Auferstehung

Ich lade Euch ein, mit mir zusammen eine Pause einzulegen, um einmal für wenige Augenblicke alle Sorgen los zu lassen, und das innere Lächeln, das sich ausbreiten will, nicht wieder zu verscheuchen. Wir öffnen die Türe zur Terrasse vor meinem Arbeitszimmer, und genießen die freie Sicht über den von meiner Frau liebevoll gepflegten Garten, und die nahe gelegenen, in den Bäumen versteckten Häuser unserer Nachbarn hinweg, bis zum ansteigenden Wald. Darüber wölbt sich ein lichter blauer Himmel, mit einzelnen Kumuluswolken. Ich staune immer wieder, welche vielfältigen Grüntöne, die vom Winde leicht bewegten Blätter, im Spiel von Licht und Schatten, den Blicken darbieten. Es lohnt sich manchmal, genau hinzusehen. Heute sind auf den ausladenden Blättern eines Busches, winzige Tautropfen so im Licht der Sonne gruppiert, dass sie wie Diamanten glitzern. Es grenzt an ein Wunder, was die uns umgebende Natur vor den Augen ausbreitet. Ich zeige unseren Gästen meine Liege, die ich gegentlich gern zu einem Sonnenbad nutze, um beim Gesang der Vögel und Kinderstimmen, entspannt atmend, auf meine Gedanken und Empfindungen zu lauschen.

Wir hatten es an diesem Tag ruhig angehen lassen. Zu meiner Überraschung rief ein ehemaliger „Pirminer“ an. Wir hatten uns viel zu erzählen über die Zeit im Spätberufenen-Seminar, und die unterschiedlichen Lebensverläufe nach dem Abitur. Dass unser Seminar nicht mehr existierte bedauerten wir sehr, und überlegten, auf welche Weise, an die Zeit in Sasbach erinnert werden könnte. Nach wenigen Minuten unterbrach ich die Stille und sagte. Heute dachte ich an Christi Himmelfahrt. In der Heimkirche sangen wir an diesem Tag einst den Hymnus „viri galilaei…“, den ich in Erinnerung heute schon mehrfach anstimmte. Danach bekamen wir Besuch. Wir gehen zusammen auf unsere Terrasse vor meinem Arbeitszimmer: Dort stehen für uns bequeme Stühle bereit. Noch meint es die Sonne gut mit uns. Die Vögel singen und zwitschern die Melodie des Lebens. Wir sind Auge und Ohr, ohne die vielen Stimmen, blühenden Bäume und Büsche, und Blumen in den Gärten zu erfassen. Als ob eine innere Stimme uns zuflüsterte: „Es ist alles gut so, wie es gerade ist“, schließen sich unsere Augen wie von selbst. Wir können es genug sein lassen, nur ein- und auszuatmen, da zu sein, um uns in ruhiger Erwartung, dem freien Spiel der Gedanken und Empfindungen zu überlassen. Ich weiß nicht wohin Euch meine Gedanken führen, aber ich kann Euch erzählen, wie es mir heute dabei geht:

Es kommt das Oster-Alleluja in mir hoch, und ich singe die Melodien der Liturgie und Osterlieder mit. Wie von selbst steigen Erinnerungen an die nachösterlichen Tage in mir auf. Da sind die Jünger, die in Trauer gefesselt, sich nicht von der Todeserfahrung des Karfreitages, und ihren Schmerz über den Tod des Herrn am Kreuz lösen können. Ihre Augen sind gehalten, als der auferstandene Herr sich den Emmaus-Jüngern anschloss. Sie waren begriffsstutzig wie wir. Muss der Herr nicht auch uns, beistehen, mit uns wandern und reden, damit auch wir, befreit von den Todesfesseln, durch IHN auferstehen, um mit IHM im Geist und in Wahrheit, als SEINE Söhne und Töchter, durchs Leben zu wandern? In der Schrift ist belegt, wie derselbe Herr, der für uns am Kreuz starb, aus dem Grab auferstanden, mit den Jüngern redet und sie spüren lässt, dass ER ihre Not begreift, und Ihnen nahe ist. Dann hält der Auferstandene Mahl mit ihnen und nun gehen ihnen nicht nur die Augen auf. Brennt nicht auch unser Herz, wie den Jüngern, wenn wir im Evangelium SEINE Stimme vernehmen, und ER mit uns Mahl hält? Wie oft habe ich mit anderen Christen zusammen in der Heiligen Messe die Wandlung von Brot und Wein, in des Herren Leib und Blut erlebt, und die Worte des Priesters, zum Gedächtnis des Herrn mitgebetet. Der Osterjubel über den vom Grabe auferstandenen Herrn, der uns und die Ganze Schöpfung von Sünde und Tod erlöste, breitete sich aber auch bei mir erst nach und nach aus. Es brauchte Zeit, um die frohe Botschaft zu erfassen, fortan mit IHM, dem Vater und Heiligen Geist, als auferweckte Versöhnte leben zu dürfen. Möge der Herr unsere Augen und Herzen im Glauben, Hoffen und Lieben öffnen, damit wir immer mehr begreifen, dass ER wahrhaft nicht im Tode blieb, sondern auch uns der Macht des Todes entriss, umzu ewigem Leben in und unter uns zu wohnen. Ja, Tod, wo ist Dein Stachel, Hölle wo ist Dein Sieg!

Und nun fallen mir die Schriftworte ein, dass die wahren Beter, Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten. Das heißt doch auch, dass mit Gottes Eingreifen in unsere Lebensgeschichte jederzeit zu rechnen ist, und auch wir SEINER Führung und Weisung verttrauend unser „fiat“ sprechen können, auch wenn wir nicht alles verstehen. Ist das nicht ein schönes Ostergeschenk, dass Gott unser Vater, die Quelle des Lebens, aller Schönheit, Güte, Vergebung und Erbarmens, sich in SEINEM Sohn offenbart. Dass der Vater uns im eingeborenen Sohn von Fesseln des Todes, der Not Gottferne, und Sünde erl0st, damit wir IHN durch SEINEN Sohn im Geist und in der Wahrheit anbeten können. Wir verehren ja keinen Gott, der Lichtstraßen weit von uns entfernt ist, sondern den DREIFALTIGEN, der in Zeit und Ewigkeit in uns wohnen und wirken will. Hierzu sollen und dürfen wir, mit der Gottesmutter bitten: Der Heilige Geist möge in uns Gestalt annehmen, damit wir als „Auferweckte“, der Todesfesseln ledig, als Gottes- und Menschenkinder, miteinander frohgemut durchs Leben wandern können. Der Allmächtige möge uns durch SEINEN Sohn im Heiligen Geist zu allem Guten anregen und bewegen, und in uns darauf achten, dass wir SEINE Stimme nie überhören.

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.
Franz Schwald
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