Weihnachtserzählung

Seit einigen Wochen ist er bei uns in Oppenweiler. An Körpergröße überragt er mich deutlich. Wenn er, in sich gesammelt, mit unseren Ministranten zum Gottesdienst in die Kirche einzieht. und mit ausgebreiteten Armen seine Worte unterstützt, lächellt er uns einladend zu. Wer könnte in diesen Gesten den Ausdruck des erlösten Glaubens übersehen? Pfarrer Julius stammt aus Nigeria, und leitet unsere Seelsorgeeinheit in Oppenweiler. Eine weite Reise hat sein kleiner Neffe zusammen mit seinen Eltern angetreten, um mit seinem Onkel in Deutschland im Advent Geburtstag zu feiern. Etwas von dem familiären Reichtum Afrikas, der Heimat des auch von mir hoch geschätzten Heiligen Augustinus, leuchtet bei der Begrüßung der Gläubigen in seinen, und in den Augen des in einem weißen Anzug gekleideten, lebhaften Neffen auf.

Die Heilige Messe des ersten Weihnachtstages wird in der zur Seelsorgeeinheit gehörenden St. Josephskirche in Aspach gefeiert. Ich fahre mit meinem Auto etwas rascher als üblich, und finde noch rechtzeitig einen Platz in  der Kirche. Pfarrer Julius entschuldigt sich zu Beginn des Gottesdienstes für seine leichte Verspätung. Noch ortsunkundig, hat er sich etwas verfahren.  Als er sich bei der Einsegnung der Krippec zur Anbetung des Christ-Kindes niederkniet, löst sich alle Spannung in Freude über die Geburt des Herrn auf. Endlich ist das adventliche Warten, als würde die Zeit ein wenig angehalten, in einem beseligendem  Jetzt, der Geburt des Hern bei uns Menschen erfüllt. Wie Weihrauch umhüllen die liturgischen Gebete und die Predigtworte den Altar, und verbinden sich mit den Gebeten der Gläubigen. Ja schön kann sie sein, die so oft gescholtene Katholische Kirche, wenn sie sich zum Lobpreis Gottes in Lied und Gebet versammelt. Einladens schön ist sie im Schmuck so vieler Anregungen aus der Weihnachtsbotschaft über die Nähe des Herrn, der auch in uns Herberge sucht, Fleisch annehmen, Wort werden will. ER, Gottessohn, ist ja gekommen Himmel und Erde, Menschen und Kreaturen mit Gott und miteinander zu versöhnen und in SEINEM Reich der Gerechtigkeit und des Friedens ins ewige Leben zu führen. Wie aufregend ist all dies.  In der Nacht zum Stephanstag, dem Fest unseres Kirchenpatrons in Oppenweiler, brauche ich wenig Schlaf. Die Freude über Gott, und das Weihnachtsgeschehen, ist übergroß. Das in der Geburt des Herrn schon Wirklichkeit gewordene „ut unum sint“ muss ich einfach weitererzählen. So schreibe ich einen Brief an die evangelische St. Jakobs-Gemeinde vor Ort und wünsche ihr reichen Segen, Geleit und Freude im Herrn. Denn vom „factum est“, dem wirklichen Eingreifen Gottes in unser aller Leben ist doch die Rede. Die Einladung des Engels „nolite timere“ gilt auch heute: Habt keine Angst, Euch von Gott berühren zu lassen, denn die frohe Botschaft ist wohl begründet. Und dass Gott in SEINEM Sohn „Fleisch geworden“, auch in uns geboren, und zur Freiheit eines Christen heranwachsen will, sollen wir froh verkünden. Wie sehr drängt uns daher die Liebe Christi, einander allezeit in Ehrfurcht und Anstand zu begegnen. St Stephanus, der erste Martyrer der Kirche, sieht den Himmel offen, spricht für uns die Vergebungsbitte „sie wissen nicht was sie tun“ und lehrt uns Steine in Gesten der Liebe zu verwandeln. Von allen Heiligen bestärkt, eilen auch wir an der Hand der Gottesmutter wie die Hirten und Könige zur Anbetung an die Krippe.

Maria mit dem Kinde lieb uns allen Deinen Segen gib.

 

 

Worte und Wort

Worte fliegen
hart und krumm
um´s fassungslose
Herz herum

Aus Schweigen
mit hell wachen
Sinnen kann ein
neues Wort gelingen

Drängt frohgemut
aus sich´rem Haus
bergend in die
Welt hinaus

Und Schmiegt
sich dann in
bitt´ren Stunden
wie Balsam an
die Wunden

Das Evangelium Gottes Worte an uns

 

 

Schlampertag

Heute ist ein
schöner Tag
ich schlampere
soviel ich mag

Es gäbe jetzt
noch viel zu tun
doch Pflicht und
Arbeit sollen ruh´n

Am Schlampertag
mein Lied erklingt
und Worte wenn
sie nötig sind

Die gold´ne Sonne
wollen sie grüßen
und unsre Welt
zu ihren Füßen

Das Abendlicht
des Tag´s Gesicht
wenn es sich
neigt vor dem
Geschenk der Zeit

Abendstimmung

 

 

 

Schweigen und Schreiben

Alles hat seine Zeit. Diese Erfahrung gilt bis heute, ebenso wie das kraftvolle Zeugnis der Propheten und Psalmen. Wir vertrauen Gott dem Schöpfer Himmels und der Erde, dass ER uns und Seine Schöpfung durch alle Zeiten hindurch zur Vollendung führt. Seit über zweitausend Jahren folgen wir SEINEM eingeborenen Sohn Jesus  Christus, dem Wort Gottes, in dem unser Vertrauen auf unseren liebenden himmlischen Vater zur Vollendung gelangt, und durch die Kirche und alle Diener Christi bis in unsere Tage als Heilsgeschichte bezeugt wird. Jederzeit, ob ich stehe, knie, mich verneige, arbeite oder ruhe, danke ich mit allen Christen dem gnädigen Gott und Herrn im Heiligen Geist, der uns aus unermesslicher Liebe mit der ganzen Schöpfung das Dasein gewährt. In allen Stimmungen, die das Leben eines älteren Menschen begleiten, sitze ich dankbar für die geschenkte Zeit, in meinem bequemen Sessel, betrachte das von meinem Großvater geschnitzte Kreuz, das Bild der Gottesmutter mit dem Kinde und eine moderne Ikone, die für mich die Kirche symbolisiert, schweige bete und meditiere. Ich komme dabei ins Gespräch mit dem GELIEBTEN, dem ich alles Schöne und Gute verdanke, der mir die Kraft und Freude am Leben schenkt, und mir hilft, das Leid und die Not unserer Zeit im Blick zu behalten. Der Herr kennt gewiss all unser Beten und Fragen, und weiß wie oft wir IHN zusammen mit anderen Christen anrufen. Für einen Moment erscheint es mir dann manchmal, als wäre schon alles gesagt und geschrieben, was nötig ist, sodass wir schweigen sollten. Das stimmt ja auch, denn Gott unser Vater, Sein Sohn und der Heilige Geist wissen alles, bevor es zum Wort in uns wird; und dennoch meldet sich ein „Aber“. Obwohl der Eindruck entstehen könnte, als hätten wir lebenslang, zu Gott gefleht, gebetet und gesungen, sodass nur noch das Schweigen vor dem „Unsagbaren“ angemessen schien, geht es mir selbst wie einem Liebenden: Wie oft habe ich meiner Frau und anderen Menschen schon gesagt, dass ich sie liebe. „Aber“ immer wieder lockt es mich, in alter oder neuer Weise, das Gleiche zu sagen. Der Herr möge daher ein Einsehen haben, wenn es uns drängt auch IHM immer wieder, und tausendfach, das Gleiche zu bekennen, als wären wir SEINE unnützen Knechte, oder Narren der Liebe. Sagt doch schon der Volksmund: »Was sich liebt, das neckt sich«, oder wie ich es sage: »Was sich liebt, sagt dies immer wieder«. Wir können der Liebe dadurch nichts hinzufügen. Aber es ist immer wieder neu und schön, den Geliebten zu zeigen, wie unendlich liebenswert sie für uns sind. Damit hat sich bereits eine weitere Frage beantwortet. Ich bin Gott sei Dank ein spät berufener Schriftsteller und Autor geworden, und mir sehr bewusst, dass ich dieser Aufgabe nur noch eine begrenzte Zeit dienen kann. Sollte ich mich aber deshalb in den wohl verdienten Ruhestand zurücklehnen, im Bewusstsein, ich hätte alles gesagt, und Gott, der Herr, wüsste eh und je schon, was ich reden wollte? Dieser Gedanke ist für mich nur sehr begrenzt verlockend: Natürlich gehören Erholungspausen dazu, und vor allem ein ruhiges Arbeiten – wie jetzt.

Aber in meinem Sessel kommt mir im Augenblick eine bessere Idee: Es könnte ja durchaus geschehen, dass mir beim weiteren Schreiben, SCHÖNERES oder BESSERES  einfallen  würde, als je zuvor. Vielleicht könnten gute Worte wie eine Arznei den geplagten Mitmenschen beim Blick auf das Wesentliche behilflich sein, oder sie beim Leistungsdruck und ihren Sorgen begleiten. Vor allem aber müsste ich unter den Augen unseres überaus ehrwürdigen Dreifaltigen Gottes, noch entschiedener gegen die global zu beobachtende Respektlosigkeit der Menschen im Umgang mit einander in der  Wirtschaft, Politik, den Medien und zwischen den Religionen zu Felde ziehen. Daher bitte ich  Sie um Ihr Gebet für mich bei Gott, und sage nein und abermals nein, gegen die Versuchung, aufzugeben. Ihnen verspreche ich, solange es mir der Herr gestattet,  zu Seiner Ehre, zum Wohl der Schöpfung und aller Mitmenschen weiter zu schreiben, denn das Feuer ist noch nicht erloschen.

Der Poet

 

 

 

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