Staunen und Wissen

Ein dankbares Staunen erfüllt mich in meinem hohen Alter, wenn ich die vielen Chancen bedenke, die mir das Leben zur Gestaltung anbot: Von Kindheit an bewegte mich ein unersättlicher Wunsch, zu lernen und zu verstehen. Ich schaute den Handwerkern über die Schultern zu, und staunte über deren Arbeiten. Ebenso bewunderte ich die Werke unseres Großvaters, eines Holzschnitzers, die unsere Wohnung schmückten, und stand auch staunend vor den Arbeiten anderer Künstler in unserer Umgebung. Die Natur und deren Wandel im Jahresverlauf, war für mich der alles überragende Baumeister und Künstler. Die Tage waren geordnet. Frühmorgens konnte ich, tief bewegt, den Aufgang der Sonne, und bei Dunkelheit den unermesslichen Sternenhimmel bewundern. In immer größeren Kreisen versuchte ich die Mitmenschen zu verstehen, und gehörte staunend zu einer unfassbar großen, schönen Welt, die all mein Wissen unendlich überragte. Später lernte ich auch die andere Seite, den Schrecken der Kriege, das Böse und die Leiden der Menschen kennen. Je mehr sich mir unser Lebensraum erschloss, desto mehr bestaunte ich auch die technischen Leistungen, und die Kunstwerke der Menschen in Bild, Ton und Wort.

Als ich nach der Pensionierung wieder, wie in der Jugend, Zeit und Muße fand, mich mit Interesse dem vielgestaltigen Leben voll zuzuwenden, blieb das Staunen erhalten. Unzählige Bilder und Erfahrungen mit aufrechten Menschen in schönen und schweren Zeiten, wurden aus meinem Innern wieder lebendig. Ich bestaunte dankbar die Fürsorge der Eltern, Verwandten, Erzieher und Freunde. Heute danke ich den Menschen, die mich in die Demut des Schauens, Hörens und Gestaltens einwiesen und dazu beitrugen, diesen Reichtum mit anderen Menschen zu teilen. Überall bot sich dem staunenden Blick das pralle Leben und die Werke der Handwerker und Techniker wie neu an: Als ich vor Jahren zum ersten Mal vor dem Münster in Straßburg stand, oder vor einiger Zeit in der schönen romanischen Kirche in Gernrode, verschlug es mir die Stimme: „Ich staunte maßlos“. Ebenso bewunderte ich neu, wie für uns geschaffen, die Kunst der Ärzte und Therapeuten, Erkenntnisse der Philosophen und Theologen, und die Werke der Künstler und Poeten. Im Grunde blieb ich ein Lehrling und Freund des Lebens, der mit nicht enden wollendem Interesse alle mir zugängigen Facetten unseres Lebens im Mikro und Makrokosmus studierte. Dieses Studium führte immer wieder an Grenzen und in Neuland, um die Befunde der Forschung zu beurteilen, Nutzen und Schaden zu unterscheiden. Aber worauf verwies diese nicht zu fassende Fülle des Lebens? Parmenides, ein Vorsokratiker, fasste sein Staunen in die Frage: „Warum gibt es das und nicht nichts“. Diese Frage bewahrte auch mich vor Überheblichkeit und gestattete mir, mich staunend über die Wunder in der Natur und des Lebens zu freuen.

Die aktuellen globalen Krisenherde und interkulturellen Konflikte, der Wertewandel und die Migrationsbewegungen mit unabsehbaren Folgen, drängten mich zur Stellungnahme. Ich befehlige keine Truppen, besitze keine Waffen, und staune selbst über mein Wagnis, der Zerstörung und Gewalt meine wehrlosen Worte der Liebe und die christliche Weltanschauung, als ein brauchbares Lebenskonzept vorzustellen, und in der Hoffnung zu bezeugen, dass mein Appell im Zeitalter medialer Vernetzung und Digitalisierung, nicht auf taube Ohren trifft. Ob ich zu denen gehöre, die im Laufe des Lebens über das Staunen und Wissen hinaus, zu einer milden Altersweisheit gelangt sind, mögen Sie, liebe Leser, anhand meiner Veröffentlichungen und weiteren Texten prüfen. Das letztlich entscheidende Urteil überlasse ich aber getrost dem Dreifaltigen Herrn und Gott, vor dem ich mich tief verneige.
Herzliche Grüße
Ihr Franz Schwald

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

Kirchenlied

Lobe den Herren den mächtigen König der Ehren.
Lob ihn o Seele vereint mit den himmlischen Chören.
Kommet zu Hauf Psalter und harfe wacht auf.
Lasset den Lobgesang hören.

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

Stefan Zweig

Seit längerer Zeit begegne ich mit wachem Interesse dem literarischen Nachlass dieses sensiblen, sprachverliebten Schriftstellers, der mit einem weiten Herzen, dem Leben Schönheit und Grauen ablauscht, und in seinen Werken besingt. In einer kleinen Erzählung „Die Sorglosen“ ist seine Leidenschaft und Beobachtungsgabe fassbar mit der er die Sorglosigkeit eines teils der ewig Sorglosen, die sich im zweiten Jahr des entsetzlichen ersten Weltkrieges in St. Moritz vergnügten, und allem Leid gegenüber abschotteten. Er überlässt es dem Leser, seine eigene Antwort zu geben auf das namenlose Leid und Elend jener und in jeder Zeit. Den je eigenen Weg zu suchen, um trotz gefühlter, aber letztlich unwirksamer Trauer, den möglichen Funken aktiver Hilfe und Anteilnahme nicht zum verlöschen zu bringen. Aber auch, um in der Sorglosigkeit der Sorglosen, insofern es diesen gelingt, ein Leben ohne Mord und Totschlag zu führen.

Stefan Zweig, vermag nicht nur in seinen bekannten Novellen, wie zum Beispiel der „Schachnovelle“ oder „Verwirrung der Gefühle etc“, sondern auch in seinem Essay „Europäische Erben“, uns bedeutende Autoren in ihrer menschlichen und künstlerischen Entwicklung nahe zu bringen. Er nimmt insofern auch zu gesellschaftlichen Fragen seiner Zeit in einer immer wieder ins Geistige vordringenden Sprache, vorzustellen. Er zeigt seinen Lesern in einer stets überraschend neuen Weise, die Aufgabe eines der Humanität verpflichteten Autors, menschliche Größe und die Fähigkeit, selbst banalen Ereignissen Bedeutung zu verleihen. Er vermag auch vor Augen zu führen, unter welch schwierigen Umständen es Literaten möglich wurde, trotz feindlicher Umweltbedingungen, geistig zu überleben. Stefan Zweig zeigt auch Wege auf, um an dem als gut, edel und recht Erkannten, festzuhalten, um dieses hohe Gut gegen destruktiven Kräfte, im lebendigem Austausch unter Gleichgesinnten, am Leben zu erhalten. In “Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam” zeigt er uns, wie ein Mensch in der Kindheit von geriner Bedeutung, unter der Obhut eines katholischen Priesters, in Fleiß und Gelehrsamkeit Fähigkeiten erwirbt, um sich später mit den bedeutendsten Humanisten, auseinander setzen zu können. Sein Freiheitsdrang und die bis zum Lebensende bewahrte Neigung, sich in allen Bereichen seines Lebens undogmatisch zu verhalten, um Abhängigkeit in jeder Form zu vermeiden, charakterisiert Erasmus besonders. Er verstand es, sich allen Versuchen, ihn politisch zu vereinnahmen, effektiv zu entziehen. Stefan Zweig rühmt in Erasmus einen, dem Humanismus verpflichteten, mit profunden Kenntnissen ausgestatteten Experten seiner Zeit, dessen Rat auf allen Ebenen der Gesellschaft zunehmend gesucht wird. Mit seiner friedliebenden, auf Ausgleich und Überwindung von Gegensätzen zielenden Geisteshaltung, gerät Erasmus aber in zunehmende Gegnerschaft zu der, vom anderen führenden Exponenten Luther vertretenen Unbedingtheit in Glaubensfragen. Dies führt schließlich zu einem zwischen ihnen unversöhnlich, öffentlich ausgetragenen Streit. Die zunehmend schonungsloser geführten Debatten, spiegelten sich auch in Auseinandersetzungen unter Christen. Die verherenden Auswirkungen der Konflikte auf das kulturelle und gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen in Europa, führen dann auch zur Kirchenspaltung. Erasmus muss schließlich gegen Ende seines Lebens auf tragische Weise, das Scheitern seiner humanistischen, auf Ausgleich gerichteten Bestrebungen, und fortwährende, machtpolitisch motivierte Auseinandersetzungen von Protestanten und Katholiken erleben. Die im Augsburger Religionsfrieden im Sinne von Erasmus durch Melanchthon vorgeschlagenen Lösungen, zu einem Ausgleich der bestehenden Unterschiede in Glaubensfragen, verfehlen jedoch die angestrebten Ziele. Obwohl sich in der Realpolitik schlussendlich die Machtpolitik Machiavellis behauptete, wird das erasmisch-humanistische Prinzip friedlicher Überwindung von Gegensätzen, wie ein nicht auszulöschender Menschheitstraum im politischen Alltag immer wieder beschworen.

In seinem Roman „Ungeduld des Herzens“ berichtet Stefan Zweig in psychologisch einfühlsamer Sprache, von der unerwarteten dramatischen Verwicklung, eines Juden von dem familiär erwartet wird, ein bürgerlich erfolgreiches Leben aufzubauen. In seinenn Begegnungen zu Mmenschen
mit schwierigen Lebensverläufen, konfrontiert uns Stefan Zweig mit Fragen des Mitgefühls und dessen Folgen: Im Milieu einer Kadettenanstalt und deren prägender Stellung in der Gesellschaft, wird der Erzähler als junger Leutnant der k.u.k. Ulanen, in eine wohlhabende Familie eingeführt. Dort erfährt er das Wohlwollen der Familie, das ihm seine Kameraden fälschlicher Weise, als eine gelungene Vorteilsnahme vorwerfen. Er begegnet bei einem Fest der Tochter des Hausherrn, Edith, deren Freundin und dem besorgten Vater. Edith ist erschüttert, als der Leutnant sie zum Tanz auffordert. Die zarte, verwöhnte und anspruchsvolle Edith reagiert mit panischer Erregung, denn sie ist gelähmt und kann nur mit Hilfe eines Stützkorsetts einige Schritte gehen. Der Leutnant ist auch erschüttert und entwickelt Schuldgefühle, die er wieder ausgkeichen möchte. In nachfolgenden Kontakten sieht er sich vor der Aufgabe, sich mit der sensiblen Edith und deren Vater, der die Beziehung wohlwollend begleitet, zu arrangieren. Noch kennt der Leutnant die Ursache der Krankheit und die Reaktion des Vaters nicht näher. Als ihm seine Kameraden vorwerfen, dass er in Abhängigkeit gerate, stellt er seine Besuche kurzfristig ein, und gerät unter dem sich in anbahnenden Mitgefühl unter Entscheidungsdruck. Die Patientin durchschaut jedoch seine entschuldigende Lüge. Der behandelnde Arzt kommt ins Haus. Der besorgte Vater, der schon viel Geld in die Heilung seiner Tochter investierte, bittet den Leutnant, im Kontakt mit dem Arzt zu klären, ob das Leiden seiner Tochter „heilbar“ sei. In einem längeren Gespräch erfährt der Leutnant, dass der Hausherr seine Frau durch Magenkrebs bei einer Operation verlor. In der Todesnacht habe der Arzt erfahren, welche Bewandtnis es mit dem zu Reichtum gelangten Ehemann habe. Dieser, ein Versicherungsagent, habe während einer Bahnfahrt ein Gespräch belauscht, aus dem er erfahren habe, dass eine reiche Fürstin, ihr Erbe an gierigen Verwandten vorbei, ihrer langjährigen Begleiterin vermachte. Der Agent habe dann erreicht die Erbin so in Wohlwollen ihm gegenüber einzuhüllen, dass sie ihm ihr Erbe zu einem Drittel des zu erwartenden Kaufpreises vermachte. Er gerät in Konflikt mit seinem Handeln als er das Vertrauen dieser Frau zu ihm erlebt, und findet bis zu ihrem Tod eine Lösung in der Ehe mit ihr. Dieser glücklichen Ehe entstammt ein lebhaftes Kind, bis ihm auch Edith durch deren Krankheit zur ständigen Sorge wird. Er versucht alles, deren Heilung zu ermöglichen, um die Heilung zu ermöglichen. In diesem Kontext kommt es zu einem längeren Austausch über die Aussichten auf Heilung aus Sicht der Medizin. Der Arzt gibt zu bedenken, dass er Edith wie angezeigt seit fünf Jahren behandle und diese fortführe, weil er nie wissen könne, welche Methoden oder Mittel der Forschung er in die Hand bekommen könne, um eine Heilung einzuleiten. Derzeit mache er sich aber mehr Sorgen um den Vater, wegen dessen bedrohter Gesundheit, als um dessen kranke Tochter.

Es blieb mir, nach dem Studium der mir zugängigen Werke von Stefan Zweig ein schmerzliches Erlebnis, dass der von mir geschätzte Schriftsteller Stefan Zweig, der auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, sein Leben mit einem Freitod beendete, als er auf einem ihm fremden, geistigen und sprachlichen Lebensraum, eine Sprachlosigkeit erlebte. Ich hoffe sehr, dass er uns dennoch auch in unserer heutigen Zeit ermutigen könnte, in Wort und Tat für das gutes menschliches Leben, gegen zerstörerischen Kräfte zu handeln.

Dankgebet

https://x.com/FranzSchwald/status/1702983064517820600?s=20

Maria mit dem Kinde lieb uns allen Deinen Segen gib.

Heilige Maria Mutter Gottes und unsere Mutter bitte für uns Sünder
jetzt und in der Stunde unseres Todes dass wir würdig werden der Verheißungen Jesu Deines und unseres Sohnes.

Hier folgen Trostworte zur Lage

Unter dem Bombenhagel der von Putin geführten russischen Streitkräfte, und grauenhaften Zerstörungen in der Ukraine ,sind viele Menschen, wie DU und ich, in den Westen geflohen. Unzählige würden ihnen, wenn sie könnten folgen, oder unter der Propaganda und Unterdrückung leidend, aus Russland fliehen. Die Menschen in Europa und der westlichen Welt sammeln ihre Kräfte, um uns vor weiteren Konflikten mit autokratisch hochaufgerüsteten Nationen zu schützen. Die Folgen der bereits jetzt schon wirksamen wirtschaftspolitischen Maßnahmen (Sanktionen, Rüstung, Versorgung, Handel) sind nicht zu übersehen.

Wir Christen teilen mit allen Brüdern und Schwestern auf der Welt, den Schrecken über die Invasion in der Ukraine, die unbekannte große Zahl getöteter und verletzter Soldaten, Zivilisten und Flüchtlinge, die Zerstörung der Infrastruktur, und die Kosten für die Rüstung. Ein Frieden ist nicht in Sicht, und eher zu befürchten, dass Putin alle Waffen einsetzt, um den heldenhaften Widerstand seiner Gegner zu brechen. Wir teilen mit allen Menschen die Befürchtungen vor den nicht zu übersehenden weiteren Folgen, und die Sehnsucht nach Frieden für unsere Menschheitsfamilie in allen Regionen unserer Welt. Wie wichtig wird in dieser Lage die christliche Verantwortung, nach Kräften Konflikte zu meiden, den Streit beizulegen und sich, bevor wir unsere Opfergabe am Altar niederlegen, mit einander zu versöhnen.

Lasset uns in diesen Anliegen beten: Gott, allmächtiger und barmherziger Vater, alle Bitterkeit Not Leiden und Freuden der Menschheitsfamilie, unsere Schuld und Sünde, bringen wir mit der Bitte um Vergebung und Versöhnung vor DICH. Lass uns im Glauben, Hoffen und Lieben fest darauf vertrauen, dass DEIN Reich in und unter uns wachse, und die Macht aller Bosheit durch Jesus Christus, den Gottes und Menschensohn am Kreuz besiegt ist. IHN den vom Tod Auferstandenen, wollen wir verkünden, bis ER wieder kommt, um Gericht zu halten über Lebende und Tote. ER unser Herr, der unser Weg der Wahrheit und des Lebens ist, wird dereinst allen Gesegneten beim Vater im Heiligen Geist im Himmel der Gerechtigkeit und des ewigen Friedens, Wohnungen bereiten.
Wir haben Grund zu danken für diesen sonnigen Herbsttag, der sich zu Ende neigt: DIR unserem Vater und Schöpfer für alles Gute in der Zeit, und für DEINE ewige Liebe und Gegenwart in und unter uns. DIR Herr Jesus Christus, für die Sühne unserer Schuld und Sünde, in der Hoffnung auf Auferstehung. Dir Heiliger Geist DU DU Trost und Beistand in allen Nöten und Gefahren, für die Einheit und Versöhnung mit Gott allen Menschen und Geschöpfen, mit der Bitte um den Segen für das ewige Reich des Friedens im Himmel und auf Erden.
Gott befohlen!
Euer Franz.

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

Über die Wahrheit

Vom Heiligen Thomas stammt der Wahrheitsbegriff: „ veritas est adaequatio intellectus ad rem“ – Wahrheit ist Anpassung der Erkenntnis an die Sache. Manchmal braucht es seine Zeit, bis sich der Kern einer solchen theologischen Aussage wieder so aus dem verdunkelnden Meinungsstreit herausschält, dass er sich dem wachen Bewusstsein der Gläubigen neu zu erschließen vermag. So ging es auch mir. Längere Zeit legte auch ich, dem modernen Verständnis folgend, die philosophisch und theologisch begründete Aussage des Heiligen Thomas, dass „Wahrheit eine Anpassung des Erkennens an die Sache“ sei, als überflüssig zur Seite. Die alte Pilatusfrage aber, „was ist Wahrheit“ behauptete sich hartnäckig und ließ sich nicht so leicht entsorgen. Sie tauchte aus der Dunkelheit der Verdrängung immer wieder auf.

Seit meiner Pensionierung vor Jahren, und dem dadurch gewonnenen Freiraum, bin ich Erfahrungen auf der Spur, die mir zunehmend gestatten, mein eigenes Fühlen, Denken und Urteilen zu gebrauchen, um der drängenden Suche nach Wahrheit, Weg und Leben folgend, auch philosophisch-theologische Aussagen auf ihre Tauglichkeit für uns heute zu prüfen. Dadurch kam es zu einer Veränderung meines Verhaltens, und der Einstellung zur Welt im Ganzen, die mich immer mehr ins Staunen versetzte. Ich erlebte mich in diesem Prozess zunehmend wie ein Geführter, der sich einer notwendigen Aufgabe nicht mehr entziehen durfte. Die Realität von Gut und Böse, Krieg und Frieden, Schuld und Sühne, Leben und Tod, die Sorge um die ökologischen, kulturellen und religiösen Daseinbedingungen der Menschen, verlangten meine Antwort. Der entscheidenden Frage, warum es mich und alles Seiende gibt, und der Erkenntnis, dass es in mir eine empirisch nicht zu erklärende Liebe zur Einheit und Vielfalt aller Phänomene im Mikro- und Makrokosmos gibt, konnte ich nicht mehr ausweichen. Diese Frage führte mich wieder in die Nähe der Erkenntnis des Heiligen Thomas, der die Meinung vertrat, dass Wahrheit sich in einem Prozess der Anpassung von Erkenntnis an die Sache, an das schon Da-Seiende ereignet. Es mag unseren Hochmut, selbst alles machen zu können zwar kränken, kann uns aber auch entlasten, wenn die widerständigen Dinge sich letztlich unserem erkennenden Zugriff in gewisser Weise entziehen. Wir erschaffen sie ja nicht auch wenn wir durchaus in der Lage sind, bereits Vorhandenes umzugestalten. Dem liebenden Blick gläubiger Erkenntnis erschließt sich aber darüber hinaus, in allen Dingen eine ihnen eignende Überfülle, die auf einen Schöpfer verweist. Nun wurde mir immer klarer, warum ich mein und aller Leben, die Einheit und Vielfalt, Gott und die Welt unbedingt liebe. Ich bemerkte in der Folge, wie sehr diese Erkenntnis mit meinen innersten Bedürfnissen übereinstimmte, und mich zu einem lebendigeren Bezug zu Menschen und Dingen führte. Pascal verweist in ähnlichem Zusammenhang sinngemäß darauf, dass unser Herz, die personale Mitte unserer selbst, seine eigenen Gründe hat. Vernunft Glauben und Liebe müssen daher keine unversöhnlichen Gegensätze sein. Sie können als treibende und steuernde Kraft, der in uns wirkenden und gestaltenden Gottebenbildlichkeit verstanden werden. Wohl den Menschen, die in Frieden mit sich, der Welt und allen Geschaffenen im Hause Gottes wohnen dürfen.

Mein Staunen über all diese Dinge, führte mich erneut zu den erhellenden Worten des Heiligen Thomas „veritas est adaequatio intellectus ad rem“. Ich erkannte aber nun die zeitlos wahre Botschaft, die sie enthalten. Ebenso klar wurde mir, dass wir die Dinge in ihrer Eigenart und Überfülle nur erkennen und lieben können, weil Gott der die Liebe ist, mit uns und durch uns liebt. Welch ein großes Wunder. Wer es fassen kann, der fasse es! Wie ein Paukenschlag zur Eröffnung der Symphonie des Himmels, berührt uns die Nähe Gottes, Seine Gegenwart, „die Fleischwerdung des Wortes“ in all Seinen Werken. Die ewige Wahrheit, die wir suchen, ist eben auch in den einfachsten Dingen der Welt verborgen. Glücklich der Mensch, dem diese Handschrift Gottes aufgeht. Gleichzeitig trat aber auch eine andere Erfahrung aus der Dunkelheit menschlicher Not, Angst und Zweifelns ins tröstliche Licht. Etwas noch viel Erhabeneres, nämlich die erschütternde Begegnung mit Gott selbst, dem DREIFALTIGEN, dem BARMHERZIGEN dem DEUS SEMPER MAIOR, dem immer GRÖSSEREN, der durch nichts zu beseitigen ist, dem VATER, der uns in Seinen offenen Armen bergen will. Alles in uns drängt nach IHM, das ist auch Teil der Wahrheit unseres Lebens. Es gibt demnach auch eine Annäherung menschlichen Erkennens an den Gott in uns, um uns und über uns, eine „adaequatio hominis ad deum“. Im Menschensohn, im wehrlosen Kind in der Krippe, wirbt ER, der Herr, um unsere Liebe. Die in uns allezeit begleitende Sehnsucht nach Glück und Frieden soll sich immer wieder neu erfüllen. Der Aussage des Heiligen Thomas füge ich daher beglückt hinzu: “veritas est adaequatio intellectus et sensus ad deum“. Die Wahrheit ist Anpassung des Erkennens und Fühlens an Gottes Gegenwart.Herr, von dem alles Gute kommt, verwandle das was wir sind und haben in eine Gabe. Lasse DU, dem wir immer schon gehören, nicht zu, dass wir Dich je verfehlen. Deine Worte mögen so in uns Fleisch werden, dass wir Menschen nicht all zu sehr erschrecken, wenn wir miteinander darüber reden.

Geborgen in der Kirche
Geborgen im Glauben Hoffen und Lieben.

Über die Zeit

Heute lade ich Sie ein, mit mir über das Phänomen der Zeit nachzudenken, die für uns alle mit der Geburt beginnt, und einmal todsicher endet. Wir finden uns als Menschen mit anderen Lebewesen in einem zeitlichen Gefüge von Vergangenheit. Gegenwart und Zukunft, im Kreislauf der Jahreszeiten und in einem kosmischen Geschehen vor, das mit Sicherheit einmal vor uns war, und nach uns existieren wird. Im Vergleich hiermit ist unsere individuelle Lebenszeit sehr kurz, und unser Gestaltungsraum wird durch die Endlichkeit des Daseins begrenzt. Mit unserem Tod geht aber unsere Zeit auf Erden endgültig zu Ende. Wir werden uns daher zu einem unbekannten Zeitpunkt unseres Lebens, von allen Beziehungen zu Menschen Lebewesen und Sachverhalten verabschieden müssen. Das Leben als Ganzes wird jedoch auch nach uns weiter gehen, und alle Ressourcen der Welt, unsere eigenen Werke und die kulturellen Leistungen der Menschen, werden die Nachkommen übernehmen. Das bedeutet: Nach unserem Lebensende werden die nächsten Generationen immer wieder einen Frühling, Sommer, Herbst und Winter erleben. Auch das Geschehen in den kosmischen Räumen des Universums, und im makro- und mikrokosmischen Prozess der Natur, wird bleiben. Unsere Nachkommen werden das religiöse, kulturelle, technische und künstlerische Erbe der Menschen auf Erden übernehmen, verwalten, und den nachfolgenden Generationen anvertrauen.

Das Leben als Ganzes mutet uns daher zu, nachzudenken und unsere Lebenszeit zu nutzen, um das Erbe unserer Väter und Mütter nach Kräften treu zu verwalten, die Ressourcen zu schonen, um einmal alles mit einem liebevollen Blick der Sorge und des Wohlwollens, an unsere Nachkommen weiter zu geben. Wir haben das Geschenk des Lebens mit seinen Chancen und Grenzen einmal ebenso übernommen. und müssen uns fragen lassen, wie wir mit diesem Erbe umgegangen sind. Wir erleben die Zeit von Geburt an als unsere persönliche und gesellschaftliche Geschichte. Ohne uns dessen immer bewusst zu sein verabschieden wir jedes Jahr, jedem Tag, jeder Stunde, Minute und Sekunde als Teil unserer Lebenszeit. Der Fluss der Zeit ist nicht aufzuhalten. Die begrenzte Lebenserwartung scheint uns zu ermahnen, unser Leben so zu führen, dass wir uns einmal von Freude und Leid in der Zeit, verabschieden können. Ich rede mit Ihnen von Mensch zu Mensch über unser Leben in seiner begrenzten Zeit die todsicher endet. Wir finden uns alle in einem zeitlichen Gefüge von Vergangenheit Gegenwart und Zukunft im Kreislauf der Jahreszeiten und kosmischen Abläufen vor

Entbunden von beruflichen, familiären und gesellschaftlichen Verpflichtungen bietet sich, wenn das eigene Einkommen gesichert ist, für Menschen nach der Berentung oder Pensionierung ein reiches Betätigungsfeld nach freier Wahl, im familiären, gesellschaftlichen
und sozialen Umfeld. Wie zu allen Zeiten besitzt die Weitergabe der
Lebenserfahrungen im Austausch mit den jüngeren Generationen hohe Priorität- Mit dem höchsten Lebensalter und der damit zwangsläufig verbundenen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen, engt sich der Bewegungs-und Aktionsraum erheblich ein. Im gleichen Maße stellt sich unvermeidlich eine vermehrte Abhängigkeit von anderen Menschen, die Erfordernis altersgerechten Wohnraumes, in einem sozialen und kulturellen Umfeldes und ärztlicher und pflegerischer Betreuung ein. All diese Anpassungsleistungen bedürfen einer ständigen Wachsamkeit, kognitiven und emotionalen Bereitschaft, sich so zu verhalten, dass die individuelle Kreativität zur Anpassung an die neuen Lebenssituationen, und die kognitive und emotional angemessenen Reaktionen möglichst erhalten bleiben. Im hohen und höchsten Lebensalter ist mit der Zunahme zu beobachtender Todesfälle die Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensende. und der damit gegebenen Umstände nicht zu vermeiden.

Diese Fragen haben mich motiviert, darüber nachzudenken, ob es Sinn
machen könnte, über eigene Lebenserfahrungen und die zu erwartenden Aufgaben zu reden, insofern sie als Aufgaben erkannt werden, die individuelle Erfahrungen übertreffen: Ich wage es daher mit Ihnen im Alter von bald vierundneunzig Jahren auch über meinen zu erwartenden Tod, und die sich daraus für mich ergebende Sachlage, als einer der wie Sie nicht weiß, was im Tod und danach genau geschieht, zu reden. Vermutlich bin ich kein Einzelfall, dem es schwer fällt, über das geheimnisvolle Geschehen des Anfangs und Endes des Lebens nachzudenken. Es gibt mich seit bald über dreiundneunzig Jahren und ich weiß, dass ich mein Leben zu Ende leben möchte, wann immer das geschieht. Die Frage aber ist. ob ich und wir als Schicksalsgefährten bereit sind, Geburt und Tod und die Lebenserfahrung näher anzuschauen:

Unsere Geburt haben wir nicht bewusst erlebt wohl aber die Freude bei der Geburt unserer Kinder, und den Schrecken beim Tod geliebter Menschen. Was könnte es uns schwer machen, unseren eigenen Abschied vom Leben anderer und vom eigenen Leben zu bedenken? Könnte es sein, dass uns der Tod, als der endgültige Abschied von allem was unserem Leben von Geburt bis in die gelebte Gegenwart Bedeutung und Sinn verlieh sehr schwer fällt. Dass dann die Angst auftaucht, als ob alles, was unser Leben in der Zeit erfüllte, im Tod vernichtet würde. Was wäre aber, wenn wir akzeptieren würden, dass auch nach unserem Lebensende die Welt in ihrer Gesamtheit und Zeitstruktur, mit großer Wahrscheinlichkeit weiter bestehen wird? Was könnte es dann fü uns und unsere Nachkommen bedeuten, wenn nach unserem Tod weder sie noch wir für unser zeitliches Wohl sorgen müssen. Könnte uns aber die Vorausschau auf das sichere Ende unseres individuellen Lebens ermuntern, in der uns verbleibenden Zeit all das zu tun, was uns möglich und dem Leben nach uns förderlich wäre?

Kann uns, wenn es um die ersten und letzten Fragen unseres Daseins in der Zeit geht, der christliche Glaube ermutigen, das Leben und den Tod in einer begrenzten individuellen Lebenszeit zu wagen? Dies bedeutet, Gott unserem Schöpfer und himmlischen Vater, der Himmel und Erde erschaffen und erhält, uns durch Jesus Christus den Gottes- und Menschensohn aus Sünde und Tod erlöste, auch die Zusage einhält, am Ende der Zeiten, den Gesegneten in einer neuen Schöpfung ewiges Leben zu schenken. Die leiblich-seelische Auferstehung vom Tode unseres Herrn Jesus Christus, der uns vom Vater Kunde brachte und unser Weg Wahrheit und Leben ist, bezeugt, dass auch wir nicht im Tode bleiben, sondern durch IHN zum ewigen Leben gelangen. Jeder Wimpernschlag erfahrener, gestalteter und liebender Zuwendung, zu allen Menschen und Geschöpfen schenkt uns im Glauben in der Hoffnung und Liebe zu IHM, auch Standfestigkeit und Vertrauen, in SEINE Zusage am Ende der Zeiten in einer neuen Schöpfung im Reich der Gerechtigkeit und des Friedens ewiges Leben zu erlangen.

Das Kreuz der Erlösung und Hoffnung
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