Karfreitag

 

Von Kindheit an hat mich, die frohe Botschaft vom Leiden und Sterben unseres Herrn und Meisters zutiefst erschüttert. Wer kann es ertragen, dass der Menschensohn so erniedrigt und gedemütigt wird? Die bösen Taten und das Unrecht, die im Leiden und Schweigen des Gottessohnes offenbar werden, brennen wie Feuer in der eigenen Seele. Sie sind eine entsetzliche Verhöhnung wehrloser Liebe. Ich muss es ertragen, dass Jesus Christus, mein bester Freund, dem ich ein Leben lang folgte, geschunden, bespuckt und auf grausame Weise entehrt wird. Es erfüllt mich mit Abscheu und Gram, dass der geliebte Herr entwürdigt, wie ein Verbrecher aus der Gesellschaft ausgestoßen, am Kreuz verspottet wird.

Manchmal wollte ich vor Empörung gegen all die Ungerechtigkeit, die sich am Gottessohn austobt, wie Petrus zum Schwert greifen. Es tut ja so unendlich weh, den Herrn und Meister auf seinem Karfreitagsweg bis in die Grabesruhe zu begleiten. Nie habe ich daher aufgehört das himmelsschreiende Unrecht, das an Jesus Christus geschah und an vielen Menschen noch geschieht, zu beklagen und anzuprangern. Aber ich musste lernen, dem Herrn zu gehorchen, der mir sagt: Franz, lass das Schwert in der Scheide, denn wer zum Schwert greift, wird damit umkommen. Ja, der Geliebte, der Meister, sagt die Wahrheit: Wir können Unrecht nicht durch neues Unrecht aus der Welt schaffen.

Als ich heute zur Karfreitagsliturgie fuhr, riss mich ein tröstlicher Gedanke, den ich Euch, liebe Freunde, nicht vorenthalten möchte, aus meinem Kummer. Wir haben sicher alle schon der Liebe wegen schmerzliche Grenzen erfahren. Ja, echte Liebe, die nicht locker lässt, kann wehtun. Wir können das Kreuz aber nicht durch schöne Reden aus der Welt schaffen; es bleibt eine schmerzliche Wahrheit. Aber, und das sag ich mitten im Karfreitagsgeschehen: Der Herr hat uns im größten Leid Seine Liebe offenbart. ER hat vor unseren Augen in einem Übermaß gelitten, und dennoch nicht zurückgeschlagen. Das bedeutet für uns alle, die wahre Liebe ist nicht umzubringen. Diese Erkenntnis muss ich als Trostworte hinaus schreien. Unser Geliebter hat am Kreuz in der Liebe zum Vater gesiegt und dadurch auch unsere eigene Liebe gerettet und dem endgültigen Nichts entrissen. Wir dürfen  in der Liebe bleiben, auch wenn wir schmerzliche Grenzen erleben. Und ich versichere Euch, diese Liebe wird niemals enden: Auch wenn Euer Franz einmal -nur Gott weiß es wann- eine sterbliche Hülle zurücklassen wird, kann der Tod die Liebe nicht zerstören.

Lassen wir daher in der Grabesruhe des Herrn all unseren Groll und Hader dahinfahren, uns im aufscheinenden Osterlicht umgestalten, und halten wir Beelzebub und seinem Gefolge das Kreuz als Siegeszeichen entgegen. Noch sind wir jedoch alle gefragt, einander zu stärken und zu ermutigen. Der geliebte Herr, die Liebe und wir mit IHM, sind eben nicht tot zu kriegen. Unser väterlicher Freund Papst Franziskus zeigt, es auf seine Weise: Er wäscht armen Menschen die Füße und offenbart eine Liebe, die Gräuel und Bosheit überwinden kann. Zeigen und bezeugen wir einander, dass Bosheit nicht das letzte Wort ist, wenn wir in der Osternacht in den Jubel der Kirche einstimmen: „Tod wo ist Dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg.“ Vergessen wir nie, wir können und müssen uns nicht selbst erlösen, im Kreuz unseres Herrn ist Heil. Wir sind durch IHN von Schuld und Sünde erlöst. Möge der Herr uns unentwegt auf der Straße der Liebe halten und führen. Der Dreifaltige Gott möge uns im Heiligen Geist hierzu segnen.

Franz Schwald

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