Hören

Ein Mensch fragt sich dieser Tage, was bedeutet mir eigentlich der Advent: Ist das für uns Christen wie für viele andere nur eine jedes Jahr wieder kehrende Zeit geschäftiger Vorbereitungen hin zum Weihnachtsfest? Oder ist es gar eine permanente Haltung hoffender Erwartung auf erfüllende Zwiesprache von Gott und Mensch, wie zwischen Braut und Bräutigam. Eine Zeit freudiger Hinwendung und Offenheit für Segen, Buße, Umkehr und Sorge, weit über die eigenen Bedürfnisse hinaus. Eine Plastik kommt ihm vor Augen: Der Künstler hat einen Menschen dargestellt. Sein Antlitz zeigt reine Bedürftigkeit.  Mit weit geöffneten Augen blickt er nach oben. Seine zu Muscheln geformten, hinter die Ohren gelegten Hände, verstärken den Eindruck, ganz Ohr, in gesammelter Stille auf das erlösende Wort zu lauschen.

Von fern, dann immer deutlicher, berühren ihn vertraute Worte wie ein prophetischer Auftrag: Brecht auf, kehrt um! Dann wie Paukenschläge: Macht gerade die Wege, Verhärtet Eure Herzen nicht! Hört: »Ich, der Herr Euer Gott, habe Euch und Alles aus Liebe erschaffen. Ihr seid nicht ins Dasein Geworfene, sondern meine geliebten Söhne und Töchter, Blut von meinem Blute. Daher tretet herbei, erhebt Euch aus dem Staub, habt keine Angst! Ihr seid und bleibt in meiner Sorge. Ich achte Eure Freiheit lege einen Mantel des Erbarmens über Eure Schuld. Öffnet Eure Türen, Ich der Herr Euer Gott sehne mich nach Euch und will in Euren Herzen wohnen, Euch wahren Frieden schenken, den Ihr so sehr ersehnt. Geht für mich zu Euren Geschwistern, bis an die Enden der Welt, kündet Heil und Segen allem Geschaffenen. Gebt der Liebe freien Raum, die ich in Euer Herz gelegt habe. Achtet das Recht, die Freiheit und Würde unter einander.

Aber gebt dem Bösen keinen Raum. Schafft Euch keine fremden Götter an, achtet das Recht, das ich in Euch ans Herz gelegt habe. Achtet die Freiheit und Würde unter einander. Kümmert Euch um das Nötige, sorgt für einander, tanzt nicht um das selbst geschaffene goldene Kalb. Nutzt Eure Fähigkeiten und Möglichkeiten aber lasst mir den Raum, dass ich für Euch da sein kann. Sperrt mich nicht zu Eurem Schaden aus dem Leben aus. Ich habe mich in meinem Sohn klein gemacht, bis in das Zeichen der Brotsgestalt. Ich kenne Eure Not und Eure Schwächen. Wie könnte ich von Euch lassen. Ihr braucht keinen fremden Göttern zu dienen. Ich komme Euch entgegen. Löse die Riegel verschlossener Türen, bewege und kräftigewas schwach, belebe, was verdorrt, heile was krank, lahm und blind ist. Und Gehör wird sich in Gehorsam verwandeln, den Ihr nur mir, Eurem Herrn und Gott uns sonst keinem schuldet, der immer bei Euch war und bei Euch sein wird.

 

 

Das Herz Gottes

Weihnachten, die Geburt Jesu Christi, ein alle Vernunft übertreffendes Ereignis, ist uns heute im Glauben so nahe, wie den Menschen vor zweitausend Jahren. Das Wort Gottes will unter uns wohnen: wer es fassen kann, der fasse es! Maria, die Mutter des Herrn, stellt die Frage: „Wie soll das geschehen“, und bewegt die Worte des Engels: „Fürchte Dich nicht, heiliger Geist wird Dich überschatten; Du wirst einen Sohn empfangen, und sollst IHM den Namen Jesu geben“, in ihrem Herzen.  Sie gibt auch unsere Antwort: „Ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinen Worten

Bewegen diese Worte  auch uns so, dass Gottes Wille geschehen kann? Leben wir doch in einer Zeit, in der wenig Raum und Stille herrschen, um zu bemerken, was sich an Weihnachten ereignen soll? Vielfältige mediale und   technische Neuerungen, verbinden uns Menschen weltweit zu einer großen Familie. Wir planen und stellen auf Erden und darüber hinaus viele Produkte her, deren Folgelasten nicht mehr zu überschauen sind. Eingegliedert in dieses globale Spiel der Geschäftigkeit und Verfügbarkeit, können aber viele Menschen die leisen Töne des Herzens und Lebens nicht mehr hören.

Wie arm stehen wir dann da, wenn wir bemerken, selbst rund um die Uhr verfügbar, ein Opfer der Machbarkeit zu sein, alles nur noch durch diese Brille zu sehen, und das Herz unter dieser Last ächzt und stöhnt. Geht es uns in dieser Situation nicht wie Goethes Zauberlehrling, der erschreckt ausruft: „Meister, die ich rief die Geister, werd ich nun nicht los!“ dem „kleinen Prinzen“, der begreift, dass man nur mit dem Herzen gut sieht, oder Pascal, der erschüttert, nicht einen Gott der Philosophen und Gelehrten, sondern den in die Geschichte eingreifenden Gott „Abrahams, Isaaks und Jakobs“ erlebt.

Wie leicht führt uns der Zauber der Machbarkeit weg, vom Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der als der ersehnte Messias in einem neuen Schöpfungsakt, die Welt mit Gott versöhnt. Sind wir aber heute wirklich so weit von jenem geschichtlichen Ereignis entfernt, als der barmherzige Gott sein Volk aus aller Not befreite? Nein, wir sind IHM an Weihnachten im Glauben nahe, und haben den Heiland, Retter und Erlöser, ebenso nötig, wie die Menschen damals. Im Vertrauen auf die Güte und Liebe des Menschensohnes, dürfen wir es daher getrost Gott, dem Allmächtigen, überlassen, wie und wann ER uns begegnen möchte:

Wie mit einem Paukenschlag greift unser Schöpfer an Weihnachten in die Geschäftigkeit und Machbarkeit unserer Tage ein, und stellt SEINE heilige Ordnung wieder her, auf dass die Symphonie vom wahren Frieden im Himmel und auf Erden erklinge. Ein Weckruf, der alle kranken Herzen heilt, befriedet und zu Gotteskindern macht. Unser Gott zeigt sich aber nicht in all SEINER Herrlichkeit, die uns erschrecken würde, sondern in den armen Gesten eines kleinen Kindes, das wie Du und ich, der Liebe bedarf. Von Herz zu Herz will uns Gott begegnen, und wir dürfen die Krippe sein, die den Menschensohn birgt. Mit heiligem Geist will ER uns erfüllen und dazu bewegen, nach Gottes Bild und Gleichnis immer mehr Mensch zu werden. Kann es ein  schöneres Geschenk geben, als diese liebende Begegnung von Gott und Mensch? Er, die Güte selbst, zerbricht uns ja bei Seinem Kommen nicht. In Gestalt eines wehrlosen Kindes, das sich unseren Armen anvertraut, stellt ER aber unsere bedrohte Menschenwürde wieder her.

Wie durch einen Paukenschlag des Lebens, verändert sich auch der Alltag in unseren Familien, wenn eine Mutter ein Kind erwartet. Die Freude der Eltern und Angehörigen bei seiner Geburt ist groß. Alle sind aufgeregt, und wollen, wie bei einem Konzert, mitspielend dazu beitragen, dass es dem neuen Erdenbürger wohl ergeht. Aber wie Josef und Maria ergeht es auch ihnen, denn der eigenen Würde und Bestimmung inne, ist ihnen ihr Kind nur zur liebenden Pflege anvertraut, und entzieht sich von Anfang an jeglicher Verfügbarkeit und Machbarkeit.

Mit einem Paukenschlag der Liebe, will Gott auch uns Erwachsenen an Weihnachten die Ohren öffnen, für das  Geheimnis der Lebens-Symphonie in allen Formen:  Mit  den Augen eines unschuldigen Kindes blickt ER uns an. SEIN Blick will uns einladen, IHM, von Herz zu Herz, im Geheimnis der Menschwerdung, zu begegnen. Er, der Herr will uns ja aus aller Sklaverei des Machens erlösen, und zur Freiheit der Kinder Gottes führen. Wie sehr verlangt unser Herz gerade an Weihnachten nach dieser befreienden Nähe, nach Wahrheit, Gerechtigkeit, Frieden und Freude. Dass alle unsere Geschenke ein Ausdruck der Liebe Gottes seien, das wünscht Ihnen

Ihr

Franz Schwald
aus Oppenweiler

Kerze Tannenbaum
Bild von monicore auf Pixabay.

Das Geheimnis

Es klopfte wieder einmal an die Türe. Ich öffnete, gewährte dem geheimnisvollen Gast mit einladender Handbewegung Eintritt, und bot ihm den schönsten Sessel unserer Wohnung als Ehrenplatz an. In erwartungsvoller Stille saßen wir uns in den bequemen Sesseln eine Weile gegenüber. Nur das Ticken der Wanduhr war zu hören. Das „Unerklärliche“ hatte sich bereits einige Tage zuvor angemeldet; nicht mit Worten -versteht sich-, sondern durch eine sehnsuchtsvolle unruhige Stimmung in mir, wie vor einem bedeutenden Ereignis. Unsicher und ängstlich, hielt ich schon oft meine Türe verschlossen, als hätte ich das Klopfen überhört. Jedoch heute öffnete ich die Türe wie von selbst, obwohl ich jetzt auch unsicher war, was ich mit dem geheimnisvollen Gast reden sollte. Ich wusste aber aus Erfahrung, dass das „Unerklärliche“ sehr zudringlich war, und gebeten oder ungebeten wieder käme, auch wenn ich ihm den Eintritt in unsere Wohnung verweigert hätte.

Das U. ließ sich heute aber nicht vertreiben. Es war da, spürbar nahe in der Spannung und Erregung des Augenblicks. Was es mir zu sagen hatte, wusste ich nicht. Das machte mir ein wenig Angst, und zugleich auch Hoffnung. Von einander lassen konnten und wollten wir aber nicht, als wäre das „Unerklärliche“ auf geheimnisvolle Weise ein Stück von uns beiden. Heute lag ihm wohl sehr daran, mich wieder einmal zu besuchen, um mit mir zu sprechen: Im Stillen -ohne dass es die Anderen merkten- redeten wir ja schon oft miteinander. Wir kannten uns daher gut.

In vielen Jahren waren wir Freunde geworden. Jeder Besuch meines Gastes, war immer aufregend. Langeweile gab es nie in seiner Gegenwart, denn wir hatten einander im Geheimen  viel zu erzählen. Oft haben wir auch miteinander gestritten.  Manchmal zitterte ich noch am ganzen Leib auch nachdem sich das „Unerklärliche“  wieder entfernt hatte. Ich schwieg darüber aber wie ein Grab, denn wer erzählte schon gern von einem Geheimnis dieser Art? Wenn ich unbedacht davon erzählt hätte, was zwischen uns wirklich geschah, hätte ich das U. und mich selbst möglicherweise der Häme ausgesetzt. Wer konnte schon „Unerklärliches“ verstehen? Ich ja auch nicht.

Und dennoch: Es mag komisch klingen, aber irgendwie verstanden wir uns immer wieder neu. Verstanden uns aber auch die Anderen? Wir brauchten das Schweigen, das unser Geheimnis barg. Das „Unerklärliche“ machte bei seinen Besuchen auch keine billigen Geschenke. Der Gast war einfach nur da, wenn er da war. Eine Fülle in der Stille. Er brachte aber immer neue Worte in unser Gespräche, die noch nicht aufgebrochen, oder durch Gebrauch abgenutzt waren. Mir blieben dann manchmal die eigenen Worte im Halse stecken. Man konnte sagen, dass wir oft wortlos miteinander redeten.

Obwohl mein Gast, das „Unerklärliche“ wirklich bei mir war, wir saßen einander ja gegenüber, konnten wir uns nicht greifen oder festhalten. Das hätte unsere Würde verletzt. Ich war mir aber gewiss, dass das U. oft so da war, als ob ich es hätte sehen und hören können. Es erschien mir dann sehr freundlich. Als Feind war es für mich nie existent. Ganz sicher war ich mir aber nie, ob wir nicht wegen Nichtigkeiten   an einander geraten könnten. Ich war jedoch des Streitens müde, denn das   „Unerklärlichen“ meinte es ja eigentlich nur gut mit mir. Es gab aber mir gegenüber nie eine Erklärungen ab, warum es da war und mich mochte.

Manchmal dachte ich auch, dass mich das “Unerklärliche”, wenn ich es einließe, von Wichtigerem ablenken könnte. Dessen war ich mir jedoch nicht mehr sicher, denn das eindringliche U. ließ sich ja nicht so leicht abweisen. Vielleicht war es ja schon immer seine Art, an mir Gefallen zu finden? Heute saßen wir uns ja auch schon eine Weile schweigend gegenüber, und meine Augen und Ohren hatten sich an die Eigenart des U. gewöhnt. Es schien mir so, als ob ich es jetzt sehen und hören konnte, aber nicht so, wie man allgemein sah und hörte. Dennoch erlebte ich das „Unerklärliche“ über alle Maßen sprechend und sehend. Wir redeten ja schweigend miteinander, wie von Herz zu Herz, wie as Einatmen und Ausatmen. So wie echte Freunde einander schweigend bis in die Tiefen ihrer unaussprechlichen Geheimnisse begegneten, denn das U. geschah und entzog sich zugleich.

Vielleicht gab es später einmal etwas von seinem Geheimnis preis, oder es wollte mir im Schweigen nur Wichtigeres  sagen. Hoffnung, Ehrfurcht und Spannung blieben bei unseren Begegnungen in mir, als würden alle Sinne, der ganze Körper und die Seele zur Gegenwart des schweigenden Freundes benötigt. In ihm, in mir und in allem was geschah, war das „Unerklärliche“, aber kein Nichts, sondern ein erfülltes Geheimnis.

Hoffnung

Die Sonne hat
uns aufgeweckt
ein Hauch von
erstem Schnee
bedeckt die
winterlichen
Zweige

Dem schmucken
Grün den Früchten
herbstlich bunten
Farben folgt
schwangeres
Erwarten                                                         

Denn nach
Kälte Last
und Mühen
erneut erblühen

Schneer
Bild von Nicky auf Pixabay.
Denn nach
Kälte Last

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