Winterzauber

Winterzauber lichter
Berge birgt ein uralt
Lied und im Schoß
der Mutter Erde
summt es leise mit

Und das Lied erwächst
zum Glück klingt in
jedem Schritt und Tritt
von den Höhen hin
zum Tal tönt und
jauchzt es überall

Dankbar winden wir
ein Band um die
wunderlichen Dinge
legen sie in Gottes
Hand und singen

 

 

Chronos

Geweiteten Raumes Geheimnis
im wogenden Klang der Gezeiten
Worte wirbeln im Kreise
Schatten brechen im Licht

Gemessenen Schrittes bewegen
sich Winter und Frühling im Tanz
zerrinnender Stunden Geleite
in säumender Dämmerung verglüht

Wärmender Sonnen Geschmeide
in strahlendem Glanz der Natur
Löwe und Kitz sich vereinen
wie spielende Kinder im Sand

Nährendem Schoß sich entwindet
Geschlechter zeitliche Spur
Ähren treiben zur Ernte
im wiegenden Schnitt des Korns

Trauer und Glück in der Schale
verklingen im Glockengeläut
ein Herz webt sein friedvolles Amen
in Chronos ehernes Kleid

 

Das Geheimnis

Es klopft wieder einmal an die Türe. Ich öffne dem »Unerklärlichen«, gewähre ihm Eintritt. Das Unerklärliche nimmt Platz. Wir machen es uns bequem. Das U. hat sich wie so oft schon angemeldet. Ich habe es wohl bemerkt; war unruhig aber hoffnungsvoll. Manchmal blieb die Türe zu. angstvoll geschlossen. Wie soll ich heute mit dem U. umgehen? Ich bin mir nicht sicher. Aber die Türe ist ja schon offen. Selbst wenn ich dem Gast den Eintritt verweigerte. Er ist aufdringlich und käme ja doch wieder, gebeten oder ungebeten.

Jetzt ist er aber da, wirklich da und ließ sich nicht vertreiben. Ich spüre die Spannung und Erregung des Augenblicks. Was er mir heute zu sagen hat, weiß ich nicht. Das macht mir Sorge und Hoffnung zugleich. Man mag es mir kaum glauben, aber ich kenne das U. schon lange. Wir haben sozusagen jahrelange Erfahrungen im Umgang mit einander. Es ist, als könnten wir nicht von einander lassen. Es liegt ihm wohl sehr daran, mich immer wieder zu besuchen, mit mir zu sprechen.

Im Stillen -ohne dass es die Anderen merkten- redeten wir schon oft stundenlang miteinander. Wir kennen uns daher gut, und sind in vielen Jahren Freunde geworden. Jeder Besuch ist aufregend neu, obwohl das U. mir immer noch unerklärlich ist; vielleicht auch bleibt. Heut gebe ich ihm eine Chance, fragt mich nicht warum. In die Unsicherheit mischt sich erwartungsvolle Freude. Das U. ist da. Ich habe den Besucher ja herein gebeten.

Langeweile gibt es nicht in seiner Gegenwart. Wir haben einander viel zu erzählen. Im Geheimen, versteht sich. Auch oft mit einander gerungen, gestritten. Manchmal bis zur Erschöpfung gekämpft. Der ganze Leib war dann einbezogen. Ich habe gezittert, auch nachdem das Unerklärliche sich schon wieder entfernt hatte. Und geschwiegen, wie ein Grab. Denn wer erzählt schon gern von einem Geheimnis. Einem so aufdringlichen, unerklärlichen Gesellen. Wenn ich erzählt hätte, was zwischen uns wirklich geschah, hätte ich ihn und mich möglicherweise der Häme ausgesetzt. Wer kann schon das Unerklärliche verstehen? Ich ja auch nicht. Und dennoch: Es mag komisch klingen, aber irgendwie mögen und verstehen wir uns. Verstehen uns auch die Anderen? Wir brauchen Stille, die unser Geheimnis birgt.

Das Unerklärliche macht keine billigen Geschenke. Der Besucher  ist nur einfach da, wenn er da ist. Eine Fülle in der Stille. Er bringt neue Worte mit, die noch nicht aufgebrochen oder durch Gebrauch abgenutzt sind. Mir bleiben dann manchmal die Worte im Halse stecken. Man könnte sagen, dass wir oft wortlos miteinander reden und uns dennoch verstehen. Obwohl mein heutiger Besucher wirklich bei mir ist, wir sitzen einander ja gegenüber, dürfen wir uns nicht greifen oder festhalten. Das könnte unsere Würde verletzen. Ich bin aber gewiß, dass das U. manchmal so da ist, als ob ich es sehen und hören könnte. Es erscheint mir dann freundlich. Als Feind ist es für mich nicht existent. Ganz sicher bin ich mir aber nie -auch jetzt nicht- ob wir nicht wegen Nichtigkeiten wieder kräftig an einander geraten könnten. Ich bin aber des vielen Streitens mit dem Unerklärlichen  müde. Es meint es ja eigentlich nur gut mit mir. Der Besucher gibt aber keine Erklärungen ab, warum er mich mag.

Manchmal habe ich gedacht, dass das U. mich, wenn ich es einlasse,  von Wichtigerem ablenken könnte. Das bezweifle ich heute. Es lässt sich ja auch nicht so leicht abweisen, das aufdringliche Unerklärliche.  Es könnte ja seine Art sein, an mir wirklich Gefallen zu finden. Nun sitzen wir einander wieder einmal gegenüber. Meine Augen und Ohren haben sich mittlerweile an das U. gewöhnt.  Es scheint, als ob ich es jetzt sehen und hören könnte. Aber nicht so, wie man allgemein sieht und hört. Dennoch erscheint mir das „Unerklärliche“ über alle Maßen sprechend und sehend. Wie von Herz zu Herz, wie Einatmen und Ausatmen. Wie Freunde, wenn sie miteinander reden.

Aber es wahrt sein Geheimnis, denn wir begegnen einander oft im Schweigen. Das ist aufregend. Es fühlt sich wie Furcht oder Ehrfurcht an. Das U. geschieht und entzieht sich. Es ist das „Unerklärliche“. Vielleicht klärt es sich heute ein wenig auf. Hoffnung, Furcht, Spannung sind in mir, als würde  jeder Muskel, der ganze Körper in Gegenwart des Freundes benötigt. Ich, ein Geheimnis, unerklärlich. Es ein unerklärliches Geheimnis, aber kein Nichts, sondern ein erfülltes Nichts.

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