Der kleine Engel

Es gab einmal vor vielen Monden »eine arme Seele«. Sie lebte auf Erden, fromm und in Frieden. Güter und Reichtum verteilte sie an arme Menschen. Geld und Besitz hätten für ihre letzte Reise eh nichts genutzt. Wo hätte sie schon eine Fahrkarte in den Himmel lösen sollen? Als sie so an sich heruntersah, barfuss, mit einer Kutte wie sie Mönche tragen, kam sie sich recht unbedeutend vor. Sie war sich auch nicht mehr sicher, ob sie bei ihrem Lebenswandel das Geschenk des Himmels wirklich verdient hätte.  Ihre Jugendzeit, in der sie es mit den Tugenden nicht so genau genommen hatte, stand ihr noch lebhaft vor Augen. Sie liebte es damals, froh zu sein, Gesellschaft um sich zu haben, war dem Wein, dem lockeren Leben und den schönen Frauen verfallen. Bei genauer Betrachtung, war sie auch als Kind kein reines Lämmchen: Sie erinnerte sich an gestohlene Birnen, Äpfel und Kirschen; an so manche handfeste Lüge und kleinere Notlügen. Manchmal wäre es besser gewesen, weniger hitzig zu sein, und nicht so kräftig Prügel auszuteilen, wenn sie sich im Unrecht fühlte. Nachdem sie viele Jahre in Saus und Braus gelebt hatte, selbst dabei nicht wirklich froh wurde, und auch erkennen konnte, dass andere Erdenbürger, trotz vieler Reichtümer, nicht glücklich wurden, kam sie ins Nachdenken. In dieser Zeit hörte sie einmal eine Stimme – wie vom Himmel -, die sie ermahnte und bat, sie möge doch die zerstörte Kirche wieder aufbauen. Wenn sie dem Herrn Jesu nachfolge und auf Reichtum verzichte, dann könne sie hundertfältigen Lohn erwarten und sehr glücklich werden. In ihrer Erdenzeit war die arme Seele immer sehr großzügig, und hielt ihre Tisch- und Zechgenossen frei. Nun legte sie die schönen Kleider ab, gab ihr Erbe preis, und teilte den Reichtum mit den Armen. Jetzt erst bemerkte sie, wie viele hilfsbedürftige Menschen es gab. Die einen hatten kaum etwas zu essen. Andere waren mutlos und verzweifelt, wussten mit ihrem Leben nichts anzufangen oder lagen krank und siech danieder. Die arme Seele behielt für sich nur noch eine Kutte, die sie vor Kälte und Regen notdürftig schützte, Sandalen und einen Wanderstab. Wenn sie über ihr bisheriges Leben nachdachte, vergoss sie manche Träne. In lauen Nächten schlief sie unter Bäumen, und wenn es kalt wurde, in einer Höhle. Sie ernährte sich von Beeren und Pilzen und von Gaben meist selbst sehr armer Menschen. Die arme Seele betete, wie sie es gelernt hatte, das Kreuzzeichen, Vaterunser, Ave-Maria auch für die Kirche und pries Gott für alle Gaben. Andere fromme Seelen bemerkten, dass die arme Seele zufrieden und glücklich war mit den schönen Dingen, die es auf Erden gab. Wenn sie sich irgendwo im Walde zur Rast setzte, konnte es geschehen, dass Ihr Tiere Gesellschaft leisteten. Rehe, Hasen, selbst der mächtige Hirsch suchten die Nähe der armen Seele, die stets bereit war, ihnen von dem Wenigen das sie besaß, etwas ab zu geben. Manchmal brauchte sie nur die Hand auszustrecken und eine Amsel oder Elster ließ sich darauf nieder. Wenn dann alle Tiere versammelt waren, konnte es geschehen, dass sie ihnen wie ein Pfarrer im Gotteshaus, eine Predigt hielt. Die Tiere waren dabei mucksmäuschenstill, und jagten selbst die lästigen Mücken nur mit größter Sorgfalt weg. Die arme Seele hatte nämlich in ihren Predigten dazu aufgerufen, dass großer Friede herrschen solle. Erst, wenn sie nach einer solchen Versammlung allen den Segen erteilt hatte, zogen die Tiere ihres Weges. Eines Tages war die arme Seele unter einem großen Birnbaum eingeschlafen. Plötzlich erscholl zartes Engelsgeläut, das immernäher kam. Da ertönte eine tiefe Stimme, die sprach: » Franziskus, Franziskus! « Die arme Seele erschrak. Dann kamen einige kleine Engel herbei. Sie hielten Glocken in den Händen, denen sie himmlische Töne entlockten. Die Engelein mit den kurzen weißen Röcken und ihren goldenen Haaren trugen keine Schuhe. Die brauchten sie ja nicht, denn Engel fliegen meistens. Sie sangen so schön den Kanon: »Fürchte Dich nicht! «, dass die arme Seele nicht mehr vor Angst zittern musste. Nun ertönte die tiefe Stimme wieder, die ihr den Auftrag gab: »Bau mir die zerstörte Kirche wieder auf! « Die arme Seele duckte sich tief zu Boden und antwortete bedrückt: » Ich habe nur zwei Hände und bin es nicht gewohnt, schwere Steine zu schleppen, zudem weiß ich nicht, wo ich die Kirche finden soll. « Die Stimme antwortete: » Mach alles wie bisher. Ich werde dafür sorgen, dass du verwandte Seelen finden wirst, die dir helfen. « Frohgemut erhob sich die arme Seele und wanderte weiter. Eines Tages sah sie vor sich ein kleines Kirchlein, das schon bessere Tage gesehen hatte. Sofort begann sie damit, das verfallene Mauerwerk auszubessern. Da kamen unerwartet einige junge Männer daher, die bemerkten, wie schwer es der armen Seele fiel, allein für die Kirche zu sorgen. Sie erzählten, dass sie von weit hergekommen seien. Als sie von dem Leben der armen Seele hörten, hätten auch sie auf ihren Reichtum verzichtet, sich Kutten übergestreift und seien auf Sandalen hierher gewandert, um wie die arme Seele zu leben. Diese kräftigen Männer packten mit an, beteten mit der armen Seele zusammen bei der zerstörten, oder in einer der anderen Kirchen in der Umgebung. In kurzer Zeit wurde die zerstörte kleine Kirche wieder aufgebaut. Nun hatten sie einen Ort zum gemeinsamen Beten gefunden. Der Ruf der Mönche verbreitete sich in der Region und es schlossen sich ihnen immer mehr Brüder an. Die arme Seele bemerkte aber die tiefste Not der Menschen und tat alles, um sie mit seinen Freunden zu trösten, ihren Glauben an den Herrn Jesu zu stärken und sie zu Liebe und Frieden anzuhalten. Das Weihnachtsfest, die Geburt des Herrn, feierten alle Brüder zusammen in einer alten Scheune. Es kamen arme Menschen und Hirten aus der Umgebung hinzu. Sie priesen Gott für das kleine Jesuskind beteten und sangen zusammen frohe Lieder. Und so geschah es viele Jahre, bis die arme Seele todmüde im Kreise ihrer Freunde starb. Sie schien aber gar nicht unglücklich zu sein, denn sie freute sich, dem Herrn im Himmel zu begegnen. Zum letzten Mal erteilte sie allen, die von weit hergekommen waren, trauerten und weinten, den Segen und sagte: » Seid nicht traurig, und macht alles so, wie bisher und wie ich es in diesem Buch aufgeschrieben habe«

Als die arme Seele nach langer Reise etwas müde und zerzaust vor dem großen Himmelstor stand, ging ihr das ganze Erdenleben durch den Kopf. Da öffnete sich das goldene Tor langsam und ein erhabener Engel in leuchtendem Gewand trat heraus. In der Hand hielt er ein feuriges Schwert. So schön hatte sich die arme Seele den Erzengel Michael nie vorgestellt. Wenn ihr in diesem Augenblick nicht der eigene Schutzengel beigestanden wäre und ihr ins Ohr geflüstert hätte: » Der Erzengel Michael tut Dir nichts, er muss im Himmel nur nach den Rechten sehen. Einer armen Seele kann er schon deswegen nichts antun, weil er Mitleid mit ihr hat«, hätte die arme Seele umgehend das Weite gesucht. Sie hatte zudem bemerkt, dass der Erzengel Michael ein Lächeln nicht ganz verkneifen konnte. So etwas zu erkennen, darauf verstand sich die arme Seele, denn sie hatte auf Erden oft und gerne gelacht. Nun kam auch der Heilige Petrus heraus. Ihn erkannte die arme Seele sofort, denn er trug in seinen Händen die großen, goldenen Schlüssel für die Himmelstüre. Es gesellte sich auch der Heilige Paulus dazu. Ihn zu erkennen fiel der armen Seele nicht schwer, denn sie war sich sicher, wo Petrus ist, kann Paulus nicht weit sein und zudem hatte er in seiner Hand eine große Bibel. Der Heilige Petrus ergriff das Wort: » Wir wollen von Dir hören, wie Dein Name ist, was Du auf Erden vollbracht hast und warum Du begehrst, in den Himmel aufgenommen zu werden? «  Ach, so viele schwierige Fragen, dachte die arme Seele, und was wird geschehen, wenn ich erklären muss, dass ich keine ganz reine Weste habe? Der Schutzengel bemerkte, dass die arme Seele wie Espenlaub bei diesen Gedanken zitterte, und flüsterte ihr zu: » Die fressen Dich nicht, erzähl ruhig eins nach dem andern und wenn Du einen Fehler machst, zupf ich Dich an Deiner Kutte, dann kannst Du Dich verbessern. « Mit etwas leiser Stimme begann die arme Seele die Fragen zu beantworten: » Früher nannten mich meine Eltern Franziskus, als ich aber, um Jesus nachzufolgen, mein Leben änderte, das Geld an die Armen verschenkte und selbst nichts mehr besaß, fühlte ich mich als eine arme Seele. Diesen Namen behielt ich dann bei, als Freunde zu mir kamen. Der Heilige Petrus schaute gütig auf die arme Seele hinunter und sagte: » Zunächst, rede mit uns lauter, den Paulus und ich hören nicht mehr so gut, wie zu der Zeit, als wir noch auf Erden herumwanderten, um den Menschen den Glauben an Jesus zu verkünden. Dann wandte er sich kurz an Paulus, besprach sich mit ihm, und entschied: » Von jetzt an wirst Du den Namen Franziskus wieder tragen, das hört sich im Himmel besser an. Zudem wirst Du in die Kleiderkammer gehen und Dir dort ein weißes Engelkleid und einen goldenen Heiligenschein abholen, den Du fortan sorgfältig pflegen musst, damit er seinen Glanz nicht verliert. Schuhe sind nicht nötig. Du kannst deine Kutte und die ausgetretenen Sandalen in der Kleiderkammer abgeben. Engel und Heilige brauchen keine Schuhe. Sie können alle fliegen. Die arme Seele hatte nicht damit gerechnet, dass sie die geliebte Kutte und die Sandalen abgeben müsste, aber was tut man nicht alles, um in den Himmel zu kommen. Nun schlug Paulus die Heilige Schrift auf. Der armen Seele fiel ein: » Genau wie beim Nikolaus «, und mit dem hatte sie schlechte Erfahrungen gemacht. Der Heilige Paulus hatte einen Spickzettel in großer Schrift in seiner Bibel, denn er konnte nicht mehr gut sehen. Dann hob er an: » Erzähle mir frei heraus, was Du auf Erden mit Gottes Hilfe Gutes getan, unterlassen oder falsch gemacht hast! « Das Herz der armen Seele klopfte mächtig. Der Schutzengel bemerkte die Angst und sagte: » Franziskus, nimm Dich zusammen, es wird schon alles gut werden! « Da schaute er dem Heiligen Paulus fest in die Augen und begann, zunächst stotternd, dann immer flüssiger zu reden:       »Ich habe schon in meiner Kindheit den Eltern oft widersprochen, in Nachbarsgärten Birnen und Äpfel gestohlen, und bin ohne Erlaubnis auf Kirschbäume geklettert, um Kirschen zu naschen. Später habe ich mit meinen Freunden oft gezankt. Wenn sie nicht das machten, was ich wollte, habe ich sie verprügelt. Ich habe in feinen Kleidern, die armen Menschen übersehen, an üppigen Gelagen teilgenommen und mich mit vielen Mädchen amüsiert. Und was sehr schlimm war: Ich habe oft, wenn ich mich sehr über eine Untat schämte, gelogen. Gelogen, wollte Petrus entrüstet einwenden. Da bekam er von Paulus einen Stoß. Er flüsterte ihm ins Ohr; » Und wie war es damals, bevor der Hahn dreimal krähte? «  Petrus bekam einen roten Kopf und hielt sich mit der Nachfrage in diesem Punkt beschämt zurück. Franziskus fuhr fort: » Es dauerte sehr lange, bis ich erkannte, dass ich bei den Ausschweifungen nicht glücklich wurde und die Freunde mit all ihrem Besitz ebenso wenig, obwohl mir mein Schutzengel mächtig ins Gewissen redete. Da bekam Franziskus einen Stoß und der Schutzengel flüsterte ihm zu: » Das mit dem Schutzengel war überflüssig! « Erst von dem Augenblick an, als ich die Kutte nahm und versuchte, in Sandalen wie der Herr Jesus herumzuwandern, zu beten den Frieden zu verkünden, die Armen versorgte und den Kranken half, ging es mir besser. Ich freute mich an Pflanzen, Tieren, Sonne, Mond und Sternen, konnte lachen und sogar den Tieren predigen. Verzeih mir, Heiliger Paulus, mir fallen, außer dass ich die zerstörte Kirche mit Freunden zusammen wieder aufbaute, keine weiteren guten Werke in meinem Erdenleben zu meiner Entlastung ein. » Umso mehr habe ich dazu in meiner goldenen Bibel auf einem besonderen Blatt mit dem Namen Franziskus aufgeschrieben «, gab der Heilige Paulus zur Antwort. Dann wandte er sich zur armen Seele und sagte feierlich: » Du hast verdient, in den Himmel eingelassen zu werden, den Jesus Dein Freund, dem Du nachgefolgt bist. hat Dir schon lange all Deine Schuld vergeben. Der Heilige Petrus nahm den goldenen Schlüssel und wollte die Himmeltür öffnen, da wandte sich die arme Seele an ihn und bat: » Ich habe schweren Herzens zugestimmt, meine Kutte und die Sandalen abzugeben, darf ich wenigsten im Himmel »ein kleiner Engel« sein? Die Heiligen Petrus und Paulus mussten bei dieser Bitte ein wenig lächeln. Dann aber fiel Paulus ein, dass der Herr gesagt hatte, wer nicht so klein sei, wie ein Kind, komme nicht in das Himmelreich. Sie befanden, dass es damit einen »höchsten Grund« gebe, der armen Seele diese Bitte nicht abzuschlagen. Der kleine Engel wurde, nachdem er mit einem weißen Kleid und einem nagelneuen Heiligenschein aus purem Gold ausgestattet war, von Petrus und Paulus persönlich in den Himmel geleitet. Sein Schutzengel hielt sich dabei etwas zurück, blieb aber für alle Fälle auch im Himmel in der Nähe von Franziskus.

Gleißendes Licht erfüllte den unendlich großen Raum. Der kleine Engel musste sich erst langsam an das Licht, heller als tausend Sonnen, gewöhnen. Er hatte ja auf Erden viele Male versucht, sich vorzustellen, wie es im Himmel ausschauen könnte. Jetzt erst wurde ihm klar, dass eine solche Pracht, unvorstellbar ist. Es leuchtete ihm auch ein, dass es ratsam war, sich zuvor neu einzukleiden. In Kutte und Sandalen wäre er sich hier doch sehr komisch vorgekommen.Der Erzengel Michael befahl, und sogleich ertönten himmlische Posaunen. Alle Augen richteten sich auf den kleinen Engel, der im großen Himmelstor noch kleiner wirkte. Sein Schutzengel stieß ihm in die Seite und sagte leise:  » Flieg schnell ein wenig in die Höhe, damit dich alle sehen können! « Die glasklare Stimme des Erzengel Michael war nicht zu überhören:  » Wir begrüßen unter uns den kleinen heiligen Engel Franziskus! «Wie gern hätte sich Franziskus in diesem Augenblick wieder in der Kapuze seiner Kutte versteckt. Mit was konnte er es verdient haben, ein Heiliger zu sein? Gut, dass sein Engelskleidchen verbarg, wie sehr ihm die Beine zitterten. Da spürte er seinen, Freund, den Schutzengel neben sich, der ihm zuflüsterte: » Franziskus bewahre Haltung, zeig ihnen allen, was ein kleiner Engel ist! « Er wäre jetzt am liebsten so groß gewesen, wie der Erzengel Michael. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich so gut es ging, zu recken und zu strecken und einige Male in die Höhe zu fliegen, damit ihn auch die Letzten im Himmel noch sehen konnten. Als ihn dabei unversehens ein kleines Stäubchen heftig in der Nase kitzelte und er ein-, zweimal kräftig niesen musste, war der Bann gebrochen. Ein rauschender Beifall zeigte ihm, dass er bei allen im Himmel angekommen war und er beschloss, auch seine anderen Talente zu nutzen, um die himmlische Heerschar gelegentlich zu erheitern. Sein Schutzengel würde ihn sicher erinnern, wenn er gegen irgendeine Ordnung verstieße. Jetzt erst hatte er sich genügend an das helle Licht gewöhnt, um  einen Blick in die festliche Versammlung wagen zu können: In der Ferne, alles überragend, sah er Gott Vater, Sohn und den Heiligen Geist in aller Herrlichkeit auf goldenen Thronen sitzen. In strahlendem Licht, umgab die Heiligste Dreifaltigkeit eine große himmlische Heerschar, die immer wieder Lob, Preis, Ehre, Dank und Halleluja sang. In der Nähe waren die Heiligen, Päpste, Kirchenlehrer, Kardinäle und Bischöfe platziert, und dann zu beiden Seiten, wie in einer Konzilsaula, die Priester, Ordensleute und frommen Seelen, Palmwedel in den Händen, mit denen sie sich ab und zu Kühlung zufächerten. Zu Füßen der Dreifaltigkeit lagerten fromme Hirten, die drei Könige, Ochs und Esel, Josef und Maria. Der kleine Engel schaute nach oben. Das ganze Himmelsgewölbe war mit Sternen übersät, die glitzerten. Auch Sonne und Mond waren zu sehen, aber viel schöner als auf Erden. Alles Geschaffene verherrlichte Gott. Franziskus hatte ja immer ein wenig Sorge, ob neben den vielen Heiligen auch der Kosmos, Tiere und Pflanzen, im Himmel noch Platz finden könnten. Jetzt war es gut. Alles was er in seinem Erdenleben liebte, fand sich – zwar etwas anders -, aber auf seine Weise im Himmel wieder. Der kleine Engel, hoch zufrieden, musste einfach einen Weg finden, um seine Freude auszudrücken. So schwirrte er denn vor Glück, im ganzen Himmel herum. Eine Ewigkeit lang würde er all die Pracht, Herrlichkeit und die himmlische Musik erleben dürfen. Er betrachtete es auch als einen großen Vorteil, ein kleiner Engel zu sein, denn so konnte er ohne großes Aufsehen, allen Anwesenden seine Aufwartung machen. Natürlich würde dafür eine Ewigkeit nicht ausreichen. Es musste aber die Rangfolge eingehalten werden, das hatte er schon gelernt. So flog er unauffällig an der obersten Reihe, wo die frommen Seelen Platz gefunden hatten vorbei, schlich sich unter das Gesinde von Maria und Josef, denn dort waren auch noch kleine Engel, ganz nahe an die Heiligste Dreifaltigkeit herangerückt. Da juckte es ihn im rechten Zeigefinger so sehr, dass er es wagte, den großen Zeh Gott Vaters ein wenig zu kitzeln. » Huch! « sagte Gott Vater. Er, der Allwissende, hatte natürlich sofort bemerkt, wer ihn berührte. Der  kleine Engel sank in sich zusammen, als ihm sein Schutzengel eine mächtige Standpauke hielt: » Es zieme sich nicht, auch nicht für einen Heiligen Franziskus, Gott zu berühren! « Der kleine Engel hatte nun wirklich nichts zu seiner Verteidigung vorzubringen. Es wurde ihm zusehends übel. Gott Vater sah seinen Sohn und den Heiligen Geist an und lächelte ein wenig. Dann sprach er besänftigend zum Schutzengel:  » Richte den kleinen Engel wieder auf!  Und zu Franziskus: » Es darf niemand Gott berühren, es sei denn aus Liebe! « Ich habe aber einen Auftrag für Dich: » Du sollst mein Sendbote im Himmel sein und Dich unauffällig an alle heranwedeln, die beim großen Halleluja einschlafen. Du magst sie dann mit einem kleinen Schabernack zum Lachen bringen, damit sie wieder bei der Sache sind. Franziskus machte vor der Heiligsten Dreifaltigkeit die größte Referenz, zu deren er fähig war, trat dabei aber auf sein Röcklein, sodass er stolperte, und der Heiligenschein mächtig verrutschte. Sein Schutzengel war aber, wie immer, sofort an seiner Seite, half ihm auf die Beine und setzte ihm den Heiligenschein wieder zurecht. Der kleine Engel betrachtete seinen Auftrag, direkt vom lieben Gott, als eine große Auszeichnung. Er gefiel ihm besonders, denn er hatte zur Erdenzeit schon oft und gern gelacht. Nun kicherte er vergnügt in sich hinein beim Gedanken: Wer zuletzt lacht, lacht am besten! In Gegenwart der Heiligsten Dreifaltigkeit so viel Schönheit, Pracht und Freiheit ewig erleben zu dürfen; wer sollte da nicht in den Himmel kommen wollen?

 

 

 

 

 

 

Memoria

Wie Morgenlicht
durch Dunkel
bricht so bist Du
da holde Memoria

Gibst mir Geleit
in Herz und Sinn
durch Raum und Zeit
zu Freunden hin

Ich steh in Schuld
und wünsche zu
vergelten denn
ohne Eure Huld
herrscht Armut
in den Zelten

Dies‘ dankend
Wort es bleibt als
Hort mein Lied das
die Erinnerung
schrieb

Rosenkranzköniging
Jungfrau Du Reine

 

An die Mütter

Mutter Du hast mich geboren
es war schön zu Haus zog ich
auch in manchen Stunden
brummig von Dir aus

Tönen heute die alten Lieder
kehrt bergende Erinnerung wieder
an Frohsinn Tanz geteilte Not
und Sorge um das tägliche Brot

Mir scheint ich könnt die Stimme hören
und halt Dein Leben hoch in Ehren
denn weder Tod noch Streiten
können wahre Liebe scheiden.

Nun hast Du Ruhe von aller Plag
ein Stein schließt Deine Wohnung ab
den gleichen Weg bist Du gegangen
wie Andere die uns einst umfangen.

Und muss ich heute unter Tränen
erneuten Abschied von Euch nehmen
dann pflanze ich nach altem Brauch
Euch dankbar einen Rosenstrauch

Rosen für die Liebe

Über Worte und Sprache

Unsere Worte und Sprachen in ihren vielfältigen Formen, dienen uns Menschen lebenslang als Brücken zur Verständigung. Ich lade Sie, liebe Leser, daher heute ein, mit mir über die Bedeutung und Pflege dieses kostbaren Geschenkes unseres Lebens nachzudenken: Lange bevor wir sprechen konnten, drangen Geräusche, Töne und Worte an unsere kindlichen Ohren: Wenn die Mutter beispielsweise den Tisch deckte, dabei ein Lied summte, mit den Geschwistern redete oder die Teller klapperten, verschmolzen  Geräusche und Worte zu einem vertrauten Sprachraum. Mutters Stimme klang in uns nach, als wir von ihr die ersten Worte und Sätze lernten, und deren Bedeutung erfassten. Es brauchte geduldige Zuwendung, viele Hinweise und Hilfen von ihr, bis wir im spielerischen Spracherwerb, unseren Wortschatz so erweiterten, dass wir konkrete Ereignisse in unserer Umgebung verstehen, und sinngemäß darauf antworten konnten. Die Worte und Sprache der anderer Menschen konnten uns von da an, im Einklang mit der eigenen Erfahrung, gelegentlich wie ein „heile Segen“ beruhigen und trösten, oder verunsichern, erschrecken und ängstigen. Der  Spracherwerb und die Bereitschaft lebenslang zu lernen, gehören daher mit zu den Voraussetzungen unserer Kompetenz zur Lebensgestaltung und Orientierung in einer komplexen Umwelt.

Eine weitere Modifikation unseres Sprachvermögens erfolgte, außerhalb der Familie, durch Kontakte mit anderen Kindern und Erwachsenen, in der Schule, im Studium, im Beruf und in sozialen und religiösen Gruppen. Wir vermehrten dadurch unsere kognitiven, emotionalen und sprachlichen Fähigkeiten, und verinnerlichten diese Erfahrungen. Dabei passten wir im Wechsel vom Dialekt zur Hoch-, Fremd- und Fachsprache unsere Sprachkompetenz an die jeweiligen Erfordernisse an, um in stetig komplexerer Umgebung vernünftig handeln zu können. Auch in den globalen Beziehungen der Menschen und bei deren Problemen, sind die Bereitschaft zum Gespräch und unsere sprachliche Kompetenz als Medium des Interessenausgleichs, von entscheidender Bedeutung. Die weltweiten Konflikte und die wirtschaftlichen, ökologischen und religiösen Differenzen, sowie die militärischen und terroristischen Bedrohungen, sind daher auch Gegenstand von andauernd zähen Verhandlungen. Der Wille zur Verständigung über die hohen Kosten des Wiederaufbaus, der Migrationsbewegungen, und die Abwehr von Bedrohungen, bedürfen deshalb im hohen Ausmaß analytischer Fähigkeiten und sprachlicher Kompetenz der Beteiligten, um Lösungen unter den Geberländern im begrenzten Umfang zu verhandeln. Die globalen Probleme des in verschiedenen Sprachen erfolgenden Datenaustausches, bekommen nicht nur Wissenschaft, Bildung und Wirtschaft, sondern alle Menschen zu spüren, die bemüht sind, den ständigen Wandel der relevanten Informationen zu verstehen, um handlungsfähig zu bleiben. Um die heutige Nachrichtenflut zu reduzieren und die Worte und Sätze in ihrer kulturell unterschiedlich tradierten Bedeutung zu verstehen, ist außer der sprachlichen-, eine hohe medial-technische Kompetenz erforderlich.

Auch in unserer multikulturellen, europäischen Gesellschaft, wechselnwir ständig unser Sprachmuster vom Dialekt und der Alltagssprache zur Hochsprache, Fach- oder Fremdsprache. Wir berücksichtigen beim Datenaustausch auch den Unterschied von empirischen und historischen Befunden, wie ebenso bei Themen aus den Bereichen der Kunst, Literatur, Musik, der Philosophie oder Religion. In einem lebenslangen Prozess entwickeln wir Menschen unsere analytischen  und intellektuellen Fähigkeiten daher notwendig weiter, um verbale Inhalte, die uns täuschen, verwirren, schaden könnten, von denen zu unterscheiden, die hilfreich, richtig und wichtig für uns sind. In Diskussionen begegnen wir dabei aber gelegentlich zwei üblichen Sprachspielen, die wie „feindliche Brüder“ nicht zusammen finden wollen: Die Naturwissenschaften, die von der Vorstellung ausgehen, wir könnten mit geeigneten Methoden alles erforschen, und mit hoher Wahrscheinlichkeit das, was gültig, richtig und wahr ist, von dem unterscheiden, was falsch und zu verwerfen sei. Sie betrachten die Frage, warum es sie und ihre Forschungsgegenstände gibt, als irrelevant. Ausgeblendet wird meistens auch die Frage, ob alles was erforscht werden kann, noch zu finanzieren, sowie ethisch und sittlich zu vertreten ist. Der immer spezifischere Blick empirischer Forschung nur auf ihre Disziplin, führt schließlich auch dazu, dass es im Laufe der Zeit immer weniger Spezialisten gibt, die sich in den von ihnen vertretenen Fachgebieten noch auskennen. Die so bedeutsame ganzheitliche Betrachtung aller Lebenskontexte und ihrer Wechselwirkungen hingegen, schwindet.

Im Interesse von uns allen und der Forschung, ist es daher auch heute unverzichtbar, dass die in den Geisteswissenschaften tradierte Frage: „Warum gibt es das alles und nicht nichts?“, und damit der Blick auf das „Ganze“ nicht verloren geht. Es mag die empirischen Forscher zwar enttäuschen, wenn ihr Anspruch, das Maß aller Dinge zu sein, bestritten wird. Um die unantastbare Würde des Menschen als Person, eine Stellung und Verantwortung im gesamten Lebenskontext des Makro- und Mikrokosmos zu verstehen, muss aber über seinen Gestaltungsspielraum und dessen Grenzen, über seine Macht und Ohnmacht, über Leben und Tod, die in allem waltenden Geheimnisse, und seine Sehnsucht nach Vollendung in Gott gesprochen werden. Offensichtlich sind Worte eingebettet in sprachgeschichtliche Kontexte, von denen her sie ihre Bedeutung bekommen. Das gilt sowohl für die Natur- als auch für die Geisteswissenschaften. Beide Betrachtungsweisen sind unentbehrlich und bedürfen gegenseitiger Ergänzung. Dies umso mehr in einer Zeit, in der man vielfach davon ausgeht, eine geisteswissenschaftliche Erforschung der Phänomene erübrige sich. Es gilt daher, immer wieder neu, in den geschichtlichen Epochen aufzuzeigen, dass die unterschiedlichen Standpunkte Schaden nehmen müssten, wenn sie nicht durch die jeweils andere Auffassung ergänzt und bereichert würden. Wir müssen leider feststellen, dass bei einem unheimlich anmutenden Wachstum an Wissensbeständen, die Fähigkeit der Menschen, zur kritischen Analyse der Meinungsvielfalt, eher zu schwinden scheint. Hinzu kommt, dass die Sensibilität für den Reichtum an sprachlichen Ausdrucksmitteln, und damit die Bereitschaft zu kultiviertem Sprechen und Hören abnimmt. Differenziertes Hören und Verstehen von Worten und Sätzen im jeweiligen Sprachkontext, und die Fähigkeit, sich adäquat auszudrücken, sind aber notwendig, wenn beispielsweise Worte und Sätze in philosophischen, theologischen oder religiösen Kontexten, wenn letztendlich »Worte Gottes«, sinngemäß verstanden und von naturwissenschaftlichen Befunden unterschieden werden sollen.

Worte und Sprache

 

 

 

 

 

 

Worte und Wort

Worte fliegen
hart und krumm
um´s fassungslose
Herz herum

Aus Schweigen
mit hell wachen
Sinnen kann ein
neues Wort gelingen

Drängt frohgemut
aus sich´rem Haus
bergend in die
Welt hinaus

Und schmiegt sich
dann in bitt´ren
Stunden wie Balsam
an die Wunden

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

 

 

 

 

 

Veni creator…

Ein Tropfen DEINER
Liebesfülle bewegt
der Herzen Stille
und es wird Licht

Wo Gottes Wort
in uns zerbricht
erhebst DU Sinne
und Gemüt damit es
wieder neu erblüht

Sind Gottes Worte
wie neu geboren
trösten sie unsre
armen Ohren

Des Vaters und
des Sohnes Erbe
ist zu sehen im
Wort und Werke

Komm Heiliger Geist

 

 

Wahrheit und Gedankenspiele

Es gibt eine tiefe Sehnsucht im Menschen nach Wahrheit. Wir möchten einander vertrauen können und nicht angelogen werden. Schon Pilatus stellte aber im Verhör mit Jesus die kritische Frage: „Was ist Wahrheit?“ Er hatte im politischen Alltag der Römer so viele Lügen und Intrigen erlebt, dass er nicht mehr daran glaubte, der Wahrheit noch begegnen zu können. Sind wir heute nicht in einer ähnlichen Situation, wenn wir die vielfältigen Lügen in unseren persönlichen Kontakten, sowie im beruflichen und gesellschaftlichen Umgang miteinander bedenken? Obwohl es auch in unserer medialen Umwelt schwierig ist, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden, gibt es den Wunsch, ohne Schaden zu nehmen, einer vertrauten Person die Wahrheit sagen zu können.

Der barmherzige Vater im Evangelium kennt diese Sehnsucht und kommt allen, die sich ihm mit  ihrer Schuld zuwenden, von weitem entgegen, um ihnen zu vergeben. Noch mehr: Alle Menschen sollen erkennen, dass Gott durch das Leben, den Tod und  die Auferstehung Jesu Christi unsere Lebenslügen in eine „felix culpa“ verwandelt. Im Blick auf IHN, unseren Herrn, und auf alle, die ihm nachfolgen, dürfen wir es daher wagen, die Lüge zu meiden,  und IHM im Glauben Hoffen und Lieben zu folgen.

Hinzu kommt, dass wir uns, der Wahrheit und Verantwortung für die Erkenntnisse des Geschehens im Makro- und Mikrokosmos der Natur verpflichtet, in einem steten Wandel befinden. Wie in einem „Spiel ohne Grenzen“, in dem wir die Lebenswirklichkeit nicht voll erfassen, sind wir zum Handeln berufen. Zuweilen kann das, was wir sehen, verwirrend, angsterregend, oder aufregend   neu für uns erscheinen. Denn immer wieder führen neue Perspektiven des Hinblicks, auf uns selbst und die Umwelt, zu anderen Sichtweisen, die eine Veränderung unserer bisherigen Einstellungen erfordern.Dann gilt es, dem uns innewohnenden Prinzip zu folgen, und das was wahr und gültig erscheint, von dem zu trennen, was sich als falsch oder Lüge erweist. Das, was uns zum Beispiel in der Jugend, oder danach im beruflichen und öffentlichen Leben bedrohlich erschien, muss uns aber im höheren Lebensalter nicht mehr so sehr erschrecken. Was das eigene Leben wie eine schicksalshafte Benachteiligung erschwerte, kann neu bewertet, zu einer neuen Erfahrung werden, auf die man stolz zurück blickt. Parallel zur stetig geringeren Lebenszeit, kann sich im höheren Lebensalter auch Freude beim kreativen Gestalten entwickeln. Johann Sebastian Bach hat beispielsweise bis kurz vor seinem Tod noch komponiert und musiziert.

Erst nach dem Ende meiner beruflichen Karriere, entstand auch bei mir im Ruhestand die Idee, mich als Schriftsteller zur Einheit und Vielfalt der Lebensumstände zu äußern. Seit ich mich nach dem dritten Buch entschloss, nur noch Texte zu den jeweils andrängenden Themen zu schreiben, stellte sich bei der Aufgabe,  eigenen Gedanken ohne Druck eine sinnvolle Form zu geben, zunehmend Freude ein. Derzeit denke ich intensiv über unsere Fähigkeit nach, überhaupt selbständig denken und handeln zu können. Dieses Nachdenken ist mit einer innigen Dankbarkeit für das ganze Leben, und der ihm innewohnenden Wahrheit verbunden. Wem sollte ich nun noch etwas vormachen, und welcher Ehrentitel könnte mich noch reizen? Meine Ehre ist es, mit allem, was ich erlebte und mich beschäftigte, so gut ich es vermag, redlich umzugehen, und Erfahrungen, die mich glücklich und zufrieden sein lassen, mit Ihnen, liebe Leser, zu eigenem Gebrauch zu teilen.  Ich erinnere mich dabei oft an meine frühe Kindheit und das damals übliche vielfältige Spiel. Alles, was um mich geschah, was in mir erwachte, was ich erlebte und erlitt, fand im arglosen Spiel  seinen Ausdruck. Auch in den vielen Jahren danach, erlebte ich mich in meinen Daseinsbezügen als ein mit eigenen Fähigkeiten zu sehen und zu lernen, ausgestatteter Mitspieler. Alle neuen Erkenntnisse, erforderten aber auch stets zu entscheiden, was sich als richtig oder falsch, als Wahrheit oder als Lüge erwies. In all diesem sich wandelnden Erleben, bin ich aber, Gott sei Dank, meinem Wesen treu geblieben. Es erfüllt mich daher mit großer Freude, den Menschen, die mir bisher auf meinem Lebensweg beistanden, noch danken zu dürfen. Im Spiel des Lebens, im Geben und Nehmen, mit Schuld und Vergebung, gilt dies besonders der Kirche, die mich aufgenommen, begleitete, belehrte, und bis zum heutigen Tag ermuntert, auch künftig wahrhaft und redlich meinen Weg zu gehen. Heute, und hoffentlich noch eine Weile, bin ich, dem Lob und der Ehre des Schöpfers und der Mitmenschen verpflichtet, noch in der Lage, mit den Bällen, die mir das Leben zuspielte, als Gottes fröhlicher Clown mit zu spielen. Wenn ich auch nicht mehr, wie in früheren Jahren, aktiv ins politische Geschehen eingreife, und mich im Beruf und in gesellschaftlichen Verpflichtungen weniger zu bewähren habe, so bin ich doch bereit, Ihnen liebe Leser zu zeigen, wie ich als „spätberufener Schriftsteller“ in meinen bisher schönsten Beruf am Leben teilnehme. Mich beschäftigt derzeit schon die Frage, was mir aus dem Reichtum des Erlebens geeignet erscheint, in einem nächsten Beitrag für Sie, in eine geeignete Form zu bringen. Ich muss aber gestehen, dass ich bis zur Stunde noch keine klare Vorstellung davon habe, wie diese Geschichte aussehen könnte. Eines ist aber gewiss, solange ich beim Schreiben bin, dürfen Sie sicher sein, dass es ihrem Franz in Oppenweiler gut geht.

Worte und Sprache

 

Gedanken zur Lage

Ein Blitzkrieg scheint Putin in der Ukraine nicht zu gelingen. Stattdessen sehen wir grausame Bilder der Zerstörung einer Infrastruktur, und ein sich tapfer gegen den Aggressor wehrendes Volk. Die Reaktion der westlichen Verbündeten, durch Sanktionen,
Verstärkung der Nato, Lieferung immer schwerere Waffen und diplomatische Bemühungen, konnten den Krieg nicht stoppen. Ein verstummendes Bemühen um Frieden, und der Versuch das Bedrohungsszenarium richtig einzuschätzen, erinnert an die Zeit des kalten Krieges. Das über Dezennien aufgebaute, im Welthandel, kulturelle Austausch der Nationen im friedlichen Zusammenleben aufgebaute Vertrauenb, scheint in überraschend kurzer Zeit in Ost und West bedroht. Eine neue Ordnung weltweiter Handels- und kultureller Beziehungen ist noch nicht zu erkennen. Wir verfolgen kritisch, die von der russischen Propaganda verbreiteten Thesen, einen brutalen Krieg in der Ukraine, als gerechtfertigt zu erklären, um die Bedrohung russischer Interessen zu verteidigen. Russland hat sich nach dem Niedergang der Sowjetunion, so schien es, kulturellen und handelspolitischen Beziehungen mit dem Westen geöffnet, ohne die Rüstung bis zur atomaren Bewaffnung aufzugeben. Der Westen hat dagegen auf einen innenpolitischen Wandel in Russland durch Annäherung gehofft. Soweit sind dies die für mich erkennbaren Fakten. Ich beobachte aber aufmerksam das militärische und politische Geschehen unserer Tage im Bemühen, wie alle Menschen, die noch die Schrecken des letzten Weltkrieges erlebten, die Lage auch aufgrund eigener Analyse einzuschätzen, und wage es, Ihnen die Überlegungen hierzu in einigen Thesen vorzulegen.

  1. Könnte es sein, dass Putin Seite an Seite mit der Orthodoxen Kirche, die Vision hatte und noch immer hat, Russland sowohl innenpolitisch wie außenpolitisch Weltgeltung zu verschaffen? Dass er es aber für taktisch besser ansah, in einer Zeit des Wandels, den Westen nicht als Feind zu brandmarken, und günstigere Konstellationen abzuwarten.
  2. Dass es ihm gelang, nachdem der Westen und die Nato durch den Gedanken der Abrüstung ausreichend geschwächt und bereit waren, eigene Ansprüche nicht militärisch, sondern durch diplomatische Reaktionen zu vertreten, den Aufmarsch seiner Truppen als Manöver zu tarnen, um dann zu einem ihm günstig erscheinenden Zeitpunk, zum Schlag gegen den vermeintlichen Feind propagandistisch und militärisch auszuholen.
  3. Dass er selbst taktisch, sehr wohl damit rechnete, den Westen unter Führung von Amerika herausfordern zu können, in Reaktion auf seine brutale Kriegsführung, die Nato und die westlichen Bündnisse gegen sich zu mobilisieren, um nun propagandistisch, politisch und militärtechnisch behaupten zu können, dass er sich gegen die bedrohlichen Aggressoren der westliche Welt zur Wehr setze, die ja nun offenbar, gegen Russlands nationale und imperiale Interessen kämpften. Dies könnte auch erklären, warum diplomatische Lösungen von Putin kalt abgeschmettert wurden.
  4. Dass er dann hoffte, die zu erwartenden Reaktionen des Westens durch die Wirkung verstärkter Sanktionen, den Schulterschluss der Nato, die Bereitstellung immer stärkerer Waffen und die weltweite Empörung über den brutalen Krieg und die damit einhergehende Isolation Russlands propagandistisch und taktisch dazu benutzen zu können, um die Wahrheit zu verdrehen, dass es sich mit dem Einmarsch in die Ukraine nicht um eine Aggression Russlands in ein friedliches Land, sondern um die Verteidigung seines Landes, gegen die nun offensichtlichen nationalen und imperialen Interessen vereinter westlicher Aggressoren handele.

Es scheint in unserer Zeit, in der wir Menschen einander, wie feindliche Brüder gegenseitig, bis an die Zähne bewaffnet, bekämpfen,  als ob es keinen wirklichen Frieden geben könnte. Doch EINEN gibt es der diese Bosheit für uns am Kreuz besiegte, um uns Menschen in SEINEM Reich der Gerechtigkeit und des Friedens miteinander zu versöhnen. Beten wir darum, dass uns der Krieg, das Leid, der Tod,  die Flucht vieler Menschen, und die sinnlose Zerstörung zu allen Zeiten so erschreckt, dass wir in Gottes Namen, Wege der Versöhnung erfinden, die uns in Christi Reich, das nicht von dieser Welt ist, immer mehr zu Brüdern und Schwestern macht, die sich nicht mehr vor einander fürchten müssen. In dieser Hoffnung, auf eine in Jesus Christus, dem Gottes- und Menschensohn gründende Gemeinschaft gottgesegneter Menschen, habe ich versucht, unsere Lage darzustellen und die Gefahr in Thesen zu beschreiben, einander gegenseitig zu Feinden zu machen des Glaubens, nur in einem durch Waffen gesicherten kalten Krieg überleben zu können. Nicht nur nach den Schrecken des letzten Weltkrieges, habe ich mit vielen anderen Menschen die Bitte „nie wieder Krieg“ zum Himmel geschrien. Möge Gott der Vater Sohn und Heilige Geist, uns allen SEINEN wahren Frieden, ohne Waffen, den die Welt nie geben kann, heute und in Zukunft schenken.

Heilig heilig heili heilig ist der Herr

 

 

Ostern

Seit undenklicher Zeit und im Strom der Geschichte wirkt die Liebe Gottes in unfassbarer Gegenwart. Bei  überraschenden Ereignissen im Alltag, in einer neuen Einsicht oder unerwarteten Begegnung, oft auch erst nach einer schweren Entscheidung, können wir manchmal eine Fügung zu unserem Besten erkennen. Möge die Liebe des HERRN uns im Osterglauben bestärken, damit wir vertrauensvoll auf SEINEN Wegen bleiben, und wie unsere Väter und Mütter, nur vor dem EINEN DREIFALTIGEN GOTT, dem LEBENDIGEN, mit dem geheimnisvollen Namen über allen Namen „ICH bin der ICH bin“ demütig unsere Knie beugen. Dieser Gott, zu dem wir beten, der Herr aller Zeiten und des Lebens, bleibt aber, wie wir erfahren dürfen, nicht unerreichbar im ewigen Licht. ER spricht uns an und hört unser Klagen, Bitten und Beten.

ER, der Schöpfer und Erhalter allen Seins, hat seinen Werken und dem Lebensstrom der Geschichte eine Richtung gewiesen. Als Gott mit uns in uns und über uns waltet SEIN reicher Segen und verbindet wie ein Regenbogen Himmel und Erde. In Lobpreis und österlicher Freude erheben wir aus gutem Grund unsere Hände und preisen IHN mit unserem Herrn Jesus Christus im Heiligen Geist, der wie wir es in den Lesungen der Osternacht hörten, alles erschaffen, SEINE Werke für gut befindet und erhält. Wer wollte aber leugnen, dass es im Strom der Zeit auf Erden auch schreckliche Kriege, Katastrophen, die Gottesferne der Menschen, unsagbares Leid, Schuld, Angst, Not und Tod gibt? Unser Herr und Gott geleitet uns aber in SEINEM Mensch gewordenen Sohn, durch Leid, Kreuz, Tod und Auferstehung, ins wahre Leben. In lichten Momenten unseres Daseins können wir in allen Dingen SEINE Spuren entdecken und in der Unruhe unseres Herzens, die Hoffnung und Sehnsucht nach IHM erfahren. Das Osterereignis, der weg gewälzte Stein, das leere Grab  der Engel, die Frauen und viele Glaubenszeugen unserer Kirche, bis hin zu Papst Franziskus, verkünden den Jüngern Jesu, uns heute und allen Zweiflern die frohe Botschaft: Gott hat Seinen geliebten Sohn zum ewigen Leben auferweckt. Der Herr stirbt nicht mehr und hat auch uns eine Wohnung im Herzen des DREIFALTIGEN bereitet. Tod wo ist dein Stachel, Hölle wo ist dein Sieg!  In SEINEM Sohn, im Heiligen Geist und auch durch uns, will der Herr unser Gott, allen Menschen und der ganzen Schöpfung liebend nahe sein und ewiges Leben schenken. Amen, Amen, Amen!

Rufen wir daher in Gottes Namen, allen Widerwärtigkeiten zum Trotz, das österliche Halleluja, die frohe Botschaft in unsere arme Welt hinein: Unser Gott der Liebe und des Lebens ist nicht tot. Kreuz und Elend sind nicht die letzten Worte. GOTT ließ SEINEN Sohn, unseren Herrn, den unsere Schuld an Kreuz geschlagen, nicht in Todeswehen. ER, unser Vater, lässt auch SEINE Schöpfung und uns Menschen, wie die Lesungen der Osternacht zeigen, nicht in Schuld und Elend zu Grunde gehen. Denn der Herr hat SEINEN Geist für uns ausgehaucht, damit wir Leben in Fülle haben. Zu Recht jubelt unsere Kirche alle Vorstellungen sprengend: „ Der Herr ist wahrhaft auferstanden! “ Und auch wir leben von Gottes Gnaden in ewiger Liebe getragen, auf Hoffnung im Strom der Zeit. Wie groß ist aber unsere Not, den Willen des geliebten Herrn zu akzeptieren, IHN sterben und wirklich auferstehen zu lassen. Geht es uns da nicht ähnlich wie den Jüngern, die den schweren Stein auf  Herz und Seele spürten, der sie hinderte „alles zu begreifen, was in der Schrift über IHN gesagt ist“? Brauchen wir nicht auch unsere Zeit, bis wir nach der Auferstehungsfeier schrittweise frohen Herzens voll in den österlichen Jubel der Kirche einstimmen können? Manchmal sind unsere Augen ja auch schmerzlich gehalten und wir erkennen den auferstandenen Herrn nicht, der schon so lange mit uns geht. Reden wir dann nicht ebenso traurig wie die Jünger miteinander, als wäre mit dem schändlichen Tod des HERRN am Kreuz, all unsere Hoffnung begraben? Aber genau dann brauchen wir Christen einander als Glaubenszeugen, die Kraft und den Trost des Heiligen Geistes und unsere Kirche, damit unser Herz, wie die im Frühling zu neuem Leben erwachende Natur, sich der in allem waltenden ewig neuen Liebe öffnen kann.

Die Auferstehung der ewigen Liebe.

 

 

 

 

Nachtgebet

Wir suchen
Dich an allen
Orten und
greifen nicht

Nur in Bildern
hinter Worten
ahnen wir
Dein Licht

Bleib DU beim
Glockenklingen
im Frieden

Dieser Nacht
der treuste
Freund der für
uns wacht

Abendlicht

 

WP to LinkedIn Auto Publish Powered By : XYZScripts.com
Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial