Einem geistlichen “Lesebuch“ gibt Urs von Balthasar den Titel „Das Herz der Welt“ und es hält, was es verspricht. Ich habe während einer stationären Behandlung dieses Werk zum wiederholten Male gelesen. Für den Dienst der Ärzte und des Pflegepersonals im Krankenhaus danke ich diesen, für die spirituellen Anregungen in seinem Buch, Urs von Balthasar. Hier folgen nun einige Gedanken als Impuls zum Thema Herz-Liebe-Gott: Wenn ein kleines Kind die zärtliche Berührung seiner Mutter spürt, öffnet es die Hand, und greift, als ob es darauf gewartet hätte, nach deren Fingern. Wir Erwachsenen bedürfen auch lebenslang liebender Zuwendung und wissen genau, was geschehen kann, wenn sie ausbleibt: In der Folge leidvoller Erfahrungen sehen wir dann in der Realität und in den Medien Proteste, erhobene Fäuste, Hass und Gewalt bis auf den heutigen Tag. Was aber ist der sichere Weg, damit Fäuste sich lösen, Menschen einander die Hände reichen, und „Schwerter sich in Pflugscharen verwandeln können?“ Unser himmlischer Vater, der dreifaltige Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, der wie Papst Franziskus unermüdlich betont, die Liebe ist, hat uns Menschen nach SEINEM Bild und Gleichnis die Liebe ins „Herz“ gebrannt, auf die unsere Brüder und Schwestern, die Welt und Schöpfung sehnsüchtig warten. Wir sollen einander als Zeugen Gottes diese Liebe und den Frieden reichlich schenken.
Kohelet sagt, dass alles im Leben die ihm eigene Zeit hat. Lebenserfahrungen brauchen ihre Zeit zur Reife, die Bereitschaft und den Kairos, den rechten Augenblick, sie als Geschenk zu erfahren, um sie in die Person Mitte aufnehmen zu können. Lang und beschwerlich ist manchmal der Weg, um Einsichten zuzulassen, die unser Herz berühren. Ja es braucht seine Zeit und günstige Umstände um zu erkennen, dass wir Erfahrungen mit allen Menschen auf Erden teilen, und den Mut gewinnen, einander zu vertrauen zu trösten und zu begleiten. Dies gilt auch für intime religiöse Ereignisse. Nicht nur Pascal, Augustinus, und Paulus sondern auch wir erleben unsere schweren und großen Stunden. Wenn uns aber die Gnade Gottes ergreift, dann kann die Freude am Herrn wachsen, und uns zur Erkenntnis führen, wie sehr unser aller Vater um unser Heil besorgt ist. Wenn uns diese Liebe Gottes aufrichtet und zum Handeln befähigt, lichtet sich unser lähmendes Dunkel, und wir erleben im Geben und Nehmen dass sich alles was uns trägt und umgibt gut anfühlt, sodass sich unser Mund wie von selbst zum Lobpreis öffnet.
Wir begegnen, begrüßen umarmen und reden miteinander über alles, was uns im Leben begegnet oder schweigen, geben einander die Hand wenn uns die Worte fehlen. Es gibt aber auch unser Bedürfnis, Erfahrungen in Arbeit, Familie, Gesellschaft und Politik, in Muse. Sport, Musik, Kunst, Kult und Gebet, miteinander zu teilen. Alles, was uns Menschen im Inneren, Äußeren und im Religiösen begegnet, kann dazu führen, den in allem innewohnenden Segen zu entdecken. Geschieht dies in beseligenden Momenten, dann fühlt sich alles gut an, entzieht sich der Segen dann kann das zu einer tiefen Krise führen. Aber Grenzen, Krisen ja selbst Leiden, Angst und Schuld unser ständiger Begleiter, der Tod, können Gottes Segen nicht völlig zerstören. Wir dürfen darauf vertrauen, dass auch die satanische Gewalt in erschreckenden Formen, nicht das letzte Wort des Lebens ist. In hohen Stunden dürfen wir zu unserem Trost und zur Ermutigung erkennen, dass sich alles, was Gott in Seiner Weisheit und Güte erschaffen ha, gut anfühlt.
Ich habe eine Frau vor Augen, die mir in meiner Kindheit den Lebensraum schenkte, den ich brauchte, um ein froher Mensch zu sein. Was wäre aus mir ohne ihre Liebe geworden? Sie starb in meinen Armen. Ein Glück, dass ich sie auffangen konnte. Ihr plötzlicher Tod war unfassbar für mich. Ich erstarrte in Schmerz und Kummer und fand keine Worte, um meine Angst, nun nicht mehr geliebt zu sein, mitzuteilen. Wie versteinert und ausgebrannt stand ich am Grabe. Alles um mich schien verdüstert, die fröhliche unbeschwerte Kindheit ein Ende zu haben. In dieser Situation entwickelte ich den Wunsch, meine Schrift zu verändern, doch ich konnte sie trotz aller Anstrengungen nicht, wie zuvor, schön finden. Ich erlebte dies als ein Versagen, die damalige familiäre Situation wie einen Makel, und vermied es, mit anderen Menschen über meine Not zu reden. Als ich erkannte, dass meine Schrift nicht zu ändern war, versuchte ich trotz dieser Behinderung mit dem Leben klar zu kommen. Dies gelang weitgehend. Erst im Laufe vieler Jahre überkam mich eine Ahnung davon, dass beide Phänomene in einem Zusammenhang stehen mussten. Ich lernte wieder über das Leben mit meiner Großmutter und deren schmerzlichen Tod zu reden. Lange Zeit konnte ich mich aber nur an das Entsetzen bei ihrem Tod und den Schmerz der Trennung erinnern. Die äußerst beschämend erlebte Tatsache aber, meine Schrift nicht schön zu finden, verschwieg ich weiter ängstlich. Im Laufe der Zeit fand ich aber Vertrauen zu liebenswerten Menschen, mit denen ich über meine manchmal beim Schreiben auftretende Hemmung sprechen konnte. Mein Dank dafür gilt Ihnen allen. Sicher sind diese Erfahrungen auch daran beteiligt, dass ich lebenslang versuchte, Menschen in ihrer Not beizustehen, und sie nach Kräften zu unterstützen und zu trösten. Inzwischen kann ich, Gott sei Dank, wieder in Liebe und Dankbarkeit an die Großmutter, an unsere Familie, und ebenso an die vielen Menschen, die gut zu mir waren, denken. Ich vermag daher auch wieder in verschiedener Weise auszudrücken, was uns alle verbindet und bewegt.
Eines Tages, überfiel mich aber, als ich einen unbedeutenden Text notierte, eine starke Erregung wie beim Tod der Großmutter. Um mir zu beweisen, dass ich auch das Schreiben von Hand nicht mehr vermeiden musste, gab ich dem Drängen nach, schrieb einen Text, und bat meine Frau ihn zu lesen. Die in derartigen Situationen auftretende Erregung, benötigt aber immer eine gewisse Zeit, um wieder abzuklingen. Ich spürte dann auch zugleich den Wunsch, mich möglichst bald wieder, wie zuvor, dem realen Leben mit seinen Möglichkeiten und Aufgaben zuzuwenden. Das bedeutete für mich: Dankbar zu sein für alle Liebe und Wertschätzung, die ich lebenslang von so vielen Menschen erfahren durfte, und zum Wohle aller nach Kräften auch selbst beizutragen. Befinde ich mich doch von Jugend an bis ins hohe Alter im ständigen respektvollen Kontakt mit unzähligen liebenswerten Frauen, Männern, Kindern und Freunden, deren Wohlwollen auch mich begleitet. Mit ihnen kann ich schon lange über alle schwierigen und schönen Themen unseres gemeinsamen Lebens sprechen. Ein Glück, dass es möglich ist, einander mit Gottes Hilfe in Sprache, Denken, durch Zeichen und Poesie vertrauensvoll mitzuteilen, was uns bewegt oder manchmal auch bedrückt. Mir ist daher nach Dank und Segen zumute: Und so segne ich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, alles was Odem hat: Die Menschen in Freude, Not und Leid überall auf Erden, die uns Leben gewährende Natur, unser Arbeiten, Beten und jegliche Kreativität der ich in der Einheit des Heiligen Geistes nahe bin. . Mögen wir uns gegenseitig stützend und tröstend, weit über den Tod hinaus, alles „Gottgewollte“ herzlich gönnen.
Ich halte ein in
meinem Lauf
innere Türen
gehen auf
Die ganze Welt
spaziert herein
sie darf bei uns
zu Hause sein
In Spuren von
erhabenen Werken
suchen wir den
Herrn auf Erden
Erd und Himmel
sich bewegen zum
Freudentanz in
Gottes Segen
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