Vermächtnis

Zu leben geboren
als Wächter bestellt
mit allem verwoben
ins Wunder der Welt

Von hehren Gewalten
sorgsam gehalten
auf eigenen Füßen
den Himmel zu grüßen

Im Gehen zu fallen
den Tod zu bestehen
im Kleinsten von allem
das Schöne zu sehn

Das Banner zu halten
Sinn zu verwalten
am Teppich zu weben
zu denken sich regen

So bin ich und dichte
verwalte mein Amt
erhelle in Wahrheit
was allen bekannt

Zeit und Ewigkeit

Einfälle

Als ich mich mit dem Thema „Leben und Wahrheit“ befasste, und darüber nachdachte, auf welche Weise der geplante Text in meinem Leben verankert ist, fielen mir Szenen ein, die mehr oder weniger mit diesem Inhalt zu tun haben. Es schien mir aber unmöglich, sie in einem übergreifenden Text angemessen zu berücksichtigen. Die spontanen Einfälle schienen mich zunächst vom eigentlichen Thema abzulenken, bis ich erkannte, dass sie den biographischen Hintergrund meiner gewachsenen Einstellung zum Leben und zur Wahrheit gut illustrieren. Ich entschloss mich daher, dem Verlangen der „Störenfriede“ nach zu geben und von ihnen in der Erwartung zu berichten, dass sie mich wieder zum geplanten Text zurückführen würden.
In unserer Familie war die Großmutter mütterlicherseits die ruhende Mitte, ein geistlicher und religiöser Nährboden als Lebensraum, der unsere kindlichen Spiele und Erfahrungen barg. Auf ihre stille Präsenz, ihr Zuhören, Zuschauen, ihr Kreuzzeichen und das Weihwasser zur Nacht, konnten wir uns verlassen. Ihr Gebetbuch und der Rosenkranz waren sichtbarer Ausdruck ihrer Sorge und Liebe, genauso, wie die große Scheibe Bauernbrot mit Butter und Marmelade, wenn wir hungrig darum baten. Geblieben sind Erinnerungen an sie, Achtung, Respekt und Hilfsbereitschaft gegenüber alten Menschen. Zusammen mit der Mutter übernahm sie Erziehungsaufgaben und gewährt uns die nötige Freiheit, in der wir unsere Eigenart entfalten und die kindliche Neugier befriedigen konnten.

Die harte Lebensschule unserer Mutter ist aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar. Ihre Eltern durfte sie nicht duzen. Der Vater, Bildhauer und liberal eingestellter Politiker, gab den Ton an, war aber seiner jüngsten Tochter zärtlich zugetan. Die Folgen des wirtschaftlichen Niedergangs nach dem ersten Weltkrieg, gingen nicht spurlos an seinem Werk vorüber, umso mehr schätzte er die Einnahmen aus einem vierstöckigen Wohnhaus, das seine Frau in die Ehe einbrachte. Ausgerechnet die Jüngste, auf die er große Hoffnungen setzte, sie wollte Tänzerin werden, verliebte sich aber in einen Maler. Die Schwangerschaft bedeutete für sie einen herben Verzicht auf ihre Pläne. Als junge, werdende Mutter, stand sie jedoch zu ihrer Liebe zu mir und zu meinem Vater. Gott sei Dank, habe ich es nie vergessen, dass sie sich damals für das Leben und mich entschieden hat. Es gehörte Mut, Liebe und Tapferkeit dazu, sich entgegen den herrschenden harten Normen der Gesellschaft zu behaupten und sich von eigenen Wünschen zu lösen. Sie gab ihrem Leben in sehr beschränkten Verhältnissen einen Sinn, blieb eine gute „Tänzerin“ die uns Buben unter Gesang in der Küche Unterricht erteilte. Später heiratete sie. Der Vater meines Bruders, war als Monteur viel unterwegs, sehr sportlich, und behandelte mich wie seinen Sohn. Ich respektiere noch heute seine politische Überzeugung, die ihn als Kommunist während des Dritten Reiches in das Konzentrationslager brachte. Diese Spuren früher Erfahrungen berühren durchaus, wie mir scheint, das Thema Leben und Wahrheit.
Während des letzten Krieges hatten wir auch Kontakt zu einer jüdischen Frau. Sie besuchte uns des Öfteren. Fräulein Hirsch, eine noch adrette Dame, trug Kleider ihrer amerikanischen Verwandtschaft, die leider schon etwas aus der Mode gekommen waren, sodass sie befremdlich auf mich wirkte. Ihre jüdische Abstammung oder seltsame Kleidung waren aber nicht der Anlass, zu ihr Distanz zu halten. Fräulein Hirsch liebte mich und wollte mich immer küssen, zu einer Zeit, da ich dafür noch kein Verständnis hatte. Und wenn mir als Junge etwas nicht gefiel, dann regte sich massiver Widerstand.

Unsere Mutter bestellte zum Beispiel in der Adventszeit einen kräftigen Metzgergesellen, der uns als Nikolaus verkleidet, Geschenke bringen sollte. Fräulein Hirsch war auch zugegen. Während mein jüngerer Bruder seine Gebete tapfer aufsagte, und dafür einen Sack mit leckerem Gebäck bekam, weigerte ich mich trotz mehrmaliger Aufforderung, denn in Gegenwart von Fräulein Hirsch wollte ich nicht beten. Dies erkannten weder meine Mutter, noch der Nikolaus oder unsere Besucherin. Die kräftigen Schläge mit der Rute konnten meinen Eigensinn nicht brechen. Ich wurde in den Sack gesteckt und an der Haustüre frei gelassen. Warum ich dennoch, das gleiche Geschenk wie mein Bruder bekam, ist mir lang unverständlich geblieben. Ich kenne den Widerstand und das hartnäckige Verfolgen meiner Ziele auch aus dem späteren Leben. Mir fällt hierzu eine Szene ein, in der ich zum ersten Mal versuchte, meine Selbständigkeit zu erproben: Ich bin ein kleiner Knabe, liebe Musik und bevorzuge die Nähe zum Schlagzeug, dem ich bis zur Stunde als Drummer treu blieb. In einiger Entfernung unseres Hauses fand ein Erntedankfest statt, das meine Neugier weckte. Einige Groschen hatte ich beisammen, um die Fahrt mit dem Omnibus zu bezahlen. Als ich zur Haltestelle kam, fuhr der Bus gerade weg. Welche Enttäuschung! Sie ließ sich nur ertragen, als ich mir für das Geld, kurz entschlossen, eine Wundertüte und Süßigkeiten kaufte. Als ich das Kaffee verließ, stand wieder ein Omnibus da. Ein neues Problem! Ich eilte nach Hause und erzählte, ein großer Junge habe mir meine Süßigkeiten entwendet. Eine glatte Lüge! Sie verhalf mir aber dazu, wieder Geld zu bekommen, um zum Erntedankfest zu fahren. Wie ich nach diesem Abenteuer als kleiner Knirps nach Hause kam, und welche Folgen dies hatte, daran erinnere ich mich nicht mehr. In einer kleinen Stadt, in der Menschen sich kennen und Verantwortung für einander übernehmen, geht man als Kind aber nicht so leicht verloren. Viele aufrechte Menschen begleiteten meine Jugendzeit und bilden den Erfahrungsraum für die Fähigkeit, am Leben teilnehmend, Sorge für einander zu tragen.
Ich bin schon ein größerer Junge, kann etwas lesen und auf Plakaten erkennen, dass in einiger Entfernung ein Segelflugfest stattfindet. Eine spannende Sache. Der letzte Lastkraftwagen mit Sitzbänken auf der Ladefläche steht zur Abfahrt bereit. Ich zeige mein Geld, und bekomme einen Platz auf dem LKW zugewiesen. Leider kommen wir zu spät auf dem Flugplatz an, und ich habe kein Geld mehr. Mit welch hungrigem Blick ich die Erwachsenen beobachtete, die mit gesundem Appetit ihre gebratene Wurst mit Senf verzehrten, kann ich mir lebhaft vorstellen, denn mir läuft auch jetzt, beim Gedanken daran, das Wasser im Mund zusammen. Ein Frisör, der mich kannte, verhalf mir zu einer Wurst und brachte mich zu unserer besorgten Mutter nach Hause zurück. Bis zum heutigen Tag, bin ich selten an einem Wurststand oder an anderen erfreulichen Dingen des Lebens vorbei gekommen, ohne mich zu bedienen.

Meine Liebe zum alemannischen Dialekt, den meine Mutter als einzige Sprache bis ins hohe Alter beibehielt, ist mit dem Leben und Brauchtum am Rhein, in der Nähe Basels, eng verbunden. Nur während des letzten Krieges, war der sonst rege Grenzverkehr zwischen den beiden Städten Rheinfelden unterbunden. Ich kann mir gar nicht vorstellen, unsere Heimatstadt Rheinfelden(Baden) zu besuchen, ohne am Burgkastell bei der Brücke Halt zu machen. In einem Gedicht, „O Du mi lieb´s, alt´s Bruggestuck, Du führsch mi in Gedanke zruck“, habe ich, der ehemaligen Holzbrücke eingedenk, im Blick auf den Rheinhafen und dem ausladenden Fluss, ein Denkmal gesetzt. Dort saß meine Mutter auf der Steinbank, wenn wir vor ihr im Sand spielten. Dieser unserer Heimat, bin ich, den Dialekt eingeschlossen, allzeit treu geblieben. Nicht einmal die vielen Jahre bei den Westfalen in Münster oder die lange Zeit bei unseren heutigen Freunden im schwäbischen Oppenweiler haben es vermocht, meinen heimatlichen Zungenschlag zu verleugnen. Leben ist für mich von Kindheit an mit Sprache, Kultur und Folklore in allen Formen verbunden. Die Not der Kriegsjahre und schwierigen Nachkriegszeit unter der französischen Besatzung, nötigte unsere Mutter nach dem Tod der Großmutter, allein für unser Überleben zu sorgen. Nach und nach verließen die mir hoch in Ehren gehalten Schnitzwerkzeuge unseres Großvaters im Tausch gegen Lebensmittel bei den Bauern unser Haus, um den Hunger zu stillen. Mein Bruder war der erfahrenere Bettler, der nicht nachließ; ich übernahm die Verhandlungen mit den Bauern, wenn es galt, zu günstigen Konditionen zu tauschen. Und dennoch es reichte nicht. Unsere Mutter maß uns die Brotration zu, über die wir wachten und wenn der Hunger drängte, gingen wir nachts auf die Felder und räumten ab, was wir fanden.

Zwei Jahre lang teilte ich in den kargen Kriegsjahren das Leben mit unseren Verwandten auf einem Bauernhof im Hotzenwald. Es gab nicht nur gutes Essen, sondern auch Wunderliches zu erleben: Zum Beispiel die Tatsache, dass Kühe auch ohne ihren Hütejungen den Weg nach Hause finden. Ich staunte auch über die „Berger-Mutter“, die unserem Pfarrer zum Frühstück nach dem Gottesdienst, zusätzlich Rahm in die gute Milch goss, und über dessen Haushälterin, die auch im Sommer noch Weihnachtsgebäck schenken konnte, wenn ich ihr Butter oder Teile einer „Notschlachtung“ brachte. Stolz waren wir Buben auf unseren Pfarrer, der in seinen Predigten im Dritten Reich das offene Wort nicht scheute und uns, als wir aus der Schule vertrieben wurden, in einer Bauernstube den Religionsunterricht erteilte. Hier taucht sie wieder auf, die Erfahrung, der eigenen Meinung auch gegen Widerstand Geltung zu verschaffen. Diesen Mut bewies auch der Vater eines Freundes, der gegen Ende des Krieges, den vergeblichen Versuch unternahm, zu verhindern, dass ich mich freiwillig zum Wehrdienst melde. Ihm drohte, wenn ich das der Behörde gemeldet hätte, eine hohe Strafe wegen „Wehrkraftzersetzung“. Aus den abenteuerlichen Wirren der letzten Kriegsmonate, kehrte ich aber mit Gottes Hilfe unbeschadet nach Hause zurück. Die freie Meinungsäußerung und eine vernünftige Balance von Selbständigkeit und Abhängigkeit sind mir immer ein Anliegen geblieben.
Die Lehrzeit und die Arbeit als Baukaufmann bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr, führte mich nach und nach in den Ernst des Lebens ein; in die Sorge um eigen Einkünfte, in einem arbeitsteiligen Miteinander mit Menschen, deren Fleiß, handwerkliches und technisches Können ich schätzen lernte. Mit meinem Bruder zusammen trugen wir nach dem Tod der Großmutter zum gemeinsamen Lebensunterhalt bei. Bei der täglichen Arbeit in einer Bauunternehmung, blieben auch schmerzliche Erkenntnisse nicht aus. Es gab Konflikte zwischen der Firmenleitung und dem Betriebsrat, dem ich angehörte, in der Hierarchie der Mitarbeiter, und durch die Einsicht in Grenzen des Aufbegehrens, um den Arbeitsplatz zu erhalten. Die Bedeutung der spezifischen Sprache im juristisch-technischen Bereich lernte ich ebenso kennen, wie die vielfältigen Aufgaben des Unternehmers, sich unter Konkurrenz im wirtschaftlichen Umfeld einer Region zu behaupten. Geblieben ist die wertschätzende Beachtung aller wirtschaftlichen und technischen Bemühungen eines Gemeinwesens. Diese Grundlage hat mich, bei aller beruflichen Nähe zu den Geisteswissenschaften, stets davor bewahrt, die konkrete Lebensdimension unseres Alltags aus den Augen zu verlieren.

Diese Erfahrung verhalf mir, im Zusammenwirken mit anderen Freunden, zum Stadtrat gewählt zu werden. In dieser Funktion arbeitete ich mehrere Jahre in verschiedenen Kommissionen mit, und leitete unsere Wählervereinigung. Mir wurde letztlich aber klar, dass mich die Politik und die damit verbundenen Belastungen in den menschlichen Beziehungen, nicht auf Dauer zu befriedigen vermögen. Die Distanz zum politischen Geschäft nahm zu, ebenso die Suche nach einer sinnvolleren Aufgabe. Dennoch bereue ich diese Zeit nicht, denn die Erfahrungen aus dem kommunalen Umfeld, spiegeln sich in ähnlicher Weise in anderen Gebilden einer demokratischen Verfassung wieder. Geblieben ist ein nüchterne Blick auf die Möglichkeiten, Grenzen und Notwendigkeit politischen Handelns. In allem, was danach folgte, wiederholte sich im Grunde meine Liebe zum Leben und die Auseinandersetzung mit dem, was als Wahrheit erkannt und auch heute kritisch verteidigt werden sollte. Das Handwerkszeug hierzu sind die von mir ansatzweise beschriebenen Erfahrungen aus dem vielfältigen Lernen im eigenen Leben.

Ein Fragespiel

In dritten Band meiner „Geschichten und Gedanken“, stieß ich trotz aller vorgängigen Bemühungen auf einen Druckfehler: Die weitere Nachforschung ergab, dass auf einer Seite ein Satz mit einem Komma endete, sodass es den Lesern überlassen blieb, diesen unvollendeten Satz nach eigenem Gutdünken zu ergänzen. Genau dies bestätigte mir eine Leserin. Als Autor schätzte ich es sehr, wenn ich oder meine Leser durch Texte zu eigenem Nachdenken angeregt werden. Die Reaktion einer Leserin auf den Druckfehler in meinem Buch, veranlasste mich, Ihnen, liebe Leser, einige Fragen vorzulegen, um es wie bei einer Art Druckfehler Ihrer Fantasie zu überlassen, die Leerstellen zu ergänzen. Beginnen wir nun das Fragespiel:

Zu seiner Zeit stellte der Vorsokratiker Parmenides, die bis zum heutigen Tag gültige Frage: „Warum gibt es etwas und nicht nichts?“ Könnte es sein, dass Sie sich, liebe Leser, auch schon gelegentlich fragten, woher komme ich, wohin führt mein Weg im Ganzen, und warum gibt es all das Große und das Kleine, das mir lieb und teuer ist, und nicht nichts? Wie könnte Ihre Antwort aussehen? Oder gehören Sie etwa auch zu denen, die diese Frage einfach als unnötig zur Seite schieben?

Anselm von Canterbury entwickelte im Mittelalter den philosophischen Gedanken, dass es etwas gebe, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden könne, und dass dies nicht nur im Verstand sei, um dadurch auf unsere das Verstehen überfordernden existenziellen Bedingungen unseres Daseins zu verweisen. Anselm sah in der Philosophie eine Möglichkeit, uns über die Grenzen des Denkbaren hinaus, auf das bedeutungsvolle „Bedenken“ des „Undenkbaren“ unserer Existenz aufmerksam zu machen. Bewegen wir uns doch bis heute stolz auf unsere Leistungen, so selbstsicher im Raum des kausal Begründbaren, als könnten wir auf diese Weise alles, was die Welt im Innersten zusammenhält verstehen und erklären. Ereignisse wie Naturkatastrophen, Leid, Tod, Kriege und Zerstörung führen uns aber immer wieder die Grenzen unseres Denkens, Handelns und Machens vor Augen. Welche Konsequenzen könnten sich für Sie, liebe Leser, aus diesem Sachverhalt ergeben?

Der von mir sehr geschätzte, 1983 gestorbene Religionsphilosoph Bernhard Welte, eröffnete einst seine phänomenologischen Vorlesungen, mit der vieldeutigen Frage, „was ist das…?“ Im Grunde genommen stieß er dabei immer wieder, wie in seinem Hauptwerk „Auf der Spur des Ewigen“ auf die Tatsache, dass sich alle Dinge dem Denken als widerständig erweisen, und nur in einer freigebenden Annäherung an ihre Eigenständigkeit und Bedeutung im Ganzen erfahrbar werden. Welchen Stellenwert hat für Sie, liebe Leser, unsere aufgeklärte Vernunft, im Hinblick auf die vielfältigen schöpferischen Prozesse der Lebenswirklichkeit im Ganzen?

Viel Freude beim Nachdenken über die Themen.

Schuld und Vergebung

Wir erleben in unseren Tagen, beim Reden und Handeln in der Öffentlichkeit, eine Verrohung der Sitten, die uns bedrückt. Dass wir Menschen, im Schutz der freien Meinungsäußerung, im öffentlichen Diskurs oder in der Begegnung mit Hilfs- und Ordnungskräften, respektlos mit einander umgehen, ohne dass ein Moderator wirkungsvoll eingreift. Es stellt sich die Frage: Darf das hohe Gut straffreier Meinungsfreiheit dazu führen, dass Beleidigung, Beschuldigung, Verletzung, Respektlosigkeit unter Mitmenschen erlaubt scheinen? Wo bleibt dann in unserer Gesellschaft eine Diskussion, über die vielfältige Schuld im Umgang mit einander? Wer kontrolliert zum Beispiel die Macht der Medien bei der Meinungsbildung? Das Schweigen vieler Menschen, kann sicher nicht als Zustimmung zum Fehlverhalten anderer im öffentlichen Diskurs gedeutet werden. Danken wir daher umso mehr den Medien und ihren Mitarbeitern, die sich gegen eine Verrohung der Sitten in unserem Land wehren, und uns mit ausgewogenen Berichten über gesellschaftliche, politische oder kirchliche Ereignisse informieren. Wir Christen leben mit unserem Volk und allen Menschen weltweit zusammen, und bitten im täglichen Herrengebet, eingedenk unserer Schuld, Gott zurecht um Vergebung, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben. Im Vertrauen auf SEINE barmherzige Liebe und erlösende Gnade, erwächst daraus immer wieder Mut. zum Bekenntnis unserer Schuld.

Sicher bin ich nicht der Einzige, der sich vor Gott als ein armer Sünder erlebt. Ich weiß auch, wie schwer es fällt, sich die eigene Schuld einzugestehen, und darüber zu reden. Die Kirche hat zu Recht einen Vertrauensbereich geschaffen, der es dem Pönitenten erlaubt, sein Herz zu öffnen. Mit Freimut gilt es daher auszudrücken, wie lieb und teuer mir im Laufe des Lebens dieses Bußsakrament geworden ist. Leider haben es die Umstände und Altersbeschwerden erschwert, regelmäßig am Herz-Jesu-Freitag, bei einem mir vertrauten Priester zu beichten. Umso mehr vermisse ich bei Gottesdiensten, das mir von Kindheit an vertraute „Confiteor“, das Stufengebet, in dem wir Gläubigen mit dem Priester zusammen vor Gott, der Gottesmutter und allen Heiligen bekennen, in Gedanken, Worten und Werken durch eigene Schuld Gutes unterlassen und Böses getan zu haben. Sind wir Christen eventuell auch vom Gift der Selbsterlösung infiziert, die Schuld immer bei anderen zu suchen, deren Fehler zu kritisieren, die Gesellschaft, Kirche oder Gott anzuklagen, um uns selbst frei zu sprechen? Wer sollte dann aber in der Lage sein, das ersehnte Paradies auf Erden für uns herzustellen? Lenken wir dadurch nicht nur davon ab, dass wir alle Sünder sind, und Gottes Erbarmen, SEINE Erlösung, und die gegenseitige Vergebung nötig haben. Also weiter so? Nein, tausendmal nein. Sprechen wir für alle Menschen in der Wirtschaft, den Medien, in Politik, der Kirche dem Bildungswesen und unseren Familien in der Hoffnung auf Vergebung unserer Schuld, das „Confiteor“ wie wir es zu Beginn jeder Heiligen Messe mit einander beteten: Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, der seligen allzeit reinen Jungfrau Maria, dem hl. Erzengel Michael, dem hl. Johannes dem Täufer, den heiligen Aposteln Petrus und Paulus, allen Heiligen, und Euch Brüdern und Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken, durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld. Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria, den hl. Erzengel Michael, den hl. Johannes den Täufer, die heiligen Apostel Petrus und Paulus, alle Engel und Heiligen und Euch Brüder und Schwestern, für mich zu beten bei Gott unserm Herrn. Laden wir herzlich alle Menschen unserer globalen Familie und alle Christen ein, bei Gott Fürbitte einzulegen, dass wir zur Einsicht in unser schuldhaftes Verhalten kommen und einander gegenseitig verzeihen.

Bitten wir Gott aber auch inständig, dass ER von uns Kraft verleiht mitzuwirken, dass wir die guten Sitten pflegen, jedem das Gute gönnen, das Böse verzeihen und würdevoll mit einander umgehen. Wir haben ja allen Grund, Gott, dem Vater Sohn und Heiligen Geist, der Allerheiligsten ewigen, starken und gerechten Liebe, ohne Makel und Fehl zu danken. Und IHN den ALLERHEILIGSTEN für das Leben, SEIN Erbarmen, die Vergebung unserer Sünden und Schuld und die Wohnung in SEINER Kirche, dem Reich ewigen Friedens, zu rühmen und zu lobpreisen. Beten wir wie der Schächer am Kreuz: DU, über alles Geliebter Gott, Vater. Sohn und Heiliger Geist, bist nicht Schuld an dem Bösen in der Welt, das uns hindern könnte DICH uneingeschränkt zu rühmen zu loben zu preisen und DIR für alles Gute zu danken. Tröste uns o Vater mit dem Segenswort DEINES Sohnes zum Schächer: „Heute noch wirst Du bei mir im Paradies sein!“

Das Kreuz der Erlösung und Hoffnung

Ein Brief

Liebe Freunde,
was drängt mich heute zum Schreiben? Es ist leicht zu erklären. Ich habe einfach Lust mit Euch ein wenig zu plaudern. Schon meldet sich in mir aber eine kritische Stimme: „Darf man das, möchten die Anderen das auch?“ Und dann folgt der Einwand: „Haben wir nicht das Recht dazu, einfach nur zu erzählen, was uns umtreibt, in der Hoffnung, dass wir einander verstehen?“ Etwas Rückendeckung gewinne ich bei der Erinnerung an die „Alten“, bei denen wir in unserer Jugend lernten, wie Plaudern geht. Es waren die fleißigen Handwerker in unserer Umgebung, die sich ab und zu Zeit gönnen, neben ihrer Arbeit über alles zu reden, was sie bewegte. Auf dem Lande war es Sitte, dass die Bauern sich nach des Tages Mühen auf eine Bank vor dem Hause setzten, oder im Winter auf die wärmende Kunst in der Stube, um es sich bei Gesprächen wohlergehen zu lassen. Nichts anderes habe ich im Sinn, wenn ich Euch, und den Vielen über unseren Leserkreis hinaus, einige Sätze zum reinen Vergnügen anbiete. Heute schenkt uns die Natur, zum Segen der ans Licht drängenden Pflanzen und Blüten, einen sonnigen Tag. Als ich mir aber vorstellte, dass Sie ein Brief, nicht wie meine Frau, beim Vorlesen eines Buches einladen könnte einzuschlafen, blieb meine gute Laune erhalten. Das muss ich näher erklären:
Wir lesen schon geraume Zeit jeweils in der Mittagspause bei einem Espresso mit Vergnügen Bücher, meistens Klassiker, die während der beruflichen Zeit zu unserem Leidwesen nur das Bücherbord zierten. Von befreundeter Seite geschenkt, fesselt uns seit einiger Zeit der Roman „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert. Es ergeben sich bei dieser Lektüre für uns immer wieder Gelegenheiten zu einer Nachfrage oder zu einem Gespräch. Nach über zweihundert Seiten, blicken wir heute zurück: Flaubert zeigt uns in der Gestalt der „Emma“ in Beziehung zu ihrem gutmütigen Ehemann und ihrem Liebhaber Rodolphe, den vergeblichen Versuch, aus einem fragwürdigen Leben illusionär auszubrechen. Flaubert versteht es, dem Leser durch die handelnden Personen und deren Umwelt, das gesellschaftliche Leben und den Geist seiner Zeit nahe zu bringen. Es gelingt ihm, die Leser in einer bewundernswert bildhaften Sprache zu fesseln, und realen Vorgängen des Alltags, eine zeitlose Gestalt zu geben. Es ist ein Geschenk, dem täglichen Brot unseres Daseins im Raum der Kunst oder der Sprache Bedeutung zu verleihen, und auch mein Anliegen, den realen Alltag im literarischen Schaffen zu würdigen.

Sie wissen, liebe Leser, dass ich vor langer Zeit, an Hand eines erfahrenen Informatikers, dem Rat eines Freundes folgend, einen Literaturblog einrichtete. In dieser Zeit kam ich leider nicht zum Schreiben. Hinzu kam die Tücke des Objektes: Das Office-Programm meines Rechners konnte nicht aktiviert werden. Zum Glück funktioniert mein Laptop noch, während wir versuchten, dem Programm wieder auf die Beine zu helfen. Gelegentlich nehme ich in „technischen Angelegenheiten“ auch den Rat unserer Töchter in Anspruch, die wie alle jungen Frauen mit den neuen Medien vertraut sind. Sie konnten mir aber im vorliegenden Falle nicht helfen. und eine Tochter ließ mich wissen, dass ich ihr im Umgang mit meinen Arbeitsgeräten wie ein „IT-Opa“ vorkomme, der sie mit manchen Fragen überfordere. Das deute ich als ein Kompliment für meine Kenntnisse in diesem Bereich. Ich kann diesem Lob aber nicht vorbehaltslos zustimmen, denn zuweilen gibt es beim Lernen auch herbe Enttäuschungen, die ich nicht verschweigen möchte: Erst gestern bat ich meinen Administrator von Unruhe getrieben um Hilfe, denn ich hatte die Kategorie meiner Kurzgeschichten im Literaturblog gelöscht. Als ich ihm auf dessen Nachfrage bestätigte, bei diesem Vorgang ein rotes Warnsignal bemerkt, aber übergangen zu haben, sah ich ihn fassungslos vor mir stehen. Es folgte meinerseits ein Stoßgebet zum Heiligen Antonius, der mir schon oft half, Verlorenes wieder zu finden. Dann suchte ich selbst angestrengt nach den Texten und -o Wunder- ich fand sie tatsächlich wieder. Das Programm des Literatur-Blogs, hatte wie ein treuer Knecht, die von mir als gelöscht vermuteten Kurzgeschichten, automatisch unter „unkategorisierte Texte“ gespeichert. Sie können sicher den Stein plumpsen hören, der mir von der Seele fiel, als ich mich daran machte, alle Texte wieder geordnet einzugeben. Dabei konnte ich vom neuen Archiv profitieren, das mein Administrator einrichtete, sodass ich bei der Recherche die gesuchten Texte leicht finden konnte. Ich kann Ihnen daher nur empfehlen, sich bei einer Textsuche im neuen Literaturblog dieser Hilfe zu bedienen. Im Übrigen passt alles, was ich Ihnen heute erzähle, sehr gut zu meinem Hauptthema, allem Kreativen offen, ständig nach neuen Erfahrungen zu suchen, und immer wieder neue Formen literarischen Austausches mit den Lesern zu erkunden. Ich versichere hoch und heilig, dass der Gedanke. Ihnen einen freundlichen „Brief“ zu schreiben erst bei der heutigen Lektüre in der Mittagspause auftauchte. Gebannt von dieser Idee, begann ich sofort, ihr eine literarische Form zu geben. Ob mir das gelungen ist, unterstelle ich Ihrem Urteil. Andere Optionen habe ich daher vorerst zurückgestellt: In meiner Schublade liegt ein Manuskript zum Thema „Spukgestalten“, das auf seine Vollendung wartet. Auch meine heutige Absicht, weitere Texte der letzten Jahre im Literaturblog unterzubringen, gab ich zugunsten dieses Briefes auf. Aber bei all meiner Vorliebe für Literatur, Kultur und Religion, übersehe ich natürlich weder die aktuelle politische Weltlage, noch die anstehenden europäischen oder deutschen Fragen. Bekannter Weise wird in den Medien hierzu viel, manchmal zu viel geschrieben, und noch mehr geredet. Ich wende mich daher lieber anderen Themen zu:

Haben wir zum Beispiel alle im Blick, dass nach Karfreitag Ostern und die nachösterliche Zeit beginnt. Mein Brief kommt daher diesem Grund zustande, denn ich hatte es bislang versäumt. den Gründonnerstags- und Karfreitagstexten, einen Osterbrief folgen zu lassen. Ohne den österlichen Geist, der auch mich auferweckt, und ständig zu neuen Taten ermuntert, wäre mir ja nicht der Gedanke gekommen, Ihnen heute einen Brief zu schreiben. Als Kinder suchten wir die Ostereier und die suchenden und fragenden Jünger, wir alle, brauchen immer wieder einen Anstoß, der uns ermuntert, in neuen Sprachen und Formen, das unfassbare österliche Geheimnis zu deuten und zu feiern. Genau das versucht Ihr Franz Schwald aus Oppenweiler mit seinen Geschichten und Gedanken. Ich betrachtete zum Beispiel vor wenigen Minuten einen Rosenstrauß auf unserem Tisch. Genau in diesem Augenblick tauchte die Sonne eine einzelne Rose so in ihr Licht, dass ich sie für eine Weile wie gebannt anschaute. Die Augen meines Herzens erfassten im staunenden Hinblick ihre wahre Schönheit und Bedeutung für mich weit mehr, als meine natürlichen Augen. Vielleicht können Sie, liebe Leser, einen ähnlichen Standpunkt des „Staunens“ einnehmen und mit mir, die aufbrechende Kraft des jährlich wiederkehren Frühlings und Sommers zu genießen. Ich habe aber nun den Eindruck, als ob ich Ihnen in meiner österlichen Freude auf unserer imaginären „Bank oder Kunst“ schon mehr erzählt habe, als bei einem Zusammensitzen, ohne Sie zu ermüden, gesagt werden sollte. Wie sie ja wissen, liebe ich mit Bedacht Kurzgeschichten. Wie Kinder, gern „Pusteblume“ spielen und sich freuen, wenn die Samen des Löwenzahnes wie kleine Fallschirm davon fliegen, um irgendwie ihr Ziel zu finden, so hoffe auch ich, dass das eine oder andere Wort bei Ihnen landet.

Mit freundlichen Grüßen und Wünschen, Ihr
Franz Schwald

Die Rettung

Friedrich ist mit seiner Familie in eine belebte Stadt umgezogen. Sie leben dort schon mehrere Jahre. Er schätzt es nicht besonders, sich mit der Familie im Strom der Besucher treiben zu lassen, und die wechselnden Auslagen der Geschäfte zu betrachten. An Musikern, die an der Straße bei swingendem Jazz ihre Solisten in Szene setzen, kommt er aber selten vorbei. Von Jugend an gehört Musik zu seinem Leben und Rhythmus liegt ihm im Blut. Die Familie hat sich mit dieser Vorliebe des Vaters und auch damit versöhnt, dass Buchläden auf ihn eine magische Anziehungskraft ausüben. Er kennt und schätzt aber auch die ruhigen Orte in der Stadt. Er genießt es, unter Menschen zu sein, die Männer, Kinder, und flanierenden hübschen Damen zu beobachten, und das pralle Leben auf sich wirken zu lassen Friedrich ist für seine unersättliche Neugier bekannt, und wählte mit Bedacht diese große Stadt als Wohnort, denn hier konnte die Familie erwarten, ein den Neigungen und Interessen entsprechendes kulturelles Angebote vorzufinden: Es gab kurze Wege zur Arbeit, den Schulen, dem Markt, den Lebensmittel- und sonstigen Geschäften. Gelegentlich besuchte er als Gasthörer mit seiner Frau Vorlesungen an der Universität. Mit der Zeit entdeckte die Familie auch den Zoo, und die verschiedenen Museen. Ihr besonderes Interesse galt aber der Musikhochschule. Dort hatten sie ihre Freude daran, die talentierten Studenten bei ihren Konzerten zu erleben und zu applaudieren. Der umsichtigen Mutter oblag es, den Besuch des Theaters, Balletts, der Konzerte, Einkäufe und Kinderattraktionen, mit den anderen familiären Verpflichtungen in Einklang zu bringen.

Trotz aller Vorteile, die das Stadtzentrum bot, entschloss sich aber die Familie noch einmal zu einem Umzug. Ein Wohnungsneubau am Rande der Stadt, sollte im nächsten Jahr bezugsfertig sein. Das Stadtzentrum und das nahe gelegene Erholungsgebiet, waren daher von hier leicht zu erreichen. Es ist ein sonniger Tag, gerade warm genug, um sich in einem der Straßencafés bei Kuchen und Tee vom heutigen Spaziergang auszuruhen. Das Gespräch des Ehepaares verläuft träge; sie benötigen beide eine kleine Pause, um die Eindrücke der letzten Stunden zu überdenken. Da richtete sich Friedrich plötzlich auf; er schien von irgendetwas fasziniert zu sein. Seine Frau bemerkt dies, und unterbricht das Schweigen mit der Frage: „Hast Du etwas entdeckt?“ Ohne sich umzuschauen antwortete er, mit der Hand in eine bestimmte Richtung deutend: „Wenn mich meine Augen nicht trügen, dann sehe ich Peter und Doris, unsere Freunde. Es scheint, dass sie heute den schönen Tagg auch genießen. Schau, dort kommen sie direkt auf uns zu, schick gekleidet, Arm in Arm, wie ein verliebtes Paar. Doris hat uns schon bemerkt, sie winkt uns freundlich zu. Wie schön, dass wir ihnen hier noch freie Stühle anbieten können.“ Doris und Peter kommen näher, begrüßen Friedrich und die Kinder, nehmen Platz, und bestellen sich Kaffee. In Kürze ist ein munteres Gespräch im Gange.

Die beiden Damen rücken enger zusammen, führen das Wort, und beginnen unter lebhaften Gesten ein Gespräch über die aktuelle Herbstmode und die Möglichkeit, im endenden Sommerschlussverkauf ein „Schnäppchen“ zu machen. Ihre Männer hatten keine Chance, und zu wenig Kenntnisse im Detail, um sich in das Gespräch der Damen einzubringen. Sie fanden aber bald ihre Sprache wieder, und ein beidseits interessierendes Thema: Friedrich und Peter kannten sich schon lange, sodass sie sich nicht mehr scheuten, einander auch persönliche Erlebnisse anzuvertrauen. In Rede und Gegenrede lief ihr Gespräch -wie von selbst- auf das Thema zu, dass es unter Menschen im Alltag immer wieder Konflikte gebe, die zur Lösung einen Ausgleich der Interessen erforderten. „Solche Problem kenne ich gut, “ bemerkte Friedrich.„ Und ich erinnere mich gerade, wie schwer es mir früher gefallen ist, über so etwas „Peinliches“ mit anderen zu reden. Ich hatte Angst, missverstanden zu werden, und verschloss mir oft den Mund. „Das kenne ich auch, entgegnete Peter, aber ich habe mich zum Glück in dieser Hinsicht geändert. Friedrich schüttelte leicht den Kopf und entgegnete: „Manchmal aber, und das ist für mich die schwierigere Situation, hilft auch ein Gespräch nicht weiter, sondern erschwert nur die Verständigung. Bei einem derartigen Konflikt, kam mir aber zum Glück einmal das „Unbewusste“ zur Hilfe.“ „Kannst Du mir näher erklären, was Du damit meinst, damit ich Dich besser verstehen kann, entgegnete Peter?“ Ich will es versuchen, antwortete Friedrich: „Ich habe Dir vor einiger Zeit schon einmal davon erzählt, dass ich manchmal in Träumen Hinweise bekomme, wie ich mit einer schwierigen Lebenssituation umgehen könnte.“

Dazu fällt mir ein Beispiel ein: „Nach einer schwierigen Situation, hatte ich in der Nacht folgenden Traum: Ich befinde mich in einer großen Stadt. Dort ist ein mehrstöckiges Wohn- und Geschäftshaus im Bau. Von der Planung, über den ersten Spatenstich, bis zur Vollendung der letzten Decke, verfolgte ich im Traum interessiert, den Fleiß und die Sorgfalt der Bauleute bei ihrer Arbeit. Der Dachstuhl des Gebäudes war noch nicht aufgerichtet.“ Friedrich machte hier eine kurze Pause, schaute sich nach den Damen um, und stellte befriedigt fest, dass ihnen der Gesprächsstoff noch nicht ausgegangen war. Dann setzte er seinen Traumbericht fort: „Das besagte Haus lag in einem neu erschlossenen Gebiet am Rande einer Stadt. Die Zufahrten und die Parkplätze waren bereits vorhanden. In einiger Entfernung grenzten nur wenige, kleine Wohn- und Wochenendhäuser, an dieses Neubaugebiet. Zufrieden betrachtete ich im Traum den gelungenen Neubau, in den ich mit meiner Familie einziehen wollte. Dann ging ich daran, mich am Außengerüst empor zu hangeln. Ich gelangte glücklich oben an und blickte von dort aus, hoch erfreut, über die sich vor meinen Augen ausbreitende große Stadt. Nach einer Weile, versuchte ich im Traum wieder nach unten zu gelangen. Mit der linken Hand bekam ich aber eine Gerüststange nicht zu fassen, sodass ich nur noch an einer Hand über dem Abgrund hing. Der Schreck legte sich erst wieder, als es mir gelang, mich mit Mühe wieder auf das Baugerüst hinauf zu schwingen. Ich dankte Gott für diese „Rettung“, und war erst wieder beruhigt, als ich nach dem sicheren Abstieg wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Dort traf ich im Traum mit einem Mann zusammen, dem ich den Vorfall und die glückliche Rettung aus großer Not berichtete. Wir stellten in einem freundlichen Gespräch fest, dass er als Ingenieur den Neubau begleitete, und auch ich einmal lange in einer Baufirma arbeitete. Als „Männer vom Bau“ verstanden wir uns gut, und vereinbarten, uns noch einmal zu einem ausführlicheren Gespräch zu treffen.“ Nach dieser Schilderung atmete Friedrich befreit auf, als ob er gerade eben noch einmal aus einer Notlage gerettet worden sei. Peter fügte hinzu: „Dank Dir Friedrich für das Vertrauen, mir den Traum von der glücklichen Rettung zu erzählen. Könnte es sein, dass Du Dich darauf verlassen kannst, dass Dich dieser Traum daran erinnert, dass Du auch in einer anderen schwierigen Lage einen Retter zur Seite hast, der Dich vor einem Absturz bewahrt, auf den Du Dich genauso verlassen kannst, wie auf mich, Deinen Freund, dem Du, ohne Angst missverstanden zu werden, heute Deinen Traum erzählen konntest.“ „Ich glaube, wir brauchen alle manchmal die Hoffnung, einen Absturz zu überleben, und einen guten Freund, der uns versteht. Einen Weg aus schwieriger Lage zu erkennen, ist immer tröstlich, entgegnete Friedrich. Dank auch Dir Peter für Dein Verständnis!“. Das „Männergespräch“ war damit zu Ende. „Wir sollten uns aber nun auch wieder unseren Frauen zuwenden, bemerkte Friedrich“. Darauf entgegnete Peter: „Schau einmal hin, wie vergnügt die beiden sind, dass sie sich so lange von uns ungestört über die neueste Mode und andere Dinge unterhalten konnten. Mir scheint, Ihnen hat in der Zwischenzeit nichts gefehlt.“ „Da könntest Du Recht haben, entgegnet Friedrich.“ Es erübrigte sich für die Herren, die Damen nach Inhalten ihres noch andauernden Gesprächs zu fragen.

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