Kohelet sagt, dass alles im Leben die ihm eigene Zeit hat. Lebenserfahrungen brauchen ihre Zeit zur Reife, die Bereitschaft und den Kairos, den rechten Augenblick, sie als Geschenk zu erfahren, um sie dann in die Mitte der Person aufnehmen zu können. Lang und beschwerlich ist manchmal der Weg, um Einsichten zuzulassen, die unser Herz berühren.
Ja es braucht seine Zeit und günstige Umstände, um zu erkennen, dass wir Erfahrungen mit allen Menschen auf Erden teilen und den Mut gewinnen, einander zu vertrauen zu trösten und zu begleiten. Dies gilt auch für intime religiöse Ereignisse. Nicht nur Pascal, Augustinus, und Paulus sondern auch wir alle erleben unsere schweren und großen Stunden. Wenn uns die Gnade Gottes ergreift, dann kann die Freude am Herrn wachsen und uns zur Erkenntnis führen, wie sehr unser aller Vater um unser Heil besorgt ist. Wenn uns die Liebe Gottes aufrichtet und zum Handeln befähigt, lichtet sich unser lähmendes Dunkel und wir erleben im Geben und Nehmen dass sich alles was uns trägt und umgibt gut anfühlt, sodass sich unser Mund wie von selbst zum Lobpreis öffnet.
Wir begegnen, begrüßen umarmen und reden miteinander über alles, was uns im Leben begegnet oder schweigen, geben einander die Hand wenn uns die Worte fehlen. Es gibt aber auch unser Bedürfnis, Erfahrungen in Arbeit, Familie, Gesellschaft und Politik, in Muse. Sport, Musik, Kunst, Kult und Gebet, miteinander zu teilen. Alles, was uns Menschen im Inneren, Äußeren und im Religiösen begegnet, kann dazu führen, den in allem innewohnenden Segen zu entdecken. Geschieht dies in beseligenden Momenten, dann fühlt sich alles gut an, entzieht sich der Segen dann kann das zu einer tiefen Krise führen. Aber Grenzen, Krisen ja selbst Leiden, Angst und Schuld unser ständiger Begleiter, der Tod, können Gottes Segen nicht völlig zerstören. Wir dürfen darauf vertrauen, dass auch die satanische Gewalt in erschreckenden Formen, nicht das letzte Wort des Lebens ist. In hohen Stunden dürfen wir zu unserem Trost und zur Ermutigung erkennen, dass sich alles, was Gott in Seiner Weisheit und Güte erschaffen hat gut anfühlt.
Ich lade Euch ein, mit mir zusammen an diesem schönen Sommertag eine Pause einzulegen, einmal für wenige Augenblicke alle Sorgen los zu lassen, und das innere Lächeln, das sich ausbreiten will, nicht wieder zu verscheuchen. Wir öffnen die Türe zur Terrasse vor meinem Arbeitszimmer, und genießen die freie Sicht über den von meine Frau liebevoll gepflegten Garten. Der Blick weitet sich über die Büsche, und die in Bäumen versteckten Häuser unserer Nachbarn hinweg, bis zum Wald, über den sich ein lichter blauer Himmel mit einzelnen Kumuluswolken ausbreitet. Ich staune über die vielfältigen Grüntöne, in denen sich die im Winde leicht bewegten Blätter im Spiel von Licht und Schatten, den Blicken darbieten. Es lohnt sich manchmal, genau hinzusehen. Heute nehmen wir das Frühstück zum ersten Mal im Garten hinter unserem Haus ein. Auf den ausladenden Blättern eines nahe gelegenen Busches, gruppieren sich winzige Tautropfen so im Licht der Sonne, dass sie wie Diamanten glitzern. Es grenzt an ein Wunder, was die uns umgebende Natur in wenigen warmen Tagen vor uns ausbreitet.
Wir lassen diesen Tag ruhig angehen. Ich lese in einem Buch, das sich mit der Bedeutung der Sprache befasste, meine Frau beschäftigt sich mit einem Beitrag zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. Zu meiner Überraschung ruft ein ehemaliger „Pirminer“ an. Wir unterhalten uns angeregt über das berufliche und private Leben nach dem Abitur. Dankbar anerkennen wir rückblickend, welche Bedeutung die Lebens- und Lernerfahrungen im Spätberufenenseminar in Sasbach für uns hatte. Es stimmte uns aber traurig, dass unser Seminar St. Pirmin nicht mehr existiert, und wir fragten uns, wie wir in der Kirche der Heimschule Lender eine bleibende Erinnerung an uns hinterlassen könnten.
Heute feiern wir Christi Himmelfahrt. In Sasbach sangen wir damals den Hymnus „viri galilaei….“, den ich heute schon mehrfach anstimmte. Auch der Vatertag kam zu Ehren. Nicht nur durch das festliche Frühstück, die Glückwünsche und das Buch über die Bedeutung der Sprache, das mir meine Frau schenkte, sondern durch einen seltsamen Traum: Meine Frau hatte ein Kind geboren und mir fiel die Aufgabe zu dieses lebendige Wesen in der Entbindungsstation auf meiner Brust zu beruhigen. Im Traum war das eine sehr schwierige Aufgabe.
Wir gehen zusammen auf die Terrasse vor meinem Arbeitszimmer. Dort stehen für uns bequeme Stühle bereit. Noch meint es die Sonne wie gestern gut mit uns, und wir genießen deren angenehme Wärme. Die Vögel ringsum singen und zwitschern ein fröhliches Lied. Unsere Sinne, die das Meer der blühenden Bäume, Büsche und Blumen in den Gärten nicht fassen, lassen beglückt alles geschehen. Eine innere Stimme flüstert bestätigend: „Es ist alles gut so, wie es gerade ist“. Das Gespräch verstummt. Wie von selbst schließen sich unsere Augen. Wir überlassen uns dem freien Spiel der Gedanken und Empfindungen. Ich kann Euch erzählen, wohin mich meine Gedanken führten:
Das Oster-Alleluja erfüllt mich und ich höre mit den inneren Ohren die mir vertrauten Melodien. Wie von selbst steigen Erinnerungen an nachösterlichen Tage in mir auf. Da sind die Jünger, die sich in Trauer gebunden, noch nicht von der Todeserfahrung des Karfreitages und dem geliebten Herrn lösen können. Auch die Emmaus-Jünger sehe ich vor mir, deren Augen gehalten sind, als sich der Herr ihnen anschloss. Muss ER nicht auch uns beistehen, mit uns wandern und reden, damit wir, von Todesfesseln befreit, im Herzen berührt, die Augen öffnen, und mit IHM im Geist und in Wahrheit als auferweckte Söhne und Töchter durchs Leben wandern können. Brennt auch unser Herz, wenn ER mit uns Mahl hält, und wir in der Stimme des Priesters SEINE Stimme vernehmen. Wie oft habe ich, mit anderen Christen zusammen, in der Heiligen Messe die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut des Herrn ergriffen miterlebt. Und wenn es SEINER Gnade gefällt, steigt manchmal bei SEINEM Gedächtnis, Osterfreude in mir auf und das sehnsuchtsvolle Herz jubelt, dass der Herr auch uns auferweckt, und zum ewigen Leben führt. Ja, Tod, wo ist Dein Stachel, Hölle wo ist Dein Sieg!
Das heißt doch auch, dass wir mit Gottes Eingreifen in unsere Lebensgeschichte jederzeit rechnen, und wie Maria, auf Gottes Führung und Weisung vertrauen zu dürfen. Welche Freude erfüllt uns, dass unser Vater und Schöpfer durch SEINEN Sohn im Heiligen Geist allezeit die Trennungsangst und Todesnot in uns überwindet, damit wir IHN durch SEINEN Sohn im Heiligen Geist in Wahrheit anbeten und verehren können. Unser Gott ist nicht Lichtstraßen weit von uns entfernt ist, sondern ein liebender Vater der in SEINEM Sohn und im Heiligen Geist als ständige Begleiter in uns wohnt und wirkt. Möge die die Gottesmutter hierzu unsere Fürsprecherin bei ihrem Sohn sein, und der Heilige Geist uns zum Guten anregen, damit wir Jesu Stimme nie überhören, um als auferweckte Gottes-und Menschensöhne, in Frieden und Eintracht zur ewigen Heimat gelangen.
Mutter Du hast mich geboren
es war schön zu Haus zog ich
auch in manchen Stunden
brummig von Dir aus
Tönen heute die alten Lieder
kehrt bergende Erinnerung wieder
an Frohsinn Tanz geteilte Not
und Sorge um das tägliche Brot
Mir scheint ich könnt die Stimme hören
und halt Dein Leben hoch in Ehren
denn weder Tod noch Streiten
können wahre Liebe scheiden.
Nun hast Du Ruhe von aller Plag
ein Stein schließt Deine Wohnung ab
den gleichen Weg bist Du gegangen
wie Andere die uns einst umfangen.
Und muss ich heute unter Tränen
erneuten Abschied von Euch nehmen
dann pflanze ich nach altem Brauch
Euch dankbar einen Rosenstrauch
Lebt alle nun in Frieden
dort es soll geschehen
ich setze meine Wege fort
bis wir uns wieder sehen
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