Abraham

Auch wenn DU
verhöhnt verspottet
schrecklich leidend
grausam stirbst

Wenn ich mich fern
von DIR einsam und
verlassen wähne
von DIR kann ich
nimmer lassen

Mein Fels und Hort
send DEINE Engel und
sag DEIN erbarmend
Wort „Abraham tu dem
Knaben nichts zu Leide“

Dankgebet

 

Wandlung

Liebe Brüder und Schwestern im Glauben Hoffen und Lieben,

Vor langer Zeit befand ich mich im Glauben in einer schwierigen Entscheidungssituation. Ich fand keine Lösung. Tief verunsichert und verzweifelt konnte ich nur noch beten „O Gott ich kann nicht mehr“. Diese für mich schwerwiegenden Worte begleiteten mich aber bisher in der Frage, ob ich mich richtig entschieden habe.

Es sind inzwischen viele Jahre vergangen und ich habe den Segen‘
und das Heil Gottes in reicher Fülle auf meinem Pilgerweg erfahren.
Heute standen diese Worte in einer meditativen Stille wieder vor meinem Herzen und allen Sinnen. Ich erlebte aber eine staunenswerte Wandlung. Die schmerzensreichste tiefste Verunsicherung verwandelte sich in die tiefste denkbare innere Beglückung. Alles was ich in meinen Leben geschenkt bekam und Gott dem Vater Sohn und Heiligen Geist verdanke und alle Unsicherheit die ein Mensch in seiner Beziehung zu Gott erfahren kann, verwandelte sich in eine unbeschreibliche und beglückende Glaubensgewissheit,dass ich ohne Gott -es mag geschehen was will- gar nicht Leben kann. Es mögen mich Zweifel und alles Leid der Welt anfechten.

Die Worte „ O Gott ich kann nicht mehr“ können nie mehr dazu führen, die Liebe Gottes unseres Vaters, des Sohnes und Heiligen Geistes zu verlieren, denn Halleluja  „ Ich kann ohne Gott gar nicht
leben“ Mein ganzes Wesen und Leben ist ja ein einziger Gottesdienst bei Tag und Nacht Ich kann nur wünschen und beten, dass auch Ihr in unseren unsicheren Tagen lernt: „ICH KANN UND WILL NICHT MEHR OHNE GOTT LEBEN“. Danken wir Gott, der Leid in Freude ändern kann, der  tiefste Unsicherheit in „Gewißheit“ verwandeln kann.

Gott befohlen Euer Franz

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

 

 

Worte Gottes

Von Kindheit an, lange bevor wir sprechen können, hören wir  Geräusche, Töne und Worte: Wenn die Mutter den Tisch deckt und die Teller klappern, dabei ein Lied singt oder mit den Geschwistern spricht, fühlen wir uns in dieser vertrauten Umgebung, sicher und geborgen. Wir lernen mit der Muttersprache, die Bedeutung von Worten und Sätzen. Mit dem Spracherwerb erweitert sich unser Horizont: Wir verstehen Zusammenhänge besser, sind in der Lage, Phänomene von einander zu unterscheiden, und uns in zunehmend komplexeren  Kontexten zu orientieren. Nun ist es möglich, uns über unsere Wünsche und Grenzen, über Begriffe, Ziele, Ereignisse und Vorstellungen mit anderen Menschen zu verständigen. Mit Worten erweitern wir nicht nur unser Wissen, sondern klären auch unsere Beziehungen zu Dingen und Menschen. Worte können uns beruhigen, trösten, wie ein »heile Segen!« oder verunsichern, erschrecken und ängstigen.

In unserer Zeit, in der wir mit vielen Worten und Mitteilungen überschüttet werden, ist es besonders wichtig, zu erkennen, welche Weltsicht, in den unterschiedlichen Sprachfamilien tradiert wird. Wenn wir uns gegenseitig verstehen wollen, gilt es, den Dialekt von der Hochsprache, die Alltagssprache von der Fach- und Fremdsprache, zu unterscheiden. Dabei ist es erforderlich, zu berücksichtigen, ob wir uns mit Hilfe der Sprache über empirische und historische Befunde, über Kunst, Literatur und Musik oder über philosophische und religiöse Themen unterhalten. In einem lebenslangen Prozess gilt es, sich mit dem, was wir hören, auseinander zu setzen, um sprachliche Inhalte, die uns täuschen, verwirren, schaden können, von denen zu unterscheiden, die hilfreich, richtig und wichtig für uns sind. In hartnäckigen Diskussionen begegnen uns oft zwei Auffassungen, als handle es sich dabei um »feindliche Brüder«, die nicht zusammen finden können: Die Naturwissenschaften, die weitgehend von der Vorstellung ausgehen, wir könnten mit geeigneten Methoden alles erforschen, und mit Wahrscheinlichkeit das, was gültig, richtig und wahr ist, von dem unterscheiden, was falsch und zu verwerfen sei, betrachten die Frage, warum es sie und ihre Forschungsgegenstände gibt, als irrelevant. Ausgeblendet werden meistens auch die Fragen, ob alles was erforscht werden kann, noch zu bezahlen, sowie ethisch und sittlich zu vertreten ist. Der immer spezifischere Blick empirischer Wissenschaften auf ihre Disziplin, führt schließlich dazu, dass es im Laufe der Zeit immer weniger Spezialisten gibt, die sich in ihren Fachgebieten noch auskennen. Die ganzheitliche Betrachtung der Lebenskontexte hingegen, schwindet. Im Interesse von uns allen und der Forschung, ist es daher auch heute unverzichtbar, dass die in den Geisteswissenschaften tradierte Frage: »Warum gibt es das alles und nicht nichts?«, und damit der Blick auf das »Ganze« nicht verloren geht. Es mag die empirischen Forscher zwar enttäuschen, wenn ihr Anspruch, das Maß aller Dinge zu sein, bestritten wird. Um die unantastbare Würde des Menschen als Person,  seine Stellung und Verantwortung im gesamten Lebenskontext des Makro- und Mikrokosmos zu verstehen, muss aber über seinen Gestaltungsspielraum und die Grenzen, über seine Macht und Ohnmacht, über Leben und Tod, die in allem waltenden Geheimnisse und die Sehnsucht nach Vollendung in Gott gesprochen werden.

Offensichtlich sind Worte eingebettet in sprachgeschichtliche Kontexte, von denen her sie ihre Bedeutung bekommen. Das gilt sowohl für die Natur- als auch für die Geisteswissenschaften. Beide Betrachtensweisen sind unentbehrlich und bedürfen gegenseitiger Ergänzung. Dies umso mehr in einer Zeit, in der man vielfach davon ausgeht, eine geisteswissenschaftliche Erforschung der Phänomene erübrige sich. Es gilt daher, immer wieder neu, in den geschichtlichen Epochen aufzuzeigen, dass die unterschiedlichen Standpunkte Schaden nehmen müssten, wenn sie nicht durch die jeweils andere Auffassung ergänzt und bereichert würden. ir müssen leider feststellen, dass bei einem unheimlich anmutenden Wachstum an Wissensbeständen, die Fähigkeit der Menschen, zur  kritischen Analyse der Meinungsvielfalt, eher zu schwinden scheint. Hinzu kommt, dass die Sensibilität für den Reichtum an sprachlichen Ausdrucksmitteln, und damit die Bereitschaft zu kultiviertem Sprechen und Hören abnimmt. Differenziertes Hören und Verstehen von Worten und Sätzen im jeweiligen Sprachkontext, und die Fähigkeit, sich adäquat auszudrücken, sind aber notwendig, wenn beispielsweise Worte und Sätze in philosophischen, theologischen oder religiösen Kontexten, wenn letztendlich »Worte Gottes«, sinngemäß verstanden werden sollen.

Die Pflege der Sprache als Medium, um deren Bedeutung und Wandel in theologischen und religiösen Inhalten, vom Gebrauch in anderen Sprachspielen zu unterscheiden, können wir durch einen Vergleich der Überlieferungs-Traditionen beobachten. Auch die Katholische Kirche und deren Verkündigung, sind nicht abgeschottet vom normalen Leben, führenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, und deren prozessualen Veränderungen: Wir können das besonders deutlich an dem Bild ablesen, das sie vor, während und nach dem zweiten Vatikanum darbot. Unser gütiger Papst, Johannes der XXIII, würde sich schon ein wenig wundern, wenn er sehen könnte, dass das von ihm angestoßene Aggiornamento nicht nur ein lindes Frühjahrslüftchen, sondern auch manchen Wirbelwind auslöste. In unserem Zusammenhang werden wir uns aber auf den Gebrauch der Sprache beschränken:

Vor dem zweiten Vatikanum, war es noch weltweit gängige Praxis, die Heilige Messe in lateinischer Sprache zu feiern. Der Priester zelebrierte in dieser Ordo, nach Osten gewandt, mit dem Rücken zur Gemeinde. Wenn der Gläubige verstehen wollte, was er sagte, musste er Latein beherrschen oder sich der Übersetzungshilfe, des damals üblichen »Schotts«, bedienen. Lediglich die Predigt gab Aufschluss darüber, was im Kirchenjahr, gerade jetzt, gefeiert wurde. Vom sprachlichen Zugang zu den Texten abgesehen, blieb dann immer noch die Schwierigkeit, den Inhalt der Aussagen richtig zu verstehen. Nach dem zweiten Vatikanum, mit der Einführung der Volkssprache, konnten alle Gläubigen der jeweiligen Sprachregion, wie im evangelischen Gottesdienst, das »Wort Gottes« unmittelbar hören, und in der eigenen Sprache verstehen. Die Bedeutung der Sprache zum Mitvollzug der Liturgie und Verkündigung, wurde zudem in der Messe rituell mehr als bisher hervorgehoben: Der Priester trägt heute in der Regel, beim Einzug in den Kirchenraum, das Evangeliar hoch erhoben, über sich, und für alle Gläubigen sichtbar, zum Altar. Die Verehrung gilt, wie der konsekrierten Hostie in der Monstranz, nun auch dem im Wort verkündigten, gegenwärtigen Herrn Jesus Christus, der uns immer wieder neu, wie den Emmaus-Jüngern den Sinn der Schrift erschließt.

Man kann die Heilige Schrift als eine historische Tatsache, was sie im Kern auch ist, beschreiben und verstehen wollen. Damit bleibt aber  eine gewisse Distanz zur Botschaft Jesu und den Jüngern bestehen, die diese Botschaft anzunehmen lernten. Wenn man aber »Gottes Worte« als eine Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen aller Epochen, bis zum Ende der Zeiten versteht, erschließen sich, unabhängig von der verwendeten Sprache, immer wieder neue Aspekte: Ich erinnere mich, dass ich während der Gottesdienste, bei Vorträgen, oder gelegentlich beim Studium der Heiligen Schrift, so von Szenen ergriffen wurde, als wären sie für mich geschrieben. Die Worte gingen  mir unter die Haut, direkt zu Herzen. Ich meine begriffen zu haben, warum mir in solchen Situationen, Textstellen so nahe kommen. Es sind eben nicht nur Geschichten über Jesu Beziehung zu den damaligen Augen- und Ohren-Zeugen, die uns die Evangelien berichten. Wir hören nicht nur Erzählungen, mit einem historisch verbürgten Kern, wie es damals war. Der Sinn der  Geschichten geht weit darüber hinaus! Beim betrachtenden Studium der Begegnungen Jesu mit den damaligen Menschen, wird eine historische Distanz gerade zu überwunden. Es kommt zu einem geisterfüllten, lebendigen Dialog; zu  einer Begegnung des gekreuzigten und auferstandenen Herrn mit Dir und mir. Zugleich werden die Menschen, die in der Begegnung mit dem Herrn zu Jüngern und Zeugen dieses Geschehens wurden, auch aus einer historischen Erstarrung befreit. In Ihren Begegnungen mit dem Herrn treten sie an meine und Deine Stelle. Du und ich, wir sind gemeint. Die Geschichten holen uns in die immer währende Liebesbeziehung des Herrn zu uns ein. Wir beginnen von da her neu zu verstehen, warum uns die von der Kirche in unserer Sprache verkündigte frohe Botschaft immer wieder zu Herzen geht. Bei allem zeitlichen Abstand unseres Hier und Heute zum Dort und Damals, den ersten Begegnungen der Jünger mit dem Herrn, besteht im Heiligen Geist, eine uns immer wieder überwältigende Erfahrung, die uns Menschen von Heute ins Spiel bringt: Hierfür mögen einige Beispiel stehen:

Maria sitzt an meiner Stelle und ich sitze mit Maria, dem Herrn zu Füßen, der versichert, sie habe, wenn sie das tue, den besseren Teil  erwählt. Ebenso bin ich die geschäftige Martha, deren Fürsorge nicht zurückgewiesen wird, die aber lernen muss, dass die Liebe Jesu nicht verdient werden kann, sondern reine Gabe, reines Geschenk, und an keine Vorbedingung geknüpft ist. Wer kennt nicht den »Zachäus«, der auf einen Baum klettert, weil es ihn drängt, den Herrn sehen zu wollen, da er „klein“ von Gestalt ist. Und ER, der Herr, bemerkt ihn, holt ihn herunter, stellt ihn auf die Füße, und sagt ihm die schönen Worte, dass ER heute noch bei ihm einkehren wolle. Ich bin auf meine Weise auch der Schächer am Kreuz, der nicht zulassen kann, dass der mit ihm gekreuzigte Verbrecher, den unschuldigen Herrn verspottet. Der darauf hin die Zusage erhält: »Heute noch wirst Du bei mir im Paradiese sein! « Auch diese Zusage des »heute noch« gilt uns, wenn wir nicht zulassen können, dass ER, der absolut GUTE, verspottet wird. Ich komme aus einer St. Josefs Pfarrei: Jesus, Maria, Josef, die heilige Familie, und in der Nachfolge die »Katholische Kirche« weltweit, ist heute meine Familie, mein Zuhause. In dieser Kirche habe ich, mit anderen Menschen zusammen, in der Feier der heiligen Geheimnisse und des weltumspannenden Gebetes, meinen Platz und meine »priesterliche Aufgabe«. In brennender Sorge bete ich mit unserem Papst, Bruder Franziskus, dass der Herr im Heiligen Geist unsere große Familie segne, bewahre und nach Gottes Willen zur Vollendung führe. Zu Johannes unterm Kreuz spricht ER: »Sieh da, Deine Mutter! Und zur Mutter Jesu: «Sieh da Deinen Sohn!« So bin ich auch wie die Gottesmutter, die alle Geheimnisse des Glaubens in ihrem Herzen bewegt und bewahrt, die den Gottes-Sohn zur Welt bringt, das Wachstum des Glaubens und das Wohl und Wehe ihres Sohnes bis unter das Kreuz und in die Geheimnisse der Auferstehung und Geistsendung begleitet. Sie, die Fürsprecherin und Mutter der Kirche, ich der Kirche in mütterlicher Treue verbunden. Ich bin ebenso Johannes, der unter dem Kreuz in Trauer und Schmerz verstummt und sich der Gottesmutter anvertraut. Es schmerzt, auch der verlorene Sohn zu sein, der alles durchbrachte, bis er sich nur noch von den Schoten, die man den Schweinen vorwarf, ernähren konnte. Der dann umkehrte. Den der Vater längst erwartete, um ihn in die Arme zu schließen. Der ein Mast Kalb schlachtet und ein großes Fest feiert, weil ER SEINEN Sohn wieder gefunden hat.

Dies sind nur einige Beispiele, die zeigen sollen, wie aktuell die Heilige Schrift, die Frohe Botschaft für mich und für uns alle immer war und bis zum heutigen Tag geblieben ist. Sie liegt längst in verschiedenen Ausgaben, als ein Trostbuch, eine Frohbotschaft, zu frommem Gebrauch auf meinem Schreibtisch. Wie sehr das Evangelium aber auch unsere Liebes- und Berufungsgeschichte mit dem über alles GELIEBTEN erzählt, ist mir heute wieder ein Stück weit deutlicher geworden. Herr erbarme Dich, so singen wir ab und zu im Gottesdienst. Dieser Bitte um Erbarmen, antwortet die Heilige Schrift. Sie ist die anschauliche, ewige Liebesgeschichte Gottes mit seinen Jüngern damals, und durch alle Zeiten, auch mit Dir und mir. Diese »Worte Gottes« übertreffen wahrhaft alle Vorstellungen.

Das Evangelium Gottes Worte an uns

 

 

 

 

Waisen

Herr Jesus Christus, DEIN und unser Vater, hat DICH zu uns Menschen gesandt. DU hast in DEINEM Leben alles nach dem Willen des Vaters für uns vollbracht. Du hast als Mensch unter uns gelebt, gelitten, bist unserer Schuld und Sünde wegen gekreuzigt worden und gestorben. DU hast die ganze Schöpfung miterlöst. Niemand, weder Tod noch Sünde, durfte und konnte DICH auf Erden festhalten. In der liebe DEINES und unseres Vaters, bist DU am dritten Tag als Sieger über alle sündhafte Gottferne, aus dem Tode auferstanden und zu DEINEM, und unserem geliebten Vater zurückgekehrt. DU sitzt dort als Gottes Sohn, an dem der Vater Wohlgefallen hat, zu SEINER Rechten, bis DU, dem alle Macht gegeben, der im Willen des Vaters und Heiligen Geistes, wieder kommt, um Gericht zu halten über Lebende und Tote. DEINES, und unseres Reiches von Gottes Gnaden und Frieden, wird kein Ende sein.

Du hast uns auch zugesagt, dass DU uns nicht als Waisen zurücklassen wirst, und im Heiligen Geist allezeit und in Ewigkeit bei uns bist. Im Gottesreich, zu dem DU die Türe bist, bist DU bei uns. DEIN Vater ist auch unser Vater, und wir wohnen als DEINE Brüder und Schwestern, Söhne Töchter und Erben, mit DIR auch in DEINEM und unserem Himmel. Alles was DIR Herr Jesu gehört, teilst DU mit uns, und wir sind mit allem was wir sind und haben DEIN. DEIN Tod und die Auferstehung, ist auch unser Tod und Auferstehen. Wir leben noch auf Erden, wohnen aber als von Sünde Erlöste, mit Jesus Christus im Heiligen Geist, im Reich des Vaters in Frieden und Gerechtigkeit. Die Liebe Herr Jesu zum Vater, DEIN Erbarmen, Vergeben, DEINE Wahrheit, Treue, Güte, Huld, DEINEN ganzen Himmel schenkst DU uns, damit wir alles redlich teilen, und Gottesreich wie im Himmel so auf Erden wachse.

Danken wir dem Vater Sohn und Heiligen Geist, in dem wir in Einheit Kirche sind, für alle SEINE Gaben und Gnaden, die es in SEINER Kirche und Schöpfung gab, gibt und geben wird, von ganzem Herzen und mit allen Sinnen Gott, dem wir als Erlöste angehören, dass ER uns nicht als Waisen zurücklässt, sondern mit allem was ER hat und ist vor allem Bösen bewahrt.

Hoch gelobt sei ohne End das hochheilige Sakrament

 

 

Verlorenes Gesicht

Alles war in tiefes Dunkel gehüllt an diesem frühen Morgen. Das Dorf zog sich die Decke noch einmal kräftig über die Ohren und erwachte nur zögerlich. Er saß in seinem erleuchteten Arbeitszimmer. Der Kampf zwischen Dunkelheit und anbrechendem Tag weckte zusehends sein Interesse. Vor seinen Augen vollzog sich ein staunenswerter, fließender Übergang: Vor dunklem Hintergrund hoben sich die ersten schattige Umrisse der Tannen des Vorgartens ab. Die Konturen der umgebenden Häuser wagten sich nur zögernd aus den Schatten. Ein erleuchtetes Fenster da und dort, und hin und wieder Auto- und Zuggeräusche gaben zu erkennen, dass auch noch andere Menschen wach und unterwegs waren. Einige Laternen des nahen gelegenen Altersheims, brannten Löcher in die diesige Luft regenschwerer Wolken. Die mühsam erwachenden Bäume und Büsche rieben sich noch schlaftrunken die Augen. Gen Osten hatte aber „die Alte“, wie seine Großmutter die Sonne nannte, bereits ein Fenster in die Wolkenbänke gebrannt. In zart rosa orangenem Ornat kündigte sie an, dass sie in wenige Minuten bis zum Abend Licht und Wärme spenden werde. Gebannt verfolgte der Mann das immer mehr um sich greifende, Licht der aufgehenden Sonne. In diesem Augenblick erinnerte er sich an seine Großmutter. Er konnte sich aber auch an diesem Tag nicht an ihr liebes Gesicht. sondern nur an ihren Tod erinnern. Der Mann, von dem hier die Rede ist, hatte aber selbst schon längst das Alter überschritten, das die Großmutter erreichte, als er sie bei und nach ihrem Tode schmerzlich vermisste. Auch heute, zwischen Schlafen und Erwachen, erinnerte er sich wieder an ihren Tod und beschloss, zu erzählen, was er mit ihr erlebte:

Als Kind teilte er das Schlafzimmer mit der Großmutter. Sein Bett befand sich neben dem Eingang. Die Großmutter schlief, nicht weit von ihm beim Fenster, das zur Straße führte. Das Zimmer war schlicht eingerichtet. Die Tage und Nächte standen unter Gottes Schutz. Dies deutete die Großmutter vor dem Einschlafen an, wenn sie ihren Enkel mit Weihwasser segnete. Ihr Erbe, ein abgebeteter Rosenkranz, begleitete den Enkel lebenslang Tag und Nacht. Wie oft mochte die Großmutter, eine fromme Hotzenwälderin, diesen Rosenkranz für ihn gebetet haben. Zum Ende des Tages, betete er sich später selbst, an ihrer Stelle mit dem Rosenkranz in den Schlaf. Gelegentlich erinnerte er sich an die Kindheit und an seine Großmutter: Sie war eine stattliche Frau und trug Hausschuhe, die mit Klammern geschlossen werden konnten. Mit einen dunklen, langen Halb-Rock, blau getönter halber Schürze, und einem, die Brust umschließenden dunklen Mieder bekleidet, glich sie Ammen, wie sie van Gogh malte. Ihre sorgsam nach hinten gekämmten Haare waren zu einem Zopf geflochten, den sie jeden Tag säuberlich zu einer Schnecke zusammensteckte. Sie verkörperte für ihren Enkel Liebe und Geborgenheit. Gütig und friedfertig, sorgte sie für die Familie. In den Mußestunden griffen ihre, von der Arbeit schrundigen Hände, zum Rosenkranz oder zur Heiligen Schrift. Ihr Enkel konnte sich aber nie erklären, welche Bedeutung ein mysteriöses Büchlein für sie hatte, das sie unter ihrem Mieder in einer Tuchtasche bei sich trug. Streng katholische Theologen würden sicher einige Zweifel an den Glaubensgrundlagen dieser Schrift angemeldet, und Einspruch erhoben haben. War sie doch, wenn auch nicht im streng katholischen Sinne, zu frommem Gebrauch bestimmt. Ihr Ehemann, ein stolzer Schwarzwälder, der als Stipendiat die großherzogliche Schnitzler Schule in Furtwangen absolvierte, verkaufte die aus Holz gefertigten Kunstwerke im süddeutschen Raum und in der Schweiz. Er war politisch interessiert und nahm am öffentlichen Leben regen Anteil. In der wirtschaftlichen Flaute nach dem ersten Weltkrieg, fanden sich aber kaum Abnehmer für seine Kunst. Er war daher gezwungen, Gebrauchsgegenstände herzustellen, und sprach dem Alkohol mehr zu, als ihm, und der Familie bekömmlich war. Sein Enkel bedauerte dies. Er hielt aber das Lebenswerk seines Großvaters hoch in Ehren. Dessen Kunstwerke waren in der Wohnung nicht zu übersehen. Tische, Stühle, Kommoden, Schränke und Bilder, hatte er kunstvoll von eigener Hand gefertigt. Nach seinem frühen Tod, tauschte aber die Mutter des Enkels, in den Hungerjahren nach dem zweiten Weltkrieg, schweren Herzens den Nachlass des Großvaters, und dessen Werkzeuge, gegen Butter, Kartoffeln, Mehl und andere Lebensmittel ein. In manchen schweren Stunden seines Lebens, versuchte der Enkel sich an das Gesicht  der „Großmame“, so nannte er sie im badischen Dialekt, zu erinnern. Sie war ihm aus dem Blick geraten, denn andere Geschäfte nahmen ihn in Anspruch. Erst in späteren Lebensjahren, gab seine Seele nach und nach preis, was ihr wichtig war, jedoch zur Seite geschoben wurde. Heute, in der Frühe des Tages, beim Erwachen aus dem Schlaf, drängten die Erinnerungen an die Großmutter mächtig ins Wort. Nun war es ihm wichtig, zu erzählen, was in dem oft schweigenden Miteinander zwischen ihm und ihr geschah:

Die beständige zugewandte Präsenz der Großmutter bewirkte, dass er sich von ihr wortlos wohlwollend geliebt und akzeptiert fühlte. Unter diesem Schutzmantel war es ihm möglich, ohne Angst, das bunte Leben um sich zu entdecken und zu erkunden. Es ging ja nach jedem Tag wieder zurück in den schützenden Hafen. Der Segen und das Weihwasser bewahrten den Enkel eben nicht nur im Dunkel der Nacht, sondern geleiteten ihn auch durch all seine kindlichen Abenteuer und Spiele. Dazwischen ertönte, sein drängender Ruf: „Großmame, Gutzischnitte!“ aus dem Hinterhof, wenn er hungrig war. Dann öffnete sich oben ein „Fenster“ und sie war da. Ihre kräftige Hand schnitt von einem runden Bauernbrot ein ordentliches Stück ab, belegte es mit Butter und Marmelade und gab es dem Knaben. So gestärkt ging er wieder hinaus ins „freundliche Leben“. Es fielen ihm mit der Zeit auch andere Erlebnisse mit der Großmutter ein, die nicht mehr in der Wortlosigkeit versinken sollten: Sie erlebten gemeinsam eine Kriegsweihnacht. Vorräte waren kaum vorhanden. Die Lebensmittel reichten nur für das Nötigste. Die Mutter und der jüngere Bruder waren zu Besuch bei Verwandten. Der Enkel und seine Großmutter befanden sich am Heiligen Abend in der Küche. Er war schon in dem Alter, um zu wissen, dass an diesem Tag Geschenke ausgeteilt würden. Sie aber besaßen nichts, rein gar nichts, nicht einmal einen Weihnachtsbaum. Dennoch gab es für den Enkel keinen Anlass zu übermäßiger Trauer. Seine Großmutter war ja da. Sie saß auf einem Stuhl und las, wie so oft, in der Heiligen Schrift. Er spielte zu ihren Füßen, die sie auf einem Hocker gelagert hatte. Plötzlich ging die Türe auf: Ein älteres „Fräulein“ trat ein. Mit einem lieben Gruß vom Pfarrer, und dessen Segenswünschen zum Fest, händigte sie der Großmutter eine schön verpackte Flasche Wein, dem Enkel eine Spielmaus zum Aufziehen, und eine Tafel Schokolade aus. Diese Überraschung war wirklich gelungen: Nun gehörten auch sie zu den Beschenkten. Die Weihnachtsengel trugen bestimmt ihren Dank vor Gottes Thron. Vielleicht freute sich sogar das „arme Kind in der Krippe“ ein wenig mit. Dem sorgsamen Josef und der Gottesmutter mit dem liebenden Herz, entging die Freude der Beschenkten sicher nicht. Gehörte die Familie des Enkels doch zu einer St Josefs-Pfarrei, und insofern mit zur Heiligen Familie. Viele Jahre hielt der Enkel als Mann, beharrlich an der Vorstellung fest, dies sei sein schönstes Weihnachtsfest gewesen. Und es war nicht zu leugnen, dass auch auf andere reich ausgestattete Feste im Kreise seiner Familie, immer ein wenig Glanz aus alten Zeiten fiel.

Die Großmutter, war einmal sehr krank. Der Enkel erkannte dies nur an den Vorbereitungen: Auf einen kleinen Tisch im gemeinsamen Schlafzimmer wurde ein Kreuz gestellt. Links und rechts davon brannten zwei Kerzen, die besondere Feierlichkeit ausstrahlten. Eine kleine weiße Decke wurde ausgelegt. Der Enkel war aufgeregt, denn der Pfarrer wurde zur Krankenkommunion erwartet. Es wollte nicht in den kleinen Kopf hinein, dass nicht nur der verehrte Pfarrer, sondern der liebe Gott selbst, zu Besuch käme. Dem Enkel war schon damals klar, dass ihre Familie nicht zu den Reichen und Begüterten der Stadt gehörte. Umso ergreifender war es für ihn, sich vorzustellen, dass Gott selbst sich auch bei Armen wohl fühlen könnte. Damals fehlten ihm die Worte, um auszudrücken, was dieser Krankenbesuch des Pfarrers für ihn bedeutete. Schweigend erlebte er diese Feier, ein Fest der Liebe, wie ein Stück Himmel auf Erden mit. Als Knabe suchte der Enkel immer wieder Gelegenheiten, um seine Großmutter zu unterstützen. Er übernahm Einkäufe, zog den kleinen Leiterwagen mit Kohlen und Briketts nach Hause, begleitete sie zu den Ämtern, und füllte stolz die Formulare aus. Er wurde immer sehr zornig, wenn Menschen sich „Alten“ gegenüber nicht ehrerbietig verhielten. Denn die Erwartung blieb in ihm immer lebendig, dass alle Menschen einmal gebrechlich, alt und hilfsbedürftig würden. Im Alter von zwölf Jahren zerriss aber der Schnitter Tod grausam diesen bis dahin ungetrübten Kinderhimmel:

Es geschah an einem warmen Sommertag. Die Großmutter kam hinunter in den Hof, um beim Holz-Sägen behilflich zu sein. Plötzlich griff sie sich wortlos an die Brust. Es war ihr offensichtlich nicht wohl. Den Enkel ergriff sofort größte Unruhe und Sorge. Es durfte ihr ja nichts geschehen, denn sie war unendlich wichtig für ihn. Unter ihrem Schutz war er ein gern gesehener Gast bei allen Händlern und Handwerkern, ein wissensdurstiger, lebendiger Junge und Anführer seiner Freunde, denn er fühlte sich geliebt. Was konnte er jetzt noch für sie tun? Er reichte seiner Großmutter den Arm, um sie einige Stufen hinauf bis zum ersten Treppenabsatz zu stützen.  Ohne ein Wort zu reden brach sie plötzlich in die Knie. Der Enkel fing sie in seinen Armen auf, ohne zu wissen, dass sie im Sterben lag. Lediglich der entsetzliche Aufschrei seiner Mutter, die herbeigeeilt, angesichts der Toten wie Espenlaub vor ihr zitterte, ließ ihn erahnen, dass etwas Schreckliches geschehen war. Wie von Furien gepeitscht. rannte er im Auftrag der Mutter durch die Stadt, damit der Hausarzt das Unheil wende. Als er mit dem Arzt zurückkam, lag sie still auf ihrem Bett.

Der Enkel war von unsagbaren Ahnungen gepeinigt, als ob ihn nun niemand mehr liebend durchs Leben begleiten würde. Er konnte von da an keine Kränze oder Friedhofs-Bepflanzungen mehr riechen. Die Beerdigung lief wie im Nebel an ihm vorüber. Er mied den Friedhof und das Totenhaus, in dem Großmutter gelegen hatte, fürchtete und hasste von Tag an den Tod, der so lebenswichtige Bindungen gewaltsam zerstören konnte. Mit zwölf Jahren fühlte er sich von der sorglosen Kindheit getrennt, entsetzlich erwachsen und allein gelassen. Wie sollte das Leben für ihn weiter gehen? Großmutters Tod war damals einfach zu viel für den Knaben. Und was hätte sie ihm noch sagen können? Vielleicht, dass es für sie auch sehr bitter war, ihn unversorgt zurück zu lassen? Oder die Hoffnung auszudrücken, dass auch für ihren Enkel einmal die Zeit kommen würde, um sich ins Unabwendbare zu ergeben, Abschied zu nehmen, und mit lieben Worten das Schweigen beenden zu können? Vielleicht hätte sie ihrem Enkel noch gern dafür gedankt, dass er sie nicht nur sterbend in die Arme nahm, sondern auch im liebenden Gedenken aufgefangen habe. Es lebte sich ja auch im Himmel leichter mit einem guten Freund auf Erden. Sie stelle sich für ihren Enkel gern an ein Himmelsfenster, damit er ihr Gesicht ab und zu sehen könne. Nie würde er ohne Weihwasser und ihren Segen sein. Er solle wie sie, den Rosenkranz beten und sich von der Heiligen Schrift und guten Menschen trösten lassen. Der Schnitter Tod habe sie zwar getrennt. Er habe aber keine Macht, all das was sie miteinander erleiden und erleben durften, zu zerstören. Damals traf den Enkel der Tod seiner Großmutter völlig unvorbereitet, und so überwältigend, dass er nur die Augen schließen und verstummen konnte. Jahrelang war es ihm unmöglich, sich an das Gesicht seiner Großmutter zu erinnern. Dieser Verlust hatte ihn lange Zeit unfähig gemacht, sich an die glücklichen Tage seiner Kindheit und an die schönen Erlebnisse vor deren Tod zu erinnern. Zu Zeiten war es ihm auch schwer gefallen zu glauben, dass die Liebe den Tod, wie die Sonne die Nacht besiegen könnte. Es war nicht leicht für ihn, sich auf das eigene Altern und die zunehmenden Begegnungen mit dem Sensenmann einzulassen. Der erwachsene Mann verstand es aber mit den Jahren besser, als der einstige Enkel, dass Abschied, Trennung und Tod unabwendbar zum Leben gehören. Nun war endlich ins Wort gefasst, in die Wahrheit gestellt, und für alle Freunde festgehalten, was im Grunde unzerstörbar ist. Jetzt konnte der Mann sich ab und zu wieder an die Großmutter erinnern und allen, die es wissen wollten erzählen, welche schöne Kindheit er unter ihrer Obhut erleben durfte. Sie hatte nun wieder ein Gesicht. Ein wenig österlicher Friede überkam ihn auch bei dem Gedanken, dass er seiner Mutter Osterlieder sang, als sie die Krankenkommunion vor ihrem Tod empfing. So mag für uns alle gelten: Jesus Christus hat den Tod besiegt, ER das EWIGE WORT lebt, denn der Herr ist wahrhaft auferstanden. Er hat auch uns vom Tod befreit und zu neuem Leben auferweckt

Bei alten Menschen
geborgen

 

Peter zur Erinnerung

Ich konnte mir nicht erklären, warum ich beim Versuch, den Reichtum einer beglückenden religiösen Erfahrung in Worte zu fassen, in eine betrübliche Arbeitshemmung geriet. Es fühlte sich in der voran gegangenen Meditation alles, wie in der Genesis beim Schöpfungsakt des Herrn, gut an. Ich war dabei, in einem Text dieser schönen Erfahrung nach zu spüren. Da brach plötzlich das gestaltende Wort weg. Ich musste den Schreibtisch verlassen und versuchte im Gespräch mit meiner Frau, die innere Macht, die mich zu schreiben hinderte, zu verstehen.

An die Tatsache, dass mein Bruder Peter seit Tagen im Todeskampf lag, hatte ich in diesem Augenblick keine Erinnerung. Erst als uns Peters Frau Lore anrief und sagte, dass er soeben um 14.45 Uhr gestorben sei, überkam mich eine Ahnung davon, dass ich unbewusst den Todeskampf meines Bruders mit durchlitten haben könnte. Seit über zwei Jahren wustem Peter und wir alle, dass seine Lebensuhr ablaufen wird. In dieser Zeit ist uns mein Bruder und seine Familie mehr als je zuvor ans Herz gewachsen. Die Art und Weise, wie er die Chemotherapie und deren Nebenwirkungen ertrug, und immer wieder Hoffnung gegen jede Hoffnung aufbaute, hat uns tief beeindruckt. Ebenso die menschliche Haltung, wie Lore und die ganze Familie Peter in dieser schweren Zeit beistanden. Als ihm in den letzten Wochen vor seinem Tod, nur noch Morphium blieb, um die starken Schmerzen zu lindern, holte ihn Lore aus dem Krankenhaus in häusliche Pflege. Manchmal hatte ich große Sorgen um deren Gesundheit. Die anstrengende Pflege lief nicht spurlos an ihr vorüber. Die Belastungen waren ihr anzusehen. Peter wurde in den letzten Wochen Tag und Nacht von Lore, deren Tochter und ihrer Schwester liebevoll versorgt. Auch Peters stiller, im Hintergrund aber stets präsenter Schwiegersohn, der Enkel und die Enkelin brachten sich auf ihre Weise in die familiären Aufgaben ein.

Sofort nach dem Anruf, fuhr ich zusammen mit meiner Frau nach Gondelsheim. Im Gespräch mit ihr wünschte ich mir unterwegs, die nötige Fassung bewahren zu können, um Lore und Peters Familie nicht zu belasten. Da der Arzt bei unserem Eintreffen seine Pflicht erfüllte, baten Daniela, ihr Mann und die Enkel uns in ihre Wohnung im gleichen Haus. Da saßen wir nun. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ein Glück, dass ich ähnliche Situationen kenne, in denen trotz karger Worte, Nähe und Trost möglich ist. Die Familie begleitete uns anschließend in die Wohnung Lores im Untergeschoss. Ich bat darum, für meinen Bruder mit der Familie zusammen beten zu dürfen.

Peter, der uns zuletzt zu meinem achtzigsten Geburtstag besuchte, und uns erst danach von seiner Krankheit berichtete, lag leblos aber würdevoll wie erlöst und angekleidet auf seinem Bett. Der Herr hatte ihn nach Hause geholt, zu all den anderen treuen Menschen, die uns voran gegangen sind, mit denen wir über deren Tod hinaus in Liebe verbunden bleiben. Peter, mein Bruder, hat diese letzte Prüfung bestanden. Er hat wahrlich die Lebenskrone aus der Hand unseres Schöpfers verdient.  All das kann ich jetzt, in Worte fassen. Obwohl ich mit allen über jede Stunde froh bin, die uns mit ihm geschenkt wurde, stand ich doch erschüttert an Peters Todesbett. Im Unterschied zum Tod meiner Großmutter, der mich nach einer sorglosen Jugend im Alter von 12 Jahren mit Angst und Entsetzen erfüllte, sodass ich den Anblick der Toten nicht ertragen konnte, blieb ich jetzt stehen. Nicht nur der lebendige, sondern ebenso der tote Bruder wird meine und unsere Erinnerungen an ihn prägen.

Wir beteten zusammen ein Vaterunser. Ich reihte mich dabei ein in die Familie der Zurückbleibenden. Mehr noch, es gelang mir für uns alle einige wenige Worte zu sagen und Peter mit dem Kreuzzeichen zu segnen. Wir wussten ja schon lange, dass es mit ihm zu Ende gehen wird. Nun lag er vor uns und muss nicht mehr leiden und kämpfen. Und dennoch, während ich versuchte ihm, wie vor Jahren bei der Krankensalbung unserer Mutter,  ein Osterlied anzustimmen, will mir das Alleluja nicht gelingen. Aus der Seite des Herrn floss ja auch nur Blut und Wasser – das Alleluja des Ostertages folgte später.  Für mich und für uns alle wird das Osterlicht aber sicher auch wieder siegreich aufleuchten. In Kreuz und Auferstehung des Lebens Mitglied einer solchen Familie zu sein, die zu Hoffnungen berechtigt, erfüllt mich unter Tränen mit Stolz.

Das Kreuz der Erlösung und Hoffnung

 

 

Liebe

Teure Liebe
schöne Maid
wirkt in uns
in dieser Zeit

Menschenherzen
weiten sich
als Pilger
Hand in Hand

Auf dem Weg
in´s neue Land
überwindet sie

Als Liebesband
in Freud und Not
selbst den Tod

Maria mit dem Kinde lieb uns allen Deinen Segen gib.

 

 

 

 

 

 

 

Trostworte zur Lage

Unter dem Bombenhagel der von Putin geführten russischen Streitkräfte, und grauenhaften Zerstörungen in der Ukraine sind viele Menschen, in den Westen geflohen. Unzählige würden ihnen, wenn sie könnten folgen, oder unter der Propaganda und Unterdrückung leidend, aus Russland fliehen. Die Menschen in Europa und der westlichen Welt sammeln ihre Kräfte, um uns vor weiteren Konflikten mit autokratisch hochaufgerüsteten Nationen zu schützen. Die Folgen der bereits jetzt schon wirksamen wirtschaftspolitischen Maßnahmen (Sanktionen, Rüstung, Versorgung, Handel) sind nicht zu übersehen.

Wir Christen teilen mit allen Brüdern und Schwestern auf der Welt, den Schrecken über die Invasion in der Ukraine, die unbekannte große Zahl getöteter und verletzter Soldaten, Zivilisten und Flüchtlinge, die Zerstörung der Infrastruktur, und die Kosten für die Rüstung. Ein Frieden ist nicht in Sicht, und eher zu befürchten, dass Putin alle Waffen einsetzt, um den heldenhaften Widerstand seiner Gegner zu brechen. Wir teilen mit allen Menschen die Befürchtungen vor den nicht zu übersehenden weiteren Folgen, und die Sehnsucht nach Frieden für unsere Menschheitsfamilie in allen Regionen unserer Welt. Wie wichtig wird in dieser Lage die christliche Verantwortung, nach Kräften Konflikte zu meiden, den Streit beizulegen und sich, bevor wir unsere Opfergaben am Altar niederlegen, mit einander zu versöhnen. Lasset uns in diesen Anliegen beten:

Gott, allmächtiger und barmherziger Vater, alle Bitterkeit Not Leiden und Freuden der Menschheitsfamilie, unsere Schuld und Sünde, bringen wir mit der Bitte um Vergebung und Versöhnung vor DICH. Lass uns im Glauben, Hoffen und Lieben fest darauf vertrauen, dass DEIN Reich in und unter uns wachse, und die Macht aller Bosheit durch Jesus Christus, den Gottes und Menschensohn am Kreuz besiegt ist. IHN den vom Tod Auferstandenen, wollen wir verkünden, bis ER wieder kommt, um Gericht zu halten über Lebende und Tote. ER unser Herr, der unser Weg der Wahrheit und des Lebens ist, wird dereinst nach dem Gericht allen Gesegneten beim Vater im Heiligen Geist im Himmel der Gerechtigkeit und des ewigen Friedens, Wohnungen bereiten.

Wir haben Grund zu danken für diesen sonnigen Frühlingstag, der sich zu Ende neigt: DU unser Vater und Schöpfer seist für alles Gute in der Zeit, und für DEINE ewige Liebe und Gegenwart in und unter uns gelobt und gepriesen. DIR Herr Jesus Christus, sei Dank für die Sühne unserer Schuld und Sünde, in der Hoffnung auf Auferstehung, und DIR Heiliger Geist für DEINEN Beistand und Trost in allen Nöten und Gefahren.

Im Vertrauen auf die Allmacht der göttlichen Dreifaltigkeit, bitten wir um Versöhnung mit Gott in Einheit mit allen Menschen und Geschöpfen, und um den Frieden nach Gottes Willen im Himmel und auf Erden.

Gott befohlen!
Euer Franz.

Hoch gelobt sei ohne End das hochheilige Sakrament

 

Kreuzzeichen

Ein kleines Gefäß mit Weihwasser gefüllt, gehört zu meinen frühesten kindlichen Erfahrungen. Unsere Großmutter ließ es sich nicht nehmen, jeden Abend an mein Bett zu treten, ihre Finger ins geweihte Wasser, zu tauchen, und mich im Namen des Vaters, des Sohnes und Heiligen Geistes zu segnen. Es war mir dabei immer ein wenig feierlich zu Mute. Im Schutze dieser liebevollen Geste konnte ich dann ruhig einschlafen. Ich konnte es kaum erwarten, bis ich mich später wie die Erwachsenen, beim Betreten und Verlassen der Kirche, selbst mit Weihwasser besprengen und bekreuzigen durfte.

Tief beeindruckt haben mich auch die gelegentlichen Krankenbesuche unseres Pfarrers. Ein Beistelltisch wurde weiß eingedeckt, und darauf ein kleines Standkreuz und zwei silberne Kerzenständer mit brennenden weißen Kerzen gestellt. Wenn der Priester sich in Ehrfurcht bekreuzigte und vor dem Allerheiligsten niederkniete, erfüllte mich ein feierlicher Schauer. Zur vertrauten Umgebung gehörte auch das von unserem Großvater selbst geschnitzte, und naturbelassene Kreuz aus Lindenholz, in Gestalt eines Weinstocks an der Wand. Ein Leben lang begleiten uns Christen das Weihwasser und das Kreuz, als Zeichen der Erlösung, des Segens und der Hoffnung, bis über den Tod hinaus. Ist das nicht Grund genug, wieder einmal zu bedenken, was geschieht, wenn wir zum Kreuz aufschauen, und uns selbst oder andere bekreuzigend, den Segen empfangen oder einander spenden?

Ich gehöre noch zu der Generation katholischer Christen, die sich darüber freuen, wenn die Kirchenglocken uns zur Heiligen Messe und kirchlichen Festen einladen, und wir uns im Jahresreigen um den Altar versammeln. Unsere Priester waren sehr geachtet, und wir Kinder begrüßten sie mit einem fröhlichen „Gelobt sei Jesus Christus“. Wir schätzten den Religionsunterricht und unsere Geistlichen, die uns die Bedeutung der Zeichen und Sakramente erklärten, und mit uns die Geheimnisse unseres Glaubens feierten. Ein heiliger Schauer kann uns befallen, wenn wir vom Kreuz berührt, aus unseren Träumen wachgerüttelt bemerken, wie sehr uns Gott liebt und braucht, um an SEINER Stelle in anderen Menschen Hoffnung und Segen zu erwecken, und  in IHM und durch IHN, ein Zeichen SEINER Gegenwart in unserer Zeit sein dürfen. Vielleicht meint es Gott in SEINER zarten Liebe und unendlichen Geduld mit uns sogar gut, wenn ER SEINE alles überragende Majestät vor uns verbirgt, und uns schwache Menschen benutzt, um in den Spielwiesen des Alltags, anderen unseren Glauben so zu bezeugen, dass sie sich vor uns und dem Herrn nicht zu sehr erschrecken müssen. Denn auch wir dürfen fest darauf vertrauen, dass der Herr die Schwächen und Nöte Seiner Zeugen kennt, und auch durch unsere kleinen Gesten das Wunder wahrer Gottesbegegnung bewirken kann.

Die Begegnung mit der überwältigenden Fülle der Liebe des dreifaltigen Herrn, würde uns Kleingläubige doch sicher noch mehr erschrecken, als den mit fester Speise des Glaubens vertrauten Petrus, der beim Hahnenschrei seinen Verrat erkennend, bitterlich weinen musste. Das kraftvolle Kreuzzeichen der Liebe Gottes kann unsere Schuld und verborgenes Chaotisches in uns und um uns aufdecken. Es kann uns aber auch zur Erkenntnis führen, wie unsagbar wir darauf angewiesen sind, die barmherzige Nähe Gottes, und SEINE Vergebung im schlichten Kreuzzeichen immer wieder zu erfahren. Von Geburt bis in den Tod und in die Auferstehung hinein, ist das Kreuzzeichen ein Ausdruck dafür, dass Gott nie aufhört Chaos in Kosmos zu wandeln. Wer, wenn nicht die Heiligste Dreifaltigkeit weiß besser, was für uns alle wirklich umfassend gut ist.

Gottes Fürsorge für das, was er in SEINER unendlichen Güte und Liebe geschaffen hat, und allezeit am Leben erhält, ist wahrlich schon des Dankes wert. Unsere Heiligen sind auf ihre je eigene Weise, wie der Heilige Franziskus, mein Namenspatron, Zeugen der erlösenden Liebe Gottes. Wie nahe durfte dieser Heilige dem dreifaltigen Herrn kommen. Ein Beichtspiegel ist er für uns alle: Sind wir so still, demütig, aufmerksam und offen, dass der alle Geschöpfe durchwaltende Segen göttlicher Liebe auch uns erfüllen, und durch unsere Armut hindurch zu einem wirksamen Zeichen der Liebe werden kann? Hängen wir die Kreuze nie ab und bleiben wir allzeit gesegnet im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

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