Das Herz Gottes

Weihnachten, dieses alle Vernunft übertreffende Ereignis der Geburt Jesu Christi, ist uns im Glauben so nahe, wie den Menschen vor zweitausend Jahren. Das Wort Gottes will auch heute unter uns wohnen: Wer es fassen kann, der fasse es! Maria, die Mutter unseres Herrn, stellte dem Engel die Frage: „Wie soll das geschehen“, und bewegte seine Worte: „Fürchte Dich nicht, Heiliger Geist wird Dich überschatten; Du wirst einen Sohn empfangen und sollst IHM den Namen Jesus geben“ in ihrem Herzen. Spricht sie auch in unserem Namen, wenn sie dann sagt: „Ich bin eine Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinen Worten“ ?

Wir aber leben heute in einer lärmenden Zeit, in der es an Stille fehlt, um zu bemerken, was sich an Weihnachten ereignet. In vielfältiger medialer Vernetzung sind wir als Konsumenten in die Werbung Produktion und Vermarktung unzähliger Produkte verstrickt. Viele Menschen vermögen daher die leisen Töne ihres Lebens und Erlebens nicht mehr zu hören.

Wie arm stehen wir aber da, wenn unser Herz unter dieser Last bemerkt, Opfer der Machbarkeit geworden zu sein? Geht es uns dann nicht wie Goethes Zauberlehrling, der erschreckt ausruft: „Meister, die ich rief die Geister, werd ich nun nicht los!“;  wie dem „kleinen Prinzen“, der begreift, dass man nur mit dem Herzen gut sieht, oder wie Pascal, der erschüttert, den in menschlicher Geschichte handelnden Gott „Abrahams, Isaacs und Jakobs“ erlebt?

Wie mit einem Paukenschlag greift Gott heute durch die Geburt SEINES Sohnes an Weihnachten in die Geschäftigkeit und Machbarkeit unserer Tage ein, und stellt SEINE heilige Ordnung wieder her, auf dass Frieden im Himmel und auf Erden werde. Gott der Allmächtige zeigt sich aber nicht in all SEINER Herrlichkeit, die uns erschrecken würde, sondern in den wehrlosen Gesten SEINES der Liebe bedürfenden Sohnes.

Von Herz zu Herz will uns Gott begegnen, und wir dürfen die Krippe sein, die den Menschensohn birgt. Mit heiligem Geist will ER uns erfüllen und dazu bewegen, nach Gottes Bild und Gleichnis immer mehr Mensch zu werden. Kann es ein  schöneres Geschenk geben, als diese liebende Begegnung von Gott und Mensch?

Mit dem Paukenschlag SEINER Liebe, öffnet uns Gott an Weihnachten  die Augen, Ohren und Herzen.  ER blickt uns durch SEINEN Sohn an und lädt uns ein, IHM, von Herz zu Herz zu begegnen. Er, der Herr, will uns ja aus aller Sklaverei des Machens erlösen, und zur Freiheit der Kinder Gottes führen.

Frohe Weihnachten und Gott befohlen
Euer Franz.

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Die Geburt

Sie atmet kurz, Schweißperlen stehen auf ihrer Stirn; ihre langen blonden Haare säumen klebrig-feucht den Kopf. Im schmalen, von  Anstrengung gezeichneten Gesicht, beginnen sich die Falten ein wenig zu glätten. Der zuvor schmerzliche Ausdruck weicht. Mit bleichem Gesicht liegt sie in den weißen Kissen. Erschöpft fallen ihr im Sekundenschlaf die Augenlieder immer wieder zu. Es scheint, als benötige sie Ruhe, Zeit, viel Zeit, sich zu erholen und zu begreifen, nun Mutter zu sein. Soeben bringt ihr die Schwester den gesunden Sohn zum Stillen. Nach bangen Monaten des Wartens, legt sie ihn zum ersten Mal glücklich an ihre Brust.

Ein junger Mann, eilig unterwegs, stolpert durch die Drehtür des Krankenhauses; beinahe wäre er gestürzt. Er hält sorgsam einen Blumenstrauß in Händen. Die Sekretärin in der Rezeption, sitzt vor ihrem Bildschirm und gibt mit schlanken Fingern Daten ein, als ob sie den Besucher nicht bemerke. Nach einiger Zeit wendet sie sich ihm routiniert zu. Ihre Stimme gleicht einer Fahrplanansagerin, als sie sich erkundigt, was er wünsche?

Empfand der Mann in freudiger Erregung zunächst Sympathie für die hübsche Frau hinter der Glasscheibe, so hält ihn deren emotionslose Stimme nun auf Abstand. In spontanem Ärger antwortet er ebenso kühl und distanziert: „Wo finde ich die Gynäkologie?“  Wie aus einem Automaten tönt es ihm entgegen: „Zwei Treppen hoch, dann rechts und geradeaus. Sie können auch den Aufzug benutzen. In der Eingangshalle finden sie einen Stationsplan.“ Verstimmt in sich gekehrt steigt er die Treppen nach oben.

In der Mitte eines langen Flures findet der junge Mann das Zimmer des Pflegepersonals. Eine freundliche Schwester erklärte ihm, dass seine Frau in einem ruhigen, dem Garten zu gelegen Einzelzimmer liege. Man habe ihr soeben das Baby zum Stillen gebracht. Er könne sie aber getrost besuchen. Die Geburt sei normal verlaufen, Mutter und Kind befänden sich wohlauf. Diese Worte beruhigen ihn. Wollte er doch unbedingt bei der Geburt dabei sein. Nach ersten Wehen hatte er seine Frau besorgt ins Krankenhaus gefahren, sich dann aber auf  Rat der Ärzte wieder nach Hause begeben.

Nachdem ihn die Nachricht von der Geburt eines gesunden Kindes erreichte, fährt der glückliche Vater sofort verkehrswidrig schnell zum Krankenhaus, um den Sohn und seine Frau zu besuchen. Hatte er sich doch sehr auf ihr erstes Kind gefreut und manchmal mit eigenen Händen gespürt, wie kräftig es sich im Mutterleib bewegte. Nun würde er endlich in wenigen Minuten seinen Sohn sehen  können.

Er klopft erregt an die Türe. Eine müde Stimme antwortet: „Ja, bitte!“ Dann tritt er ein. Im Sonnenlicht durchfluteten Raum lächelt ihm seine Frau entgegen. Sie wirkt noch müde und deutet auf das in Windeln gepackte kleine Bündel Leben auf ihrer Brust. Nur der Kopf mit einer Andeutung von Haaren, das faltige Gesicht und die Hände mit den winzigen Fingern des Kindes sind frei. Die Augen des Babys sind nach anstrengendem Stillen geschlossen. Das ist er, unser Sohn, flüstert seine Frau, um das Kind nicht zu wecken. Er tritt näher. Zum ersten Mal sieht der glückliche Vater seinem Sohn.

Nach einigen erfüllten Minuten des Schweigens, findet er  seine Sprache wieder und es bricht aus ihm heraus: „So habe ich mir denkleinen Mann vorgestellt, genauso!“ Und zu seiner Frau gewandt: „Wie ist es möglich, unseren Sohn schon zu kennen, bevor ich ihn zum ersten Mal sehe?“ Sie lächelt ihrem Mann still und glücklich zu, als er ihr etwas verlegen näher kommt und sie liebevoll küsst. Genau in diesem Augenblickt bewegt das Baby die Lippen und der stolze Vater bemerkt zu seiner Frau gewandt: „Er lächelt schon ein wenig!“ Die Mutter entgegnet weise: „So ist das Leben, so sind die Männer!“ und legt mit einem strahlenden Lächeln ihren Sohn zum ersten Mal in die Arme seines Vaters.

Nach diesem Besuch im Krankenhaus verabschiedet sich der Mann liebevoll von Frau und Kind im Bewusstsein ihren Sohn nicht mehr aus den Augen zu lassen. Bester Laune, ein Lied summend, winkt er der Dame in der Rezeption beim Verlassen des Krankenhauses freundlich zu. Diese bemerkt lachend zu ihrer Kollegin: „Da kannst DU einen stolzen Vater sehen, der nach der Geburt eines gesunden Kindes auf Wolke-Sieben schwebt.“

 

 

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