Memoria

Wie Morgenlicht
durch Dunkel bricht
so bist Du da
holde Memoria

Gibst mir Geleit
in Herz und Sinn
durch Raum und Zeit
zu Freunden hin

Ich steh in Schuld und
wünschte zu vergelten
denn ohne Eure Huld
herrscht Armut in den Zelten

Dies‘ dankend Wort
es bleibt als Hort
ein kleines Lied das
die Erinnerung schrieb

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Worte Gottes

Von Kindheit an, lange bevor wir sprechen können, hören wir  Geräusche, Töne und Worte: Wenn die Mutter den Tisch deckt und die Teller klappern, dabei ein Lied singt oder mit den Geschwistern spricht, fühlen wir uns in dieser vertrauten Umgebung, sicher und geborgen. Wir lernen mit der Muttersprache, die Bedeutung von Worten und Sätzen. Mit dem Spracherwerb erweitert sich unser Horizont: Wir verstehen Zusammenhänge besser, sind in der Lage, Phänomene von einander zu unterscheiden, und uns in zunehmend komplexeren  Kontexten zu orientieren. Nun ist es möglich, uns über unsere Wünsche und Grenzen, über Begriffe, Ziele, Ereignisse und Vorstellungen mit anderen Menschen zu verständigen. Mit Worten erweitern wir nicht nur unser Wissen, sondern klären auch unsere Beziehungen zu Dingen und Menschen. Worte können uns beruhigen, trösten, wie ein »heile Segen! « oder verunsichern, erschrecken und ängstigen.

In unserer Zeit, in der wir mit vielen Worten und Mitteilungen überschüttet werden, ist es besonders wichtig, zu erkennen, welche Weltsicht, in den unterschiedlichen Sprachfamilien tradiert wird. Wenn wir uns gegenseitig verstehen wollen, gilt es, den Dialekt vonder Hochsprache, die Alltagssprache von der Fach- und Fremdsprache, zu unterscheiden. Dabei ist es erforderlich, zu berücksichtigen, ob wir uns mit Hilfe der Sprache über empirische und historische Befunde, über Kunst, Literatur und Musik oder über philosophische und religiöse Themen unterhalten. In einem lebenslangen Prozess gilt es sich mit dem, was wir hören, auseinander zu setzen, um sprachliche Inhalte, die uns täuschen, verwirren, schaden können, von denen zu unterscheiden, die hilfreich, richtig und wichtig für uns sind. In hartnäckigen Diskussionen begegnen uns oft zwei Auffassungen, als handle es sich dabei um »feindliche Brüder«, die nicht zusammen finden können:

Die Naturwissenschaften, die weitgehend von der Vorstellung ausgehen, wir könnten mit geeigneten Methoden alles erforschen, und mit Wahrscheinlichkeit das, was gültig, richtig wahr ist, von dem unterscheiden, was falsch und zu verwerfen sei, betrachten die Frage, warum es sie und ihre Forschungsgegenstände gibt, als irrelevant. Ausgeblendet werden meistens auch die Fragen, ob alles was erforscht werden kann, noch zu bezahlen, sowie ethisch und sittlich zu vertreten ist. Der immer spezifischere Blick empirischer Wissenschaften auf ihre Disziplin, führt schließlich dazu, dass es im Laufe der Zeit immer weniger Spezialisten gibt, die sich in ihren Fachgebieten noch auskennen. Die ganzheitliche Betrachtung der Lebenskontexte hingegen, schwindet.

Im Interesse von uns allen und der Forschung, ist es daher auch heute unverzichtbar, dass die in den Geisteswissenschaften tradierte Frage: »Warum gibt es das alles und nicht nichts? «, und damit der Blick auf das »Ganze« nicht verloren geht. Es mag die empirischen Forscher zwar enttäuschen, wenn ihr Anspruch, das Maß aller Dinge zu sein, bestritten wird. Um die unantastbare Würde des Menschen als Person,  seine Stellung und Verantwortung im gesamte Lebenskontext des Makro- und Mikrokosmos zu verstehen, muss aber über seinen Gestaltungsspielraum und die Grenzen, über seine Macht und Ohnmacht, über Leben und Tod, die in allem waltenden Geheimnisse und die Sehnsucht nach Vollendung in Gott gesprochen werden.

Offensichtlich sind Worte eingebettet in sprachgeschichtliche Kontexte, von denen her sie ihre Bedeutung bekommen. Das gilt sowohl für die Natur- als auch für die Geisteswissenschaften. Beide Betrachtensweisen sind unentbehrlich und bedürfen gegenseitiger Ergänzung. Dies umso mehr in einer Zeit, in der man vielfach davon ausgeht, eine geisteswissenschaftliche Erforschung der Phänomene erübrige sich. Es gilt daher, immer wieder neu, in den geschichtlichen Epochen aufzuzeigen, dass die unterschiedlichen Standpunkte Schaden nehmen müssten, wenn sie nicht durch die jeweils andere Auffassung ergänzt und bereichert würden.

Wir müssen leider feststellen, dass bei einem unheimlich anmutenden Wachstum an Wissensbeständen, die Fähigkeit der Menschen, zur  kritischen Analyse der Meinungsvielfalt, eher zu schwinden scheint. Hinzu kommt, dass die Sensibilität für den Reichtum an sprachlichen Ausdrucksmitteln, und damit die Bereitschaft zu kultiviertem Sprechen und Hören abnimmt. Differenziertes Hören und Verstehen von Worten und Sätzen im jeweiligen Sprachkontext, und die Fähigkeit, sich adäquat auszudrücken, sind aber notwendig, wenn beispielsweise Worte und Sätze in philosophischen, theologischen oder religiösen Kontexten, wenn letztendlich »Worte Gottes«, sinngemäß verstanden werden sollen.

Die Pflege der Sprache als Medium, um deren Bedeutung und Wandel in theologischen und religiösen Inhalten, vom Gebrauch in anderen Sprachspielen zu unterscheiden, können wir durch einen Vergleich der Überlieferungs-Traditionen beobachten. Auch die Katholische Kirche und deren Verkündigung, sind nicht abgeschottet vom normalen Leben, führenden wissenschaftlichen Erkenntnissen, und deren prozessualen Veränderungen: Wir können das besonders deutlich an dem Bild ablesen, das sie vor, während und nach dem zweiten Vatikanum darbot. Unser gütiger Papst, Johannes der XXIII, würde sich schon ein wenig wundern, wenn er sehen könnte, dass das von ihm angestoßene Agorniamento nicht nur ein lindes Frühjahrslüftchen, sondern auch manchen Wirbelwind auslöste. In unserem Zusammenhang werden wir uns aber auf den Gebrauch der Sprache beschränken: Vor dem zweiten Vatikanum, war es noch weltweit gängige Praxis, die Heilige Messe in lateinischer Sprache zu feiern. Der Priester zelebrierte in dieser Ordo, nach Osten gewandt, mit dem Rücken zur Gemeinde. Wenn der Gläubige verstehen wollte, was er sagte, musste er Latein beherrschen oder sich der Übersetzungshilfe, des damals üblichen »Schott´s«, bedienen. Lediglich die Predigt gab Aufschluss darüber, was im Kirchenjahr, gerade jetzt, gefeiert wurde. Vom sprachlichen Zugang zu den Texten abgesehen, blieb dann immer noch die Schwierigkeit, den Inhalt der Aussagen richtig zu verstehen.

Nach dem zweiten Vatikanum, mit der Einführung der Volkssprache, konnten alle Gläubigen der jeweiligen Sprachregion, wie im evangelischen Gottesdienst, das »Wort Gottes« unmittelbar hören, und in der eigenen Sprache verstehen. Die Bedeutung der Sprache zum Mitvollzug der Liturgie und Verkündigung, wurde zudem in der Messe rituell mehr als bisher hervorgehoben: Der Priester trägt heute in der Regel, beim Einzug in den Kirchenraum, das Evangeliar hoch erhoben, über sich, und für alle Gläubigen sichtbar, zum Altar. Die Verehrung gilt, wie der konsekrierten Hostie in der Monstranz, nun auch dem im Wort verkündigten, gegenwärtigen Herrn Jesus Christus, der uns immer wieder neu, wie den Emmaus-Jüngern den Sinn der Schrift erschließt.

Man kann die Heilige Schrift als eine historische Tatsache, was sie im Kern auch ist, beschreiben und verstehen wollen. Damit bleibt aber  eine gewisse Distanz zur Botschaft Jesu und den Jüngern bestehen, die diese Botschaft anzunehmen lernten. Wenn man aber »Gottes Worte« als eine Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen aller Epochen, bis zum Ende der Zeiten versteht, erschließen sich, unabhängig von der verwendeten Sprache, immer wieder neue Aspekte: Ich erinnere mich, dass ich während der Gottesdienste, bei Vorträgen, oder gelegentlich beim Studium der Heiligen Schrift, so von Szenen ergriffen wurde, als wären sie für mich geschrieben. Die Worte gingen  mir unter die Haut, direkt zu Herzen.

Ich meine begriffen zu haben, warum mir in solchen Situationen, Textstellen so nahe kommen. Es sind eben nicht nur Geschichten über Jesu Beziehung zu den damaligen Augen- und Ohren-Zeugen, die uns die Evangelien berichten. Wir hören nicht nur Erzählungen, mit einem historisch verbürgten Kern, wie es damals war. Der Sinn der  Geschichten geht weit darüber hinaus! Beim betrachtenden Studium der Begegnungen Jesu mit den damaligen Menschen, wird eine historische Distanz gerade zu überwunden. Es kommt zu einem geisterfüllten, lebendigen Dialog; zu  einer Begegnung des gekreuzigten und auferstandenen Herrn mit Dir und mir. Zugleich werden die Menschen, die in der Begegnung mit dem Herrn zu Jüngern und Zeugen dieses Geschehens wurden, auch aus einer historischen Erstarrung befreit. In Ihren Begegnungen mit dem Herrn treten sie an meine und Deine Stelle. Du und ich, wir sind gemeint. Die Geschichten holen uns in die immer währende Liebesbeziehung des Herrn zu uns ein. Wir beginnen von da her neu zu verstehen, warum uns die von der Kirche in unserer Sprache verkündigte frohe Botschaft immer wieder zu Herzen geht. Bei allem zeitlichen Abstand unseres Hier und Heute zum Dort und Damals, den ersten Begegnungen der Jünger mit dem Herrn, besteht im Heiligen Geist, eine uns immer wieder überwältigende Erfahrung, die uns Menschen von Heute ins Spiel bringt: Hierfür mögen einige Beispiel stehen:

Maria sitzt an meiner Stelle und ich sitze mit Maria, dem Herrn zu Füßen, der versichert, sie habe, wenn sie das tue, den besseren Teil erwählt. Ebenso bin ich die geschäftige Martha, deren Fürsorge nicht zurückgewiesen wird, die aber lernen muss, dass die Liebe Jesu nicht verdient werden kann, sondern reine Gabe, reines Geschenk, und an keine Vorbedingung geknüpft ist. Wer kennt nicht den »Zachäus«, der auf einen Baum klettert, weil es ihn drängt, den Herrn sehen zu wollen, da er „klein“ von Gestalt ist. Und ER, der Herr, bemerkt ihn, holt ihn herunter, stellt ihn auf die Beine, und sagt ihm die schönen Worte, dass ER heute noch bei ihm einkehren wolle.Ich bin auf meine Weise auch der Schächer am Kreuz, der nicht zulassen kann, dass der mit uns gekreuzigte Verbrecher, den unschuldigen Herrn verspottet. Der darauf hin die Zusage erhält: »Heute noch wirst Du bei mir im Paradiese sein! « Auch diese Zusage des »heute noch« gilt uns, wenn wir nicht zulassen können, dass ER, der absolut GUTE, verspottet wird.

Ich komme aus einer St.Josefspfarrei: Jesus, Maria, Josef, die heilige Familie, und in der Nachfolge die »Katholische Kirche« weltweit, ist heute meine Familie, mein Zuhause. In dieser Kirche habe ich, mit anderen Menschen zusammen, in der Feier der heiligen Geheimnisse und des weltumspannenden Gebetes, meinen Platz und meine »priesterliche Aufgabe«. In brennender Sorge bete ich mit unserem Papst, Bruder Franziskus, dass der Herr im Heiligen Geist unsere große Familie segne, bewahre und nach Gottes Willen zur Vollendung führe. Zu Johannes unterm Kreuz spricht ER: »Sieh da, Deine Mutter! Und zur Mutter Jesu: «Sieh da Deinen Sohn! « So bin ich auch die Gottesmutter, die alle Geheimnisse des Glaubens in ihrem Herzen bewegt und bewahrt, die den Gottes-Sohn zur Welt bringt, das Wachstum des Glaubens und das Wohl und Wehe ihres Sohnes bis unter das Kreuz und in die Geheimnisse der Auferstehung und Geistsendung begleitet. Sie, die Fürsprecherin und Mutter der Kirche, ich der Kirche in mütterlicher Treue verbunden. Ich bin ebenso Johannes, der unter dem Kreuz in Trauer und Schmerz verstummt und sich der Gottesmutter anvertraut. Es schmerzt, auch der verlorene Sohn zu sein, der alles durchbrachte, bis er sich nur noch von den Schoten, die man den Schweinen vorwarf, ernähren konnte. Der dann umkehrte. Den der Vater längst erwartete, um ihn in die Arme zu schließen. Der ein Mastkalb schlachten ließ und ein großes Fest feierte, weil er seinen Sohn wieder gefunden hatte.

Dies sind nur einige Beispiele, die zeigen sollen, wie aktuell die Heilige Schrift, die Frohe Botschaft für mich und für uns alle immer war und bis zum heutigen Tag geblieben ist. Sie liegt längst in verschiedenen Ausgaben, als ein Trostbuch, eine Frohbotschaft, zu frommem Gebrauch auf meinem Schreibtisch. Wie sehr das Evangelium aber auch unsere Liebes- und Berufungsgeschichte mit dem über alles GELIEBTEN erzählt, ist mir heute wieder ein Stück weit deutlicher geworden. Herr erbarme Dich, so singen wir ab und zu im Gottesdienst. Dieser Bitte um Erbarmen, antwortet die Heilige Schrift. Sie ist die anschauliche, ewige Liebesgeschichte Gottes mit seinen Jüngern damals, und durch alle Zeiten, auch mit Dir und mir. Diese »Worte Gottes« übertreffen wahrhaft alle Vorstellungen.

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Jonglage

Im großen bunten Zirkuszelt
lässt ER die Bälle kreisen
federleicht und mit Gefühl
ein entzückend lustiges Spiel

Und das geschätzte Publikum
steht nicht stumm im Kreise
jeder übt mit seinen Bällen
und auf eigene Weisen

Ein neues Spiel ist im Entstehen
Bälle fliegen hin und her und
im unendlichen Geschehen
ist unsere Welt nicht leer

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Die Kapelle

Wir sind unterwegs: Die Luft ist diesig und steht an diesem heißen Sommertag flimmernd über dem steinigen Weg, der zu einem kleinen Waldstück in der Nähe führt. Meine Frau und deren Schwester gehen in angeregtem Gespräch voraus. Ich bleibe mit beiden Kindern immer mehr zurück. Wir können das Tempo der Frauen nicht halten. Die Trippelschritte der Kleinen geben nicht mehr her. Auch mir ist nach einer bedächtigeren Gangart. Die Kinder stimmen bereitwillig zu, als ich ihnen, der brütenden Hitze wegen, eine Ruhepause vorschlage. Wir setzen uns an den Wegrand, lassen die „Großen“ ziehen.

Bunte Steine unterschiedlicher Größen, körniger, durch die Einflüsse der Witterung aus dem Fels gebröselter Sand, da und dort ein trockenes Holzstück, möchten mit uns spielen. Im Handumdrehen verzaubern die Kinder den gewöhnlichen Fahrweg in eine Spielwiese.  Ihr emsiges Treiben, das ich anerkennend beobachte, drängt mich, mit zu werkeln. Wie absichtslos beginnen meine Finger Figuren in den lockeren Sand zu malen.

Doch plötzlich verändert sich überraschend die sorglose Heiterkeit des Sommertages. Als ob ich blind und schwerhörig geworden wäre, erscheint das Spiel der Kinder und die Natur wie hinter einem Vorhang zunehmend unerklärlich fremd und unnahbar. Eine unerwartet ängstliche Stimmung, kündigt sich in einer Spannung im ganzen Körper an. Das Herz pocht bis zum Halse. Ähnliches hatte ich bisher nur einmal mit 40 Jahren auf einem Spaziergang um den Schluchsee im Schwarzwald erlebt. Dabei wurde mir unabweisbar klar, dass aller Menschen Leben und auch meines endlich sei. Einer Eingebung folgend, stellte ich mich damals in die lange Reihe meiner Vorfahren. Bauern, die ihre Felder bestellten, die Ernte einfuhren, Familien gründeten und sich nach einem arbeitsamen Leben ins Unausweichliche schickten. Die Vorstellung, mit ihnen im gleichen Boot bleiben zu wollen, war tröstlich, wie ein Händedruck unter Freunden.

Meine Kinder indes, vergnügen sich derweil unbekümmert und arglos neben mir im Sand. Ihr emsiges Spiel, scheint sie  ab zu schirmen. Es ist nicht zu erkennen, dass sie meine momentane Unsicherheit, Angst und Trauer bemerken. Die Stimmen der Frauen verlieren sich in der Ferne und dringen nur noch als unverständliche Wortfetzen an mein Ohr. Auch die Vögel haben sich in den schattigen Wald verkrochen. Ihre matten Stimmen sind  fast nicht mehr zu hören. Nur einige Schmetterlinge strahlen den Kindern gleich, Lebensfreude aus. Unermüdlich tanzen sie in der leichten Brise auf und ab und flattern um uns herum.

Doch, was ist denn das? Plötzlich höre ich mitten in meiner unerklärlichen Notlage, von weit her Gesang. Es sind Melodien, wie aus einer anderen Welt, die ich schon lange nicht mehr hörte. Alte,  vertraute „Marienlieder“. Sie dringen aber jetzt nicht nur an mein äußeres Ohr. In der  momentanen Verstimmung öffnen sie eine innere Tür, die mir ein tröstendes Hören ermöglicht. Ich unterbreche spontan mein Spiel im Sand, richte mich auf und wittere, wie ein waches Wild, in Richtung des Gesanges. Woher konnten in dieser einsamen Gegend Melodien kommen?  Unter einem unwiderstehlichen Drang, nehme ich meine beiden Kinder an der Hand und folge dem Klang der Lieder. Sie führen uns den Weg zurück, bis wir am Horizont die Umrisse einer kleinen Kapelle entdecken, an der wir zuvor achtlos vorbei gegangen waren.

Eine der kleinen Wegkapellen, die im Schwarzwald öfters anzutreffen sind. Steine und Holz aus der Umgebung bilden das Baumaterial. Außen mit grobem Putz versehen, der Innenraum meist schlicht gestaltet. Einfache, zur Andacht ladende Bänke, ein Kreuz mit Marienbild und ein Strauß frischer Feldblumen auf dem kleinen Altar, bilden die Ausstattung. Schwarzwälder Bauern haben hier Hand angelegt, das ist aus allen Details zu spüren. In immer schnelleren Schritten kommen wir der Kapelle endlich nahe.

Es besteht kein Zweifel. Aus diesem schlichten Andachtsraum erklingen die frommen Lieder. Unsichtbare Fäden ziehen mich mit den Kindern in die Kapelle hinein. Leise, um die Sänger nicht zu stören, öffnen wir die Türe und nehmen auf den rohen Bänken Platz. Vater, Mutter und Kinder, „Wanderer wie wir“, sitzen dort und singen aus vollem Herzen: „Maria breit den Mantel aus…, Segne mich Marie…“ und andere Lieder, die mir seit Kindertagen im Ohr liegen. Ich sitze mit meinen Kindern da und lausche ergriffen. Es verschlägt mir die Stimme. Ich kann nicht mitsingen, bin einfach nur da, betroffen und getroffen. Die Nähe zur Gottesmutter, vielleicht zu allem Mütterlichen, wird in diesem Raum spürbar. Die Lieder von Sehnsucht, Wehmut und Geborgenheit, wirken wie eine Antwort auf meine augenblickliche Sprachlosigkeit.

Seit Jahren hatte ich nicht mehr geweint. Nun flossen die Tränen. Wie aus einer reinen Quelle perlten sie die Wangen hinab. Schweigend, ohne die geringste Scham, ließ ich es geschehen. Die Tränen drückten ja weniger Schmerz, eher Freude und Glück aus. Ein in den Wirren des Lebens geschüttelter, verhärteter Mann, hatte in einer schlichten Kapelle, in frommen Liedern einer „Wanderfamilie“ geborgen, Trost erfahren und zu lassen können. Bis auf den heutigen Tag fühle ich mich bestärkt und getröstet, wenn ich mich an diese Kapelle im Schwarzwald erinnere. Es scheint zu stimmen: „Marienkinder gehen nicht verloren!“  Die kleine Kapelle im Schwarzwald möge mir verzeihen, dass ich sie einmal übersehen habe

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Chronos

Geweiteten Raumes Geheimnis
im wogenden Klang der Gezeiten
Worte wirbeln im Kreise
Schatten brechen im Licht

Gemessenen Schrittes bewegen
sich Winter und Frühling im Tanz
Zerrinnender Stunden Geleite
in säumender Dämm‘rung verglüht

Wärmender Sonnen Geschmeide
in strahlendem Glanz der Natur
Löwe und Kitz sich vereinen
wie spielende Kinder im Sand

Nährendem Schoß sich entwinden
Geschlechter zeitliche Spur
Ähren treiben zur Ernte
im wiegenden Schnitt des Korns

Trauer und Glück in der Schale
verklingen im Glockengeläut
ein Herz webt sein friedvolles Amen
in Chronos ehernes Klei

Zeit
Chronos
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Hochzeitstanz

Ein Schiff legt heut
die Leinen los mit
vielen Wesen klein
und groß zur Fahrt
bis zu den Sternen
in entrückten Fernen

Musik ertönt und
Festtagsglocken
zur erhabenen
Hochzeit locken des
Himmels Segen und
Erbarmen beglückt
die reichen  Armen

Geschmückt
mit Bändern
Blütenkränzen
im schönsten
Festtagskleid
gehalten in der
Liebe Grenzen
tanzen Menschen
durch die Zeit.

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