Abendgebet

Bevor des Tages Licht vergeht
hör Welterschaffer dies Gebet
der DU so milde und so gut
nimm gnädig uns in DEINE Hut

Gib dass kein böser Traum uns
weckt kein nächtlich Wahnbild
uns erschreckt die Macht des
Bösen dämme ein dass unser

Herz stets bleibe rein. Erhör
uns Vater der DU allezeit mit
DEINEM Sohn und Ebenbild
dem Geist regierst in Ewigkeit

Wir danken loben preisen
DICH für alles Gute gnädiglich
sei DU im Dunkel dieser Nacht
das ewig Licht das uns bewacht

Abendlicht

Der dritte Himmel

Seit dem Besuch verschiedener Klöster in der Umgebung von Graz, wünschte ich mir, auch einmal das bekannte österreichische Kloster Heiligenkreuz im Wienerwald und die dort wirkenden Mönche kennen zu lernen. Eine Kostprobe dessen, was in diesem Kloster spirituell zu erwarten war, wurde mir zuteil, als ich vor einiger Zeit im Fernsehen zufällig den Vortrag eines Zisterziensers zu einem Text aus der Apostelgeschichte über die Bekehrung und Entrückung des Paulus in den „dritten Himmel“ miterleben konnte. Allein die Art und Weise wie der Referent auftrat, und seinen Worten, von eindrücklichen Gesten begleitet, engagiert und ehrfürchtig, Kraft und Bedeutung verlieh, ließ mich aufhorchen. Dies erst recht, als ich bemerkte, welchen Höhepunkt im reichen Leben des Völkerapostels der Pater aufgriff und auslegte. Denn er stellte die Paulus, bei dessen Bekehrung zutiefst erfüllende Gnade Gottes, so in die Mitte seiner Betrachtung und in unsere Zeit, dass auch die Hörer, im Blick auf die Erfahrung des Apostels, im Glauben Bestärkung, Trost und Hoffnung erleben konnten. Der Zisterzienser, dessen Name ich leider nicht erfahren konnte, bezog sich in seinem Beitrag auf folgende Stelle in der Apostelgeschichte:

Im 2. Brief an die Korinther 12, 1-10, spricht Paulus von Gesichten und Offenbarungen, die ihm zuteilwurden, und schrieb: „Ich weiß von einem Menschen in Christus, der wurde vor 14 Jahren – ob im Leib oder außerhalb des Leibes weiß ich nicht, Gott weiß es – in den dritten Himmel entrückt, und von diesem Menschen weiß ich, ob er im Leibe oder außerhalb des Leibes war, Gott weiß es, dass er ins Paradies entrückt wurde, und unaussprechliche Worte hörte, die ein Mensch nicht aussprechen darf.“ Und weiter: „Darüber könnte ich mich rühmen, doch meiner selbst werde ich mich nicht rühmen, es sei denn meiner Schwachheiten“ Und in der Folge: „Deswegen habe ich dreimal den Herrn gebeten, ER möge doch von mir ablassen; aber Er sagte mir: Meine Gnade genügt Dir, die Kraft vollendet sich in der Schwachheit. Paulus berichtet hier von einem „mystischen Ereignis“ in seinem Glaubensleben, das ihn selbst in unaussprechlichen Worten zutiefst berührte. Worte, die ein Mensch nicht aussprechen darf, über die man eigentlich schweigen sollte. In die Reihe der Theologen und Exegeten, die sich dennoch, wegen der für unser aller Glauben bedeutsamen Erfahrung des Apostels, um ein Verständnis dieses Textes bemühte, reihte sich auch der Zisterzienser von Heiligenkreuz ein, dessen Vortrag ich hörte.

Der Referent konzentrierte sich allerdings bei seiner Betrachtung weniger auf die ersten beiden Himmel, sondern fast ausschließlich auf die von Paulus bezeugte Entrückung in den „dritten Himmel“: Seiner Auslegung zufolge erlebt der Apostel bei einem bereits 14 Jahre zurück liegenden Ereignis, einen paradiesischen Zustand, der ihn, „einen Menschen in Christus“, so sprachlos werden ließ, als würden in einem derart mystischen Ereignis alle menschlichen Vorstellungen und Vermögen von Gott unendlich überboten. Paulus ist sich von da an zutiefst gewiss, dass der gnädige und barmherzige Gott, der ihm diesen Glauben und die damit verbundene Hoffnung und Liebe ins Herz gesenkt hat, auch dafür sorgen wird, dass ihn nichts mehr von der Liebe Christi trennen kann. Der Exeget Klaus Berger legt in seinem Kommentar zum Neuen Testament (2011, S.661) diese Erfahrung des Apostels als eine Entrückung aus, die Paulus bis zum dritten Himmel, in die höchste Höhe bzw. in die tiefste Tiefe führte. Denn nach etlichen damaligen Zeugnissen, gebe es nur drei, später mehrere Himmel. Ziel einer Entrückung sei Erkenntnis, hier das Hören unaussprechlicher Worte, die kein Mensch aussprechen darf. Vielleicht hatte Karl Rahner, bei seiner bekannten Prognose, dass der Christ der Zukunft ein Mystiker sei, ähnliche Erfahrungen der Glaubensgewissheit im Blick, wie sie dem Völkerapostel bei seiner Entrückung in den dritten Himmel zuteilwurden. Was muss aber in dieser Situation in Paulus vor gegangen sein, der wusste, wie sehr er früher gegen Gott und die Kirche wütete; der wie vom Blitz getroffen zu Boden fiel, als ihn die Gnade Gottes berührte. Und um wie viel mehr noch muss er außer sich geraten sein, als ihm klar wurde, dass Gott ihn nicht, wie befürchtet, für seine Vergehen verdammte, sondern mit unendlicher Liebe und Barmherzigkeit belohnte. Paulus muss nach der Deutung des Mönches von Heiligenkreuz, seine Entrückung in den „dritten Himmel“, an die Pforten des Paradieses, als ein ihn erschütterndes Eingreifen Gottes erlebt haben. Eine unerwartete, gleichzeitig zutiefst ersehnte Gnade, die ihn seiner selbst enthob, in der Liebe und Gewissheit Gottes sicherte, und ihn von der schrecklichen Angst, den Glauben verlieren zu können, befreite. Dies alles durch den Herrn, der ihm zusagte, dass Seine Gnade genüge, um sich in allen Schwächen und Leiden des Apostels als der Stärkere zu erweisen.

Paulus und alle mit ihm manchmal in den dritten Himmel entrückten Gläubigen, müssen nun ebenso nicht mehr fürchten, dass ihr in Gott begründeter Glaube, und die daraus folgende Hoffnung und Liebe, durch irgendeine innere oder äußere Macht zerstört werden könnte. Denn unser christlicher Glaube ist und bleibt ewiglich fest und sicher, ein unverdientes, reines Geschenk unseres Gottes, des barmherzigen Vaters, der uns um Seiner selbst willen, auf unserer Pilgerreise auf Erden und bis in den Himmel hinein, vor allem Übel gnädig bewahren will. Wir Christen dürfen uns daher unserer Schwäche und Hoffnung eingedenk, voll Vertrauen aus dem Staub der Erde erheben, und mit allen Engeln und Heiligen den dreifaltigen Gott dankbar loben und preisen. Er, der Herr, unser Gott, wird uns, wie den Apostel Paulus, stets mit allem Nötigen ausstatten, um im Glauben, in der Hoffnung und Liebe bleiben zu können. Wünschen wir uns darüber hinaus auch gegenseitig Momente der Entrückung in erfüllter Gottesbegegnung, aus der Sicherheit im Glauben, Hoffen und Lieben erwachsen kann, wie sie einst dem Apostel Paulus zuteilwurde; eine Freude über Gott, die dann in Frieden mit allen Menschen guten Willens aus uns heraus singt und betet: Die Ehre sei dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist jetzt und in Ewigkeit!

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

Anbetung

Gottheit tief verborgen
betend nahn wir DIR
unter den Gestalten
bist DU wahrhaft hier

Sieh mit ganzen Herzen
geb ich mich DIR hin
weil vor slchem Wunder
ich nur Armut bin

Augen Mund und Hände
täuschen sich in DIR doch
des Wortes Botschaft
offenbart DICH mir

Was Gottsohn gesprochen
nehm ich glaubend an
ER ist selbst die Wahrheit
die nicht lügen kann

Hoch gelobt und gebenedeit
sei das Allerheiligste
Sakrament des Altars der
Vater Sohn und Heilige

Geist wie es war vor
aller Zeit so auch in
aller Ewigkeit. Herr
und Gott erbarme

DICH unser und vergib
uns unsere Schuld wie
auch wir vergeben
unseren Schuldnern

Reinige uns und die
armen Seelen von allem
Bösen und bewahre
uns in DEINER Liebe

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

Kirchenlied

Jesu Herz DICH preist
mein Glaube DU mein
einzig höchste Gut

Edler Weinstock süße
Traube voll der ewigen
Sonnenglut

Fließen DEINER Liebe
Quellen in ein Herz der
Hoffnung leer

Wird von Gottes Kraft
es schwellen Erd und
Himmel ist nicht leer

Die Ehre sei dem Vater
Sohn und Heiligen Geist
wie es war im Anfang

So auch jetzt und allezeit
im Himmel auf Erden und
in Gottes Ewigkeit

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

Bratäpfel

Sie sitzt am Steuer ihres Autos. Ihre Freundin nimmt neben ihr Platz und räkelt sich auf dem Sitz bequem zurecht. Der Wagen ist, wie eine gute Stube im Winter, angenehm beheizt. Anne genießt es in dieser Nacht, Beifahrerin zu sein, sich ihren Gedanken zu überlassen und bemerkt: »Bald ist es so weit. Ich freue mich jetzt schon auf die besinnlichen Abende im Advent. Die Bratäpfel, die uns bei der Gastgeberin erwarten, sind besonders lecker. Sie schmoren sicher schon in der Röhre. Wenn ich an den feinen Duft denke, der durch die ganze Wohnung zieht, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Und danach eine Runde Bridge mit unseren Freunden. Mein Herz, was brauchst du mehr! Ein solches Ereignis hebt die Laune, hellt alle Dunkelheit auf und lässt uns, die in diesem Jahr schon früh einsetzenden kälteren Tage leichter ertragen«. Traudel, ihre Freundin, entgegnet: »Ich freue mich auch auf die Bratäpfel, aber weniger auf den harten Winter, mit all seinen Unbilden.

Soeben berichtete mir mein Mann, der von einem Treffen mit seinen Musikfreunden zurückkam, wie schwierig es für ihn war, bei lebhaftem Verkehr mit dem Auto im Dunkeln zu fahren. Die Nebenstraßen seien bei leichtem Nieselregen spiegelglatt«. Ihre Freundin Anne, sitzt derweil, wie ungerührt daneben. Sie kuschelt sich in den Beifahrersitz. Ab und zu huscht ein flüchtiges Lächeln über ihr zufriedenes Gesicht. Ihre Augen, abwechselnd schließend, dann wieder öffnend, ist sie dem Anschein nach gedanklich voll bei ihren Bratäpfeln. Sie zeigt nicht die geringste Neigung, das Thema zu wechseln und bemerkt – wie beiläufig: »Mein Mann ist in solchen Fällen oft ängstlicher als ich. Obwohl er mich vor der Fahrt zu Dir auf die Nachrichten verwies, in denen vor einem überraschenden Kälteeinbruch und glatten Straßen gewarnt wurde, bin ich mit meinem Wagen ohne Probleme zu Dir hierhergekommen«. Die zugegeben, nicht so einladende Wetterlage, sollte uns aber nicht davon abhalten, die wenigen Kilometer nach Stetten zu fahren. Es stehen ja sonst die Bratäpfel und der schöne „Bridge-Abend“ auf dem Spiel. Die B14 ist sicher gestreut und gut befahrbar. Und außerdem, fügte sie schelmisch und leicht überlegen lächelnd hinzu: »Unsere ängstlichen Männer fahren ja nicht mit«. Ihre Freundin entgegnet: »Klar, und im Unterschied zu vielen Autofahrern haben wir ordentliche Winterreifen. Kein Wunder, wenn Sommerbereifte ins Rutschen kommen!« Darauf entgegnet Traudel: »Ich kann mich blind auf meinen Mann verlassen. Er sorgt immer für unsere Sicherheit. Wir sind gut bereift«.

Als ob sie ihren Worten den nötigen Nachdruck verleihen möchte, drückt sie -zur Probe- herzhaft auf die Bremse und erschrickt: »Huch, ich glaube, es ist doch etwas glatt!» entfährt es ihr. Ihre Freundin Anne bemerkt hierzu in beunruhigender Selbstsicherheit: »Macht nichts! Dieses Wetter kann uns nicht einschüchtern. Denk an die leckeren Bratäpfel, die es bei Frau Sommer gibt. Diesen Hochgenuss und den schönen Bridge-Abend können wir uns nicht entgehen lassen«. Es gelingt Anne aber nicht mehr, ihre Freundin vollständig davon zu überzeugen, dass keine Gefahr droht. Man konnte ja bei der zunehmender Dunkelheit, dem stärker aufkommenden Regen und den vielen irritierenden Lichtern entgegenkommender Fahrzeuge, den Mittelstreifen kaum mehr erkennen. Traudel hat inzwischen bereits vorsichtigerweise die Geschwindigkeit gesenkt. Sie hängt nach vorn gebeugt über dem Lenker und versucht, angestrengt durch die hochtourig laufenden Scheibenwischer hindurch blickend, den Bodennebel zu durchdringen, um bei dem lebhaften Verkehr die Orientierung nicht zu verlieren. Leicht gereizt, presst sie zwischen den Lippen die Bemerkung heraus: »Wie üblich, der Hartmannsweiler Stau! Aber heute schon so ungewöhnlich früh«. Dann fügt sie in einer Art kritischem Kommentar hinzu: »Immer diese ängstlichen Autofahrer, die sich bei Glatteis nichts mehr zutrauen«! Anne, von ihren Gedanken über die leckeren „Bratäpfel“ unangenehm abgelenkt, entgegnet: »Man kommt nicht vorwärts, wenn alle so langsam und vorsichtig fahren. Scheint doch sehr glatt zu sein«? »Vorsicht«! ruft Traudel plötzlich: »Ich mache eine Bremsprobe«. Dann bemerkt sie erschrocken: »Na ja, ganz so viel Halt haben wir nicht«, als der Wagen leicht ausbricht. Sie fährt fort, und ermahnt sich selbst mit den Worten: »Immer nur leicht auf dem Gaspedal bleiben und nicht plötzlich bremsen«! Sie hat jetzt nur noch Augen für den Verkehr und schreit erregt: »Vorsicht, da vorne stehen sie! Ich glaube da liegt schon einer im Graben. Da geht nichts mehr«! Um dann enttäuscht hinzuzufügen: »Arme Frau Sommer; und unsere schönen Bratäpfel! Vorgestern habe ich ihr noch die „Brettacher“ gebracht, das sind einfach die besten dafür«. Ane, immer für einen Rat gut, sagt hierauf: »Ich schlage vor, wir biegen einfach ab. Ich kenne eine passende Nebenstrecke. Wir fahren über Höfen, da ist die Straße sicher frei. Traudel versucht es mit einem kaum mehr wahr zu nehmenden Einwand: »Hier scheint’s aber spiegelglatt zu sein! Da vor uns am Berg, drehen bei einem Auto schon die Räder durch«! Danach selbstkritisch: »Bloß nicht anhalten! Achtung! ich fahre um das Auto herum in die Kreuzung«. Und mit einem Aufatmen: – »Geschafft, das war aber knapp! Wie viele Menschen heute unterwegs sind. Die können alle nicht Auto fahren«! Anne erregt warnend schreit: »Rechts vor uns liegt einer im Graben«! Hierauf bemerkt Traudel, betont höflich, »Danke, ich weiche aus«. Dann leicht entsetzt der Ausruf: »Links, ein Auto im Gegenverkehr schlingert! Wie kommen wir hier vorbei«? Sie gibt sich selbst gute Ratschläge und sagt laut und deutlich: »Immer ruhig bleiben. Ich schlängle mich durch. Bloß nicht bremsen und anhalten. Huch, jetzt geht’s bergab«! Der Wagen rutscht fast von allein. Bremsen nützt nichts. Entsetzt äußert Anne: »Rechts vor uns liegt einer im Graben! Vorn links, auch! Sind das aber viele Autos, die liegen bleiben! Was wollen die denn alle bei so einem Wetter auf der Straße? Frau Sommer wird uns schon sehnlich erwarten. Es ist ja bereits Viertel nach Acht. Die schönen Bratäpfel! Wir haben uns doch so auf diesen Abend gefreut. Um besser sehen zu können, rückt Traudel immer näher an die Windschutzscheibe heran. Dann mahnt sie sich deutlich zur Vorsicht: »Achtung! komme ich da durch? Verdammt eng! Wie weit der in der Mitte fährt, der Hornochse! Hoffentlich fängt er nicht an zu rutschen«! Sie atmet befreit auf mit den Worten: »Gut gemacht«! Endlich eine ebene Strecke, vierspurig. Jetzt haben wir es nicht mehr weit. Wäre ja auch zu schade, wegen so einem bisschen Glatteis auf die leckeren Bratäpfel und unseren schönen Bridge-Abend verzichten zu müssen. Die beiden Bridgerinnen erreichen auf ihre Weise wohlbehalten das gastliche Haus von Frau Sommer. Die Bratäpfel sind nicht verkohlt und schmecken nach der anstrengenden Reise besonders gut. Und als sie sich gegen Mitternacht zur Rückfahrt auf den Weg machen, hat ein gütiger „Wetter- oder Bridge-Gott“ die Strasse von jeglichem Glatteis und unangenehmen Verkehrsteilnehmern befreit. Sie sind sich auf der Heimfahrt einig, dass es sich in diesem Falle lohnte, entgegen der guten Ratschläge ihrer Männer, den eigenen Fahrkünsten und Entscheidungen zu trauen.

Heimatliche Stimmung

Morgengebet

O Gott der uns
DEIN Alles gibt
und uns unendlich
ewig liebt

DU hast uns aus
dem Schlaf erweckt
den Gabentisch
so reich gedeckt

Wir danken loben
preisen DICH für
alles Gute gnädiglich
bewahre uns auch

Diesen Tag dass uns
kein Leid geschehn
mag dass wir mit Herz
und Mund DEINEN

Segen machen kund
und DEIN Reich auf
auf unsrer Erde
wie im Himmel werde

Heilig heilig heili heilig ist der Herr

Abendgebet

Bevor des Tages
Licht vergeht hör
Welterschaffer
dies Gebet

Der DU so milde
und so gut nimm
gnädig uns in DEINE
Hut

Gib dass kein böser
Traum uns weckt kein
nächtlich Wahnbild
uns erschreckt

Die Macht des Bösen
dämme ein dass unser
Herz stets bleibe
rein

Der DU Vater mit dem
Sohn und Geist regierst
auf DEINEM Thron

DIR sei Ehre allezeit
vom Anfang bis in
Ewigkeit

Abendlicht

Fichten

Von meinem Arbeitszimmer aus kann ich das ganze Jahr über unsere drei Fichten in Garten sehen. In diesem Augenblick werden sie von der Sonne, die sich hinter diesigen Wolken verbirgt, so belichtet, dass sich ihre Konturen vor dem hellgrauen Hintergrund deutlich abheben. Leider habe ich sie, in Aufgaben vertieft, oft übersehen. Sie nehmen mir das aber nicht übel, denn sie wissen, dass ich sie gelegentlich innig betrachte. Im Laufe der Zeit sind wir sogar Freunde geworden. Vor Jahren konnte ich ihre grazile Gestalt, von meinem Schreibtisch aus, in ihrer vollen Größe bewundern. Inzwischen sind sie so gewachsen, dass ich ihre Spitzen beim Blick durch das Fenster nicht mehr erkennen kann. Daher muss ich mich vor ihnen verneigen, damit der obere Fensterrahmen ihnen nicht die Spitzen abschneidet. Jetzt bekomme ich Ihre volle Schönheit wieder in den Blick. Wir verweilen in gegenseitiger Freude einige Minuten, dann schenke ich auch der Umgebung meine Aufmerksamkeit.

Nach letzten Nachsommertagen, hat sich unser Garten zögernd der Jahreszeit angepasst. Bäume und Büsche legten ihre herbstlich bunten Blätter ab, und zeigen nun die Schönheit ihrer bizarren Äste und Zweige. Obwohl uns dieser Abschied vom Sommer vertraut ist. beschleicht uns mit dem Einzug des Herbstes leicht eine stille Wehmut. Manchmal stellte ich mir dann vor, wie es wäre, wenn sich die Natur im Lauf des Jahres nicht veränderte. Dann würden wir aber sicher die Geborgenheit vermissen, die wir mit dem Wandel der Jahreszeiten erleben können. Ohne unsere drei Fichten im Garten, wären wir bedeutend ärmer. Ihnen kann, fest verwurzelt, Wetter und Wind wenig schaden. Sie lassen sich selbst im Winter die gute Laune nicht nehmen, und bewahren auch unter ihren Schneemänteln, ihr ansehnliches Grün. Den Vögeln, die hier überwintern, bieten sie ein sicheres Versteck, und uns das Vergnügen, deren munteres Spiel zu beobachten. Die kahl gewordenen Büsche und Bäume im Garten, die unseren herbstlichen Kummer spüren, mahnen uns wortlos, sie vor Einbruch der kalten Jahreszeit noch einmal genau anzuschauen. Ihre zarten Triebe, deuten uns an, dass sie jetzt schon darauf warten, den Winter gut zu überstehen, um im nächsten Frühjahr, in der wärmenden Sonne, wieder zu neuem Leben zu erwachen. Alle Freunde in der uns umgebenden Natur, sollen aber wissen, dass wir für viele Jahre des stillen Beisammenseins dankbar sind. Wir werden uns in der bevorstehenden Winterruhe nicht aus den Augen verlieren und öfters an einander denken. Die Sonne versinkt nun zusehends am Horizont. Von unseren drei Fichten ist nichts mehr zu sehen; die Dunkelheit hat sie verschluckt. Sie sind aber ganz sicher noch da, wie die Sonne, die sich schlafen legt, um uns nach wenigen Stunden der Nachtruhe, bei Tageslicht wieder zu neuem Leben zu erwecken, und in der langen Winterzeit zu begleiten.

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