Sie taumeln herunter wie aus vergangener Zeit und liegen zuhauf. Mutter Erde breitet weit die Arme aus, hält und sammelt alle. Da liegen sie. Kein Windhauch wirbelt die Blätter auf. Für eine kleine Weile scheint für sie hier auf Erden die Zeit still zu stehen. In herbstlich leuchtenden Farben bedecken die Welkenden den spärlich vorhandenen Rasen, als wollten sie ihn mit einem Mantel aufgestauter Sommerwärme vor den anstehenden kalten, und regnerischen Tagen schützen.
Es sind dieselben Blätter, die vom Frühjahr an, still und leise, wie es ihre Art ist, die Büsche und Bäume bekleideten, und uns mit ihrem Spiel in Sonne und Wind erfreuten. Mit ihnen sind auch wir unmerklich und unaufhaltsam durch die Sanduhr unserer Zeit geglitten. Wehmut und Trauer berühren unser Herz, wenn wir es zulassen, dass wir alle, wie die uns umgebenden Natur, auch in den Kreislauf des Werdens und Vergehens eingebettet sind.
Selbst wenn wir sicher wissen, dass sich unsere Bäume und Büsche nach Herbst und Winter, in jedem Frühling wieder in einem schmucken, grünen Blätterkleid vorstellen werden, bleibt es auch dem “homo sapiens” nicht erspart, dereinst wie alles in der Natur zu enden. Vor Zeiten benannten bereits die Griechen dieses unausweichliche Geschehen als “Chronos”, um daran zu erinnern, dass alles fließt und vergänglich sei. Rilke verwies in einem seiner Gedichte im Bilde der herbstlich fallenden Blätter auch auf das eherne Gesetz der Zeit, aber ebenso hoffend, dass „Einer“ sei, der sie einmal unendlich sanft in seinen Händen auffange.
Lieber Papa
ich verstehe warum Du diesen Text geschrieben hast und ich finde ihn auch sehr schön und die Analogie zu Chronos sehr passend. Vielleicht findest Du in Deiner Reha Anregung um die schönen und malerischen Seiten des Herbstes noch auskosten zu können.
Es gibt eine schöne Kindergeschichte von einer kleinen Maus, die, statt wie alle anderen geschäftigen Mäuse Vorräte für den Winter zu sammeln, im Herbst Farben und Wärme sammelt. In den kalten grauen Wintertagen profitieren dann alle Mäuse nicht nur von den Essensvorräten sondern auch von den wärmenden und farbigen Erzählungen dieses Mäuschens….
Alles Liebe
Claudia