Jahr der Erfahrungshintergrund auch im weiteren Leben stetig erweitert. Auf dem Weg zum Abitur wurden dann die Grundlagen gelegt, die es ermöglichten, am geistigen. kulturellen und geistlichen Leben in unserem Land auch bei wechselnden Wohnsitzen und Aufgaben zu partizipieren und in Beruf und Familie und Gemeinwesen Verantwortung mit zu übernehmen. Ich hatte das Glück noch im höheren Lebensalter über den zweiten Bildungsweg zu studieren, um die Voraussetzungen zu einem beruflich erfolgreichen Leben zu schaffen. Weit davon entfernt, dies alles nur meinem persönlichen Können und Einsatz zuzuschreiben, erlebe ich auf der letzten Wegstrecke meines Lebens eine solche Fülle an Hilfen und glücklichen Umständen, dass ich mit tiefer Dankbarkeit auf all dies zurückschaue. Manchmal ging es mir wie den Jüngern von Emmaus, deren Herz jubelte, als ihnen der Herr die Schrift erklärte. Wie viel gute Worte waren und sind es bis zum heutigen Tag, die ich über die Literatur und die Kontakte zu den Mitmenschen oder in meinem Glaubensleben, als tröstliche und bestärkende Erfahrungen geschenkt bekam. Ich kann offen gestanden, die Fülle dieses Segens nicht fassen, und in meinen Texten nur ein wenig andeuten. Und noch ist dieser Weg nicht zu Ende, aber Grund genug, dankbar für diese Segensfülle zurückzuschauen. Manchmal öffnete mir die Betrachtung eines Ereignisses so den Raum, als ob es Grund und Anlass gäbe, die ganze Welt in Ordnung zu finden. Wer kennt nicht die Situation, im Kontakt mit einem Mitmenschen, von dem man sich verstanden fühlen konnte. als ob auch gleichzeitig, die ganze Umgebung, in das Licht dieses Ereignisses einbezogen schien. Die Jünger des Herrn kannten solche Augenblicke wohl auch, als sie vor Glück trunken, IHM vorschlugen drei Hütten bauen zu wollen. Wer ist aber im Leben nur auf Rosen gebettet? Die Realität des Alltags beginnt bereit in der Kindheit. Es besteht die Aufgabe, sich mit den Eltern und den eigenen Geschwistern zu arrangieren. Manche Träne fließt, wenn die eigenen Wünsche sich nicht immer erfüllen. Die unterschiedlichen Interessen verlangen nach einem Ausgleich. Wünsche sind oft nicht zu erfüllen, Wut und Trauer stellen sich dann als Begleiter ein. Mit Beginn der Adoleszenz setzt bereits eine Ablösung von den Eltern ein. Wie oft wird dann den anderen Beteiligten die eigene Schuld zugeschoben. Geben und Nehmen will gelernt sein, und bleibt eine lebenslange Aufgabe. Die ersten Erfahrungen stellen sich ein, dass nicht alle Anstrengungen zum gewünschten Ziel führen. Herb können dann die Reaktionen ausfallen. Nicht nur die kleinen Kinder weinen ungeniert, wenn sie ihre Ziele verfehlen. Auch wir Heranwachsenden erleben Enttäuschungen und sind gekränkt, wenn wir uns unverstanden fühlen. Die eigene Familie ist tatsächlich die erste Arena, in der unterschiedliche Ansichten und die beteiligten Konflikte offen zutage treten.

Oft treten dann Freunde in die Bresche und sind bereit, die Sorgen und Nöte zu verstehen. Ein längerer Prozess der Auseinandersetzung mit der eigenen Familie beginnt. Sind wir doch mit der Geburt unabdingbar in eine Herkunft hinein gestellt, in eine Umgebung, eine Gesellschaft, in die religiösen und normativen Ansprüche einer Volksgemeinschaft. All dies können wir uns nicht aussuchen. Wir finden diesen Grund und Boden unseres Daseins vor, und haben die Aufgabe, den eigenen Standort in diesem Geflecht zu suchen. Spätestens an dieser Nahtstelle persönlicher Entwicklung, können erste Anzeichen der eigenen Grenzen und Todeserfahrungen sich einstellen. Verluste nahestehender Menschen durch den Tod lösen schmerzliche Trauer aus. Ebenso sind und Enttäuschungen über die Tatsache, selbst gesteckte Ziele nicht zu erreichen zu verarbeiten, Schuldzuschreibungen müssen zurückgenommen werden. Nähe und Abstand zu den eigenen Eltern und zu anderen Menschen erfordern ständige Korrekturen. All diese Erfahrungen sind von starken Gefühlen begleitet. Es braucht einen langen Prozess, um immer wieder einen Ausgleich zwischen den eigenen und den Interessen der anderen Menschen herzustellen.

Mit dem Eintritt in das Berufsleben stellen sich zusätzliche neue Aufgaben. Es gilt den eigenen Leistungsanspruch zu erkennen und in einem ständigen Lernprozess, die gesteckten Ziele zu verfolgen. Auch hier sind wieder Grenzen gesetzt, Erfolge und Misserfolge zu verarbeiten. Es tauchen Fragen auf, wie hoch der eigene Anteil an den Problemen anzusetzen ist, und wann Schweigen oder Reden geboten ist. Erste herbe Erfahrungen mit inneren und äußeren Konflikten stellen sich bei der Aufgabe ein, eigene Lebensziele zu realisieren. Mit der Partnersuche, Gründung der eigenen Familie, Geburt der Kinder, sind neue Herausforderungen gegeben: Die Bestimmung des familiären Gleichgewichtes im  Spannungsfeld der Erziehung der Kinder und dem Partner bei der Gestaltung des Wohnraumes und des Berufsalltages steht an. Die Betreuung der alternden Eltern, deren Krankheit und Tod, stellen der Machbarkeit eine absolute Grenze. Mit zunehmendem Alter tritt auch, bedingt durch eigene Krankheit, die Trennung von den Kindern, die Aufgabe zur Gestaltung des Lebens auf der letzten Wegstrecke zutage. Die Trennung vom eigenen Berufsleben mit Erreichung der Altersgrenze, erfordert eine Anpassung an die dann noch vorhandenen physischen und psychischen Voraussetzungen zur Gestaltung der verbleibenden Lebenszeit. Von Geburt bis zu dem unausweichlichen eigenen Ende des Lebens, ist ein stetige Auseinandersetzung mit eigenen Grenzen gegeben. Die sie begleitenden Gefühle wie Angst, Sorge und  Depression, können dann nicht mehr anderen Menschen angelastet, oder auf mögliche Schuldige projiziert werden. Sie sind als begleitende Umstände des eigenen Lebens und Sterbens anzusehen.  Spätestens zu dieser Zeit tauchen ernste religiöse Fragen, die das ganze Leben begleiteten, nach dem Sinn allen Lebens auch der Trauer und des eigenen Kummers auf. Wie kann eine Versöhnung mit all dem geschehen? Mir scheint, dass nicht nur die Dankbarkeit für die Lebensfülle, sondern auch die Dankbarkeit für alle sie begleitenden Gefühle und Gefühlszustände hierzu gehört. Können wir uns doch weder für alle depressiven Erfahrungen allein schuldig sprechen, noch alle positiven Gefühlen uns selbst zusprechen. Was immer unsere Erfahrungen übersteig und trägt, davon wollte ich andeutungsweise sprechen, ist letztlich Gottes Werk. Als ich mich dieser Erkenntnis näherte, hatte ich einen Aphorismus der “Gabe” im Herzen und auf der Zunge, der lautet: „Groß ist die Not, der Tod und ein Leben im Segen“. Mörike hat das, was ich auszudrücken versuchte, auf seine Weise wie folgt gesagt:

Herr schicke was DU willst
ein Liebes oder Leides ich
bin vergnügt dass beides
aus deinen Händen quillt

Wollest mit Freuden
und wollest mit Leiden
mich nicht überschütten
doch in der Mitten
liegt holdes Bescheiden

Ewige Liebe bewahre und tröste und stärke uns

 

 

 

 

 

Das Geheimnis

Im ärmsten und
im reichsten
Kleid bringt
es Freude in
die Zeit

Es erhebt den
Augenblick aus
Armut hin zu
ewigem Glück

In Liedern
Worten und
Gestalten
bleibe es uns
erhalten

Heilig heilig heili heilig ist der Herr

Abschied

Grausam hast Du
Bruder Tod mir mein
Lieb genommen
drob bin ich in herbe
Not und bitteren
Schmerz gekommen

Kummer quält nicht
mehr so sehr Du Lieb
lebst ja im Frieden
Du bist mir nah Dein
Grab ist leer Dank und
Erinnerung geblieben

Du Bruder Tod in
Ehren wer kann
wenden alles Enden
Liebe kannst Du
nicht zerstören

Osterglocken leg
ich nieder jetzt
an Deinem Grab
dankerfüllte Lieder
sing ich jeden Tag. 

Frühlingserwachen

                               

 

 

 

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