Der Fähnrich

Das Morgenrot begrüßt den Tod,
die Trommeln zwingen in den Schritt,
Trompeten locken ohne Not
Soldaten Reih um Reihe mit.

Tromm, tromm,
tromm, tromm tromm
Trrrrr – omm, trrrr – omm…….

Und graue, ungenannte Massen,
folgen aus Pflicht und Ehren
in Schritt und Tritt,
den Ruhm zu mehren.

Tromm, tromm
tromm, tromm, tromm……

Der Fähnrich, fast noch ein Kind,
hält das Banner in den Wind,
er geht voran,
sie folgen Mann für Mann.

Tromm, tromm,
tromm, tromm, tromm……….

Ein dumpfes Grollen und Verderben
aus tausend Rohren,
Schlag auf Schlag,
mischt sich in den jungen Tag.

Tromm, tromm,
tromm, tromm, tromm, ……….

Laut schmettert die Trompete,
Trommeln decken Ängste zu,
Sprung auf und ab;
in der zerpflügten Erde,
betten Leiber sich zur Ruh.

Tromm, tromm,
tromm, tromm, tromm……..

Ein Schuss, den Fähnrich trifft`s
und noch im Fallen
hält er das Banner,
zeigt es allen,
deckt`s in seiner letzten Ruh
mit dem eigenen Leibe zu.

Tromm, tromm,
tromm, tromm, tromm……….

Viele sehen ihn fallen
in umgewühlte Erde,
wer von allen
darf sein Erbe werden,
wer wird`s wagen,
wenn Trommeln schlagen?

Tromm, Tromm,
tromm, tromm, tromm………

Ein Vogel ist`s, er steigt empor,
zu singen und zu künden:
Fähnrich, Totentanz,Soldaten,
sollen nicht im Staub versinken

Tromm, tromm,
tromm, tromm, tromm
Trrrrr – omm, Trrrrr – omm…………

 

Diesen Beitrag gibt es auch als von mir gesprochenen Audiobeitrag unter Der Fähnrich – Audioversion.

Das verlorene Gesicht

Alles war in tiefes Dunkel gehüllt an diesem frühen Morgen. Das Dorf zog sich die Decke noch einmal kräftig über die Ohren und erwachte nur zögerlich. Er saß in seinem erleuchteten Arbeitszimmer. Der Kampf zwischen Dunkelheit und anbrechendem Tag weckte zusehends sein Interesse. Vor seinen Augen vollzog sich ein staunenswerter, fließender Übergang: Vor dunklem Hintergrund hoben sich die ersten schattige Umrisse der Tannen des Vorgartens ab. Die Konturen der umgebenden Häuser wagten sich nur zögernd aus den Schatten. Ein erleuchtetes Fenster da und dort, und hin und wieder Auto- und Zuggeräusche gaben zu erkennen, dass auch noch andere Menschen wach und unterwegs waren. Einige Straßenlaternen des nahe gelegenen Altersheims ließen es sich nicht nehmen, weiter ihren Schein zu verbreiten. Unverdrossen brannten sie Löcher in die nach Wochen der Trockenheit diesige Luft. Wie getränkte Schwämme kündigten tief hängende Wolken Regen an. Die im vollen Maien-Grün erwachten Bäume und Büsche rieben sich schlaftrunken die Augen. Kein Windhauch bewegte Zweige und Blätter. Gen Osten hatte sich aber „die Alte“, wie seine Großmutter die Sonne nannte, bereits ein Fenster in die Wolkenbänke gebrannt. In zart rosa orangenem Ornat kündigte sie an, dass der Machtwechsel hinter den Wolken bereits vollzogen war. Nur wenige Minuten und ihre Strahlen beherrschten bis zum Abend den Tageslauf. Die Laternen durften dann wieder ausruhen. Künstliches Licht war nicht mehr nötig.

Gebannt verfolgte ein Mann das immer mehr um sich greifende, Licht der aufgehenden Sonne. Für einen Moment stellte er sich vor, der verstorbene Papst Johannes-Paul II würde mit seinem Gefolge an dieses Wolkenfenster heran treten, um den Tag und die Bewohner des Erdkreises „urbi et orbi“ zu segnen. Vielleicht genügte es ihm an diesem strahlenden Morgen, wenn der Mann ihn mit einem fröhlichen „Gelobt sei Jesus Christus“ grüßte, um in ihm dem Herrn, der zeitlebens diente, zu ehren. Der Papst hätte dann sicher mit einem freundlichen „in Ewigkeit Amen“ geantwortet. In diesem Augenblick erinnerte sich der Mann an seine geliebte Großmutter, der er schon lange einen Platz unter den Seligen zudachte. Aber er vermochte auch an diesem Tag, obwohl er sich anstrengte, ihr vertrautes Gesicht nicht unter dem Gefolge des Papstes zu erkennen. Der Mann hatte nun schon das Alter überschritten, das Großmutter erreichte, als er sie nach ihrem Tode so schmerzlich vermisste. Auch heute, zwischen Schlafen und Erwachen, erinnerte er sich wieder an sie und beschloss, endlich einmal zu erzählen, was er mit ihr zusammen erlebte:

Der Enkel teilte als Kind das Schlafzimmer mit seiner Großmutter. Sein Bett befand sich neben dem Eingang in einer Ecke des Raumes. Die Großmutter schlief nicht weit von ihm entfernt an der Wand beim Fenster, das zur Straße führte. Das gemeinsame Zimmer war schlicht eingerichtet. Die Tage, aber auch Dunkelheit und Nächte standen unter Gottes Schutz. Dies deutete die Großmutter immer vor dem Einschlafen an, wenn sie ihren Enkel mit Weihwasser segnete. Ihren abgebeteten Rosenkranz, der schon einige Perlen verloren hatte, hielt er allezeit hoch in Ehren. Er begleitete ihn bei allen Unternehmungen. Wie oft mochte die Großmutter, eine fromme Hotzenwälderin, diesen Rosenkranz für ihren Enkel gebetet haben. Zum Ende des Tages, betete er sich später selbst, an Stelle des Abendsegens der Großmutter, mit dem Rosenkranz in den Schlaf. Gelegentlich erinnerte sich der Mann an die Kindheit und an seine Großmutter:

Sie war eine stattliche Frau und trug Hausschuhe, die mit Klammern geschlossen werden konnten. Mit einen dunklen, langen Halb-Rock, blau getönter halber Schürze, und einem, den Hals umschließenden dunklen Mieder bekleidet, glich sie Ammen, wie sie van Gogh malte. Ihre sorgsam nach hinten gekämmten Haare waren zu einem Zopf geflochten, den sie jeden Tag säuberlich zu einer Schnecke zusammensteckte. Sie verkörperte für ihren Enkel Liebe und Geborgenheit. Gütig, friedfertig und zufrieden, sorgte sie für die Familie. In den Mußestunden griffen ihre von der Arbeit schrundigen Hände zum Rosenkranz oder zur Heiligen Schrift. Ihr Enkel konnte sich jedoch nie erklären, welche Bedeutung ein mysteriöses Büchlein für sie hatte, das sie unter ihrem Mieder in einer Tuchtasche bei sich trug. Streng katholische Theologen würden sicher einige Zweifel an den Glaubensgrundlagen dieser Schrift angemeldet, und dagegen Einspruch erhoben haben. War sie doch, wenn auch nicht im streng katholischen Sinne, zu frommem Gebrauch bestimmt.

Ihr Ehemann, ein stolzer Schwarzwälder, der als Stipendiat die großherzogliche Schnitzler Schule in Furtwangen absolvierte, verkaufte die aus Holz gefertigten Kunstwerke im süddeutschen Raum und in der Schweiz. Er war politisch interessiert und nahm am öffentlichen Leben regen Anteil. In der wirtschaftlichen Flaute nach dem ersten Weltkrieg, fanden sich aber kaum Abnehmer für seine Kunst. Er war daher gezwungen, Gebrauchsgegenstände herzustellen und sprach dem Alkohol mehr zu, als der Familie bekömmlich war. Sein Enkel bedauerte dies. Er hielt aber das Lebenswerk seines Großvaters in Ehren. Dessen Kunstwerke waren in der Wohnung nicht zu übersehen. Tische, Stühle, Kommoden, Schränke und Bilder, hatte er kunstvoll von eigener Hand gefertigt. Nach seinem frühen Tod tauschte aber die Mutter des Enkels in den Hungerjahren nach dem zweiten Weltkrieg, schweren Herzens den Nachlass des Großvaters und dessen Werkzeug, gegen Butter, Kartoffeln, Mehl und andere Lebensmittel ein. In manchen schweren Stunden seines Lebens, versuchte der Enkel sich an das Gesicht der „Großmame“, so nannte er sie im badischen Dialekt, zu erinnern. Sie war ihm aus dem Blick geraten, denn andere Geschäfte nahmen ihn in Anspruch. Erst in späteren Lebensjahren, gab seine Seele nach und nach preis, was ihr wichtig war, jedoch zur Seite geschoben wurde. Jedoch heute, in der Frühe des Tages, beim Erwachen aus dem Schlaf, drängten die Erinnerungen an die Großmutter ins Wort. Nun war es ihm wichtig zu erzählen, was in dem oft schweigenden Miteinander zwischen ihm und ihr geschah:

Die beständige zugewandte Präsenz der Großmutter bewirkte, dass er sich von ihr wortlos wohlwollend geliebt und akzeptiert fühlte. Unter diesem Schutzmantel war es ihm möglich, ohne Angst, das bunte Leben um sich zu entdecken und zu erkunden. Es ging ja nach jedem Tag wieder zurück in den schützenden Hafen. Der Segen und das Weihwasser bewahrten den Enkel eben nicht nur im Dunkel der Nacht, sondern geleiteten ihn auch durch all seine kindlichen Abenteuer und Spiele. Dazwischen ertönte, sein drängender Ruf: „Grosmame, Gutzischnitte!!“ aus dem Hinterhof, wenn er hungrig war. Dann öffnete sich oben ein „Fenster“ und sie war da. Ihre kräftige Hand schnitt vom runden Bauernbrot ein ordentliches Stück ab, belegte es mit Butter und Marmelade und gab es dem Knaben. So gestärkt ging es wieder hinaus ins „freundliche Leben“. Es fielen ihm mit der Zeit auch andere Erlebnisse mit der Großmutter ein, die nicht mehr in der Wortlosigkeit versinken sollten:

Sie erlebten gemeinsam eine Kriegsweihnacht. Vorräte waren kaum vorhanden. Die Lebensmittel reichten nur für das Nötigste. Die Mutter und der jüngere Bruder waren zu Besuch bei Verwandten. Der Enkel und seine Großmutter befanden sich am Heiligen Abend in der Küche. Er war schon in dem Alter, um zu wissen, dass an diesem Tag Geschenke ausgeteilt würden. Sie aber besaßen nichts, rein gar nichts, nicht einmal einen Weihnachtsbaum. Dennoch gab es für den Enkel keinen Anlass zu übermäßiger Trauer. Seine Großmutter war ja da. Sie saß auf einem Stuhl und las, wie so oft, in der Heiligen Schrift. Er spielte zu ihren Füßen, die sie auf einem Hocker gelagert hatte. Plötzlich ging die Türe auf: Ein älteres „Fräulein“ trat ein. Mit einem lieben Gruß vom Pfarrer und dessen Segenswünschen zum Fest händigt sie der Großmutter eine schön verpackte Flasche Wein, dem Enkel eine Spielmaus zum Aufziehen, und eine Tafel Schokolade aus. Diese Überraschung war wirklich gelungen. Nun gehörten auch sie zu den Beschenkten. Die Weihnachtsengel trugen sicher ihren Dank vor Gottes Thron. Vielleicht freute sich sogar das „arme Kind in der Krippe“ ein wenig mit. Dem sorgsamen Josef und der Gottesmutter mit dem liebenden Herz entging die Freude der Beschenkten sicher nicht. Gehörten sie doch zu einer St Josefs-Pfarrei, und insofern mit zur Heiligen Familie. Viele Jahre hielt der Mann beharrlich an der Vorstellung fest, dies sei sein schönstes Weihnachtsfest gewesen. Und es war nicht zu leugnen, dass auch auf andere reich bestücktere Feste mit den Kindern seiner Familie, immer ein wenig Glanz aus alten Zeiten fiel.

Eines Tages strapazierte der Enkel aber den guten Willen seiner Großmutter erheblich. Ältere Spielkameraden beeinflussten ihn und seinen jüngeren Bruder, bei der Großmutter Fürbitte einzulegen. Sie hatten geplant, auf der kleinen Wiese im Hausgarten einen Bunker zu bauen. Zu diesem Zweck hoben die Jungen, mit Genehmigung der Großmutter, aber entgegen deren Erwartungen auf der kleinen Wiese im Hausgarten ein quadratisches, etwa ein Meter tiefes Erdloch aus. Die Jungen stellten einen Holz-Stempel in die Mitte, deckten alles mit Brettern ab, schütteten Erdreich darüber, deckten den Bunker mit dem Rasen wieder zu, und ließen nur einen mit einer Holztüre versehenen Eingang frei. Vor Blicken geschützt, versammelten sich die Buben auf kleinen Bänken, und ließen die ersten Zigaretten kreisen

Die Großmutter, war einmal sehr krank. Der Enkel erkannte dies nur an den Vorbereitungen: Auf einen kleinen Tisch im gemeinsamen Schlafzimmer wurde ein Kreuz gestellt. Links und rechts davon brannten zwei Kerzen, die besondere Feierlichkeit ausstrahlten. Eine kleine weiße Decke wurde ausgelegt. Der Enkel war aufgeregt, denn der Pfarrer wurde zur Krankenkommunion erwartet. Es wollte nicht in den kleinen Kopf hinein, dass nicht nur der verehrte Pfarrer, sondern der liebe Gott selbst zu Besuch käme. Dem Enkel war schon damals klar, dass ihre Familie nicht zu den Reichen und Begüterten der Stadt gehörten. Umso ergreifender war es für ihn, sich vorzustellen, dass Gott selbst sich auch bei Armen wohl fühlen könnte. Damals fehlten ihm die Worte, um auszudrücken, was dieser Krankenbesuch des Pfarrers für ihn bedeutete. Aber schweigend erlebte er diese Feier, ein Fest der Liebe, wie ein Stück Himmel auf Erden mit.

Als Knabe suchte der Enkel immer wieder Gelegenheiten, um seine Großmutter zu unterstützen. Er übernahm Einkäufe, zog den kleinen Leiterwagen mit Kohlen und Briketts nach Hause, begleitete sie zu den Ämtern, und füllte stolz die Formulare aus. Er wurde immer sehr zornig, wenn Menschen sich „Alten“ gegenüber nicht ehrerbietig verhielten. Denn die Erwartung blieb in ihm immer lebendig, dass alle Menschen einmal gebrechlich, alt und hilfsbedürftig würden. Im Alter von zwölf Jahren zerriss aber der Schnitter Tod grausam diesen bis dahin ungetrübten Kinderhimmel:

Es geschah an einem warmen Sommertag. Die Großmutter kam hinunter in den Hof, um beim Holz-Sägen behilflich zu sein. Plötzlich griff sie sich wortlos an die Brust. Es war ihr offensichtlich nicht wohl. Den Enkel ergriff sofort größte Unruhe und Sorge. Es durfte ihr ja nichts geschehen, denn sie war unendlich wichtig für ihn. Unter ihrem Schutz war er ein gern gesehener Gast bei allen Händlern und Handwerkern, ein wissensdurstiger, lebendiger Junge und Anführer seiner Freunde, denn er fühlte sich geliebt. Was konnte er jetzt noch für sie tun?

Er reichte seiner Großmutter den Arm, um sie einige Stufen hinauf bis zum ersten Treppenabsatz zu stützen. Ohne ein Wort zu reden brach sie plötzlich in die Knie. Der Enkel fing sie in seinen Armen auf, ohne zu wissen, dass sie im Sterben lag. Lediglich der entsetzliche Aufschrei seiner Mutter, die herbeigeeilt, angesichts der Toten wie Espenlaub vor ihr zitterte, ließ ihn erahnen, dass etwas Schreckliches geschehen war. Wie von Furien gepeitscht rannte er im Auftrag der Mutter durch die Stadt, damit der Hausarzt das Unheil wende. Als er mit dem Arzt zurückkam, lag sie still auf ihrem Bett.

Der Enkel war von unsagbaren Ahnungen gepeinigt, als ob ihn nun niemand mehr liebend durchs Leben begleitete. Er konnte von da an keine Kränze oder Friedhofs-Bepflanzungen mehr riechen. Die Beerdigung lief wie im Nebel an ihm vorüber. Er mied den Friedhof und das Totenhaus, in dem Großmutter gelegen hatte, fürchtete und hasste von Tag an den Tod, der so lebenswichtige Bindungen gewaltsam zerstören konnte. Mit zwölf Jahren fühlte er sich von der sorglosen Kindheit getrennt, entsetzlich erwachsen und allein gelassen. Wie sollte das Leben für ihn weiter gehen?

Großmutters Tod war damals einfach zu viel für den Knaben. Und was hätte sie ihm noch sagen können? Vielleicht, dass es für sie auch sehr bitter war, ihn unversorgt zurück zu lassen? Oder die Hoffnung auszudrücken, dass auch für ihren Enkel einmal die Zeit kommen würde, um sich ins Unabwendbare zu ergeben, Abschied zu nehmen, und mit lieben Worten das Schweigen beenden zu können? Vielleicht hätte sie ihrem Enkel noch gern dafür gedankt, dass er sie nicht nur sterbend in die Arme nahm, sondern auch im liebenden Gedenken aufgefangen habe. Es lebte sich auch im Himmel leichter mit einem guten Freund auf Erden. Sie stelle sich für ihren Enkel gern an ein Himmelsfenster, damit er ihr Gesicht ab und zu sehen könne. Nie würde er ohne Weihwasser und ihren Segen sein. Er solle wie sie den Rosenkranz beten und sich von der Heiligen Schrift und guten Menschen trösten lassen. Der Schnitter Tod habe sie zwar getrennt. Er habe aber keine Macht, all das was sie miteinander erleiden und erleben durften, zu zerstören.

Damals traf den Enkel der Tod seiner Großmutter völlig unvorbereitet und so überwältigend, dass er nur die Augen verschließen und verstummen konnte. Jahrelang war es ihm unmöglich, sich an das Gesicht seiner Großmutter zu erinnern. Dieser Verlust hatte ihn lange Zeit unfähig gemacht, sich an die glücklichen Tage seiner Kindheit und an die schönen Erlebnisse vor deren Tod zu erinnern. Zu Zeiten war es ihm auch schwer gefallen zu glauben, dass die Liebe den Tod, wie die Sonne die Nacht besiegen könnte. Es war nicht leicht für ihn, sich auf das eigene Altern und die zunehmenden Begegnungen mit dem Sensenmann einzulassen. Der erwachsene Mann verstand es aber mit den Jahren besser als der einstige Enkel, dass Abschied, Trennung und Tod unabwendbar zum Leben gehören.

Nun war endlich ins Wort gefasst, in die Wahrheit gestellt, und für alle Freunde festgehalten, was im Grunde unzerstörbar ist. Jetzt konnte der Mann bei genauem Hinsehen, die Großmutter neben dem Papst am „Himmelsfenster“ ab und zu wieder erkennen und allen, die es wissen wollten erzählen, welche schöne Kindheit er unter deren Obhut erleben durfte. Sie hatte nun wieder ein Gesicht. Ein wenig österlicher Friede überkam ihn auch bei dem Gedanken, dass er seiner Mutter Osterlieder sang, als sie die Krankenkommunion vor ihrem Tod empfing. So mag für uns alle gelten: Jesus Christus hat den Tod besiegt, ER das EWIGE WORT lebt, denn der Herr ist wahrhaft auferstanden. Er hat auch uns vom Tod befreit und zu neuem Leben auferweckt

Leserbriefe

Liebe Leser,

Es lohnt sich, wieder einmal in meinen Literaturblog hineinzuschauen. Ich habe in den letzten Wochen einige bisher unveröffentlichte Texte eingefügt. Vielleicht kann ich Ihnen mit dem einen oder anderen Wort ein wenig Freude bereiten.
Zu verweisen ist darauf, dass im Internet unter www.franz-schwald.de, Schlagworte, der gesuchten Begriff gezeigt wird, und in welchen meiner Themen er erscheint. Es ist dadurch auch ein direkter Zugang zum Literaturblog möglich.

Ich empfehle Ihnen auch einmal das „Archiv“ und die „Favoriten“ einzusehen.
Frohe Pfingsttage und reichen Segen
Ihr
Franz Schwald

Ein Brief

Liebe Freunde,

Was drängt mich heute zum Schreiben? Es ist leicht zu erklären. Ich habe einfach Lust mit Euch ein wenig zu plaudern. Schon meldet sich in mir aber eine kritische Stimme: „Darf man das, möchten die auch ein wenig plaudern?“ Und da höre ich auch eine andere Seite: „Haben wir nicht das Recht dazu, einfach nur zu erzählen, was uns umtreibt, in der Hoffnung, dass wir einander verstehen?“ Etwas Rückendeckung gewinne ich bei der Erinnerung an die „Alten“, bei denen wir in unserer Jugend lernten, wie Plaudern geht. Es waren die fleißigen Handwerker in unserer Umgebung, die sich ab und zu Zeit gönnten, neben ihrer Arbeit miteinander über all das zu reden, was sie bewegte. Auf dem Lande war es Sitte, dass die Bauern sich nach des Tages Mühen auf eine Bank vor dem Hause setzten, oder im Winter auf der warmen Kunst saßen, um es sich bei Gesprächen miteinander wohl ergehen zu lassen.
Nichts anderes habe ich im Sinn, wenn ich Euch allen, und Vielen über unseren Leserkreis hinaus, einige Sätze zum reinen Vergnügen anbiete. Im Augenblick trommelt Aprilregen, der für die erwachende Natur ein Segen darstellt, auf unser Dach. Ich sitze schön im Trockenen, und lasse es mir beim Schreiben recht gut gehen. Der Gedanke, Euch heute einen Brief zu schreiben, kam mir soeben, als ich mich von der Pflicht entband, meiner Frau weiter vorzulesen, denn sie war bei der Lektüre eingeschlafen. Das muss ich näher erklären:
Wir lesen schon geraume Zeit jeweils in der Mittagspause bei einem Espresso mit Vergnügen Bücher, meistens Klassiker, die während der beruflichen Zeit zu unserem Leidwesen nur das Bücherbord zierten. Von befreundeter Seite geschenkt, fesselt uns seit einiger Zeit der Roman „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert. Es ergeben sich bei dieser Lektüre für uns immer wieder Gelegenheiten zu einer Nachfrage oder zu einem Gespräch. Nach über zweihundert Seiten, blicken wir heute zurück: Flaubert zeigt uns in der Gestalt der „Emma“ in Beziehung zu ihrem gutmütigen Ehemann und ihrem Liebhaber Rodolphe, den vergeblichen Versuch aus einem fragwürdigen Leben illusionär auszubrechen. Flaubert versteht es, dem Leser durch die handelnden Personen und deren Umwelt, das gesellschaftliche Leben und den Geist seiner Zeit nahe zu bringen. Es gelingt ihm, in einer bewundernswert bildhaften Sprache zu fesseln, und reale Vorgänge des Alltags in eine zeitlose Gestalt zu erheben. Es ist ein Geschenk, dem täglichen Brot unseres Daseins im Raum der Kunst oder der Sprache Bedeutung zu verleihen, und auch mein Anliegen den realen Alltag in im literarisches Schaffen zu würdigen.
Sie wissen, liebe Leser, dass ich jüngst an Hand eines erfahrenen Informatikers, dem Rat eines Freundes folgend, einen Literaturblog einrichtete. In dieser Zeit kam ich leider nicht zum Schreiben. Hinzu kam die Tücke des Objektes: Das Office-Programm meines Rechners konnte nicht aktiviert werden. Zum Glück funktioniert mein Laptop noch, während wir versuchen, dem Programm wieder auf die Beine zu helfen. Gelegentlich nehme ich in „technischen Angelegenheiten“ auch den Rat unserer Töchter in Anspruch, die wie alle jungen Frauen mit den neuen Medien vertraut sind. Sie konnten mir aber im vorliegenden Falle nicht helfen und eine Tochter ließ mich wissen, dass ich ihr im Umgang mit meinen Arbeitsgeräten wie ein „IT-Opa“ vorkomme, der sie mit manchen Fragen überfordere. Das deute ich als ein Kompliment für meine Kenntnisse in diesem Bereich.
Ich kann diesem Lob aber nicht vorbehaltslos zustimmen, denn zuweilen gibt es beim Lernen auch herbe Enttäuschungen, die ich nicht verschweigen möchte: Erst gestern bat ich meinen Administrator von Unruhe getrieben um Hilfe, denn ich hatte die Kategorie meiner Kurzgeschichten im Literaturblog gelöscht. Als ich ihm auf dessen Nachfrage bestätigte, bei diesem Vorgang ein rotes Warnsignal bemerkt aber übergangen zu haben, sah ich ihn wie fassungslos vor mir stehen. Es folgte meinerseits ein Stoßgebet zum Heiligen Antonius, der mir schon oft half, Verlorenes wieder zu finden. Dann suchte ich selbst angestrengt nach denTexte Texten und -o Wunder- ich fand sie tatsächlich wieder.
Das Programm des Literatur-Blogs, hatte wie ein treuer Knecht, die von mir als gelöscht vermuteten Kurzgeschichten, automatisch in einer Kategorie „unkategorisierter Texte“ gespeichert. Sie können sicher den Stein plumpsen hören, der mir von der Seele fiel, als ich mich daran machte, alle Texte wieder geordnet einzugeben. Dabei konnte ich vom neuen Archiv profitieren, das mein Administrator einrichtete, sodass ich bei der Recherche die gesuchten Texte leicht finden konnte. Ich kann Ihnen daher nur empfehlen, sich bei einer Textsuche im neuen Literaturblog dieser Hilfe zu bedienen.
Im Übrigen passt alles, was ich Ihnen heute erzähle, sehr gut zu meinem Hauptthema, allem Kreativen offen, ständig nach neuen Erfahrungen zu suchen, und immer wieder neue Formen literarischen Austausches mit den Lesern zu erkunden. Ich versichere hoch und heilig, dass der Gedanke. Ihnen einen freundlichen „Brief“ zu schreiben erst bei der heutigen Lektüre in der Mittagspause auftauchte. Gebannt von dieser Idee, begann ich sofort, ihr eine literarische Form zu geben. Ob mir das gelungen ist, unterstelle ich Ihrem Urteil. Andere Optionen habe ich daher vorerst zurück gestellt:
In meiner Schublade liegt ein Manuskript zum Thema „Spukgestalten“, das auf seine Vollendung wartet. Auch meine heutige Absicht, weitere Texte der letzten Jahre im Literaturblog unterzubringen, gab ich zugunsten dieses Briefes auf. Aber bei all meiner Vorliebe für Literatur, Kultur und Religion, übersehe ich natürlich weder die aktuelle politische Weltlage, noch die anstehenden europäischen oder deutschen Fragen. Bekannter Weise wird in den Medien hierzu viel, manchmal zu viel geschrieben und noch mehr geredet. Ich wende mich daher lieber anderen Themen zu:
Haben wir zum Beispiel alle bemerkt, dass Ostern war und wir uns in der nachösterlichen Zeit befinden? Mein Brief kommt daher auch aus diesem Grund zustande, denn ich habe es bislang versäumt. den Gründonnerstags- und Karfreitagstexten, einen Osterbrief folgen zu lassen. Ohne den österlichen Geist, der auch mich auferweckt und ständig zu neuen Taten ermuntert, wäre mir ja nicht der Gedanke gekommen, Ihnen heute einen Brief zu schreiben. Als Kinder suchten wir die Ostereier und die suchenden und fragenden Jünger, wir alle, brauchen immer wieder einen Anstoß, der uns ermuntert, in neuen Sprachen und Formen, das unfassbare österliche Geheimnis zu deuten und zu feiern.
Genau das versucht Ihr Franz Schwald aus Oppenweiler mit seinen Geschichten und Gedanken. Ich betrachtete zum Beispiel vor wenigen Minuten einen Rosenstrauß auf unserem Tisch. Genau in diesem Augenblick tauchte die Sonne eine einzelne Rose so in ihr Licht, dass ich sie für eine Weile wie gebannt anschaute. Die Augen meines Herzens erfassten im staunenden Hinblick ihre wahre Schönheit und Bedeutung für mich weit mehr, als meine natürlichen Augen zu sehen vermögen. Vielleicht können Sie, liebe Leser, einen ähnlichen Standpunkt des „Staunens“ einnehmen und mit mir, die aufbrechende Kraft des jährlich wiederkehren Frühlings genießen.
Ich habe aber nun den Eindruck, als ob ich Ihnen in meiner österlichen Freude auf unserer imaginären „Bank oder Kunst“ schon mehr erzählt habe, als bei einem Zusammensitzen ohne zu ermüden gesagt werden sollte. Wie sie ja wissen, liebe ich mit Bedacht Kurzgeschichten. Wie Kinder, gern „Pusteblume“ spielen und sich freuen, wenn die Samen des Löwenzahnes wie kleine Fallschirm davon fliegen um irgendwie ihr Ziel zu finden, so hoffe auch ich, dass das eine oder andere Wort bei Ihnen landet.
Mit freundlichen Grüßen und Wünsche, Ihr
Franz Schwald
13.4.16

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