De Obed

Mer hogge im Garde. S´isch hüt heiß g´si – kum zum ushalte. Hinterm Hus unterm Dächli häm mer achtedrissig Grad im Schatte g´messe. Gott sei Dank het´s jetzt zum Obed hi e weng abkielt. Mer hän unsre runde Tisch so uf de grosse Terasse ufgschtellt, dass mer e klins Lüftli veschpürt hän. De Hunger isch hüt nit groß g´si. E saftigi Melone un e Käsbrot dezue, des het glengt. Mer hänge in unsre Sessel und lön alles „fünfi Grad“ si. E´Gschpröch brucht´s im Moment no nit. Jede hängt sine eig´ne Gedanke noch. Bi mir mueß nit viel passiert si, sunscht könnt i öbis devo vezelle. Mi Frau mueß aber eweng ins Philosophiere cho si.

Noch ere längere Paus meint sie g´schpröchig: „Du, i glaub es isch hüt scho wieder de längschti Tag. Wie schnell doch di Zit vegoht“. I bi schtill gsi un ha denkt: Si het sicher rächt, denn des mit em Kalender, de Geburstage und sunschtige Termine, des isch scho lang ihr Sach. Ich kümm´re mi defür um anderes: Dass mer Kontakt halte mit de Lüt un dass alli Rechnige zahlt werde.

Des mit dem längschte Tag han i aber no nit ganz vedaut. Mi Frau het jo recht, doch i mag mi im Moment no gar nit demit afründe, dass es scho wieder hinte abe goh soll. Do hemers wieder mit dere veflixte Zit. Si blibt nit schto. Au jetzt nit, wo mer grad so froh bi enander hogge. Si macht nonemol e tiefsinnige Bemerkung: „Du“, sait si, „merksch es au, s´isch doch scho noch Nüni un immer no rächt hell. Si traut dem Brode aber doch nit so recht un holt für alli Fäll e schöni großi Kerze un zündet si a.

Jetzt wird´s so recht gmietlig. Me cha d´Grille zirpe höre un mi Frau´ wird fascht vo ellai e weng poetisch. Si luegt b´schtändig noch obe un meint: „Du, me cha de Mond im Moment gar nümme so guet seh“. Un noch ere kliene Paus: „Jetzt goht´s wieder. Lueg e`mol, me cha sogar si G´sicht wieder seh. Mir schient aber, er luegt e wenig trurig dri“. Und druf: „Lach doch e weng, dann g´falsch mer besser“! I ha mi helli Freud dra, wie mi Frau mit mim alte Bekannde schwätzt.

Mir chunt de Johann Peter Hebel in Sinn mit sim Gedicht vom Ma im Mo. I ha no nit ganz fertig dänkt, g´schwiege devo g´schwätzt, do fangt si scho wid´r mit glänzende Auge a: „Lueg Muetterli, was isch im Mo……“ un reiht Vers an Vers. Mir wird´s debi so recht warm ums Herz, denn i hör mi Muettersproch eifach so chaibe gern. I bi no gar nit fertig mit em denke, do sait mit Frau ganz ufgregt: „Lueg emol, jetzt veschwindet´r wied´r hinterm alte Kirschbaum“! Wie di Zit vegoht…!

Wenn´s so gmietlig zuegoht wi jetzt, wöt i mengisch de Augeblick am liebschte feschthalte. Des goht aber leider nit“. Und druf: Aber es git jo zum Droscht no schöni Liäder un i summ vor mi hi, un mi Frau singt dezu: „Gueter Mo du gosch so schtill….. Ob unsere Kinder jetzt d´Ohre klingle“? „Lueg emol“, sait si e weng entüscht: „Jetz isch er wider ganz weg“! I bruch mi gar nit umdraihe, des fallt m´r eh schwer, wäge mim Rugge. Aber i bi sicher – ganz weg isch er nit. Mer werde ihn immer wieder seh und dann schwätze mer mit em, wie mit eme guete Fründ, dä uns begleitet, au wenn mer ihn mengisch nit sehn.

 

 

Karfreitag

 

Von Kindheit an hat mich, die frohe Botschaft vom Leiden und Sterben unseres Herrn und Meisters zutiefst erschüttert. Wer kann es ertragen, dass der Menschensohn so erniedrigt und gedemütigt wird? Die bösen Taten und das Unrecht, die im Leiden und Schweigen des Gottessohnes offenbar werden, brennen wie Feuer in der eigenen Seele. Sie sind eine entsetzliche Verhöhnung wehrloser Liebe. Ich muss es ertragen, dass Jesus Christus, mein bester Freund, dem ich ein Leben lang folgte, geschunden, bespuckt und auf grausame Weise entehrt wird. Es erfüllt mich mit Abscheu und Gram, dass der geliebte Herr entwürdigt, wie ein Verbrecher aus der Gesellschaft ausgestoßen, am Kreuz verspottet wird.

Manchmal wollte ich vor Empörung gegen all die Ungerechtigkeit, die sich am Gottessohn austobt, wie Petrus zum Schwert greifen. Es tut ja so unendlich weh, den Herrn und Meister auf seinem Karfreitagsweg bis in die Grabesruhe zu begleiten. Nie habe ich daher aufgehört das himmelsschreiende Unrecht, das an Jesus Christus geschah und an vielen Menschen noch geschieht, zu beklagen und anzuprangern. Aber ich musste lernen, dem Herrn zu gehorchen, der mir sagt: Franz, lass das Schwert in der Scheide, denn wer zum Schwert greift, wird damit umkommen. Ja, der Geliebte, der Meister, sagt die Wahrheit: Wir können Unrecht nicht durch neues Unrecht aus der Welt schaffen.

Als ich heute zur Karfreitagsliturgie fuhr, riss mich ein tröstlicher Gedanke, den ich Euch, liebe Freunde, nicht vorenthalten möchte, aus meinem Kummer. Wir haben sicher alle schon der Liebe wegen schmerzliche Grenzen erfahren. Ja, echte Liebe, die nicht locker lässt, kann wehtun. Wir können das Kreuz aber nicht durch schöne Reden aus der Welt schaffen; es bleibt eine schmerzliche Wahrheit. Aber, und das sag ich mitten im Karfreitagsgeschehen: Der Herr hat uns im größten Leid Seine Liebe offenbart. ER hat vor unseren Augen in einem Übermaß gelitten, und dennoch nicht zurückgeschlagen. Das bedeutet für uns alle, die wahre Liebe ist nicht umzubringen. Diese Erkenntnis muss ich als Trostworte hinaus schreien. Unser Geliebter hat am Kreuz in der Liebe zum Vater gesiegt und dadurch auch unsere eigene Liebe gerettet und dem endgültigen Nichts entrissen. Wir dürfen  in der Liebe bleiben, auch wenn wir schmerzliche Grenzen erleben. Und ich versichere Euch, diese Liebe wird niemals enden: Auch wenn Euer Franz einmal -nur Gott weiß es wann- eine sterbliche Hülle zurücklassen wird, kann der Tod die Liebe nicht zerstören.

Lassen wir daher in der Grabesruhe des Herrn all unseren Groll und Hader dahinfahren, uns im aufscheinenden Osterlicht umgestalten, und halten wir Beelzebub und seinem Gefolge das Kreuz als Siegeszeichen entgegen. Noch sind wir jedoch alle gefragt, einander zu stärken und zu ermutigen. Der geliebte Herr, die Liebe und wir mit IHM, sind eben nicht tot zu kriegen. Unser väterlicher Freund Papst Franziskus zeigt, es auf seine Weise: Er wäscht armen Menschen die Füße und offenbart eine Liebe, die Gräuel und Bosheit überwinden kann. Zeigen und bezeugen wir einander, dass Bosheit nicht das letzte Wort ist, wenn wir in der Osternacht in den Jubel der Kirche einstimmen: „Tod wo ist Dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg.“ Vergessen wir nie, wir können und müssen uns nicht selbst erlösen, im Kreuz unseres Herrn ist Heil. Wir sind durch IHN von Schuld und Sünde erlöst. Möge der Herr uns unentwegt auf der Straße der Liebe halten und führen. Der Dreifaltige Gott möge uns im Heiligen Geist hierzu segnen.

Gründonnerstag

Es ist der Abend vor SEINEM Leiden, an dem sich unser Herr und Meister umgürtet, zum Sklaven macht, vor uns niederkniet, und uns die Füße wäscht. Petrus in uns kann dies Geschehen nicht fassen und bittet den Herrn, ER möge ihn ganz waschen. Der Herr und Meister lässt ihn wissen, wer schon durch das „Bad der Taufe“ rein ist, dem brauche ER nur noch die Füße zu waschen, um Gemeinschaft mit IHM zu haben. Der Meister lässt auch uns, wie Petrus wissen, dass dieses Zeichen gesetzt ist, damit wir wie ER, einander die Füße waschen.
Petrus lässt es demütig geschehen, dass der Gottessohn ihm die Füße wäscht und erlebt danach, was dies bedeutet: Dreimal wird er den Herrn verleugnen, bitterlich weinen, um nach SEINER dreimaligen Frage „liebst Du mich“, beauftragt zu werden, die Schafe zu weiden. Petrus lässt alles erschüttert geschehen, und zeigt uns durch sein Leben und Sterben was es für ihn bedeutete, einander zu lieben, wie uns der Herr geliebt hat.
In der heutigen Liturgie wäscht unser Papst Franziskus stellvertretend für den Herrn jedem von uns die Füße und erweist uns den Dienst Jesu. Lassen wir uns als im Bad der Taufe gereinigte, von ihm die Füße waschen, damit wir als Kirche Gemeinschaft mit unserem Herrn erfahren. Folgen wir auch Petrus, dem ersten Papst, der bitterlich weinte, weil er den Herrn dreimal verleugnete, um nach der dreimaligen Frage, liebst Du mich, auch das erlösende Wort zu hören, „weide meine Schafe“.
Diese Fußwaschung ist nicht nur ein äußeres Zeichen oder ein Symbol sondern ein für alle Zeiten gültiges Lebensgesetz unseres christlichen Glaubens. Wenn Gott, unser Schöpfer, uns und alles was ER erschuf und am Leben erhält, für gut befindet und uns durch Seinen Sohn aus der Knechtschaft der Sünde befreit, dann erfüllt sich das Gebot der Liebe.
Es braucht uns daher nicht zu wundern, dass auch unser unruhiges Herz sich nach der allumfassenden Liebe sehnt, und in Gott, durch Gott, und mit Gott, alle Menschen und jegliche Kreatur lieben will, wie uns der Herr geliebt hat. Möge der Herr Jesu auch unsere Tränen segnen, damit wir SEINE Frage „liebst Du mich“ wie Petrus aushalten, um dann wie ER einander dienend die Füße zu waschen, damit die Menschen unserer Tage auch von uns sagen können: „Seht, wie sie einander lieben!“

Meditation

Erich hatte die Liturgie des Kirchenjahres so verinnerlicht, dass er sich oft vorbereitet erlebte, obwohl er den Kalender nicht in Anspruch genommen hatte. An diesem Sonntag, ging es ihm beim Besuch des Gottesdienstes wieder einmal ähnlich. Die Kirche feierte den Sonntag Laetare in der Fastenzeit, an dem die bevorstehende österliche Freude durchschimmerte, und der Priester deshalb ein rosafarbenes Messgewand trug. In diesem Gottesdienst wurde die frohe Botschaft von der Heilung eines Blindgeborenen, durch Jesus Christus verkündet. Der Herr hatte Mitleid mit dem gläubig bittenden Blinden, und bewirkte, dass er wieder sehen konnte. Bei der Verkündigung des Evangeliums bemerkte Erich, dass er, ohne an den Sonntag Laetare zu denken, wieder einmal innerlich auf diesen Gottesdienst vorbereitet war. Hatte er sich doch vorgenommen, in der Fastenzeit mit anderen Menschen auch über seinen Glauben zu sprechen.
Erich musste zwar eine innere Hemmung überwinden, um sich dafür entscheiden zu können, der Idee zu folgen, über eigene Erfahrungen zu reden, die möglicherweise auch für andere Gläubige von Bedeutung sein konnten: Er war es gewohnt, im täglichen Gebet des Rosenkranzes, um Glauben, Hoffnung und Liebe zu bitten, denn er war sich bewusst, allezeit der Gnade zu bedürfen, um als Christ auf dem rechten Weg bleiben zu können. Erich kannte auch die Not des Glaubens, hatte selbst den Auftrag „einer trage des anderen Last“ nach Kräften ernst genommen, und dankbar erfahren, dass ihm andere Christen in schwierigen Glaubensfragen auch gelegentlich beistanden.

Nun erfuhr er selbst mit hell wachen Sinnen in einer Meditation, auf eine ihn überraschende Weise, Trost und Hilfe. Erich wagte es aber zunächst nur sehr ehrfürchtig und behutsam, sich dieser ihn überfordernden Glaubenserfahrung zu nähern. Es schien ihm nämlich bei der meditierenden Betrachtung von Glaube, Hoffnung und Liebe so, als ob der Gott allen Trostes, in ihm Glauben bewirkend, Halt und Stütze sei, um im Vertrauen auf Gott ohne Angst glauben zu können. Die Meditation griff wie von selbst um sich, und Erich entdeckte die beglückende Botschaft, dass auch Gott als Hoffnung, in ihm beständig wirkte, damit er im Gottvertrauen zu hoffen vermochte. Ähnlich ging es ihm bei der Betrachtung der Liebe. Lebenslang hatte Erich versucht, dem Gebot der Nächsten-und Selbstliebe zu folgen. Dieses Ziel schien ihm sehr her, aber manchmal überfordernd hoch zu sein, denn er kannte seine Grenzen und eigene Schuld. Erich vertraute aber der Lehre der Kirche, dass Gott selbst die Liebe sei. Nun geschah es bei der meditierenden Betrachtung der Liebe, als ob Gott der Vater und Schöpfer, in Sorge und Liebe um seine Geschöpfe, in Erich Wohnung genommen habe, um ihn bestärkend und stützend zur Liebe zu befähigen.

Auf wunderbare, unerwartete Weise, hatten sich die Bitten beim täglichen Rosenkranz, um Glaube, Hoffnung Liebe erfüllt. Was konnte es für Erich Schöneres geben, als die Erfahrung, dass der Schöpfer selbst für seine Geschöpfe sorgt, damit sie angstfrei glauben, hoffen und lieben können. Erich musste daher seinen Freunden unbedingt von der Freude über diese Glaubenserfahrung erzählen. Aber erst am darauf folgenden Sonntag Laetare, bei der Verkündigung des Evangeliums von der Blindenheilung wagte er es, sich ohne Vorbehalt über den helfenden und stützenden Vater zu freuen, der ihm durch seinen Sohn die Augen, das Herz, den Verstand und alle Sinne öffnete, um Wohnung Gottes sein zu dürfen.

WP to LinkedIn Auto Publish Powered By : XYZScripts.com
Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial