Birgt diese
Welt
Ein Kind zum
Erbarmen
In ihren
Armen
Birgt diese
Welt
Ein Kind zum
Erbarmen
In ihren
Armen
In sagenumwobener Zeit herrschten einmal ein König und eine Königin im Fantasiereich Eurasien. Den Bürgern dieses Landes war es gestattet, in Freiheit zu leben. Von Kindheit an wurden sie in ihren Familien, in kostenfreien Schulen und Universitäten angeleitet, ihre Kritik- und Urteilsfähigkeit auszubilden, um Recht und Unrecht unterscheiden zu können. Da die Bürger gelernt hatten, Verantwortung für ihr Königreich Eurasien zu übernehmen und die gegebene Ordnung zu beachten, bedurfte es keiner strengen Kontrolle. Sie konnten sich im Königreich frei bewegen, ihre Meinung äußern und entscheiden, auf welche Weise sie ihre Fähigkeiten, Fantasien und Ideen zum Wohl des Landes und der Menschen nutzen wollten.
Eurasien wurde ähnlich verwaltet, wie andere Reiche in jener Zeit: Der König und die Königin von Gottes Gnaden setzten Minister, Beamte und Lehrer ein, denen es oblag, den Bürgern den Sinn und die Bedeutung aller Vorschriften und Regeln zu erklären. Die Bürger des Königreiches wurden daher mit der allgemeinen Ordnung so vertraut, dass sie in der Lage waren verantwortlich zu handeln. Sich in Gedanken frei und blitzschnell von Ort zu Ort bewegend, konnten sie Eurasien auch unkontrolliert verlassen, um andere Menschen kennen zu lernen. Über viele Generationen hatte das Fantasiereich Eurasien schon Bestand. Königliche Verwalter überwachten im Reich die gerechte Verteilung des Vermögens und der Güter. Es herrschten deshalb schon lange Frieden, Recht, Ordnung und Wohlstand. Da bisher im Fantasiereich noch nie ein Haus abgebrannt oder ein Mensch zu Schaden gekommen war, brauchte es weder Polizei, noch Feuerwehr, Gesundheits- oder Rettungsdienste. Es gab damals im Land auch kein Fernsehen oder andere Medien. Alle Nachrichten wurden daher durch Gedanken übertragen, die blitzschnell und zielgenau ihre Empfänger erreichten. Seit Generationen gab es im Reich weder Konflikte noch Kriege mit anderen Völkern, sodass Soldaten und Waffen entbehrlich waren. Um aber sicher zu stellen, dass die königlichen Beamten die ihnen übertragenen Aufgaben auch erfüllen konnten, traf sich der König bei wichtigen Entscheidungen mit dem Kronrat in seinem Schloss zur Beratung. Als jüngst bekannt wurde, dass in Eurasien böse Geister als „Spukgestalten“ ihr Unwesen trieben, die es darauf absahen, die Entscheidungen der Bürger zu erschweren, bestand wieder einmal Anlass, den Kronrat einzuberufen: Auf den heutigen Tag hatte der König die Mitglieder des Kronrates in sein Schloss eingeladen, um zu beraten, wie man den Bürgern Eurasiens bei der „Unterscheidung der Geister“ helfen konnte. Da es sich, um eine für den Bestand des Königreichs wichtige Frage handelte, hatte der König auch die Spukgestalten und guten Geister eingeladen, um sie als Zeugen vernehmen zu können. Jetzt ertönte ein lautes Fanfarensignal, und alle Anwesenden erhoben sich von ihren Plätzen. Vom Hofstaat begleitet, betraten der König und die Königin in festliche Roben gekleidet, den hell erleuchteten Festsaal. Sie begaben sich gemessenen Schrittes zu ihren erhöhten Plätzen und setzten sich neben einander auf ihre Throne. Der Zeremonienmeister klopfte mit seinem Stab dreimal kräftig auf den Boden, erklärte mit lauter Stimme die Versammlung für eröffnet, und kündigte die Rede des Königs an. Ein Beamter überreichte dem König eine Bulle. Nach einem kurzen Räuspern begann der Regent mit sonorer Stimme seine Rede: „Wir, Euer König und die Königin von Gottes Gnaden, haben aus gegebenem Anlass den Kronrat, Euch Minister, Beamte, Philosophen, Richter, Lehrer, und als Zeugen gute Geister und Spukgestalten, zur heutigen Beratung einbestellt. Sie wissen alle, dass unser geliebtes Reich Eurasien unter Gottes Schutz seit langer Zeit Bestand hat. Auf den Tag genau vor dreißig Jahren, übernahmen wir als König und Königin für die Dauer unseres Lebens die Regentschaft. Wir empfingen die Insignien, Krone, Zepter, Reichsapfel und Schwert, und verpflichteten uns feierlich, in unserem Reich stets für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlstand zu sorgen. Das versuchten wir nach Kräften mit Eurer Hilfe. Wir und alle unsere Bürger Eurasiens befolgten während unserer Regentschaft, alle zum Frieden und Wohlstand erlassenen Gesetze. Heute haben wir die Aufgabe darüber zu beraten, wie wir und der Kronrat den Bürgern unseres Landes bei der „Unterscheidung der Geister“ so beistehen können, dass sie den Eingebungen der guten Geister folgend, die Bedrohungen durch „Spukgestalten“ abwehren können. Wir wünschen unserer heutigen Beratung einen guten Verlauf und beauftragen den Zeremonienmeister, die Sitzung des Kronrates zu leiten. Gegeben im dreißigsten Jahr ihrer Königsweihe, Euer König und Eure Königin von Gottes Gnaden.“
Die Versammlung bekräftigte die Rede des Königs mit lautem Beifall. Dann klopfte der Zeremonienmeister wieder dreimal mit seinem Stab auf den Boden, gebot Ruhe und sagte: „Ich erteile zunächst dem Hofprediger das Wort. Dieser ging zu einem Lesepult, bekreuzigte sich mit den Worten im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, und sagte dann: „Ich erinnere uns heute daran, dass wir alle unsere Macht, Frieden und Wohlstand im Land zu erhalten, Gott verdanken. Unserem Herrn sei Ehre, Dank und Herrlichkeit in Ewigkeit.“ Es ertönte ein kräftiges, bestätigendes Amen. Der Zeremonienmeister schüttelte nun eine Glocke, begab sich zum Lesepult und sagte: „Wie wir alle wissen, hat unser Königspaar keine Mühen und Kosten gescheut, allen Bewohnern unseres Reiches eine gediegene Bildung zu schenken, um uns auf ein Leben in Freiheit, Frieden, und Gerechtigkeit vorzubereiten. Wir wussten dies zu schätzen und leisteten alle unseren Beitrag hierzu. Unseren königlichen Verwaltern entging aber nicht, dass einige Bürger Eurasiens sich gelegentlich schwer entscheiden konnten. Manche Bürger wünschten sich sogar lieber Kontrollen, um sich nicht entscheiden zu müssen. Andere klagten darüber, dass sie bei ihren Entscheidungen durch Spukgestalten“ behindert wurden. Es gab sogar Bürger, die weder an Gott, noch an gute Geister oder Spukgestalten glaubten. Unsere Aufgabe ist es nun heute, über die „Unterscheidung der Geister“ zu beraten, und hierzu die geladenen guten Geister und Spukgestalten als Zeugen zu vernehmen. Mit einem kräftigen Glockenzeichen beendete der Zeremonienmeister das Raunen im Saal, und erteilte zunächst einem Philosophen das Wort: Ein in die Jahre gekommener Mann mit weißem Vollbart trat hocherhobenen Hauptes an das Rednerpult und sagte: „Die uns gewährte Freiheit des Denkens bewährte sich seit langer Zeit als eine Hilfe, um die Bürger Eurasiens zu verantwortlichem Handeln zu führen. Sie schloss aber auch die Möglichkeit ein, alles bis zur Sinnlosigkeit zu bezweifeln. Dank der bei uns in Eurasien kostenfrei gewährten Bildung, vertrauten aber unsere Bürger bis heute in freier Entscheidung der allgemeinen Ordnung und setzten sich zum Wohle aller ein. Mit lebhaften Gesten meldete sich nun ein Lehrer zu Wort, begab sich ans Lesepult und sagte: „Wir Pädagogen erlebten bisher im Kontakt mit unseren Schülern und Studenten, spiegelbildlich Hinweise auf die in Eurasien von den Bürgern vertretenen Ansichten. Es wurden aber in den vergangenen Jahren so viele pädagogische Konzepte diskutiert, dass es uns immer schwerer fiel, die besten Lerninhalte für uns auszuwählen. Der Zeremonienmeister erteilte nun einem Minister das Wort. Dieser begann engagiert mit seiner Rede: „Wir waren, wie Sie alle wissen, als königliche Beamte dazu beauftragt, in unserem Reich für Recht und Ordnung zu sorgen, und alle Menschen angemessen am Wohlstand zu beteiligen. Als königliche Verwalter beobachteten wir aber, dass es Bürger gab, die ihre Freiheit immer mehr im eigenen Interesse nutzten, und das allgemeine Wohl weniger beachteten.“ Ein Richter trat nun ans Lesepult und sagte: „Bisher konnten wir in unserem Königreich weitgehend auf Kontrollen und Strafen verzichten, denn unsere Bürger und Beamten hatten die Ordnung und Regeln unseres Zusammenlebens so verinnerlicht, dass Ordnung, Recht und Gerechtigkeit unter uns gewahrt wurden. Die auch in unserem Königreich erforderlichen Veränderungen und der Dialog mit anderen Völkern und Kulturen, machten aber unübersichtlich viele zusätzliche neue Gesetze und Vorschriften erforderlich.“ Der Zeremonienmeister erteilte nun ausnahmsweise einem Poeten das Wort. Dieser trat an das Lesepult und sagte: „Verehrte Mitglieder des Kronrates, obwohl mein Beitrag nicht vorgesehen war, bedanke ich mich für die Möglichkeit, hier zu reden. Bisher traten wir Künstler in allen unseren Werken für die Freiheit des Denkens ein und verwiesen durch unser zweckfreies Gestalten im kreativen und fantasiereichen Spiel mit unseren Ideen auf das Schöne in der Welt. Da manchen Bürgern Eurasiens aber der Blick hierfür verloren ging, empfahlenwir ihnen, im Interesse der Freiheit und der Künste, ihre verfügbare Zeit und ihre Fähigkeiten auch zu kreativem künstlerischem, literarischem und musikalischem Schaffen zu nutzen.“ Hierauf antwortete der Zeremonienmeister: „Wir haben bisher gehört, dass es manchen Bewohnern des Reiches nicht immer leichtfiel, im Alltag die jeweils richtigen Entscheidungen zu treffen. Deshalb wurden wir von unserem König und der Königin beauftragt im Kronrat zu klären, was uns bei der „Unterscheidung der Geister“ half oder hinderte? Ich rufe daher die als Zeugen geladenen Spukgestalten und guten Geister auf, sich zu Wort zu melden, damit wir sie und ihre Wirkungen besser einschätzen können.“
Ein Raunen ging durch den Festsaal, als die „Angst“, zerlumpt wie eine Vogelscheuche, zum Lesepult humpelte und sofort mit blecherner Stimme sagte: „Ihr werdet es mir nicht zutrauen, aber ich bin dafür zuständig und in der Lage, allen Menschen, auch Königen und Philosophen, Angst und Furcht vor Misserfolg zu bereiten, ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu schwächen, oder sie durch panische Furcht von ihren erforderlichen Entscheidungen abzulenken. Da schließe ich mich gleich an, meldete sich die „Hemmung“ zu Wort. Sie trug als Zeichen ihrer Macht einen Bremsklotz bei sich und sagte: „Ich war jederzeit in der Lage, Euch alle mit Bedenken und Zweifeln zu verwirren, von der Sinnlosigkeit Eurer Entscheidungen zu überzeugen, Euch den Antrieb und die Lust an Unternehmungen zu nehmen, und Euch körperliches Unbehagen zu bereiten“. So ähnlich verhielt ich mich, begann der listig um sich blickende „Verwirrer“, als ihm das Wort erteilt wurde: „Meine Aufgabe war es immer schon, Menschen durcheinander zu bringen, dafür zu sorgen, dass sie sich in endlosen Debatten gründlich missverstanden, ihre eigenen Gedanken in einem Knäuel von Fragen zu ersticken, und sie bei ihren Entscheidungen zu Grübeleien und übermäßigen Sorgen zu verleiten.“ Darauf meldete sich der „Lügner“ vehement zu Wort: „Ich war schon lange damit beschäftigt, Menschen falsche Hoffnungen über ihre Fähigkeiten zu machen und sie in der Erwartung zu täuschen, andere Bürger ohne selbst Schaden zu nehmen, zum eigenen Vorteil belügen zu können.“ „Auch ich habe seit langer Zeit starken Einfluss auf die Menschen.“ Mit diesen Worten drängte sich die „Aggression“ energisch durch die Versammlung nach vorn zum Rednerpult. Stolz deutete diese maskierte Spukgestalt auf ihre Waffen, Pistolen und Säbel und sagte: „Die Geschichte offenbart meine Macht. Unter vielen Menschen konnte ich Feindschaft, Misstrauen, Krieg, Verwüstung und Schaden bewirken, wenn ich sie davon überzeugte, durch Anwendung von Gewalt Vorteile zu erzielen.“ Der Zeremonienmeister meldete sich nun wieder zu Wort und sagte: „Ich erkläre die Vorstellung der Spukgestalten aus Zeitgründen für beendet, und bitte nun die guten Geister in den Zeugenstand um zu erfahren, was sie bisher bewirken konnten.“
Als erster guter Geist folgte die „Liebe“ der Aufforderung. Sie begab sich ans Rednerpult, schaute freundlich in die Runde und sagte: „In unserem Königreich Eurasien brauchten wir bisher wenig Kontrolle, weil ich als guter Geist in die Herzen der Menschen eingegossen bin und sie durch Eingebungen des „Gewissens“ stets davor warnte, von den rechten Wegen abzuweichen, oder anderen Menschen zu schaden. Ich war auch immer als Geist der „Ermutigung“ zur Stelle, wenn sie sich in einer Notlage oder schwierigen Entscheidung befanden. Hier in ihren Herzen, dem Zentrum ihres Wesens, entschieden unsere Bürger welchen Eingebungen sie folgen wollten. Weil die Bewohner Eurasiens bisher die Ordnung der Liebe beachteten, waren weder strenge Kontrollen, noch Polizei oder Waffen erforderlich.“ In Eurasien herrschten allezeit „Gedanken- und Entscheidungsfreiheit“. Deshalb fühlten sich alle Bürger wie der König, die Königin und die königlichen Verwalter ermächtigt, ihre Fähigkeiten zum allgemeinen Wohl zu nutzen. Ebenso bedeutsam war es für die Bürger, dem guten „Geist des Rates und der Stärke“ folgend, den von den Spukgestalten ausgehenden, hemmenden, verwirrenden und aggressiven Impulsen kraftvoll zu widerstehen, oder ihre hilfreichen Warnungen bei Entscheidungen zu beachten. In schwierigen Lebenslagen und in Notsituationen habe ich stets als Geist der „Vernunft und Ideen“ allen königlichen Beamten und Bürgern Eurasiens beigestanden, Blockaden und Hemmungen zu überwinden, neue Wege zu erkunden und sie ermahnt, auf die eigenen Fähigkeiten und die Hilfsbereitschaft anderer Menschen zu vertrauen. Der Zeremonienmeister unterbrach nun die Zeugenaussagen der guten Geister mit den Worten: „Majestäten, Mitglieder des Kronrates, verehrte Anwesende, Wir haben in den heutigen Beiträgen des Kronrates und der Zeugen erkannt, wie schwer wir uns alle manchmal im Alltag entscheiden. Zum Abschluss unserer heutigen Beratung stellt sich nun die Frage, auf was wir künftig bei der „Unterscheidung der Geister“ achten sollten?“
Der Hofprediger meldete sich zu Wort und sagte: „Alle königlichen Verwalter und Bürger sollten sich bewusst bleiben, dass nicht nur unser König und die Königin ihre Macht zur Regentschaft von Gotte Gnaden empfingen, sondern dass wir alle ebenso ermächtigt sind, mit unseren Fähigkeiten zur Sicherung von Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand in Eurasien beizutragen. Ein königlicher Verwalter bemerkte: „In kostenfreier Bildung wurden unsere Bürger angeleitet, ihre eigene „Kritik- und Urteilsfähigkeit“ auszubilden. Es lag bisher auch an ihnen selbst, ihr Wissen zu erweitern und es obliegt ihnen auch künftig sich weiter zu bilden, um bei ihren Handlungen Recht von Unrecht unterscheiden zu können. Ein Philosoph meldete sich zu Wort und sagte: „Lüge und Wahrheit, die richtige und falsche Erkenntnis zu unterscheiden, Fortschritt und Tradition zu versöhnen und die Ordnung im Ganzen zu verstehen, war und bleibt die lebenslange, sich stets verändernde Aufgabe. „Der Freiheit des Denkens diente das zweckfreie Gestalten und fantasievolle Spiel mit dem Schönen in der Welt. Die Entfaltung des künstlerischen, literarischen und musikalischen Schaffens ist daher auch künftig für uns alle von Bedeutung“, fügte ein Poet hinzu. Einen Pädagogen drängte es zur Aussage: „Gedankenschnell und weltverbunden mit anderen Menschen unsere Ideen und Anregungen austauschen zu können und in Freiheit kreative Probehandlungen ohne Schaden zu nehmen durchführen zu können, das waren und bleiben wichtige Erkenntnisse.“ Der Zeremonienmeister fügte hinzu: „Wir haben in unserer Beratung Spukgestalten und gute Geister unterschieden: Zu den „Spukgestalten“ zählten die Angst, Hemmung, der Verwirrer, Lügner und die Aggression. Bei deren Wirkung war zu beachten, ob sie uns bei Entscheidungen hindern, schaden, oder als Warnung dienen können. Wir lernten davon unterschieden auch die Eingebungen guter Geister kennen: Die in den Herzen aller Menschen als Gewissen ermutigende „Liebe“, die daran erinnert, auf den rechten Wegen zu bleiben und sich oder anderen Personen keinen Schaden zuzufügen. Wenn es galt, den Impulsen der Spukgestalten zu widerstehen und deren hemmende, verwirrende, ängstigende und aggressive Impulse kraftvoll abzuwehren, als Warnung zu erkennen, oder in Notlagen Blockaden zu überwinden, kreative Lösungen zu erkunden, auf die eigenen Fähigkeiten und Hilfe anderer Menschen zu vertrauen, konnten wir uns auf die Eingebungen des guten Geistes des „Rates und der Stärke“ verlassen.“ An dieser Stelle klopfte der Zeremonienmeister wieder drei Mal mit seinem Stab auf den Boden, gebot Ruhe und sagte: Wir erhielten von unseren Regenten den Auftrag, heute darüber zu beraten, einen Beitrag zur „Unterscheidung der Geister“ zu leisten. Wir haben die Wirkung von Spukgestalten und guten Geistern kennen gelernt und hoffen, den Bürgern Eurasiens dadurch geholfen zu haben, bei allen ihren Entscheidungen, schädliche Eingebungen durch Spukgestalten abwehren und der Ermutigung guter Geister folgen zu können.“ Ich gebe nun mein Amt zur Leitung der Beratung des Kronrates wieder an unseren König und die Königin zurück. Die Regenten erhoben sich von ihren Plätzen, verneigten sich vor dem Kronrat und sagten: „Wir haben uns bei unserem Auftrag, in Eurasien Frieden und Wohlstand für alle Bürger zu wahren, selten so gut verstanden gefühlt, wie in dieser Beratung. Zu wissen, dass nicht nur die Mitglieder des Kronrates, sondern alle Bürger Eurasiens mit uns die Macht und Sorge für unser Königreich teilen, hilft uns sehr, die Freiheit des Denkens und Handelns für uns alle in unserem Eurasien wie bisher aufrecht zu erhalten.“ Wir bitten nun unseren Hofprediger zum Abschluss dieser langen Beratung um den Abendsegen. Der Hofprediger begab sich würdevoll zum Lesepult, verneigte sich vor dem König, der Königin und dem Kronrat und betete feierlich: „Herr und Gott, wir danken Dir für alle guten Gaben und bitten um den Heiligen Geist, dass Er gnädig vollende, was wir heute bedachten. In dieser Hoffnung segne uns und alle Bürger Eurasiens der Vater, Sohn uns Heilige Geist.“
Wie Sie, liebe Leser, leicht erkennen konnten, waren im Fantasiereich Eurasien nicht nur die Gedanken frei, sondern es gab auch einige Unterschiede zu dem uns bekannten normalen Leben. Vielleicht könnte die eine oder andere fantastische Ausgestaltung des Märchens aber auch Ihnen bei Entscheidungen als Anregung zur „Unterscheidung der Geister“ dienen?
Erinnern wir uns. #Gott der #Vater #Sohn und #Heilige #Geist gibt uns das #Leben es zu mehren nicht zu zerstören. Ich bin wie #Josef #Franz Euer #Bruder. Möge meine #Gabe alles was ich habe durch Gottes #Walten #Leben erhalten. #kirche #Gerechtigkeit #Frieden pic.twitter.com/VSHrMAoCeS
— Franz Schwald (@FranzSchwald) July 13, 2023
Zu leben geboren
als Wächter bestellt
mit allem verwoben
ins Wunder der Welt
Von hehren Gewalten
sorgsam gehalten
auf eigenen Füßen
den Himmel zu grüßen
Im Gehen zu fallen
den Tod zu bestehen
im Kleinsten von allem
das Schöne zu sehn
Das Banner zu halten
Sinn zu verwalten
am Teppich zu weben
zu denken sich regen
So bin ich und dichte
verwalte mein Amt
erhelle in Wahrheit
was allen bekannt
Als ich mich mit dem Thema „Leben und Wahrheit“ befasste, und darüber nachdachte, auf welche Weise der geplante Text in meinem Leben verankert ist, fielen mir Szenen ein, die mehr oder weniger mit diesem Inhalt zu tun haben. Es schien mir aber unmöglich, sie in einem übergreifenden Text angemessen zu berücksichtigen. Die spontanen Einfälle schienen mich zunächst vom eigentlichen Thema abzulenken, bis ich erkannte, dass sie den biographischen Hintergrund meiner gewachsenen Einstellung zum Leben und zur Wahrheit gut illustrieren. Ich entschloss mich daher, dem Verlangen der „Störenfriede“ nach zu geben und von ihnen in der Erwartung zu berichten, dass sie mich wieder zum geplanten Text zurückführen würden.
In unserer Familie war die Großmutter mütterlicherseits die ruhende Mitte, ein geistlicher und religiöser Nährboden als Lebensraum, der unsere kindlichen Spiele und Erfahrungen barg. Auf ihre stille Präsenz, ihr Zuhören, Zuschauen, ihr Kreuzzeichen und das Weihwasser zur Nacht, konnten wir uns verlassen. Ihr Gebetbuch und der Rosenkranz waren sichtbarer Ausdruck ihrer Sorge und Liebe, genauso, wie die große Scheibe Bauernbrot mit Butter und Marmelade, wenn wir hungrig darum baten. Geblieben sind Erinnerungen an sie, Achtung, Respekt und Hilfsbereitschaft gegenüber alten Menschen. Zusammen mit der Mutter übernahm sie Erziehungsaufgaben und gewährt uns die nötige Freiheit, in der wir unsere Eigenart entfalten und die kindliche Neugier befriedigen konnten.
Die harte Lebensschule unserer Mutter ist aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar. Ihre Eltern durfte sie nicht duzen. Der Vater, Bildhauer und liberal eingestellter Politiker, gab den Ton an, war aber seiner jüngsten Tochter zärtlich zugetan. Die Folgen des wirtschaftlichen Niedergangs nach dem ersten Weltkrieg, gingen nicht spurlos an seinem Werk vorüber, umso mehr schätzte er die Einnahmen aus einem vierstöckigen Wohnhaus, das seine Frau in die Ehe einbrachte. Ausgerechnet die Jüngste, auf die er große Hoffnungen setzte, sie wollte Tänzerin werden, verliebte sich aber in einen Maler. Die Schwangerschaft bedeutete für sie einen herben Verzicht auf ihre Pläne. Als junge, werdende Mutter, stand sie jedoch zu ihrer Liebe zu mir und zu meinem Vater. Gott sei Dank, habe ich es nie vergessen, dass sie sich damals für das Leben und mich entschieden hat. Es gehörte Mut, Liebe und Tapferkeit dazu, sich entgegen den herrschenden harten Normen der Gesellschaft zu behaupten und sich von eigenen Wünschen zu lösen. Sie gab ihrem Leben in sehr beschränkten Verhältnissen einen Sinn, blieb eine gute „Tänzerin“ die uns Buben unter Gesang in der Küche Unterricht erteilte. Später heiratete sie. Der Vater meines Bruders, war als Monteur viel unterwegs, sehr sportlich, und behandelte mich wie seinen Sohn. Ich respektiere noch heute seine politische Überzeugung, die ihn als Kommunist während des Dritten Reiches in das Konzentrationslager brachte. Diese Spuren früher Erfahrungen berühren durchaus, wie mir scheint, das Thema Leben und Wahrheit.
Während des letzten Krieges hatten wir auch Kontakt zu einer jüdischen Frau. Sie besuchte uns des Öfteren. Fräulein Hirsch, eine noch adrette Dame, trug Kleider ihrer amerikanischen Verwandtschaft, die leider schon etwas aus der Mode gekommen waren, sodass sie befremdlich auf mich wirkte. Ihre jüdische Abstammung oder seltsame Kleidung waren aber nicht der Anlass, zu ihr Distanz zu halten. Fräulein Hirsch liebte mich und wollte mich immer küssen, zu einer Zeit, da ich dafür noch kein Verständnis hatte. Und wenn mir als Junge etwas nicht gefiel, dann regte sich massiver Widerstand.
Unsere Mutter bestellte zum Beispiel in der Adventszeit einen kräftigen Metzgergesellen, der uns als Nikolaus verkleidet, Geschenke bringen sollte. Fräulein Hirsch war auch zugegen. Während mein jüngerer Bruder seine Gebete tapfer aufsagte, und dafür einen Sack mit leckerem Gebäck bekam, weigerte ich mich trotz mehrmaliger Aufforderung, denn in Gegenwart von Fräulein Hirsch wollte ich nicht beten. Dies erkannten weder meine Mutter, noch der Nikolaus oder unsere Besucherin. Die kräftigen Schläge mit der Rute konnten meinen Eigensinn nicht brechen. Ich wurde in den Sack gesteckt und an der Haustüre frei gelassen. Warum ich dennoch, das gleiche Geschenk wie mein Bruder bekam, ist mir lang unverständlich geblieben. Ich kenne den Widerstand und das hartnäckige Verfolgen meiner Ziele auch aus dem späteren Leben. Mir fällt hierzu eine Szene ein, in der ich zum ersten Mal versuchte, meine Selbständigkeit zu erproben: Ich bin ein kleiner Knabe, liebe Musik und bevorzuge die Nähe zum Schlagzeug, dem ich bis zur Stunde als Drummer treu blieb. In einiger Entfernung unseres Hauses fand ein Erntedankfest statt, das meine Neugier weckte. Einige Groschen hatte ich beisammen, um die Fahrt mit dem Omnibus zu bezahlen. Als ich zur Haltestelle kam, fuhr der Bus gerade weg. Welche Enttäuschung! Sie ließ sich nur ertragen, als ich mir für das Geld, kurz entschlossen, eine Wundertüte und Süßigkeiten kaufte. Als ich das Kaffee verließ, stand wieder ein Omnibus da. Ein neues Problem! Ich eilte nach Hause und erzählte, ein großer Junge habe mir meine Süßigkeiten entwendet. Eine glatte Lüge! Sie verhalf mir aber dazu, wieder Geld zu bekommen, um zum Erntedankfest zu fahren. Wie ich nach diesem Abenteuer als kleiner Knirps nach Hause kam, und welche Folgen dies hatte, daran erinnere ich mich nicht mehr. In einer kleinen Stadt, in der Menschen sich kennen und Verantwortung für einander übernehmen, geht man als Kind aber nicht so leicht verloren. Viele aufrechte Menschen begleiteten meine Jugendzeit und bilden den Erfahrungsraum für die Fähigkeit, am Leben teilnehmend, Sorge für einander zu tragen.
Ich bin schon ein größerer Junge, kann etwas lesen und auf Plakaten erkennen, dass in einiger Entfernung ein Segelflugfest stattfindet. Eine spannende Sache. Der letzte Lastkraftwagen mit Sitzbänken auf der Ladefläche steht zur Abfahrt bereit. Ich zeige mein Geld, und bekomme einen Platz auf dem LKW zugewiesen. Leider kommen wir zu spät auf dem Flugplatz an, und ich habe kein Geld mehr. Mit welch hungrigem Blick ich die Erwachsenen beobachtete, die mit gesundem Appetit ihre gebratene Wurst mit Senf verzehrten, kann ich mir lebhaft vorstellen, denn mir läuft auch jetzt, beim Gedanken daran, das Wasser im Mund zusammen. Ein Frisör, der mich kannte, verhalf mir zu einer Wurst und brachte mich zu unserer besorgten Mutter nach Hause zurück. Bis zum heutigen Tag, bin ich selten an einem Wurststand oder an anderen erfreulichen Dingen des Lebens vorbei gekommen, ohne mich zu bedienen.
Meine Liebe zum alemannischen Dialekt, den meine Mutter als einzige Sprache bis ins hohe Alter beibehielt, ist mit dem Leben und Brauchtum am Rhein, in der Nähe Basels, eng verbunden. Nur während des letzten Krieges, war der sonst rege Grenzverkehr zwischen den beiden Städten Rheinfelden unterbunden. Ich kann mir gar nicht vorstellen, unsere Heimatstadt Rheinfelden(Baden) zu besuchen, ohne am Burgkastell bei der Brücke Halt zu machen. In einem Gedicht, „O Du mi lieb´s, alt´s Bruggestuck, Du führsch mi in Gedanke zruck“, habe ich, der ehemaligen Holzbrücke eingedenk, im Blick auf den Rheinhafen und dem ausladenden Fluss, ein Denkmal gesetzt. Dort saß meine Mutter auf der Steinbank, wenn wir vor ihr im Sand spielten. Dieser unserer Heimat, bin ich, den Dialekt eingeschlossen, allzeit treu geblieben. Nicht einmal die vielen Jahre bei den Westfalen in Münster oder die lange Zeit bei unseren heutigen Freunden im schwäbischen Oppenweiler haben es vermocht, meinen heimatlichen Zungenschlag zu verleugnen. Leben ist für mich von Kindheit an mit Sprache, Kultur und Folklore in allen Formen verbunden. Die Not der Kriegsjahre und schwierigen Nachkriegszeit unter der französischen Besatzung, nötigte unsere Mutter nach dem Tod der Großmutter, allein für unser Überleben zu sorgen. Nach und nach verließen die mir hoch in Ehren gehalten Schnitzwerkzeuge unseres Großvaters im Tausch gegen Lebensmittel bei den Bauern unser Haus, um den Hunger zu stillen. Mein Bruder war der erfahrenere Bettler, der nicht nachließ; ich übernahm die Verhandlungen mit den Bauern, wenn es galt, zu günstigen Konditionen zu tauschen. Und dennoch es reichte nicht. Unsere Mutter maß uns die Brotration zu, über die wir wachten und wenn der Hunger drängte, gingen wir nachts auf die Felder und räumten ab, was wir fanden.
Zwei Jahre lang teilte ich in den kargen Kriegsjahren das Leben mit unseren Verwandten auf einem Bauernhof im Hotzenwald. Es gab nicht nur gutes Essen, sondern auch Wunderliches zu erleben: Zum Beispiel die Tatsache, dass Kühe auch ohne ihren Hütejungen den Weg nach Hause finden. Ich staunte auch über die „Berger-Mutter“, die unserem Pfarrer zum Frühstück nach dem Gottesdienst, zusätzlich Rahm in die gute Milch goss, und über dessen Haushälterin, die auch im Sommer noch Weihnachtsgebäck schenken konnte, wenn ich ihr Butter oder Teile einer „Notschlachtung“ brachte. Stolz waren wir Buben auf unseren Pfarrer, der in seinen Predigten im Dritten Reich das offene Wort nicht scheute und uns, als wir aus der Schule vertrieben wurden, in einer Bauernstube den Religionsunterricht erteilte. Hier taucht sie wieder auf, die Erfahrung, der eigenen Meinung auch gegen Widerstand Geltung zu verschaffen. Diesen Mut bewies auch der Vater eines Freundes, der gegen Ende des Krieges, den vergeblichen Versuch unternahm, zu verhindern, dass ich mich freiwillig zum Wehrdienst melde. Ihm drohte, wenn ich das der Behörde gemeldet hätte, eine hohe Strafe wegen „Wehrkraftzersetzung“. Aus den abenteuerlichen Wirren der letzten Kriegsmonate, kehrte ich aber mit Gottes Hilfe unbeschadet nach Hause zurück. Die freie Meinungsäußerung und eine vernünftige Balance von Selbständigkeit und Abhängigkeit sind mir immer ein Anliegen geblieben.
Die Lehrzeit und die Arbeit als Baukaufmann bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr, führte mich nach und nach in den Ernst des Lebens ein; in die Sorge um eigen Einkünfte, in einem arbeitsteiligen Miteinander mit Menschen, deren Fleiß, handwerkliches und technisches Können ich schätzen lernte. Mit meinem Bruder zusammen trugen wir nach dem Tod der Großmutter zum gemeinsamen Lebensunterhalt bei. Bei der täglichen Arbeit in einer Bauunternehmung, blieben auch schmerzliche Erkenntnisse nicht aus. Es gab Konflikte zwischen der Firmenleitung und dem Betriebsrat, dem ich angehörte, in der Hierarchie der Mitarbeiter, und durch die Einsicht in Grenzen des Aufbegehrens, um den Arbeitsplatz zu erhalten. Die Bedeutung der spezifischen Sprache im juristisch-technischen Bereich lernte ich ebenso kennen, wie die vielfältigen Aufgaben des Unternehmers, sich unter Konkurrenz im wirtschaftlichen Umfeld einer Region zu behaupten. Geblieben ist die wertschätzende Beachtung aller wirtschaftlichen und technischen Bemühungen eines Gemeinwesens. Diese Grundlage hat mich, bei aller beruflichen Nähe zu den Geisteswissenschaften, stets davor bewahrt, die konkrete Lebensdimension unseres Alltags aus den Augen zu verlieren.
Diese Erfahrung verhalf mir, im Zusammenwirken mit anderen Freunden, zum Stadtrat gewählt zu werden. In dieser Funktion arbeitete ich mehrere Jahre in verschiedenen Kommissionen mit, und leitete unsere Wählervereinigung. Mir wurde letztlich aber klar, dass mich die Politik und die damit verbundenen Belastungen in den menschlichen Beziehungen, nicht auf Dauer zu befriedigen vermögen. Die Distanz zum politischen Geschäft nahm zu, ebenso die Suche nach einer sinnvolleren Aufgabe. Dennoch bereue ich diese Zeit nicht, denn die Erfahrungen aus dem kommunalen Umfeld, spiegeln sich in ähnlicher Weise in anderen Gebilden einer demokratischen Verfassung wieder. Geblieben ist ein nüchterne Blick auf die Möglichkeiten, Grenzen und Notwendigkeit politischen Handelns. In allem, was danach folgte, wiederholte sich im Grunde meine Liebe zum Leben und die Auseinandersetzung mit dem, was als Wahrheit erkannt und auch heute kritisch verteidigt werden sollte. Das Handwerkszeug hierzu sind die von mir ansatzweise beschriebenen Erfahrungen aus dem vielfältigen Lernen im eigenen Leben.
In dritten Band meiner „Geschichten und Gedanken“, stieß ich trotz aller vorgängigen Bemühungen auf einen Druckfehler: Die weitere Nachforschung ergab, dass auf einer Seite ein Satz mit einem Komma endete, sodass es den Lesern überlassen blieb, diesen unvollendeten Satz nach eigenem Gutdünken zu ergänzen. Genau dies bestätigte mir eine Leserin. Als Autor schätzte ich es sehr, wenn ich oder meine Leser durch Texte zu eigenem Nachdenken angeregt werden. Die Reaktion einer Leserin auf den Druckfehler in meinem Buch, veranlasste mich, Ihnen, liebe Leser, einige Fragen vorzulegen, um es wie bei einer Art Druckfehler Ihrer Fantasie zu überlassen, die Leerstellen zu ergänzen. Beginnen wir nun das Fragespiel:
Zu seiner Zeit stellte der Vorsokratiker Parmenides, die bis zum heutigen Tag gültige Frage: „Warum gibt es etwas und nicht nichts?“ Könnte es sein, dass Sie sich, liebe Leser, auch schon gelegentlich fragten, woher komme ich, wohin führt mein Weg im Ganzen, und warum gibt es all das Große und das Kleine, das mir lieb und teuer ist, und nicht nichts? Wie könnte Ihre Antwort aussehen? Oder gehören Sie etwa auch zu denen, die diese Frage einfach als unnötig zur Seite schieben?
Anselm von Canterbury entwickelte im Mittelalter den philosophischen Gedanken, dass es etwas gebe, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden könne, und dass dies nicht nur im Verstand sei, um dadurch auf unsere das Verstehen überfordernden existenziellen Bedingungen unseres Daseins zu verweisen. Anselm sah in der Philosophie eine Möglichkeit, uns über die Grenzen des Denkbaren hinaus, auf das bedeutungsvolle „Bedenken“ des „Undenkbaren“ unserer Existenz aufmerksam zu machen. Bewegen wir uns doch bis heute stolz auf unsere Leistungen, so selbstsicher im Raum des kausal Begründbaren, als könnten wir auf diese Weise alles, was die Welt im Innersten zusammenhält verstehen und erklären. Ereignisse wie Naturkatastrophen, Leid, Tod, Kriege und Zerstörung führen uns aber immer wieder die Grenzen unseres Denkens, Handelns und Machens vor Augen. Welche Konsequenzen könnten sich für Sie, liebe Leser, aus diesem Sachverhalt ergeben?
Der von mir sehr geschätzte, 1983 gestorbene Religionsphilosoph Bernhard Welte, eröffnete einst seine phänomenologischen Vorlesungen, mit der vieldeutigen Frage, „was ist das…?“ Im Grunde genommen stieß er dabei immer wieder, wie in seinem Hauptwerk „Auf der Spur des Ewigen“ auf die Tatsache, dass sich alle Dinge dem Denken als widerständig erweisen, und nur in einer freigebenden Annäherung an ihre Eigenständigkeit und Bedeutung im Ganzen erfahrbar werden. Welchen Stellenwert hat für Sie, liebe Leser, unsere aufgeklärte Vernunft, im Hinblick auf die vielfältigen schöpferischen Prozesse der Lebenswirklichkeit im Ganzen?
Viel Freude beim Nachdenken über die Themen.
Alles ist Dir vertraut himmlische #Gottesbraut was nur vollkommen und herrlich mag sein. Dein ganzes #Wesen ist auserlesen. Du bist o #Jungfrau voll #Schönheit und #Pracht. Wurdest von #Gott SEINER würdig gemacht. #DEUS #Kirche #Frieden pic.twitter.com/W7lEk9nZSp
— Franz Schwald (@FranzSchwald) July 12, 2023
Um #Frieden. #Vater unser der DU bist im #Himmel geheiligt werde DEIN #Name. DEIN #Reich komme. DEIN Wille geschehe wie im Himmel so auf #Erden gib uns das tägliche Brot und vergib unsere #Schuld wie wir unseren #Schuldnern. #DEUS #Kirche #Gerechtigkeit pic.twitter.com/y57PJg9zmo
— Franz Schwald (@FranzSchwald) July 12, 2023
Wir erleben in unseren Tagen, beim Reden und Handeln in der Öffentlichkeit, eine Verrohung der Sitten, die uns bedrückt. Dass wir Menschen, im Schutz der freien Meinungsäußerung, im öffentlichen Diskurs oder in der Begegnung mit Hilfs- und Ordnungskräften, respektlos mit einander umgehen, ohne dass ein Moderator wirkungsvoll eingreift. Es stellt sich die Frage: Darf das hohe Gut straffreier Meinungsfreiheit dazu führen, dass Beleidigung, Beschuldigung, Verletzung, Respektlosigkeit unter Mitmenschen erlaubt scheinen? Wo bleibt dann in unserer Gesellschaft eine Diskussion, über die vielfältige Schuld im Umgang mit einander? Wer kontrolliert zum Beispiel die Macht der Medien bei der Meinungsbildung? Das Schweigen vieler Menschen, kann sicher nicht als Zustimmung zum Fehlverhalten anderer im öffentlichen Diskurs gedeutet werden. Danken wir daher umso mehr den Medien und ihren Mitarbeitern, die sich gegen eine Verrohung der Sitten in unserem Land wehren, und uns mit ausgewogenen Berichten über gesellschaftliche, politische oder kirchliche Ereignisse informieren. Wir Christen leben mit unserem Volk und allen Menschen weltweit zusammen, und bitten im täglichen Herrengebet, eingedenk unserer Schuld, Gott zurecht um Vergebung, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben. Im Vertrauen auf SEINE barmherzige Liebe und erlösende Gnade, erwächst daraus immer wieder Mut. zum Bekenntnis unserer Schuld.
Sicher bin ich nicht der Einzige, der sich vor Gott als ein armer Sünder erlebt. Ich weiß auch, wie schwer es fällt, sich die eigene Schuld einzugestehen, und darüber zu reden. Die Kirche hat zu Recht einen Vertrauensbereich geschaffen, der es dem Pönitenten erlaubt, sein Herz zu öffnen. Mit Freimut gilt es daher auszudrücken, wie lieb und teuer mir im Laufe des Lebens dieses Bußsakrament geworden ist. Leider haben es die Umstände und Altersbeschwerden erschwert, regelmäßig am Herz-Jesu-Freitag, bei einem mir vertrauten Priester zu beichten. Umso mehr vermisse ich bei Gottesdiensten, das mir von Kindheit an vertraute „Confiteor“, das Stufengebet, in dem wir Gläubigen mit dem Priester zusammen vor Gott, der Gottesmutter und allen Heiligen bekennen, in Gedanken, Worten und Werken durch eigene Schuld Gutes unterlassen und Böses getan zu haben. Sind wir Christen eventuell auch vom Gift der Selbsterlösung infiziert, die Schuld immer bei anderen zu suchen, deren Fehler zu kritisieren, die Gesellschaft, Kirche oder Gott anzuklagen, um uns selbst frei zu sprechen? Wer sollte dann aber in der Lage sein, das ersehnte Paradies auf Erden für uns herzustellen? Lenken wir dadurch nicht nur davon ab, dass wir alle Sünder sind, und Gottes Erbarmen, SEINE Erlösung, und die gegenseitige Vergebung nötig haben. Also weiter so? Nein, tausendmal nein. Sprechen wir für alle Menschen in der Wirtschaft, den Medien, in Politik, der Kirche dem Bildungswesen und unseren Familien in der Hoffnung auf Vergebung unserer Schuld, das „Confiteor“ wie wir es zu Beginn jeder Heiligen Messe mit einander beteten: Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, der seligen allzeit reinen Jungfrau Maria, dem hl. Erzengel Michael, dem hl. Johannes dem Täufer, den heiligen Aposteln Petrus und Paulus, allen Heiligen, und Euch Brüdern und Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken, durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld. Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, den hl. Erzengel Michael, den hl. Johannes den Täufer, die heiligen Apostel Petrus und Paulus, alle Engel und Heiligen und Euch Brüder und Schwestern, für mich zu beten bei Gott unserm Herrn. Laden wir herzlich alle Menschen unserer globalen Familie und alle Christen ein, bei Gott Fürbitte einzulegen, dass wir zur Einsicht in unser schuldhaftes Verhalten kommen und einander gegenseitig verzeihen.
Bitten wir Gott aber auch inständig, dass ER von uns Kraft verleiht mitzuwirken, dass wir die guten Sitten pflegen, jedem das Gute gönnen, das Böse verzeihen und würdevoll mit einander umgehen. Wir haben ja allen Grund, Gott, dem Vater Sohn und Heiligen Geist, der Allerheiligsten ewigen, starken und gerechten Liebe, ohne Makel und Fehl zu danken. Und IHN den ALLERHEILIGSTEN für das Leben, SEIN Erbarmen, die Vergebung unserer Sünden und Schuld und die Wohnung in SEINER Kirche, dem Reich ewigen Friedens, zu rühmen und zu lobpreisen. Beten wir wie der Schächer am Kreuz: DU, über alles Geliebter Gott, Vater. Sohn und Heiliger Geist, bist nicht Schuld an dem Bösen in der Welt, das uns hindern könnte DICH uneingeschränkt zu rühmen zu loben zu preisen und DIR für alles Gute zu danken. Tröste uns o Vater mit dem Segenswort DEINES Sohnes zum Schächer: „Heute noch wirst Du bei mir im Paradies sein!“
#Allmächtiger ewig #Gegenwärtiger #Gott DU unser #Vater mit dem #Sohn und #Heiligen #Geist DU Kirche des #Erbarmens und der #Vergebung hast uns aus der #Sünde auferweckt und gnädiglich den #Tisch gedeckt. DIR sei #Lob und #Dank heute und in #Ewigkeit. pic.twitter.com/0NFGenEmkQ
— Franz Schwald (@FranzSchwald) July 12, 2023