Ostergedanken

Unser himmlischer Vater hat uns, seinen Werken und der Geschichte, eine Richtung gewiesen. Als Gott mit uns, in uns, und über uns, waltet SEIN reicher Segen, und verbindet den Himmel und die Erde wie ein Regenbogen. In Lobpreis und österlicher Freude erheben wir aus gutem Grunde unsere Hände, und preisen IHN mit unserem Herrn Jesus Christus im Heiligen Geist, der wie wir es in den Lesungen der Osternacht hörten, alles erschaffen hat, SEINE Werke für gut befindet und erhält. Wer wollte leugnen, dass es auf Erden auch schreckliche Kriege, Katastrophen, die Gottesferne der Menschen, unsagbares Leid, Schuld, Angst, Not und Tod gibt. Die ewige Liebe Gottes aber geleitet uns mit SEINEM Sohn im Heiligen Geist durch Leid, Kreuz, Tod zur Auferstehung, ins wahre Leben. In lichten Momenten unseres Daseins können wir in allen Dingen SEINE Spuren, und in der Unruhe unseres Herzens, die Hoffnung und Sehnsucht nach IHM erkennen.

Das Osterereignis, der weg gewälzte Stein, das leere Grab, der Engel, die Frauen und viele Glaubenszeugen unserer Kirche, bis hin zu Papst LEO XIV, verkünden den Jüngern Jesu, uns und allen Zweiflern heute die frohe Botschaft: „Gott hat Seinen geliebten Sohn und uns aus dem Tode zu ewigem Leben auferweckt“. Unser Herr und Meister stirbt nicht mehr, und hat uns eine Wohnung im Herzen des DREIFALTIGEN bereitet, damit wir in Fülle leben. Stimmen wir daher in den Jubel der Kirche ein: „Tod wo ist dein Stachel, Hölle wo ist dein Sieg, denn der Herr ist wahrhaft von den Toten auferstanden!“ Wie schwer fällt es uns aber, eigene Vorbehalte und Ängste aufzugeben, damit der Herr uns im Heiligen Geist zum ewigen Leben auferwecken kann. Geht es uns da nicht ähnlich wie den Jüngern, die den schweren Stein vor dem Grab fürchteten, der sich nun auf Herz und Seele legte, um sie zu hindern, „alles zu begreifen, was in der Schrift über IHN gesagt ist“? Genau dann brauchen auch wir die Kirche und das Glaubenszeugnis in Wort und Sakrament, damit Jesus Christus in unseren Herzen auferstehen kann, und wir bemerken, dass ER schon lange unter uns weilt, um uns für SEINE in allem waltende Liebe und Barmherzigkeit, SEINE Gerechtigkeit und den Frieden zu öffnen, um für einander Zeugen der Osterbotschaft zu sein.

Die Auferstehung der ewigen Liebe.

Sonntagsgebet

Gott Vater Sohn und
Heiliger Geist der DU
die rechten Wege weist
hilf uns leben und beten

Alles was es gibt und
was wir sind und haben
empfangen geschenkt
als DEINE Gaben

Wir danken DIR dass
Du uns liebst und uns
DEINE Schöpfung gibst
zu erhalten und verwalten

Lass uns in DEINEM Erbarmen
im Segen und Liebe mit den Armen
die Vergebung von Schuld und
Sünden in Gottes Reich verkünden

Dass wir in Einheit und befreit
von Zwietracht Not und Streit
versöhnt und im Verschonen
im DEINEM Reiche wohnen

Um der Welt in ihren Leiden
Gottes Allmacht zu bezeugen
uns zu retten vor dem Tod und
beizustehen als starker Gott

O Vater schenk uns lebenslang
Vertrauen Glauben Hoffung
Liebe uns zu verbünden Segen
Heil und Frieden zu verkünden

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

S’alti Bruckeschtuck

O Du mi lieb´s alt´s Bruckeschtuck
Du führsch mi in Gedanke z´ruck
und fangsch ganz lieslig a z´verzelle
vo alte Zitte Burg und Wälle

Ganz schtill und friedli wird´s um mi,
es könnt gar niene schöner si
und d´Sunne Welle und die Rueh
und Wort um Wort vo Dir dezue

Gell hesch scho bessri Zitte cha
und schtosch jetz halt so nebe dra
de wötsch am liebschte wieder z´ruck
an alte Platz, lieb´s Bruckeschtuck

De Altetail de fallt dr schwer
doch los i halt die hoch in Ehr
Gang lueg halt nit so trurig dri
i will e wengeli bi dr si und
schwiege lose und verwiele
und luege wie dört Kinder spiele

Und bin i furt und hesch´s recht schwer
und isch mi Platz am Bänkli leer
gell Bruckeschtuck dann ruefsch mer halt
und wenn i cha dann chum i bald

Bruckeschtuck

Trostlied

Von Gottvater mit dem
Sohn und Heiligen Geist
ewig geliebt

Zu werden ist unser
größtes Glück im
Himmel und auf Erden

DIR sei o Gott in
jedem Land Macht
Lobpreis

Herrlichkeit und
Dank in Zeit und
Ewigkeit

Hoch gelobt sei ohne End das hochheilige Sakrament

Später Brief

Wir hatten zusammen Holz gesägt, da griffst Du Dich an die Brust. Ich fragte: „ Geht es Dir nicht gut?“ Dann geleitete ich Dich bis zur ersten Wende im Treppenhaus. Langsam brachst Du in die Knie. Ich barg Dich sorgsam in meinen Armen, damit Du nicht zu Boden fielst, und rief besorgt unsere Mutter. Sie kam sofort, stand vor Dir, sah Deine brechenden Augen, zitterte und bebte am ganzen Leib. An ihrer Reaktion erkannte ich, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste. Sie bat mich, den damals Zwölfjährigen, in ihrer Not, rasch einen Doktor herbei zu rufen. Wie von Furien gehetzt, rannte ich von Praxis zu Praxis, bis ich einen Arzt fand, der sein Kommen zusagte. Als er bei uns eintraf, lagst Du, Großmutter, fremd und leblos ausgestreckt, auf dem Bett. Der Doktor konnte nur noch den Tod feststellen.

Bis zu diesem Augenblick hatte ich noch nie eine so schmerzliche Trennung erlebt. Bei Deinem Tod, Großmutter, packte mich das reine Entsetzen. Du warst unerwartet, und wie endgültig verstummt. Eine Erfahrung von bisher unbekannter Tragweite. Das Unfassbare legte sich wie eine Nacht auf meine Seele. Ich erstarrte vor Angst und Schrecken, wie zu einer Salzsäule, und konnte weder sprechen, fühlen noch weinen. Was damals geschah, ging über meine Kräfte: Männer in dunkler Kleidung brachten die Großmutter zum Friedhof ins Leichenhaus. Von da an mied ich diesen Ort, und konnte die Thuja Hecken nicht mehr riechen. Die Beerdigung lief wie mechanisch vor mir ab. Ich stand versteinert am Grab, hörte den leichten Aufprall des Sarges, und das Geräusch, als die Totengräber die Seile wieder hochzogen.

Heute bin ich, selbst alt geworden, der Sprache wieder mächtig, und versuche, das in Worte zu fassen, was damals nicht möglich war: Du, Großmutter, warst für mich vor Deinem Tod, die ständig präsente Gegenwart eines liebenden Menschen, in dessen Nähe ich mich so geborgen fühlte, dass ich mich im kindlichen Spiel immer frei und ungehindert bewegen, und meine Umgebung erkunden konnte. Durch Deine Anwesenheit fand ich Sicherheit und Halt. Wenn ich hungrig war, bekam ich untertags ein Butterbrot mit Marmelade, und zur Nacht den Abendsegen mit Weihwasser. In stillen Stunden spielte ich zu Deinen Füßen, während Du betetest. Nie konnte ich Dir sagen, wie wichtig Du für mich warst, um Dir für alles zu danken. Du hast es aber sicher genau so bemerkt wie ich, obwohl wir nach meiner Erinnerung kaum Worte dazu nötig hatten. Wie dankbar war ich aber für Deinen Rosenkranz, der mich an Dich erinnerte, mit dem ich mich noch heute zur Nacht in den Schlaf bete. Lange hatte ich die innere Versteinerung wie ein Schutzmantel nötig, bis ich mich, durch andere Erfahrungen gereift, nach und nach auch wieder an die schöne gemeinsame erlebte Zeit vor Deinem Tod erinnern konnte. Diese Erlebnisse habe ich später, wie ein kostbares Gut, sorgsam geborgen. Warum sollte ich nur Deinen Tod, und nicht auch das Schöne im Zusammenleben mit Dir, vor dem Vergessen bewahren? Wenn wir nicht eine gesegnete Zeit miteinander erlebt hätten, dann hätte ich mich nach Deinem Tod ja nicht so schrecklich allein gefühlt.

Damals fand ich keine Worte für meinen Schmerz, und wagte nicht, den ungeheuren Verlust zu beklagen, denn mein Leben hatte allen Glanz verloren. Die überwältigenden Gefühle von Angst, Trauer, Schmerz, Wut und Enttäuschung, hatten mir den Mund verschlossen. Wie sollte das Leben ohne Dich weiter gehen, wer würde mich wieder lieben, mir Halt und Sicherheit geben? Auch die Frage, warum dies alles geschah, quälte mich sehr? Mit zwölf Jahren war ich auf einen Schlag vom Kind zum Mann geworden. Heute aber darf ich Dir, Großmutter, mir selbst und auch anderen Menschen zum Trost erzählen, wie sehr ich Dich einst vermisste, und wie folgenschwer Dein Tod für mich war. Wäre dieser Verlust jedoch nicht zu spüren gewesen, dann hätte ich Dich nicht wirklich geliebt. Heute muss ich aber deswegen nicht mehr zu einer Salzsäule erstarren und verstummen, um mich vor den überwältigenden Gefühlen zu schützen. Ich hatte ja, nach Dir, im Laufe des Lebens noch viele andere Todesfälle zu beklagen. Es war mir aber dann, wie beim Tod meiner Eltern, Geschwister und anderer, für mich bedeutender Menschen möglich, deren Tod als eine zum Leben gehörende Tatsache zu beweinen, um mich durch die Trauer hindurch mit Gottes Hilfe wieder dem Leben und seinen Herausforderungen zu stellen. Genau das hast Du mir, Großmutter und Ihr alle, die Ihr mein Leben fürsorglich begleitet habt, sicher gewünscht. Ihr habt uns ja nicht verlassen, um uns über Euren Tod hinaus, lebenslang Schmerzen zu bereiten. Daher kann ich Euch, die Ihr den Pilgerweg vor uns gegangen seid, nur sagen: „Vergilt o Herr, weil ich nicht kann, das Gute, das sie uns getan.“ Was wäre ohne Euch aus meinem Leben und unserem christlichen Glauben geworden? Nun ist für heute alles gesagt. Bleiben wir einander über den Tod hinaus in österlicher Hoffnung, Liebe, und in der Fürbitte für alle Menschen mit ihnen und Gott verbunden.

Euer Franz

Das Kreuz der Erlösung und Hoffnung

Schlampertag

Heute ist ein
schöner Tag
ich schlampere
soviel ich mag

Es gäbe jetzt
noch viel zu tun
doch Pflicht und
Arbeit sollen ruh´n

Am Schlampertag
mein Lied erklingt
und Worte wenn
sie nötig sind

Die gold´ne Sonne
will ich grüßen
und unsre Welt
zu ihren Füßen

Das Abendlicht
des Tag´s Gesicht
wenn es sich
neigt vor dem
Geschenk der Zeit

Sonne der Gerechtigkeit gehe auf in dieser Zeit.

Spuren des Glaubens

Franz nennt man mich. Ich trage den Namen meines Vaters und ich trage ihn stolz. Mit meinem Vater verbindet mich die Liebe zu seiner Herkunft, zu Bayern, das ich erst zu einer späteren Zeit erwanderte. Es war ergreifend all die Wege zu gehen, die mein Vater liebte. Wir sind bei einem Berggottesdienst: Die Männer stehen, wie meine Kusine behauptet, gut in der Tracht. Sie tragen feste Schuhe, ihre Stutzen, Gemsbärte an den Hüten. Breite ledernen Riemen tragen die, im Lauf der Zeit durch Gebrauch veredelten Lederhosen. Die Dirndl haben sich fein gemacht. Jede ein Individuum und doch, in der ihnen lieben Tracht, eingebunden in ihre Tradition. Der Priester, ergriffen von der stillen Macht der Berge und grünen Wiesen, kann sich vor Begeisterung kaum an den liturgischen Text halten. Er empfiehlt uns seine Heimat und die Berge, als den nicht nur ihm zugewiesenen schönen Platz auf Erden. Seine Worte gehen zu Herzen, als wäre er ein Reiseführer Gottes, um mit einem schelmischen Lächeln darauf zu verweisen, dass nach dem Gottesdienst „Händl und eine Maß“ beim Dorfwirt unten im Tal, auf uns warteten. Nach der Heiligen Messe saßen wir, wie empfohlen, bei einem gastfreundlichen Wirt, in gemütlicher Runde an einfachen Tischen. Es bereitete mir aber noch Mühe, ein ganzes Händl zu verzehren und dazu eine Maß Bier zu stemmen. Ich fühlte mich aber dennoch wie zu Hause, obwohl sich, mir erst in späteren Jahren auf Reisen mit meiner Familie die Heimat meines Vaters erschloss.

Ich brauchte ebenso einige Zeit bis ich begriff, dass mir meine Eltern den Ehrennamen eines großen Heiligen gaben. Hat doch der Heilige Franz zu seiner Zeit Gott, den Menschen und Geschöpfen gedient, und einst in frommer Einfalt die Weihnachtsgeschichte nachvollzogen. Einen Vornamen, den auch mein Vater und Kaiser trugen. Ich kann mich zwar nicht an meine eigene Taufe erinnern. Umso vertrauter ist mir der Ort an dem ich getauft wurde, .und die Erstkommunion feiern durfte: Es ist die St. Joseph-Kirche in Rheinfelden (Baden). Die Seele weitet sich, wenn ich an meine geliebte Heimatstadt denke, der ich später einige Jahre als Stadtrat dienen durfte. Mittelpunkt des geistlichen Lebens war die St. Joseph -Kirche. Ich kenne sie inn- und auswendig, nicht einmal die Risse in der Decke, die sie im Laufe der Geschichte erleiden musste, sind mir unbekannt. Wie oft habe ich in der kleinen Marienkapelle neben dem Hochalter gekniet. Die Gottesmutter ist meine Zeugin, dass ich ihr alles vortrug, was mein Herz erlitt und erfreute. Eingebettet in das Geheimnis der göttlich-menschlichen Familie Jesus, Maria, Josef“ wurden mir die göttlichen Heilspläne ein getauft, ja eingebrannt. Pfarrer Dold hat mich in die Gemeinschaft mit der katholischen Kirche aufgenommen. Wenn ich heute oft das Kreuzzeichen mache, bin ich tief betroffen von den Geheimnissen, die mich mit meiner Kirche verbinden. Jesus, der menschgewordene Gottessohn hat mich in der Taufe wissen lassen, dass ich in meinem Leben IHM und seiner segnenden Hand nie entgleiten könne. Könige wurden gesalbt, um sie in ihre Aufgaben ein zu führen. Ich danke Dir Mutter Kirche für den Chrisam, den ich von Pfarre Dold empfing, unter den Schutz Mariens gestellt. in eine Kirche, die weltweit geöffnet ist. Und Du Herr hast es nicht versäumt die Liebe und Geborgenheit von Nazaret bis zu Deinem 12. Lebensjahr anzunehmen. In St. Josef wurde ich eingeführt in die großen Geheimnisse und Traditionen der katholischen Kirche. Alle Priester, die später in diesem Gotteshaus mit uns die Eucharistie feierten, sind mir vertraut. In mir klingen sie nach diese Stunden, in denen uns der Herr besonders nahe erschien. Wenn ich heute am Flügel sitze und das „HEIIG – HEIIG – HEILIG“ der Schubert-Messe intoniere oder wenn ich nachvollziehe, dass auch heute noch „für mich vor dem Allerheiligsten die Christenheit im Staub liegt“, dann ist immer hohe Zeit.

Zu Hause in der Familie, war es vor allem meine Großmutter, die mit ihrer stillen Frömmigkeit vermittelte, dass ihr der Glaube Lebenselixier war. Sie betete oft und fromm den Rosenkranz, spendete mir zur Nacht Weihwasser und ihren Segen und las oft in der Heiligen Schrift. Was mir -und vielleicht würden es moderne Theologen wenig respektvoll abtun- geheimnisvoll blieb und bleiben muss: Sie trug auf dem Herzen unter ihrem Mieder in ein Tuch eingeschlagen als „Scapulier – irgend eine fromme Schrift“, die ihr viel bedeutete. Ich stellte respektvoll nie Fragen hierzu. Dieses Geheimnis sollte meine Großmutter für sich behalten dürfen. Der Rosenkranz aber blieb mir erhalten. Er liegt unter meinem Kopfkissen und begleitet mich durch mein ganzes Leben. Ich kann nicht einschlafen, auch wenn es sehr spät wird, ohne „ein Gesätz“ zu beten, das fortsetzend, was meiner Großmutter viel bedeutete.

Pfarrer Dold und seine Vikare, bereiteten mich und meine Freunde und die Mädchen auf die erste Heilige Kommunion gewissenhaft vor. Dann kam der große Tag: Die Stadtmusik mit feierlicher Musik voraus, zogen wir in einer Schleife vom nahe gelegenen Kindergarten zur St. Joseph – Kirche, deren Glocken uns schon von weit her begrüßten. Wir nahmen unsere Ehrenplätz ein. Die Kerzen wurden vor uns hingestellt. Es ist mit Worten kaum auszudrücken, was mich bewegte, als ich zum ersten Mal im Verlauf des Gottesdienste erleben durfte, dass der Mensch gewordene Sohn Gottes, der Herr, der am Kreuz endete und wahrhaft vom Tod auferstand, sich in Gestalt der schlichten Hostie zu mir kommen, und sich wie ein Stückchen Brot von mir verzehren lassen wollte. Es war der Anfang eines gemeinsamen Weges mit Christus. Und wie oft durfte ich mich durch IHN stärken lassen. Wie oft kniete ich vor dem Allerheiligsten bei einem Kirchgang, oder feierte das Gotteslob vor ausgesetztem Allerheiligsten.

Die Kanzel und Predigt der sonntäglichen Gottesdienste setzt die Einweihung in die Glaubensgeheimnisse fort. Wir ließen es uns auch nicht nehmen im Dritten Reich, als wir an den damaligen Rituale, Sportfesten, Standortapellen und “Führerreden“ im Turnsaal der Schule teilnehmen mussten, unseren Katholischen Glauben zu bezeugen. Wir zogen gleichzeitig andächtig bei der Fronleichnamsprozession durch die Strassen der Stadt und stellten uns bei den mit Blumen geschmückten Altären auf, um dem Evangelium zu lauschen und den Segen mit der Monstranz zu empfangen. In St. Joseph wurde ich auch gefirmt und für die anstehenden Kämpfe und Auseinandersetzungen mit dem Zeitgeist vorbereitet. So gewappnet, blieb mir immer klar, wer der eigentliche Herr der Geschichte war. Das Gebot, Du sollst den Herrn Deinen Gott lieben aus Deiner ganzen Seele aus Deinem ganzen Gemüt und mit allen Deinen Kräften, wurde mir tief, sehr tief eingeritzt in mein ganzes Wesen.

Unter den Vikaren möchte ich besonders einen hervorheben, der eimarianischen Kongregation nahe stand und uns besonders anregte, uns nicht grenzenlos an den vorherrschenden Zeitgeist anzupassen. Der andere: Unser Vikar Hemmerle, der spätere Bischof von Achen, der mit einem kindlichen Humor ausgestatt , von brillanter Intelligenz begabt, eine Vorliebe entwickelte, Worte aus ihrem Sinnzusammenhang heraus zu lösen und zu verdrehen. Der geneigte Leser mag sich vorstellen, wie es dem damaligen „Kirchenvolk“ zumute war, als Hemmerle in einer tiefschürfenden theologischen Fastenbetrachtung vom Herrn erzählte, der „in Kesseln gefettet“ war. Ein befreiendes österliches Lachen platzte mitten in die ernste Angelegenheit vom Leiden Jesu Leiden. Das Bild dieses Bischofs, dem ich später als Theologe zu Füßen saß, ziert meinen Schreibtisch. Ich halte oft Zwiesprache mit dem auf diesem Bild von seiner schweren Krankheit gezeichneten Seelenfreund. Er ist mir jetzt sehr nahe und begleitet sicher auch uns und die Kardinäle im Konklave mit seinem Segen und Gebet.

Die Auferstehung der ewigen Liebe.

Spur derLiebe

Immer wieder staune ich darüber, wie vieler Überlegungen es wohl bedurfte, und welche Mühen Menschen auf sich nahmen, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass wir in unserem Auto ein Navigationsgerät benutzen können, das uns hilft, den richtigen Weg zu finden. Auch die drei Könige konnten sich vor Zeiten auf ihren guten Stern verlassen, der sie zur Krippe des Gotteskindes führte. Der Philosoph Pascal folgte auch einer Weisung als er sagte, dass das Herz seine Gründe habe, die der Verstand nicht kenne. Ich habe vor Jahren meine schriftstellerische Arbeit mit einem Essay über die Einheit und Vielfalt eröffnet. Damals nicht wissend, was mich eigentlich dazu veranlasste. Ich fasste daher die Motivation zum Schreiben zunächst in den Begriff „Drängen“. Etwas Besseres fiel mir als Arbeitshypothese nicht ein. Insgeheim war ich mir aber sicher, dass sich alles nach und nach klären werde. Heute schaue ich in einem Rückblick auf das, was inzwischen geschah. Es sind zu meiner Freude, drei Bücher mit den unterschiedlichsten Themen entstanden. Manchmal habe ich schon darüber nachgedacht, warum und unter welchen Bedingungen ich gerade diese Gedichte, Aufsätze und Erzählungen geschrieben habe. Konkret frage ich mich heute, was der Navigator in mir gewesen ist, der die Auswahl und die Art und Weise der Themen meiner Gedanken steuerte. Als das Manuskript des dritten Bandes nach Abschluss letzter Gespräche mit meinem geschätzten Lektor vor mir lag, und noch einmal durchgelesen werden musste, lehnte ich mich zurück, atmete auf und sagte zu mir humorvoll: Ach bist Du klug und weise – ich hatte in diesem Augenblick den flüchtigen Eindruck, als könne ich das Ganze selbst gar nicht geschrieben haben.

Danach setzte ich mich in meinen Sessel im Wohnzimmer, in dem ich schon oft in allen möglichen Stimmungen saß. Plötzlich stieg in mir ein Lachen auf. Fragt mich nicht woher und warum? Eine solche Frage stellte sich für mich in jenem Augenblick wirklich nicht. Darum sagte ich zu mir, Franz, dieses Lachen hast Du Dir redlich verdient. Lass es lachen, wenn Dir jetzt danach ist. Und es kam mir in der Folge soviel „Unsinn“ in den Kopf verbunden mit der Erkenntnis, dass gerade bei Konflikten, in denen etwas Unerwartetes passiert, möglicherweise zugleich entscheidend Neues geschieht. Nur sind wir alle so klug und weise, dass wir diese Übungen der Demut nicht so sehr schätzen. Als mich danach mein Computer durch einen Bedienungsfehler ärgerte, kam das Lachen wieder. Ebenso bei der Schwierigkeit, mit einigen Unstimmigkeiten in der Kirche klar zu kommen. Ich musste dabei an den verehrten Papst Johannes XXIII. denken, von dem die folgenden Sätze überliefert sind: Ein Engel habe ihm einmal gesagt „Giovanni, nimm Dich nicht so wichtig, Du bist ja nur der Papst. Und an anderer Stelle sagte dieser gütige weise Mann über sich: „Ich gehöre nicht mir selbst, auch nicht den anderen Menschen, ich gehöre nur dem Herrn“. Könnte dieser liebenswerte Papst auch für uns gesprochen haben?

Nun aber zurück zu meinem Thema: Wir alle kennen die gelegentliche Schwierigkeit, im Verwirrspiel von Meinungen, Gedanken und Ansichten den rechten Weg zu finden. Wie oft war auch ich, bei inneren und äußeren Konflikten gefordert, zwischen wahren und falschen, guten und bösen Handlungen zu unterscheiden. Auch der Philosoph Heidegger scheint derartige und andere Erfahrungen zu Recht im Blick zu haben, wenn er von uns Menschen als denjenigen spricht, die zwischen Geburt und Tod ins Dasein geworfen seien. Mein innerer Navigator aber hält dagegen und sagt: „Wir sind ins Dasein geliebt.“ Mein Navigator half mir bis heute und hoffentlich auch in Zukunft immer zu entscheiden, was vor und mit Gott zum Wohl aller Menschen und Kreaturen nötig war. Es brauchte aber manchmal ein feines Gehör und viel Geduld, um seine Anweisungen zu vernehmen und zu befolgen. Der Navigator führte mich allerdings nicht nur auf leichten, gut begehbaren Wegen, denn gelegentlich, um im Bilde zu bleiben, musste er mir auch die Hand reichen, um mich an schwindelerregenden Abgründen vorbei zu führen. Das Ganze des Daseins kam dadurch aber immer deutlicher in meinen Blick. Heute habe ich mehr denn je den Eindruck, unter seiner Führung ein nützliches, und seiner Verantwortung bewusstes Glied der menschlichen Gesellschaft geworden zu sein. Jetzt kommt das Lachen wieder – und ich kann dies von einem Schmunzeln begleitet, auch so verstehen Es gibt in mir einen Navigator, eine Instanz der ich vertraue, die mir verlässlich ¬- wie ein guter Ratgeber – signalisiert, ob ich bei der Lösung schwieriger Aufgaben zu meinem und anderer Menschen Wohl oder Wehe auf dem rechten Weg bin. Zugegebener Maßen dauerte es in einigen Fällen aber etwas länger, bis ich gelernt hatte, was zu tun ist. Denn die Demut, früher sagten Menschen wie der Alttestamentler Deissler „Dienmut“ dazu, ist nicht meine naturgegebene Stärke. Aber es gibt ja. Gott sei Dank, noch meinen inneren Navigator. Ich verneige mich daher dankbar vor allen Weggefährten, die mich durch Ihr Leben und Arbeiten ermutigten, nach meiner Pensionierung als Schriftsteller zu arbeiten.

Der von mir verehrte Religionsphilosoph Welte, gibt einem seiner Werke den Titel „Auf der Spur des Ewigen“. Mit anderen Studenten hing ich einst an seinen Lippen, wenn er dozierte, denn es beeindruckte uns, dass bei ihm Lehre und Leben in Einklang standen. Ich kann analog nur von Weisungen sprechen, denen ich bei meinen Entscheidungen folgte, um zu klären, ob mein Leben und Handeln vor und mit Gott auch anderen Menschen und allem Geschaffenen dienen. In der Unbedingtheit des erfahrenen Drängens und meiner Erfahrungen im Umgang mit dem Schreiben zeigt sich für mich die fürsorglichen Handschrift Gottes in meinem Leben. Daraus folgt, dass es Menschen entlasten und insofern schön sein kann, nicht allein für alles auf der Welt verantwortlich zu sein. Und Anfang, und Ende sowie die Erhaltung unseres Lebens und der Schöpfung, mitwirkend getrost in Gottes Hände zu legen. ER lässt sein Werke, und ich gehöre dankenswerter Weise dazu, sicher nicht im Stich. Der Navigator in mir, möge mir wie bisher, auch in Zukunft beistehen, wenn ich bis zum Lebensende die Möglichkeiten des Internet nutze, um auf dem rechten Weg, der „Spur der Liebe“ zu bleiben. Gott dem Herrn unserem Schöpfer, dem Vater Sohn und Heiligen Geist, unserem göttlichen Navigator, vertraue ich nahezu blind. ER, der Herr, weiß es sicher besser als wir, was in der jeweiligen Situation gut für uns Menschen und die Welt ist.

Flipsi und Flapsi eine Fabel

Es war einmal ein Mäusemädchen, eigentlich eine süße kleine Mäusedame, niedlich, lebendig und sehr schön. Sie saß eines Tages auf einem Stein und betrachtete ihre Welt. Viel gab es da zu bewundern: Gräser, bunte Blumen, einen kleinen Bach, einen Hügel mit Büschen und Bäumen. Sie hörte die Vögel zwitschern, und freute sich an dem Spiel der Wolken, die am Himmel ihre Bahn zogen. Ihre Freundin, die liebe Sonne, machte die ganze Welt heiter und wärmte Flipsi auf ihrem Stein. Da schob sich plötzlich eine dicke, dunkle Wolke vor die Sonne. Schatten legten sich über alles und Flipsi wurde es trotz des dichten Mäusefells kühl. Sie konnte sich auf einmal gar nicht mehr so richtig freuen. Als hätte sich Dunkelheit auch über ihre zarte Seele gelegt, begann sie über ihr bisheriges Leben und all die Wünsche nachzudenken, die sich noch nicht erfüllten. Eigentlich, dachte sie, führe ich gar kein schönes Mäuseleben, denn ich bin allein. Andere Mäuse sind verheiratet, haben eine Wohnung und Kinder. Sie spürte deutlich, wie sehr sie sich nach einem hübschen, starken Mann und lieben Kindern sehnte. Da wurde Flipsi sehr traurig: Die Blumen waren nun nicht mehr so schön, der kleine Bach plätscherte weniger lieblich. Sogar die Bäume und Büsche schienen sich im Schatten ein wenig zu ducken und die Sonne hinter den Wolken hielt ihre wärmende Kraft zurück. Flipsi ging alles so sehr zu Herzen, dass sie schrecklich weinen musste. Tränen tropften ihr ins Mäusefell, als sie bemerkte, von niemand geliebt zu sein. Lange saß sie, ganz in sich zusammen gekauert, auf ihrem Stein und verbarg ihr Gesicht in den Pfoten. Schließlich wurde Flipsi aber sehr ärgerlich, denn sie bemerkte plötzlich: Das Weinen hilft ja gar nicht! Und als eine Schwalbe herbeiflog und sie voll Mitleid am Schwanz zupfte, kam ihr die Idee: Wenn sie sogar eine kleine Schwalbe ein wenig liebhabe, dann finde sie sicher auch noch einen lieben Mäusemann. Auf einmal wich die ganze Trauer von ihr. Und ganz aufgeregt, überlegte sie weiter: Einen lieben Mann bekomme sie doch wohl eher dann, wenn ich nicht mehr traurig wäre und mich recht hübsch machte:

So schnell ihre kleinen Mäusebeine sie trugen, lief sie hinunter zum Bach. Ihr Spiegelbild im Wasser wollte ihr aber gar nicht gefallen. Du siehst ja wirklich zum Heulen aus Flips sagte sie zu sich selbst und »Das soll aber nun anders werden!« Und sie machte etwas, was Menschenkinder manchmal gar nicht so sehr mögen. Sie wusch sich so gründlich, dass es eine Freude war, ihr zu zuschauen: Sie wusch sich das Gesicht, die Beine, den Bauch und den Rücken, sogar den lieblichen Mäuseschwanz und den Mäusepopo. Dann eilte sie wieder schnurstracks zu ihrem Stein, und ließ sich vom Wind und der Sonne, die wieder hinter den Wolken hervortrat, behaglich das Fell trocknen. Ei, war da Flipsi schön anzusehen: Ihr Fell glänzte in der Sonne. Sie konnte sich wieder an dem schönen Tag freuen und saß recht vergnügt und zufrieden auf ihrem Stein. Gedanken verloren wanderte ihr Blick den kleinen Weg am Bächlein entlang. Es schien in der Ferne nur noch ein kleiner Sprung zu sein, bis zur wärmenden Sonne. Sie überlegte ernstlich, die liebe Sonne zu bitten, dass sie Flipsi einmal Huckepack nehmen sollte. Dann nahm sie aber wieder Abschied von dieser Idee, denn jetzt, da es ihr wieder gut ging, wollte sie es nicht riskieren, sich das schöne Fell zu verbrennen. Aber was war denn das? Da kam doch -wie ein Bote der lieben Sonne- ein Mäusemann des Weges. Es war Flapsi, der da entlang des Baches einen Trainingslauf machte. Er war stark und schön anzusehen, und konnte so gut rennen, dass der Staub wie eine kleine Wolke hinter ihm aufwirbelte. Ihr sollt wissen: Die Mäuse haben von Kindheit an großen Spaß sich zu bewegen, zu rennen und sich zu verstecken. Das ist wichtig für sie, um sich vor den Katzen zu schützen. Und Flapsi war ein besonderer Mäusemann, der gern seine Muskeln spielen ließ, ja manchmal sogar dazu neigte, vor anderen Mäusen mit seiner Kraft zu protzen. Wenn er aber nicht gerade, wie jetzt, hart trainierte, konnte er auch ganz gemütlich und faul herumliegen. Jetzt aber war ihm offensichtlich nach Rennen zumute. Er keuchte und schwitzte dabei und bekam vor Anstrengung eine ganz rote Nase. Er schien für nichts anderes Interesse zu haben. Da sah er, wie ein Geschenk des Himmels, plötzlich Flipsi in der Sonne auf ihrem Stein sitzen. Aus vollem Lauf blieb er wie angewurzelt stehen, und konnte sich nicht genug satt sehen an dieser hübschen Mäusedame. Wahrlich, Flapsi hatte schon manchem Mäusemädchen den Hof gemacht. Flipsi strahlte ihn aber so betörend an, dass Flapsi alle Bedenken beiseiteschob und es wagte, die Mäusedame mit einer leichten Verbeugung artig zu begrüßen. Er hatte auf einmal gar keine Lust mehr, alleine am Bach entlang zu laufen. Hallo! sagte er: Ich bin Flapsi und finde, Du siehst gut aus! Hallo! sagte Flipsi, ohne sich allzu sehr zu zieren: Ich heiße Flipsi, Du siehst auch ganz gut aus! Willst Du Dich nicht ein wenig zu mir setzen? Wir könnten zusammen plaudern«. Sie dachte: Einen so tollen, starken Mäusemann habe ich selten gesehen. Flapsi nahm das Angebot an und setzte sich neben der Mäusedame auf den Stein. Sie erzählten sich so dies und das, was einen Mäusemann und eine Mäusedame das Jahr über beschäftigt. Die Sonne schien plötzlich wieder wärmer zu strahlen, die Vögelein lieblicher zu zwitschern, der Hügel und die Büsche standen wieder in saftigem Grün und sogar das Bächlein schien in Freude lauter als zuvor zu plätschern. Flipsi und Flapsi waren auf einmal sehr verliebt. Sie streichelten sich und gaben sich sogar ein Küsschen. Wenn ich einmal heiraten sollte, dachte Flapsi, dann müsste meine Mäusefrau so aussehen, wie Flipsi. Und Flipsi dachte: Einen so schönen, starken Mann wie Flapsi, würde ich auf der Stelle heiraten. Nun nahm Flapsi seinen ganzen Mut zusammen und sah Flipsi so liebevoll an, dass diese ihr Mäusegesicht ein wenig zur Seite bog und gestand ihr: »ich finde Dich, Flipsi, wunderschön. Willst Du meine Frau werden und mich heiraten? Flipsi fühlte ihr Herz bis ins Mäuseschwänzchen pochen und sagte ganz glücklich: »Auch Du gefällst mir. Einen Mann wie Dich, habe ich mir immer gewünscht«. Sie nahmen sich in die Arme und keine der Wolken am Himmel traute sich in diesem Augenblick, die Sonne zu verdecken, um dem Glück der beiden Mäuschen nicht im Wege zu stehen. Der Abschied tat nicht weh, denn sie würden sich ja wieder sehen.

Froh eilten die beiden nach Hause zu ihren Eltern und verkündeten ihnen die große Neuigkeit. Und wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde, dass bald eine große Mäusehochzeit gefeiert werde. Viel gab es nun zu tun, bis alles vorbereitet war. Denn auch Mäuse verstehen sich darauf, Feste zu feiern. Nachdem alles vorbereitet war, wurden Einladungskarten mit der Mäusepost versandt. Darauf stand geschrieben: »Wir laden Euch herzlich zu unserer Mäusehochzeit am nächsten Sonntag ein! Eure Flipsi und Flapsi«. Und dann kam der große Tag: In einer kleinen weißen Mäusekutsche fuhren die Brautleute und deren Eltern zur Kirche. Flipsi trug ein wunderschönes, weißes Brautkleid mit einer großen Schleppe. Flapsi hatte sich als Bräutigam besonders chic gekleidet. Alle eingeladenen Mäuse und die vielen Tiere, die als Zaungäste neugierig herbeigekommen waren, klatschten Beifall. In der Mäusekirche hatte sich der Pastor auf eine feierliche Trauung eingestellt und einige Musiker eingeladen. Die Mäuseeltern und Verwandten nahmen in den ersten Reihen Platz, rückten ihre Festtagskleider zurecht und lauschten ergriffen der schönen Musik. Der Pastor hielt eine tiefsinnige Predigt über Liebe und Treue. Heimlich wischten sich die Mäusemütter Tränen der Rührung ab. Selbst die Mäuseväter hätten fast geweint, wenn ihnen nicht gerade noch eingefallen wäre, dass sie das ja nur sehr selten tun. So schauten sie in ihrer stillen Würde der Trauung nur ein wenig hilflos und verknittert zu. Der Pastor steckte dem Brautpaar die Ringe an und segnete das Paar und alle Anwesenden. Die Orgel spielte noch einmal recht feierlich zum Auszug. Alle Verwandten, Freunde und deren Kinder, die sich am Portal aufgestellt hatten, spendeten Beifall. Die Vögel setzten sich auf das Gebälk unter dem Vordach der Kirche und zwitscherten im Chor ein wunderschönes Lied. Hinter der Brautkutsche fuhren alle geladenen Gäste in Blumen bekränzten Gespannen zum großen Festschmaus in´s Mäusegasthaus. Es gab ein leckeres Hochzeitsessen: Saft für die Kinder, und Wein für die Großen. Danach wurden Eis und Kuchen serviert und die Musik spielte zum Tanz auf. Flipsi und Flapsi eröffneten den Hochzeitstanz und gaben sich vor allen Gästen einen Kuss. War das ein Singen, Tanzen und Scherzen. Man sagt heute noch, dies sei eine der schönsten Mäusehochzeiten gewesen, die es je gegeben hat.

Flapsi nahm anschließend seine junge Frau bei der Hand und ging mit ihr zur neuen Wohnung. Er hatte ja zur Überraschung seiner Frau, das Mäuseloch ganz besonders fein einrichten lassen. Bei der Wohnung angekommen, nahm er sie auf die Arme und trug sie -wie sich das auch bei Mäusen gehört- über die Schwelle in´s Mäuseloch. Flipsi konnte sich nicht satt sehen an all den schönen Sachen: Im Flur gab es eine hübsche Garderobe mit einem großen Spiegel. In der Küche befanden sich in weißen Schränken klitzekleine Tellerchen, Tassen, Töpfe und Pfannen. Es gab auch einen Kasten mit Gabeln und Messern. Sogar – Ihr werdet es kaum glauben- eine Spülmaschine stand da, damit Flapsi nicht selbst Geschirr spülen musste. Im Esszimmer gab es ein kleines Sofa, Schränke für das Geschirr und ein Tisch mit Stühlen. Zur Feier des Tages hatte Flapsi auch rote Rosen nicht vergessen, und sie in einer schönen Vase auf dem Tisch gestellt. Das Wohnzimmer war mit Bücherschränken, Tisch, Sesseln und einem großen Sofa ausgestattet. Sogar einen Fernseher hatte Flappsi besorgt, obwohl Mäuse eigentlich wenig Zeit zum Fernsehen haben. Im Schlafzimmer standen Betten und ein Schrank mit Wäsche. Sogar ein Mäusebad und eine Mäusetoilette gab es. Glücklich und zufrieden lebte das Paar hier lange Zeit. Flapsi sorgte dafür, dass genügend Nahrung ins Haus kam. Flipsi verwöhnte ihren Mann mit gutem Essen und hielt das Mäuseloch in Ordnung. Denn auch Mäuseeltern haben es gern, wenn die Wohnung ab und zu wieder einmal aufgeräumt ist. Als einige Monde ins Land gegangen waren, stellte sich bei Flipsi und Flapsi Nachwuchs ein. Drei Mäusekinder wurden geboren. Das erste nannten sie Claudia, das zweite Veronika und das dritte Christiane

Das war ein Leben in der Mäusewohnung. Flipsi klagte nun öfters, dass es hier nun wirklich zu eng würde und dass man mit drei Kindern ein größeres Mauseloch benötige. Flapsi hatte sich aber so an die alte Wohnung gewöhnt, dass er sie gar nicht mehr aufgeben wollte. Er half nun auch im Haushalt mit, fütterte die Mäusekinder, wusch sie und brachte sie zu Bett. Die drei Mäusekinder wuchsen heran und wurden immer frecher. Bald hielt es sie nicht mehr im Mäuseloch und Flipsi mußte ihnen erklären, wie es draußen in der Welt zugehe. Sie ermahnte immer häufiger ihre Kinder und sprach: »Passt gut auf, passt gut auf, wenn ihr draußen vor dem Mäuseloch spielt, denn da schleichen auf samtenen Pfoten der Kater Mautze und die Katze Mietze herum und die fressen mit Vorliebe kleine Mäusekinder! Wenn ich die Katzen sehe, dann rufe ich: piep, piep, piep! Kommt dann schnell, kribbele, krabbele in´s Mauseloch hinein, damit Euch kein Leid geschieht! Und eines schönen Tages, als die Mäuslein wieder einmal sorglos vor dem Mauseloch in der Sonne spielten, schlich tatsächlich der Kater Mautze auf leisen Sohlen heran. Er leckte sich in Erwartung der feinen Speise den Mund und duckte sich zum Sprung, um die Mäusekinder zu fangen und zu fressen. Aber Flipsi hatte wie ein Schießhund aufgepasst: Piep, piep, piep! warnte sie ihre Kinder. Und wie der Blitz flüchteten sie, kribbele, krabbele ins sichere Mauseloch. Der Kater Mautze aber schlich enttäuscht von dannen, denn er konnte keines von ihnen fangen und fressen. Und wenn die Mäuslein nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

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Über die Wahrheit

Vom Heiligen Thomas stammt der Wahrheitsbegriff: „ veritas est adaequatio intellectus ad rem“ – Wahrheit ist Anpassung der Erkenntnis an die Sache. Manchmal braucht es seine Zeit, bis sich der Kern einer solchen theologischen Aussage wieder so aus dem verdunkelnden Meinungsstreit herausschält, dass er sich dem wachen Bewusstsein der Gläubigen neu zu erschließen vermag. So ging es auch mir. Längere Zeit legte auch ich, dem modernen Verständnis folgend, die philosophisch und theologisch begründete Aussage des Heiligen Thomas, dass „Wahrheit eine Anpassung des Erkennens an die Sache“ sei, als überflüssig zur Seite. Die alte Pilatusfrage aber, „was ist Wahrheit“ behauptete sich hartnäckig und ließ sich nicht so leicht entsorgen. Sie tauchte aus der Dunkelheit der Verdrängung immer wieder auf.

Seit meiner Pensionierung vor Jahren, und dem dadurch gewonnenen Freiraum, bin ich Erfahrungen auf der Spur, die mir zunehmend gestatten, mein eigenes Fühlen, Denken und Urteilen zu gebrauchen, um der drängenden Suche nach Wahrheit, Weg und Leben folgend, auch philosophisch-theologische Aussagen auf ihre Tauglichkeit für uns heute zu prüfen. Dadurch kam es zu einer Veränderung meines Verhaltens, und der Einstellung zur Welt im Ganzen, die mich immer mehr ins Staunen versetzte. Ich erlebte mich in diesem Prozess zunehmend wie ein Geführter, der sich einer notwendigen Aufgabe nicht mehr entziehen durfte. Die Realität von Gut und Böse, Krieg und Frieden, Schuld und Sühne, Leben und Tod, die Sorge um die ökologischen, kulturellen und religiösen Daseinbedingungen der Menschen, verlangten meine Antwort. Der entscheidenden Frage, warum es mich und alles Seiende gibt, und der Erkenntnis, dass es in mir eine empirisch nicht zu erklärende Liebe zur Einheit und Vielfalt aller Phänomene im Mikro- und Makrokosmos gibt, konnte ich nicht mehr ausweichen. Diese Frage führte mich wieder in die Nähe der Erkenntnis des Heiligen Thomas, der die Meinung vertrat, dass Wahrheit sich in einem Prozess der Anpassung von Erkenntnis an die Sache, an das schon Da-Seiende ereignet. Es mag unseren Hochmut, selbst alles machen zu können zwar kränken, kann uns aber auch entlasten, wenn die widerständigen Dinge sich letztlich unserem erkennenden Zugriff in gewisser Weise entziehen. Wir erschaffen sie ja nicht auch wenn wir durchaus in der Lage sind, bereits Vorhandenes umzugestalten. Dem liebenden Blick gläubiger Erkenntnis erschließt sich aber darüber hinaus, in allen Dingen eine ihnen eignende Überfülle, die auf einen Schöpfer verweist. Nun wurde mir immer klarer, warum ich mein und aller Leben, die Einheit und Vielfalt, Gott und die Welt unbedingt liebe. Ich bemerkte in der Folge, wie sehr diese Erkenntnis mit meinen innersten Bedürfnissen übereinstimmte, und mich zu einem lebendigeren Bezug zu Menschen und Dingen führte. Pascal verweist in ähnlichem Zusammenhang sinngemäß darauf, dass unser Herz, die personale Mitte unserer selbst, seine eigenen Gründe hat. Vernunft Glauben und Liebe müssen daher keine unversöhnlichen Gegensätze sein. Sie können als treibende und steuernde Kraft, der in uns wirkenden und gestaltenden Gottebenbildlichkeit verstanden werden. Wohl den Menschen, die in Frieden mit sich, der Welt und allen Geschaffenen im Hause Gottes wohnen dürfen.

Mein Staunen über all diese Dinge, führte mich erneut zu den erhellenden Worten des Heiligen Thomas „veritas est adaequatio intellectus ad rem“. Ich erkannte aber nun die zeitlos wahre Botschaft, die sie enthalten. Ebenso klar wurde mir, dass wir die Dinge in ihrer Eigenart und Überfülle nur erkennen und lieben können, weil Gott der die Liebe ist, mit uns und durch uns liebt. Welch ein großes Wunder. Wer es fassen kann, der fasse es! Wie ein Paukenschlag zur Eröffnung der Symphonie des Himmels, berührt uns die Nähe Gottes, Seine Gegenwart, „die Fleischwerdung des Wortes“ in all Seinen Werken. Die ewige Wahrheit, die wir suchen, ist eben auch in den einfachsten Dingen der Welt verborgen. Glücklich der Mensch, dem diese Handschrift Gottes aufgeht. Gleichzeitig trat aber auch eine andere Erfahrung aus der Dunkelheit menschlicher Not, Angst und Zweifelns ins tröstliche Licht. Etwas noch viel Erhabeneres, nämlich die erschütternde Begegnung mit Gott selbst, dem DREIFALTIGEN, dem BARMHERZIGEN dem DEUS SEMPER MAIOR, dem immer GRÖSSEREN, der durch nichts zu beseitigen ist, dem VATER, der uns in Seinen offenen Armen bergen will. Alles in uns drängt nach IHM, das ist auch Teil der Wahrheit unseres Lebens. Es gibt demnach auch eine Annäherung menschlichen Erkennens an den Gott in uns, um uns und über uns, eine „adaequatio hominis ad deum“. Im Menschensohn, im wehrlosen Kind in der Krippe, wirbt ER, der Herr, um unsere Liebe. Die in uns allezeit begleitende Sehnsucht nach Glück und Frieden soll sich immer wieder neu erfüllen. Der Aussage des Heiligen Thomas füge ich daher beglückt hinzu: “veritas est adaequatio intellectus et sensus ad deum“. Die Wahrheit ist Anpassung des Erkennens und Fühlens an Gottes Gegenwart. Herr, von dem alles Gute kommt, verwandle das was wir sind und haben in eine Gabe. Lasse DU, dem wir immer schon gehören, nicht zu, dass wir Dich je verfehlen. Deine Worte mögen so in uns Fleisch werden, dass wir Menschen nicht all zu sehr erschrecken, wenn wir miteinander darüber reden.

Dank Lob Ehre Herrlichkeit dem Vater Sohn und Heiligen Geist
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