Dank und Segen

Ich habe eine Frau vor Augen, die mir in meiner Kindheit den Lebensraum schenkte, den ich brauchte, um ein froher Mensch zu sein. Was wäre aus mir ohne ihre Liebe geworden? Sie starb in meinen Armen. Ein Glück, dass ich sie auffangen konnte. Ihr plötzlicher Tod war unfassbar für mich. Ich erstarrte in Schmerz und Kummer und fand keine Worte, um meine Angst, nun nicht mehr geliebt zu sein, mitzuteilen. Wie versteinert und ausgebrannt stand ich am Grabe. Alles um mich schien verdüstert, die fröhliche unbeschwerte Kindheit ein Ende zu haben. In dieser Situation entwickelte ich den Wunsch, meine Schrift zu verändern, doch ich konnte sie trotz aller Anstrengungen nicht, wie zuvor, schön finden. Ich erlebte dies als ein Versagen, die damalige familiäre Situation wie einen Makel, und vermied es, mit anderen Menschen über meine Not zu reden. Als ich erkannte, dass meine Schrift nicht zu ändern war, versuchte ich trotz dieser Behinderung mit dem Leben klar zu kommen. Dies gelang weitgehend. Erst im Laufe vieler Jahre überkam mich eine Ahnung davon, dass beide Phänomene in einem Zusammenhang stehen mussten. Ich lernte wieder über das Leben mit meiner Großmutter und deren schmerzlichen Tod zu reden. Lange Zeit konnte ich mich aber nur an das Entsetzen bei ihrem Tod und den Schmerz der Trennung erinnern. Die äußerst beschämend erlebte Tatsache aber, meine Schrift nicht schön zu finden, verschwieg ich weiter ängstlich. Im Laufe der Zeit fand ich aber Vertrauen zu liebenswerten Menschen, mit denen ich über meine manchmal beim Schreiben auftretende Hemmung sprechen konnte. Mein Dank dafür gilt Ihnen allen. Sicher sind diese Erfahrungen auch daran beteiligt, dass ich lebenslang versuchte, Menschen in ihrer Not beizustehen, und sie nach Kräften zu unterstützen und zu trösten. Inzwischen kann ich, Gott sei Dank, wieder in Liebe und Dankbarkeit an die Großmutter, an unsere Familie, und ebenso an die vielen Menschen, die gut zu mir waren, denken. Ich vermag daher auch wieder in verschiedener Weise auszudrücken, was uns alle verbindet und bewegt.

Eines Tages, überfiel mich aber, als ich einen unbedeutenden Text notierte, eine starke Erregung wie beim Tod der Großmutter. Um mir zu beweisen, dass ich auch das Schreiben von Hand nicht mehr vermeiden musste, gab ich dem Drängen nach, schrieb einen Text, und bat meine Frau ihn zu lesen. Die in derartigen Situationen auftretende Erregung, benötigt aber immer eine gewisse Zeit, um wieder abzuklingen. Ich spürte dann auch zugleich den Wunsch, mich möglichst bald wieder, wie zuvor, dem realen Leben mit seinen Möglichkeiten und Aufgaben zuzuwenden. Das bedeutete für mich: Dankbar zu sein für alle Liebe und Wertschätzung, die ich lebenslang von so vielen Menschen erfahren durfte, und zum Wohle aller nach Kräften auch selbst beizutragen. Befinde ich mich doch von Jugend an bis ins hohe Alter im ständigen respektvollen Kontakt mit unzähligen liebenswerten Frauen, Männern, Kindern und Freunden, deren Wohlwollen auch mich begleitet. Mit ihnen kann ich schon lange über alle schwierigen und schönen Themen unseres gemeinsamen Lebens sprechen. Ein Glück, dass es möglich ist, einander mit Gottes Hilfe in Sprache, Denken, durch Zeichen und Poesie vertrauensvoll mitzuteilen, was uns bewegt oder manchmal auch bedrückt. Mir ist daher nach Dank und Segen zumute: Und so segne ich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, alles was Odem hat: Die Menschen in Freude, Not und Leid überall auf Erden, die uns Leben gewährende Natur, unser Arbeiten, Beten und jegliche Kreativität der ich in der Einheit des Heiligen Geistes nahe bin. . Mögen wir uns gegenseitig stützend und tröstend, weit über den Tod hinaus, alles „Gottgewollte“ herzlich gönnen.

Frohe Pfingsten

Euer Franz

Komm Heiliger Geist

 

 

Franz Schwald
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