Zur Nacht

Feine, zarte Grillenstimmen
füllen diese Nacht
und ein heiterer Sommerabend
entfaltet letzte Pracht.

Verführerische reife Düfte,
erdenschwere Lust
mischen sich im Abendsegen,
weiten Sinn und Brust.

Tausend ems´ge Mücklein
wiegen sich im Licht
und im Spiel von Teil und Ganzem
schwindet jede Pflicht.

Weit hinaus und wie im Flug
eilt das Herz ins Land,
lässt sich nieder bei den Dingen,
wiegt sie in der Hand.

Münster

 

 

 

Münster, traute Heimat, DU,

Memoria bist Du geworden,

ein Teil von Dir

bin ich in Worten.

Wo find ich wieder Rast und Ruh,

als Wanderer zu neuen Orten.

Werden wieder Glocken klingen,

Lambertis Rufen zu uns bringen?

Hochzeit

Wie beim Frühlingstanz im Mai,

schenkt das Leben immer neu,

frohe Lieder.

 

Unser Herz stimmt glücklich ein,

bindet Treu und Liebe fein,

in ein Sträußchen Flieder.

 

Und der Ahnen große Schar

bringt  das Paar nun zum Altar,

hohe Zeit!

 

Feierlicher Glockenklang,

geb ein ganzes Leben lang,

Euch Geleit.

 

 

 

Mein Herz geht auf Reisen

Mein Herz geht auf Reisen,
es soll sich erweisen,
ich suche die Liebste,
die Schönste mir aus.
Mein Herz geht auf Reisen,
ein Stern führt die Weisen
zu Dir o Maria,
da ruh ich mich aus.

O schönste der Frauen,
Dir kann ich vertrauen,
Dein Schutz und Dein Segen
bleibt ewig bestehen.
O liebste der Frauen,
auf Dich kann ich bauen,
Du kannst alle Fragen
und Sorgen verstehn.

Mein Herz das auf Reisen,
es will Dich heut preisen
Du schenkst uns o Mutter
Dein himmlisches Kind.
O lasst sie uns schauen,
ihr Männer und Frauen,
die LIEBE, die Himmel
und Erde verbind.

Liebe

Liebe, ewig drängend Wort
sprich, wer ist Dein Meister?
Raum und Zeit und jeden Ort
füllen Deine Geister.

Holder Spiegel, jeglich Ding,
wächst und reift in Dir zum Sinn
und vom Glanz der Ewigkeit,
fällt ein Strahl in unsre Zeit

Trifft homo sapiens Dein Zeichen
in der Stille am Altar,
müssen Last und Schatten weichen,
dunkle Wasser werden klar.

Befreit von aller Schulden Bann.
erklingt ein hoher Lobgesang
und durch die Zeit in langen Reihen
ziehn, die sich der Liebe weihen.

Hochzeit

Wie beim Frühlingstanz im Mai,
schenkt das Leben immer neu,
frohe Lieder.

Unser Herz stimmt glücklich ein,
bindet Treu und Liebe fein,
in ein Sträußchen Flieder.

Und der Ahnen große Schar
bringt das Paar nun zum Altar,
hohe Zeit!

Feierlicher Glockenklang,
geb ein ganzes Leben lang,
Euch Geleit.

E Schpiel

Ich schpiel mit Dir

und Du mit mir

mir schpiele z`semme

Du lernsch es mich

und ich lern Dich

de Name nenne

Und mengisch schpielt

no eine mit

dä chönnt uns kenne

als wär´ mr z`dritt

Der kleine Engel

 

 Auf Erden

Es gab einmal vor vielen Monden »eine arme Seele«. Sie lebte einst auf Erden, fromm und in Frieden. Güter und Reichtum verteilte sie an arme Menschen. Geld und Besitz hätten für ihre letzte Reise eh nichts genutzt. Wo hätte sie schon eine Fahrkarte in den Himmel lösen sollen? Als sie so an sich herunter sah, barfuss, mit einer Kutte wie sie Mönche tragen, kam sie sich recht unbedeutend vor. Sie war sich auch nicht mehr sicher, ob sie bei ihrem Lebenswandel das Geschenk des Himmels wirklich verdient hätte.

Ihre Jugendzeit, in der sie es mit den Tugenden nicht so genau genommen hatte, stand ihr noch lebhaft vor Augen. Sie liebte es damals, froh zu sein, Gesellschaft um sich zu haben, war dem Wein, dem lockeren Leben und den schönen Frauen verfallen. Bei genauer Betrachtung, war sie auch als Kind kein reines Lämmchen: Sie erinnerte sich an gestohlene Birnen, Äpfel und Kirschen und an so manche handfeste Lüge und kleinere Notlügen. Manchmal wäre es  besser gewesen, weniger hitzig zu sein, und nicht so kräftig Prügel auszuteilen, wenn sie sich im Unrecht fühlte.

Nachdem sie viele Jahre in Saus und Braus gelebt hatte, selbst dabei nicht wirklich froh wurde und auch erkennen konnte, dass andere Erdenbürger, trotz vieler Reichtümer, nicht glücklich wurden, kam sie ins Nachdenken. In dieser Zeit hörte sie einmal eine Stimme – wie vom Himmel -, die sie ermahnte und bat, sie möge doch die zerstörte Kirche wieder aufbauen. Wenn sie dem Herrn Jesu nachfolge und auf Reichtum verzichte, dann könne sie hundertfältigen Lohn erwarten und sehr glücklich werden.

In ihrer Erdenzeit war die arme Seele immer sehr großzügig und hielt ihre Tisch- und Zechgenossen frei. Nun legte sie die schönen Kleider ab, gab ihr Erbe preis und teilte den Reichtum mit den Armen. Jetzt erst bemerkte sie, wie viele hilfsbedürftige Menschen es gab. Die einen hatten kaum etwas zu essen. Andere waren mutlos und verzweifelt, wussten mit ihrem Leben nichts anzufangen oder lagen krank und siech danieder.

Die arme Seele behielt für sich nur noch eine Kutte,  die sie vor Kälte und Regen notdürftig schützte, Sandalen und einen Wanderstab. Wenn sie über ihr bisheriges Leben nachdachte, vergoss sie manche Träne. In lauen Nächten schlief sie unter Bäumen und wenn es kalt wurde, in einer Höhle. Sie ernährte sich von Beeren und Pilzen und von Gaben meist selbst sehr armer Menschen. Die arme Seele betete, wie sie es gelernt hatte, das Kreuzzeichen, Vaterunser, Ave-Maria auch für die Kirche und pries Gott für alle Gaben

Andere fromme Seelen bemerkten, dass die arme Seele zufrieden und glücklich war mit den schönen Dingen, die es auf Erden gab. Wenn sie sich irgendwo im Walde zur Rast setzte, konnte es geschehen, dass Tiere ihr Gesellschaft leisteten. Rehe, Hasen, selbst der mächtige Hirsch suchten die Nähe zur armen Seele, die stets bereit war, ihnen von dem Wenigen das sie besaß, etwas ab zu geben. Manchmal brauchte sie nur die Hand auszustrecken und eine Amsel oder Elster ließ sich darauf nieder. Wenn dann alle Tiere versammelt waren, konnte es geschehen, dass sie ihnen wie ein Pfarrer im Gotteshaus, eine Predigt hielt. Die Tiere waren dabei mucksmäuschenstill und jagten selbst die lästigen Mücken nur mit größter Sorgfalt weg. Die arme Seele hatte nämlich in ihren Predigten dazu aufgerufen, dass großer Friede herrschen solle. Erst, wenn sie nach einer solchen Versammlung allen den Segen erteilt hatte, zogen die Tiere ihres Weges.

Eines Tages war die arme Seele unter einem großen Birnbaum eingeschlafen. Plötzlich erscholl zartes Engelsgeläut, das immer näher kam. Da ertönte eine tiefe Stimme, die sprach: » Franziskus, Franziskus! « Die arme Seele erschrak. Dann kamen einige kleine Engel herbei. Sie hielten Glocken in den Händen, denen sie himmlische Töne entlockten. Die Engelein mit den kurzen weißen Röcken und ihren goldenen Haaren trugen keine Schuhe. Die brauchten sie ja nicht, denn Engel fliegen meistens. Sie sangen so schön den Kanon: »Fürchte Dich nicht! «, dass die arme Seele nicht mehr vor Angst zittern musste.

Nun ertönte die tiefe Stimme wieder, die ihr den Auftrag gab: »Bau mir die zerstörte Kirche wieder auf! « Die arme Seele duckte sich tief zu Boden und antwortete bedrückt: » Ich habe nur zwei Hände und bin es nicht gewohnt, schwere Steine zu schleppen, zudem weiß ich nicht, wo ich die Kirche finden soll. « Die Stimme antwortete: » Mach alles wie bisher. Ich werde dafür sorgen, dass du verwandte Seelen finden wirst, die dir helfen. « Frohgemut erhob sich die arme Seele und wanderte weiter. Eines Tages sah sie vor sich ein kleines Kirchlein, das schon bessere Tage gesehen hatte. Sofort begann sie damit, das verfallene Mauerwerk auszubessern.

Da kamen unerwartet einige junge Männer daher, die bemerkten, wie schwer es der armen Seele fiel, allein für die Kirche zu sorgen. Sie erzählten, dass sie von weit her gekommen seien. Als sie von dem Leben der armen Seele hörten, hätten auch sie auf ihren Reichtum verzichtet, sich Kutten übergestreift und seien auf Sandalen hierher gewandert, um wie die arme Seele zu leben. Diese kräftigen Männer packten mit an, beteten mit der armen Seele zusammen bei der zerstörten oder in einer der anderen Kirchen in der Umgebung. In kurzer Zeit wurde die zerstörte kleine Kirche wieder aufgebaut. Nun hatten sie einen Ort zum gemeinsamen Beten gefunden.

Der Ruf der Mönche verbreitete sich in der Region und es schlossen sich ihnen immer mehr Brüder an. Die arme Seele bemerkte aber die tiefste Not der Menschen und tat alles, um sie mit seinen Freunden zu trösten, ihren Glauben an den Herrn Jesu zu stärken und sie zu Liebe und Frieden anzuhalten. Das Weihnachtsfest, die Geburt des Herrn, feierten alle Brüder zusammen in einer alten Scheune. Es kamen arme Menschen und Hirten aus der Umgebung hinzu. Sie priesen Gott für das kleine Jesuskind, beteten und sangen zusammen frohe Lieder.

Und so geschah es viele Jahre, bis die arme Seele todmüde im Kreise ihrer Freunde starb. Sie schien aber gar nicht unglücklich zu sein, denn sie freute sich, dem Herrn im Himmel zu begegnen. Zum letzten Mal erteilte sie allen, die von weit her gekommen waren, trauerten und weinten, den Segen und sagte: » Seid nicht traurig, und macht alles so, wie bisher und wie ich es in diesem Buch aufgeschrieben habe«

Vor dem Himmelstor

Als die arme Seele nach langer Reise etwas müde und zerzaust vor dem großen Himmelstor stand, ging ihr das ganze Erdenleben durch den Kopf. Da öffnete sich das goldene Tor langsam und ein erhabener Engel in leuchtendem Gewand trat heraus. In der Hand hielt er ein feuriges Schwert. So schön hatte sich die arme Seele den Erzengel Michael nie vorgestellt. Wenn ihr in diesem Augenblick nicht der eigene Schutzengel beigestanden wäre und ihr ins Ohr geflüstert hätte: » Der Erzengel Michael tut Dir nichts, er muss im Himmel nur nach den Rechten sehen. Einer armen Seele kann er schon deswegen nichts antun, weil er Mitleid mit ihr hat«, hätte die arme Seele umgehend das Weite gesucht. Sie hatte zudem bemerkt, dass der Erzengel Michael ein Lächeln nicht ganz verkneifen konnte. So etwas zu erkennen, darauf verstand sich die arme Seele, denn sie hatte auf Erden oft und gerne gelacht.

Nun kam auch der Heilige Petrus heraus. Ihn erkannte die arme Seele sofort, denn er trug in seinen Händen die großen, goldenen Schlüssel für die Himmelstüre. Es gesellte sich auch der Heilige Paulus dazu. Ihn zu erkennen fiel der armen Seele nicht schwer, denn sie war sich sicher, wo Petrus ist, kann Paulus nicht weit sein und zudem hatte er in seiner Hand eine große Bibel. Der Heilige Petrus ergriff das Wort: » Wir wollen von Dir hören, wie Dein Name ist, was Du auf Erden vollbracht hast und warum Du begehrst, in den Himmel aufgenommen zu werden? « Ach, so viele schwierige Fragen und was wird geschehen, wenn ich erklären muss, dass ich keine ganz reine Weste habe? Der Schutzengel bemerkte, dass die arme Seele wie Espenlaub bei diesen Gedanken zitterte, und flüsterte ihr zu: » Die fressen Dich nicht, erzähl ruhig eins nach dem andern und wenn Du einen Fehler machst, zupf ich Dich an Deiner Kutte, dann kannst Du Dich verbessern. «

Mit etwas leiser Stimme begann die arme Seele die Fragen zu beantworten: » Früher nannten mich meine Eltern Franziskus, als ich aber, um Jesus nachzufolgen, mein Leben änderte, das Geld an die Armen verschenkte und selbst nichts mehr besaß, fühlte ich mich als eine arme Seele. Diesen Namen behielt ich dann bei, als Freunde zu mir kamen. Der Heilige Petrus schaute gütig auf die arme Seele hinunter und sagte: » Zunächst, rede mit uns lauter, den Paulus und ich hören nicht mehr so gut, wie zu der Zeit, als wir auf Erden herum wanderten, um den Menschen den Glauben an Jesus zu verkünden. Dann wandte er sich kurz an Paulus, besprach sich mit ihm und entschied: » Von jetzt an wirst Du den Namen Franziskus wieder tragen, das hört sich im Himmel besser an. Zudem wirst Du in die Kleiderkammer gehen und Dir dort ein weißes Engelkleid und einen goldenen Heiligenschein abholen, den Du fortan sorgfältig pflegen musst, damit er seinen Glanz nicht verliert. Schuhe sind nicht nötig. Du kannst deine Kutte und die ausgetretenen Sandalen in der Kleiderkammer abgeben. Engel und Heilige brauchen keine Schuhe. Sie können alle fliegen. Die arme Seele hatte nicht damit gerechnet, dass sie die geliebte Kutte und die Sandalen abgeben müsste, aber was tut man nicht alles, um in den Himmel zu kommen. Nun schlug Paulus die Heilige Schrift auf. Der armen Seele fiel ein: » Genau wie beim Nikolaus «, und mit dem hatte sie schlechte Erfahrungen gemacht.

Der Heilige Paulus hatte einen Spickzettel in großer Schrift in seiner Bibel, denn er konnte nicht mehr gut sehen. Dann hob er an: » Erzähle mir frei heraus, was Du auf Erden mit Gottes Hilfe Gutes getan, unterlassen oder falsch gemacht hast! « Das Herz der armen Seele klopfte mächtig. Der Schutzengel bemerkte die Angst und sagte: » Franziskus, nimm Dich zusammen, es wird schon alles gut werden! « Da schaute er dem Heiligen Paulus fest in die Augen und begann, zunächst stotternd, dann immer flüssiger zu reden: »Ich habe schon in meiner Kindheit den Eltern oft widersprochen, in Nachbarsgärten Birnen und Äpfel gestohlen, und bin ohne Erlaubnis auf Kirschbäume geklettert, um Kirschen zu naschen. Später habe ich mit meinen Freunden oft gezankt. Wenn sie nicht das machten, was ich wollte, habe ich sie verprügelt. Ich habe in feinen Kleidern, die armen Menschen übersehen, an üppigen Gelagen teilgenommen und mich mit vielen Mädchen amüsiert. Und was sehr schlimm war: Ich habe oft, wenn ich mich sehr über eine Untat schämte, gelogen.

Gelogen, wollte Petrus entrüstet einwenden. Da bekam er von Paulus einen Stoß. Er flüsterte ihm ins Ohr; » Und wie war es damals, bevor der Hahn dreimal krähte? «  Petrus bekam einen roten Kopf und hielt sich mit der Nachfrage in diesem Punkt beschämt zurück.  Franziskus fuhr fort: » Es dauerte sehr lange, bis ich erkannte, dass ich bei den Ausschweifungen nicht glücklich wurde und die Freunde mit all ihrem Besitz ebenso wenig, obwohl mir mein Schutzengel mächtig ins Gewissen redete. Da bekam Franziskus einen Stoß und der Schutzengel flüsterte ihm zu: » Das mit dem Schutzengel war überflüssig! « Erst von dem Augenblick an, als ich die Kutte nahm und versuchte, in Sandalen wie der Herr Jesus herumzuwandern, zu beten den Frieden zu verkünden, die Armen versorgte und den Kranken half, ging es mir besser. Ich freute mich an Pflanzen, Tieren, Sonne, Mond und Sternen, konnte lachen und sogar den Tieren predigen. Verzeih mir, Heiliger Paulus, mir fallen, außer dass ich die zerstörte Kirche mit Freunden zusammen wieder aufbaute, keine weiteren guten Werke in meinem Erdenleben zu meiner Entlastung ein. » Um so mehr habe ich dazu in meiner goldenen Bibel auf einem besonderen Blatt mit dem Namen Franziskus aufgeschrieben «, gab der Heilige Paulus zur Antwort. Dann wandte er sich zur armen Seele und sagte feierlich: » Du hast verdient, in den Himmel eingelassen zu werden, den Jesus Dein Freund, dem Du nachgefolgt bist. hat Dir schon lange all Deine Schuld vergeben.

Der Heilige Petrus nahm den goldenen Schlüssel und wollte die Himmeltür öffnen, da wandte sich die arme Seele an ihn und bat: » Ich habe schweren Herzens zugestimmt, meine Kutte und die Sandalen abzugeben, darf ich wenigsten im Himmel »ein kleiner Engel« sein?Die Heiligen Petrus und Paulus mussten bei dieser Bitte ein wenig lächeln. Dann aber fiel Paulus ein, dass der Herr gesagt hatte, wer nicht so klein sei, wie ein Kind, komme nicht in das Himmelreich. Sie befanden, dass es damit einen »höchsten Grund« gebe, der armen Seele diese Bitte nicht abzuschlagen.

Im Himmel

Der kleine Engel wurde, nachdem er mit einem weißen Kleid und einem nagelneuen Heiligenschein aus purem Gold ausgestattet war, von Petrus und Paulus persönlich in den Himmel geleitet. Sein Schutzengel hielt sich dabei etwas zurück, blieb aber für alle Fälle auch im Himmel in der Nähe von Franziskus.  Gleißendes Licht erfüllte den unendlich großen Raum. Der kleine Engel musste sich erst langsam an das Licht, heller als tausend Sonnen, gewöhnen. Er hatte ja auf Erden viele Male versucht, sich vorzustellen, wie es im Himmel ausschauen könnte. Jetzt erst wurde ihm klar, dass eine solche Pracht, unvorstellbar ist. Es leuchtete ihm auch ein, dass es ratsam war, sich zuvor neu einzukleiden. In Kutte und Sandalen wäre er sich hier doch sehr komisch vorgekommen.

Der Erzengel Michael befahl, und sogleich ertönten himmlische Posaunen. Alle Augen richteten sich auf den kleinen Engel, der im großen Himmelstor noch kleiner wirkte. Sein Schutzengel stieß ihm in die Seite und sagte leise: » Flieg schnell ein wenig in die Höhe, damit dich alle sehen können! « Die glasklare Stimme des Erzengel Michael war nicht zu überhören:  » Wir begrüßen unter uns den kleinen heiligen Engel Franziskus ! «  Wie gern hätte sich Franziskus in diesem Augenblick wieder in  der Kapuze seiner Kutte versteckt. Mit was konnte er es verdient haben, ein Heiliger zu sein? Gut, dass sein Engelskleidchen verbarg, wie sehr ihm die Beine zitterten. Da spürte er seinen, Freund, den Schutzengel neben sich, der ihm zuflüsterte: » Franziskus bewahre Haltung, zeig ihnen allen, was ein kleiner Engel ist! « Er wäre jetzt am liebsten so groß gewesen, wie der Erzengel Michael. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich so gut es ging, zu recken und zu strecken und einige Male in die Höhe zu fliegen, damit ihn auch die Letzten im Himmel noch sehen konnten. Als ihn dabei unversehens ein kleines Stäubchen heftig in der Nase kitzelte und er ein-, zweimal kräftig niesen musste, war der Bann gebrochen. Ein rauschender Beifall zeigte ihm, dass er bei allen im Himmel angekommen war und er beschloss, auch seine anderen Talente zu nutzen, um die himmlische Heerschar gelegentlich zu erheitern. Sein Schutzengel würde ihn sicher erinnern, wenn er gegen irgendeine Ordnung verstieße.

Jetzt erst hatte er sich genügend an das helle Licht gewöhnt, um einen Blick in die festliche Versammlung wagen zu können: In der Ferne, alles überragend, sah er Gott Vater, Sohn und den Heiligen Geist in aller Herrlichkeit auf goldenen Thronen sitzen. In strahlendem Licht, umgab die Heiligste Dreifaltigkeit eine große himmlische Heerschar, die immer wieder Lob, Preis, Ehre, Dank und Halleluja sang. In der Nähe waren die Heiligen, Päpste, Kirchenlehrer, Kardinäle und Bischöfe platziert, und dann zu beiden Seiten, wie in einer Konzilsaula, die Priester, Ordensleute und frommen Seelen, Palmwedel in den Händen, mit denen sie sich ab und zu Kühlung zufächerten. Zu Füßen der Dreifaltigkeit lagerten fromme Hirten, die drei Könige, Ochs und Esel, Josef und Maria.

Der kleine Engel schaute nach oben. Das ganze Himmelsgewölbe war mit Sternen übersät, die glitzerten. Auch Sonne und Mond waren zu sehen, aber viel schöner als auf Erden. Alles Geschaffene verherrlichte Gott. Franziskus hatte ja immer ein wenig Sorge, ob neben den vielen Heiligen auch der Kosmos, Tiere und Pflanzaen, im Himmel noch Platz finden könnten. Jetzt war es gut. Alles was er in seinem Erdenleben liebte, fand sich – zwar etwas anders -, aber auf seine Weise im Himmel wieder. Der kleine Engel, hoch zufrieden, musste einfach einen Weg finden, um seine Freude auszudrücken.

So schwirrte er denn vor Glück, im ganzen Himmel herum. Eine Ewigkeit lang würde er all die Pracht, Herrlichkeit und die himmlische Musik erleben dürfen. Er betrachtete es auch als einen großen Vorteil, ein kleiner Engel zu sein, denn so konnte er ohne großes Aufsehen, allen Anwesenden seine Aufwartung machen. Natürlich würde dafür eine Ewigkeit nicht ausreichen. Es musste aber die Rangfolge eingehalten werden, das hatte er schon gelernt.So flog er unauffällig an der obersten Reihe, wo die frommen Seelen Platz gefunden hatten vorbei, schlich sich unter das Gesinde von Maria und Josef, denn dort waren auch noch kleine Engel, ganz nahe an die Heiligste Dreifaltigkeit heran gerückt. Da juckte es ihn im rechten Zeigefinger so sehr, dass er es wagte, den großen Zeh Gott Vaters ein wenig zu kitzeln. » Huch! « sagte Gott Vater. Er, der Allwissende, hatte natürlich sofort bemerkt, wer ihn berührte.

Der  kleine Engel sank in sich zusammen, als ihm sein Schutzengel eine mächtige Standpauke hielt: » Es zieme sich nicht, auch nicht für einen Heiligen Franziskus, Gott zu berühren! « Der kleine Engel hatte nun wirklich nichts zu seiner Verteidigung vorzubringen. Es wurde ihm zusehends übel. Gott Vater sah seinen Sohn und den Heiligen Geist an und lächelte ein wenig. Dann sprach er besänftigend zum Schutzengel:  » Richte den kleinen Engel wieder auf!  Und zu Franziskus: » Es darf niemand Gott berühren, es sei denn aus Liebe! « Ich habe aber einen Auftrag für Dich: » Du sollst mein Sendbote im Himmel sein und Dich unauffällig an alle heranwedeln, die beim großen Halleluja einschlafen. Du magst sie dann mit einem kleinen Schabernack zum Lachen bringen, damit sie wieder bei der Sache sind. Franziskus machte vor der Heiligsten Dreifaltigkeit die größte Referenz, zu deren er fähig war, trat dabei aber auf sein Röcklein, so dass er stolperte und der Heiligenschein mächtig verrutschte. Sein Schutzengel war aber, wie immer, sofort an seiner Seite, half ihm auf die Beine und setzte ihm den Heiligenschein wieder zu Recht.

Der kleine Engel betrachtete seinen Auftrag, direkt vom lieben Gott, als eine große Auszeichnung. Er gefiel ihm besonders, denn er hatte zur Erdenzeit schon oft und gern gelacht. Nun kicherte er vergnüg  in sich hinein beim Gedanken: Wer zuletzt lacht, lacht am besten! In Gegenwart der Heiligsten Dreifaltigkeit so viel Schönheit, Pracht und Freiheit ewig erleben zu dürfen; wer sollte da nicht in den Himmel kommen wollen?

 

 

 

 

E`GSCHPRÖCH

Am Mittwuch

De Charlie isch am Mittwuch – also do, wo d´Wuche dailt wird – ebe an eme ganz normale Werktig, sage m´r so öbbe, – hä halt in de nor- male Rentnerzit -, so ume ne Nüni umme ufgschtande. Bis er fertig g´si isch mit allem, jo, do isch´s so Viertel vor Ölfi g´si.
Noch eme lange Winter, hänn Bliemli und Blätter vo de Bäum scho lang use welle, aber di wenig Sunne het si z´rugg g´halte. Nur im Schtadtgarte a verschiedene Schtelle het´s scho e wengeli noch Friehlig usg´se. Hüt aber het sich die Alt, wie mi Großmuetter zu des Sonne g´seit het, nit hinter de Wolke veschteckt. Hüt schient si bsunders fründli un warm vom Himmel abe. Potz dusig, do het alles uf e´mol usg´se, wie neu usebutzt.
Charlie het de Kopf e weng usem Fenschter g´schtreckt, um z´luege, ob´s no kalt isch. Uf de Birke nebe dra het e Amsle g´schlage, als ob si sage dät, chum use, blib nit in dinre Wohnig hogge, s´isch so e schöne Dag. Dem Friehlig traut er aber no nit so recht, zieht e warme Zschobe a, nimmt sie Schtegge in d´Hand un lauft im
Rentner gang, des isch öbbis langsamer als bi de Junge, in richtig Schtadtgarte.
Jessis, hets do an de Unterführig e Betrieb cha! Fascht meh Auto als Lüt. Un d´Lüt sin g´laufe wie d´Salzmännli. Die maischte mit große Däsche i de Hand, zum ikaufe in de Schwyz. Si hänn en alli überholt, als ob´s i de zweite Hälfti vo de Wuche nüt me z´kaufe gäb. Löm´r sie laufe, denkt er. Plötzli, des mueß mir sich emol vorschtelle, chunt so e chaibe-große Laschter – und des au no vo hinte, wo mr chaini Auge het -. Obwohl de Charlie schlechter hört wie frieher, verschrickt er un fluecht in si ine: Du Chaibesiech, hol di de Gugugg! De Lärm un die Hascht vo de Lütt passe doch gar nit zu so eme schöne Friehligstag. Wem m´r genau ane luegt, chönnt m´r denke, de Charlie hät e Gang zueglegt, um scho bald in de ruhig Park z`cho.

Gmietlig schpaziert er dur de Schtadtgarte un suecht si Bänkli. Vo dört us cha er uf de Rhy luege, wie S´sunne sich uf em Wasser schpieglet un´s Widerwasser a de Rhybrugg bim Burgchaschtel kreislet. S´Bänkli isch no leer. E hoggt ane, lehnt si zrugg und luegt d´Oschterglocke und d´Tulpe a, die vor em in de Sunne schtöhn. D´Büsch hänn au scho e wengeli Grien a´gesetzt. D´Sunne schient em so warm uf de Buech, dass er de Zschobe gar nümme bruecht. E legt en nebe dra ufs Bänkli. E glies Windli sorgt defür, dass d´Blume und Büsch, sich e weng bewege, demit s´em nit z´langwielig wird. E Paar Schpatze klettere uf de Büsch umme. Me hört fascht gar nüt me vom Schtroßelärm. Do rennt au nieme mit ere große Däsche ume. S´isch fascht so still wie in ere Chille, wenn wenig Lüt din sin. Es isch so friedlig, dass Charlie e weng ins siniere chunt. E luegt zu de Ryhbrugg. Do fallt em i, dass scho der Großvater ghulfe het, die Brugg z´baue. Mengisch, denkt er, bin i scho als Chind un schpöter – wie die Lüt hüt a dem schöne Dag – über d´Brugg g´laufe, um i de Schwyz i´zkaufe oder z´schpaziere. Dann chunt em i de Sinn, wi er als Chind a die Schtell vo de Brugg gange isch, wo mer durch e Gitter uf de Rhy het luege chönne un wie des immer e wengeli gruslig g´ si isch. S´fallt em dann i, wi er mit sinre Mame bim Burgchaschtell g´si isch un wi d´Mame uf eneme Bänkli i de Sunne g´hoggt isch. Wi er in de Nöchi barfies im fuechte Sand g´schpielt het un wie di kleine Welle immer wider die Sandburg weg g´schwemmt hen.

Uf emol chömme Froge in em hoch: Was passiert denn wenn mer sich öbbis vorschtellt -also vorsich ane sch´tellt-, wenn mer sich a öbbis erinneret oder wenn mer nochdenkt? Isch des alles nit zum Schtaune? Het es ement do de mit z´due, dass so Froge erscht in eim do sin, wemer Zit dezue het. Ob d´Lüt, wenn si im Schtroßelärm mit de große Däsche zum ikaufe hetze, nit all des übersehn, was es für uns Rentner gratis git? Do wird´s em bi dem schöne Dag grad e wenig
z´viel witer zu siniere. S´gfallt em besser wieder umenander z´luege. E het Schpass a de Vögel, de Bliemli un de warme Sunne. Mengisch falle em d´Auge zue, als ob er e klein´s Niggerli mache dät.

E Überraschig

Frieder, e Jugendfründ vom Charlie, isch au wieder emol in Rhyfelde. Des schöni Wetter het en use gloggt. Und was macht mer, wem mer wieder e mol dehaim isch, me goht a so eme sunnige Dag in de schöni Schtadtgarte un noch Schwyzer-Rhyfelde. Wi er so in de Schadtgarte chunt, hets en wie am e Schnierli ans Bänkli zoge, wo er frieher mit sim Fründ mengisch ghoggt isch. E mueß e wengeli schnufe, wie er so de klaini Buggel uffe stigt, wo´s Bänkli frieher g´schtande isch. No e Paar Schritt, – es schtoht no wie frieher do. Aber do hockt scho eine, de au gern sunne duet. Es het sicher Platz für zwei, denkt er. Er luegt g´nauer ane – und s´haut en fascht um. Des isch doch, des isch doch Charlie, sie Jugendfründ. Des cha doch nit si! S´isch jo e halbi Ewigkeit her, sit si sich bi de letschte Klassezämmekunft g´seh hän. Un grau isch de worde! Si Ranze het sicher au viel Geld koschtet. Um ehrli z`si, so alt hät er sich de Charlie nie vorgschtellt. Holt er am End grad no si Mittagsschlöfli noch? De Frieder isch nümmi z`bremse: Charlie, rueft er erscht lieslig, un als er nit reagiert, dütlicher, fascht wi e kline Lutschprecher, Charlie! Noch eme letschte dütliche
Schnarcher, richtet sich Charlie uf, – fascht e wengeli z`schnell -, e will ufschtoh un vezieht s´Gsicht. Mit eme unüberhörbare »Au! « lengt er sich a de Rugge un probierts e zweit`s Mol´, öbbis langsamer.

Beide schtoht d´Überraschig in´s Gsicht g´schriebe. Frieder erholt sich als Erste, goht uf sin Fründ zu, un umarmt en: » Charlie, soli Charlie, dass Du hüt an unsrem alte Platz bisch, des isch e schöni Überraschig!« Un noch sim erholsame Niggerli, wi wider in de Realität a cho, de Charlie: » Mensch, soli Frieder, wo chunsch au Du her? Vezell e mol e weng, wi gohts der denn? « Frieder: » He, s´git so nüt b´sunders, s´goht halt emol so un dann wieder so! Charlie: « Sag emol, was meinsch denn mit dem so oder so? « Frieder: » Wi i dr halt sag, emol so, dann widr so! S´goht halt emol ufe, dann wieder abe. « Charlie: » I weiß nit, ob i di so recht veschtande ha, aber meinsch es gieng dr emol guet, dann wieder schlechter? « Frieder: » So chönnt mer sage. Un Dir, Charlie, wie gohts Dir? Isch dr vorhin öbbis in Rugge gfahre, wo de ufschtoh hesch welle? « Charlie: » „Aba!“, des zwickt scho lang, emol do dann do. « Frieder: »Was meinsch denn mit dem do oder do? « Charlie: » Hä s´chunt halt un s´goht wieder. « Frieder: » Ah so, des kenn i au. S´isch so wie Tag und Nacht, wie Räge und Sunne, wie Summer und Winter. « Charlie: » Meinsch Du wie d´Kinder, die chömme und gönn oder d´Frau, die emol weggoht und wider chunt? Frieder: » Jo so chönt mer sage. Aber mengisch goht au öbbis und chunt nümmi: Charlie: » Wie meinsch des? « Frieder: » Hä i mein wie s´Renne, s´Tennisschpiele, Schifahre, di früeheri Arbet und?…. « Frieder: » Was meinsch mit » und« ? « Charlie: » Hä, i mag, si scho, mini Enkel. Si sage aber Großpape zue m´r un für die junge Maidli bin i au scho z´alt. « Frieder. » Des kenn i au un dass i scho lang bi nere Großmama schlof, isch immer no g´wöhnungsbedürftig. Wöde me aber nit e weng anehogge, jetzt wo d´Sunne so schön schient? « Charlie: » E guete Vorschlag. « Beidi mache es sich uf em Bänkli bequem.

Noch ere Kunschtpaus, de Charlie: » S´git aber au e Paar schöni Sache: Wer cha scho, wie mir, am e ganz g´wöhnliche Mittwuch im Schstadtgarte hogge, Blueme aluege, s´Burgchastell und d´Rhybrugg? Wer het scho Zit, über öbbis nochzdenke, sich z´erinnere, sich schöni Sache vorz´schtelle? Meinsch die wo im Auto umeflitze, mit em Flugzüg fliege oder mit de große Däsche schnell no i de Schwyz ikaufe oder jobbe, die hätte no Zit z´läbe, z´denke, sich z´erinnere? « Frieder: » Mir goht´s scho lang eso, dass d´Tage und d´Wuche so schnell vobigönn, dass i mi nur no wundere cha. I loss aber au ab und zu eifach öbbis liege, wenn´s mr schtinkt un mach, was m´r besser g´fallt. Un des mit de Maidli: I bi, wie Du scho lang verhürotet aber deswäge no lang nit blind. « Charlie: Un mi Frau isch als Großmame immer no recht chic. Mer ärgere uns au nümme so viel wie frieher un uf mini Enkel wött i au nit verzichte. Mr hän au viel mehr Zit für anderi Mensche un sinn nit nur immer bim schaffe. Sag emol, Frieder, chönnt es uns trotz aller Breschte am End besser go, wie frieher? « Frieder: » Wo de Recht hesch, hesch recht! Weisch was, mir schtöhn jetz langsam uf, nach dem Motto: »Numme nit huddle!« Dann laufe mr gemietlig d´Schtadt uffe, bis zum Löwe und trinke ein oder zwei guete Schoppe, uf unser Rentnerläbe, au wenn uns d´Paula nimmi wie frieher bedient.

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