Unsagbar
frei in
Raum
und Zeit
Berühren
Herzen
Die
Ewigkeit

Unsagbar
frei in
Raum
und Zeit
Berühren
Herzen
Die
Ewigkeit
O Gott, unser Vater, Sohn und Heiliger Geist, hilf uns beten und reden: DIR Allmächtiger Gott, DEINEM GÖTTLICHEN FIAT, verdanken wir alles, was es im Himmel und im Universum DEINER Liebe auf Erden je gab, gibt und bis zum Ende der von DIR bestimmten Zeiten geben wird. Alles hat in DIR Bestand und entfaltet sich in DEINEM Allerheiligsten Willen nach seiner Art. Ohne DICH geschah, geschieht und wird nichts geschehen; ein leeres unvorstellbares, grauenvolles „Nichts“, gegen das die Realität unseres Universums und unsere Vernunft Einspruch erhebt. Wir aber, und alles was es gab, geschieht und geben wird, verdanken DIR, dem Schöpfer, unsere Existenz.
DU hast seit es Menschen gibt, die bis heute offene Frage, des woher und wohin bewegt sich unser Dasein, und das Verlangen eingestiftet, die Sehnsucht nach DIR zu bezeugen. In den Propheten hast DU DICH als sprechender fürsorglicher Gott erwiesen, der SEINEM Volk nach SEINER Ordnung beisteht. DU hast uns den Glauben, die Hoffnung und Liebe geschenkt, auf den ersehnten Retter zu warten. Als die Zeit gekommen war, hast DU die Jungfrau Maria erwählt, dem Engel Gabriel zu folgen und im Heiligen Geist ihr „fiat“ zu bekennen, dass sie dem Gottessohn, Mutter zur Menschwerdung sein sollte. In IHM, Jesus Christus, sollte sich nach Gottes Willen im „Fiat“ Jesu, für alle Menschen und Geschöpfe die Liebe des Vatersoffenbaren. Alle sollten erkennen, dass sie Kinder des einen Vaters, und Söhne und Töchter von Herkunft Gottes sind, der ihnen SEINEN Sohn als Menschensohn schenkt, um in ihnen ihre Gottes- und Menschennatur zu versöhnen.
ER Jesus Christus, der Gottes- und Menschensohn hat uns gezeigt, was die Liebe des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes in einem Menschen wie DU und ich bewirken kann, der im Gehorsam, den Willen des Vaters erfüllt. Das Leben der Tod, die Auferstehung Himmelfahrt und Geistsendung unseres Herrn Jesu bezeugen einmalig, dass dies alles geschah, geschieht und bis zum Ende der Zeiten geschehen wird, um uns Menschen im Dienst für einander, und für alle Geschöpfe, in die Verheißungen Christi einzubeziehen. Gottvater unser Schöpfer, der Sohn unser Retter und Erlöser, und der Heilige Geist unser Tröster und Beistand, erbitten auch unser „fiat“, dass wir im Glauben Hoffen und Lieben, in Gemeinschaft der Kirche, immer mehr in die heiligmachende beseligende Gottes- und Menschennatur hineinwachsen. DEIN Wille, o Gott. geschehe im Himmel und auf Erden, wie es im Anfang war so auch jetzt, allezeit und in Ewigkeit.
Lieber Gott unser
Vater und Schöpfer
ich danke DIR dass
DU mich lebenslang
Tag und Nacht daran
erinnerst DICH von
ganzem Herzen mit
aller Kraft und
Allen Sinnen in allem
was DEIN ist und allem
was wir sind und haben
zu lieben um DIR für alles
Was DU uns durch DEINEN
Sohn in der Einheit des
Heiligen Geistes schenkst zu
danken und zu dienen
Wir befanden uns im vierten Jahr des auf allen Seiten unter großen Verlusten geführten zweiten Weltkrieges. Die deutschen Truppen zogen sich nach anfänglichen Erfolgen an allen Fronten zurück. Viele Städte lagen zerbombt in Trümmern. Dennoch wurden über die Medien Durchhalteparolen verkündet. Es kursierten Nachrichten, die eine Wende zu unseren Gunsten durch geheime Waffen versprachen. Die Menschen waren des Krieges überdrüssig, viele Soldaten verletzt, gefallen, oder in Gefangenschaft geraten. Werber bemühten sich dennoch, Jugendlichen „ in letzter Stunde“ den Waffendienst zu empfehlen.
Seit zwei Jahren, bis ins Frühjahr 1944, wohnte ich mit Billigung meiner Mutter, in einem Bauernhaus bei Verwandten auf dem Hotzenwald. Mutter- und Vater – Berger hatten mich wie einen Sohn aufgenommen. Ihre eigenen Söhne waren im Feld, der älteste Sohn bereits gefallen. In dieser Zeit litt ich keine Not. Ich arbeitete im Jahreskreislauf im Stall und auf den Feldern mit, wie die anderen Bauernbuben der Ortschaft. Die „Berger-Mutter“ mit ihren roten Wangen, den aufmerksamen blauen Augen und den nach hinten zu einer Rolle geflochtenen, grauen Haaren, war tief religiös. Der stämmige, mittelgroße, „Berger-Vater“ war stolz auf seinen Nebenberuf als Straßenwärter. Nach den wöchentlichen Gottesdiensten in der kleinen Kapelle, kam unser Pfarrer, einer alten Tradition zufolge, ins Bergerhaus zum Frühstück. Er scheute sich nicht, wenn Not an Mann war, bei der Heuernte mit an zu packen. In meiner Erzählung „ Der Hotzenbischof“, habe ich mich dankbar seiner erinnert. Als ihm die Nationalsozialisten den Zutritt zur Schule verwehrten, gab er uns Religionsunterricht in der Stube eines Bauernhauses. Das verband uns Buben und Mädchen noch mehr mit diesem Pfarrer, der in schweren Zeiten für uns ein Vorbild war. Ich folgte seinen überzeugenden Worten, mit denen er über unseren katholischen Glauben sprach, mit großer Aufmerksamkeit, und stellte viele Fragen. In seinem Abschlusszeugnis zeichnete er mich als seinen besten Schüler aus.
In der 7. und 8. Klasse besuchte ich die Schule in Kleinherrischwand. Einige der Buben und Mädchen lernte ich in diesen zwei Jahren näher kennen. Den Jungen war ich zwar körperlich unterlegen, sie respektierten mich aber der schulischen Leistungen wegen. Unsere Lehrerin, eine hübsche Elsässerin, die sich oft in verführerischer Pose mit ihrem kurzen Rock auf die ersten Bänke setzte, habe ich nicht nur wegen ihres lebendigen Unterrichts angehimmelt. Zu Ostern 1944 war die Schulzeit zu Ende. Mein Vater hatte mir in einem seiner Briefe Ende August 1943 mitgeteilt, dass er als Gebirgsjäger bereits seit 4 Jahren an verschiedenen Fronten im Einsatz sei. Er ließ mich wissen, dass er mich in jeder Hinsicht bei meiner Berufswahl unterstütze. Ich könnte bei ihm in Karlsruhe wohnen, falls ich den Besuch einer Hochschule anstrebte. Nach einem Gespräch mit meiner Mutter entschied ich mich aber für meine Heimatstadt Rheinfelden. Ich beabsichtigte, eine kaufmännische Lehre zu beginnen, da mir dies aus damaliger Sicht wünschenswerter erschien.
Nach dem Schulabschluss verabschiedete ich mich dankbar von den liebenswerten „Berger-Eltern“ mit dem Versprechen, dass ich sie nicht vergessen und wieder besuchen werde. Unverzüglich stellte ich mich bei der Firma Metzger, einer größeren Bauunternehmungen in Rheinfelden vor, wurde akzeptiert, begann die Lehre im April 1944, besuchte in dieser Zeit die Handelsschule und beendete beides erfolgreich mit der Gehilfenprüfung zum Baukaufmann im April 1947. Da nach dem Krieg wenig Aussicht bestand, als Baukaufmann irgendwo unter zu kommen, blieb ich der günstigeren Bedingungen wegen, in dieser Firma bis zum Jahre 1962. Zunächst wurde ich in der Lohnbuchhaltung eingesetzt und bediente zusätzlich die Besucher mit ihren Anliegen am Schalter. Manchmal kam in mir Ärger auf, wenn ich die Abwesenheit unseres Chefs mitzuteilen hatte, obwohl er oben in seinem Büro saß. Angenehmer war es, wenn sich der Lohnbuchhalter, der Wert auf gutes Essen legte, ein Vesper holen ließ, und mir einen nahrhaften Trägerlohn zuteilte. Ich hatte auch die angenehme Aufgabe, wöchentlich die Lohntüten zu den Baustellen zu bringen. Dort war ich in dieser Funktion bei den Polieren, Maurern und Hilfsarbeitern gern gesehen, konnte mich auf den Baustellen umsehen, und den Fortschritt der Arbeiten beobachten. Noch heute erfasst mich ein Kribbeln, wenn im Frühjahr die Baumaschinen wieder brummen.
An die regelmäßige Arbeitszeit, auch an Samstagen von 8-12, und an den anderen Tagen auch mittags von 13-17 Uhr, musste ich mich aber erst gewöhnen. Schon wenige Minuten nach Feierabend klopfte ich an die Türen meiner Freunde Rolf und Berthold. Wenn wir abends nicht zu dritt auf Tour waren, wurden wir gefragt, ob einer von uns krank sei? Berthold verdiente damals als Uhrmacherlehrling am meisten, und hielt uns oft über Wasser, wenn wir schwach bei Kasse waren. Ich wohnte wieder zu Hause und bekam ein eigenes Zimmer, das ich in späteren Jahren mit einfachen Möbeln und einem Radio nach eigenen Vorstellungen einrichtete. Unsere Mutter hatte es mit mir, einem 14-jährigen, eigenwilligen Knaben, und meinem ebenso lebendigen, vier Jahre jüngeren Bruder nicht leicht. Sie achtete streng auf die Einhaltung der Essenszeiten und die häusliche Ordnung, als wir jünger waren, gelegentlich unter Zuhilfenahme ihres Teppich-klopfers. Mein Bruder warf mir, wahrscheinlich zurecht vor, ich sei oft schneller gewesen, wäre durchgehuscht und er hätte an meiner Stelle die Prügel bezogen. Die Mutter ließ uns ansonsten große Freiheit, und sagte nur, wenn ich spät nach Hause kam: „ich solle ihr keine Schande machen“ was immer das bedeutete. Oft gab es, wie mir schien wegen ihres Starrsinns, vermutlich ein Erbe ihres autoritären Vaters, lebhaft geführte Auseinandersetzungen. Ein Grund mehr, Abstand zu halten, und Verständnis bei meinen Freunden zu suchen.
Der Krieg war gelegentlich auch in Rheinfelden zu spüren. Wir saßen oft nach dem Sirenengeheul nachts ängstlich im Luftschutzkeller, hörten die Geräusche der Flugzeuge und einmal den Einschlag von Bomben im Industriegebiet. Tiefflieger griffen damals auch Fahrzeuge auf Zufahrtsstraßen an. Im Herbst 1944 wurden wir zum Schanzen nach Efringen-Kirchen abgestellt. Wir mussten Panzergräben herstellen. Gleichzeitig waren wir Weinbauern zugeteilt, um bei der Lese mit zu helfen. Ich habe nie vergessen, wie der altersschwache Bauer, dem wir zugeteilt waren, volltrunken, ohne Schaden zu nehmen, eine steile Treppe des Hauses herunter kugelte, wieder aufstand, und auf unsicheren Beinen davon wankte. Einige Wochen später, ich war damals gerade 15 Jahre alt, wurde ich für drei Wochen in ein „Wehrertüchtigungslager“ zur vormilitärischen Ausbildung einberufen. Dann kam es zu einer entscheidenden, uns sehr überraschenden Situation: Wir wurden in einen Saal geführt, in dem Werber an den Wänden Photographien der verschiedenen Waffengattungen aufgehängt hatten. Mich überzeugte der glänzende Vortrag über die Vorteile eines Achtrad-Panzer-Spähwagens, der vorn und hinten steuerbar war, und dessen Reifen sich bei einem Durchschuss wieder selbständig abdichteten. In meinen Augen eine Lebensversicherung, und so meldete ich mich mit anderen Kameraden aus derselben Klasse freiwillig zur Waffen-SS. Als ich dies abends stolz Bertholds Vater erzählte, hätte er mich am liebsten verprügelt. Er erklärte mir in scharfem Ton: „Der Krieg sei doch verloren!“ Ich habe ihm diese Gardinenpredigt nicht übelgenommen, und ihn auch nicht verraten. Er wäre ja sonst wegen Zersetzung der Wehrkraft verhaftet worden. Die Ereignisse nahmen nun ihren eigenen Lauf. Unsere Mutter war in großer Sorge.
Wir wurden zur Ausbildung einberufen. Auf unserer Fahrt erlebten wir in Immendingen den ersten Tieffliegerangriff und suchten, wo immer möglich, Deckung. Nach diesem Angriff war die Begeisterung bei vielen Schulkameraden dahin. Sie flohen, und kamen wieder zurück nach Rheinfelden. Mit zwei weiteren Kameraden, die nicht desertieren wollten, gelangte ich nach einer Übernachtung im zerstörten München, nach Mittenwald. Dort bekam ich zum Glück eine schwere Angina und lag deshalb einige Zeit auf der internen Krankenstation. Dadurch entkam ich der militärischen Ausbildung, wurde nicht eingekleidet, und bekam auch keine Blutgruppe tätowiert. In dieser Krankenstation lagen nur altgediente Soldaten, die versuchten, das Kriegsende abzuwarten, Sie gaben mir Nachhilfe zur Beurteilung der wirklichen Lage. Als am 20. April 1945, an Führers Geburtstag, keine Geheimwaffen zum Einsatz kamen, überzeugten mich die Argumente der Landser. Ich entschloss mich danach, trotz der damit verbundenen Gefahren, zu entkommen. In meiner Hitlerjugend-Winteruniform, mit Brot und Wurst in einem Einkaufsnetz, und einem Regenschirm, stieg ich nachts über die Kasernenmauer. Mein Ziel war, Richtung Bodensee, zur Tante nach Singen zu gelangen. Zu Fuß, gelegentlich auf einem Traktor, gelangte ich nach Radolfzell. Dort wurde ich mit anderen Jugendlichen von einer Streife gestellt, eingekleidet und zur Verteidigung von Radolfzell eingesetzt. Wir bauten uns zur Übernachtung Schützenlöcher. Ich wurde als Zugmelder und Verbindungsmann eingeteilt. Diese Aufgabe führte ich einmal durch, um zu berichten, dass französische Panzer auf der Straße vorrückten. Wir befanden uns auf einem kleinen Hügel. Einige Stunden später kämmten gepanzerte Fahrzeuge auch unser Gelände durch. Wir versuchten uns vor dem Maschinengewehr-Feuer zu schützen und robbten in einer Ackerfurche in den toten Winkel. Ich war nicht einmal in dieser Technik erfahren, und ich blieb, obwohl ich bat, auf mich zu warten, zurück. Das war mein Glück, denn ich konnte nun beobachten, wie meine Kameraden, die bergauf über freies Feld zu einem Waldstück zu gelangen suchten, nacheinander wie die Hasen abgeschossen wurden.
Ich handelte intuitiv: Bei der Einkleidung in Radolfzell hatte ich keine Unterwäsche gefasst, sondern meine Winteruniform anbehalten. Ich vergrub meinen Wehrpass, ließ den Waffenrock und die Waffen in der Ackerfurche zurück, war nun als Hitlerjunge erkenntlich, schwenkte eine weiße Binde, als Zeichen mich zu ergeben, und ging den Franzosen entgegen. Mehrmals wurde ich energisch befragt, ob ich zur Waffen-SS gehörte. Ich gab mich als Hitlerjunge aus, der ich ohne Ausbildung und je einen Schuss abgegeben zu haben ja auch war. Dennoch war es eine schwierige Situation, denn die Pistolen saßen damals sehr locker. Ich weiß auch nicht wie man mich behandelt hätte, wenn ich die Blutgruppe gehabt hätte, denn alle Angehörigen der Waffen-SS wurden aussortiert. Wir wurden mit erhobenen Händen gesammelt, durften sie erst nach einiger Zeit auf den Kopf legen, uns dann später setzen, und wurden nach Radolfzell transportiert. Dort brachte man uns in das Stadtgefängnis. Ich war noch nie an einem solchen Ort, bekam eine schreckliche Angst, und weinte. Ein französischer Offizier, führte mich mit gezogener Pistole aus dem Gefängnis und übergab mich in einer requirierten Wohnung, mit der Anordnung mir zu essen zu geben und weiter zu helfen, einer deutschen Familie. Als ich anderntags erwachte, war die Wohnung leer. Ich bedankte mich freundlich auf einem Zettel bei meinen Gastgebern, klaute ein Fahrrad, und fuhr nach Singen zu meiner Tante. Diese schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als ich etwas zerzaust dort ankam.
Um von Singen weiter zu kommen, brauchte man einen Passierschein, der schwer zu erlangen war, weil viele Menschen sich in der großen Stadt sammelten, die ebenfalls weiterwollten. Nach einigen Tagen gelang es mir, meine Tante davon zu überzeugen, dass ich unbedingt nach Hause wollte. Ausgestattet mit einem Einkaufsnetz, Verpflegung, und einem Regenschirm, gelangte ich an die Stadtgrenze, die mit einer bewachten Schranke versehen war. Hier hatte ich wieder Glück: Eine junge, hübsche Frau, zog einen Leiterwagen. Ich gesellte mich zu ihr mit der Bitte, mich nicht zu verraten und zog deren Leiterwagen durch die Schranke, während die französischen Soldaten sich interessiert mit ihr unterhielten. Auf einer kleinen Kommandantur außerhalb Singens, gelang es mir dann einen Passierschein bis Waldshut zu bekommen. Nun stiefelte ich über den Randen, von Schranke zu Schranke, Richtung Heimat. Gelegentlich forderten mich die Wachen auf, ihr Geschirr zu spülen. Ich entschloss mich in Dogern, einem kleinen Ort bei Waldshut, eine Verlängerung meines Passierscheins zu bekommen, und kam dann zu Fuß nach diesen Erlebnissen wieder in Rheinfelden an. Meine Mutter war mehr als überrascht, als ich gesund und wohlbehalten wieder zu Hause war.
Nach Kriegsende hatte die Bauunternehmung Metzger wieder mühsam den Betrieb eröffnet. Dort stellte ich mich vor, um meine Lehre fortzusetzen. Als ich mich am Schalter meldete, und das vertraute Gesicht des Lohnbuchhalters sah, erschrak ich sehr. Erwar so abgemagert, dass ihm der Kragen seines Hemdes mehrere Zentimeter vom Hals abstand. Nur ganz langsam begriff ich, was ein verlorener Krieg und die französische Besatzung bedeuteten. Der Zusammenbruch des Ideals von Führer Volk und Vaterland, war fast noch schwerer zu ertragen, als der andauernde Hunger und der Kampf ums Überleben. Nun wurde uns mit schonungsloser Deutlichkeit vor Augen geführt, was in den KZ-Lagern geschah. Davon hatte auch ich keine Ahnung. Umso mehr erschütterten uns die grauenvollen Bilder und die Berichte über die Gräueltaten. Meine Reaktion: Nie wieder Krieg, und der Entschluss, dem Frieden ohne Waffen in der Hand zu dienen. Ich wurde später als einer der so genannten „weißen Jahrgänge“ auch nicht mehr zur Bundeswehr eingezogen. Gott sei Dank, musste ich bis zum heutigen Tag niemals auf Menschen schießen. Es gab aber auch andere Erfahrungen: Nach dem Krieg wollte niemand mehr Nationalsozialist gewesen sein. In der Handelsschule grüßten die Lehrer uns nun mit Grüß Gott. Alles, was mit Stolz auf das deutsche Vaterland zu tun hatte -das war ja nicht nur das Dritte Reich- erschien bedeutungslos. Ich begann mich mit der französischen Nation und den Vorstellungen von einem geeinten Europa anzufreunden. Erst viel später, nach einer längern Reise mit meinem Pfarrer durch ganz Frankreich, die mit einem gesalzenen Strafmandat wegen Geschwindigkeitsüberschreitung endete, kam es zu einer ersten Ernüchterung mit den Fragen, ob wirklich nur wir Deutsche an diesem Elend schuldig waren? Ich begann, ohne darüber zu reden, auch mich zu fragen, was andere Nationen getan hatten. Die Atombomben auf Japan, der grausame Luftkrieg gegen die wehrlose Zivilbevölkerung in deutschen Städten, die Vertreibung Deutschstämmiger aus dem Osten und vieles andere, erschien mir ebenso kritikwürdig. Es war aber mehr als erstaunlich, dass alle Älteren, die ebenfalls geschockt waren, große Nachteile befürchteten, wenn sie von ihren Erfahrungen im Dritten Reich erzählt hätten.
Ich habe selbst erst viele Jahre nach Kriegsende, außerhalb der Familie, zum ersten Mal mit gleichaltrigen Freunden über diese bittere Zeit gesprochen. Ein befreundeter Schweizer, dem es gestattet war, während des Krieges die Schule in Rheinfelden-Schweiz zu besuchen, erklärte in der Runde, dass er in der Schweiz “Sauschwabe“ in Deutschland „Schweizerlöli“ genannt wurde. In Wirklichkeit hätte er auch ganz gern die Hitlerjugend-Uniform wie wir getragen. Während bei uns in den Hungerjahren nach dem Krieg geklaut wurde, was nicht niet- und nagelfest war, musste ich mit der Erfahrung zu Recht kommen, dass, nach der Grenzöffnung zur Schweiz, dort die Einkaufsnetze mit den Lebensmitteln, unbeschadet an den Fahrrädern hängen bleiben konnten. Wir hatten doch auch unsere Ehre, und sehr darunter gelitten, dass der unselige Krieg mit dazu beitrug, unsere Wertvorstellungen in Deutschland zu destruieren. Wir litten in Rheinfelden sehr unter der französischen Besatzung. Die Maschinen und technischen Anlagen, die noch zu gebrauchen waren, wurden als Beute abtransportiert. Viele Menschen kamen wegen ihrer Nähe zu den Nationalsozialisten in Lager zur Entnazifizierung. Auch der Vater eines Freundes, der während des Krieges unabkömmlich gestellt wurde, ohne die Partei-Ideologie zu vertreten, wurde längere Zeit in ein Lager gesteckt. Es fehlte an allen Ecken und Enden am Nötigsten. Vor allem in den Jahren 1945 und 1946 mangelte es an Nahrungsmitteln. Wir litten schrecklichen Hunger: Unsere Mutter teilte uns das Brot zu, und ich nahm mir etwas von dem, was meinem Bruder gehörte. Er erregte sich so, dass er keine Luft mehr bekam. In größter Panik spritzte ich ihn mit kaltem Wasser ab, um ihn vor dem Ersticken zu retten. Eines Tages aber sagte unsere Mutter, sie habe nichts mehr zu essen. Wir Buben gingen dann gemeinsam nachts auf die umliegenden Felder und brachten Lauch nach Hause. Selbst Kartoffeln gehörten zu den Kostbarkeiten. Eine reichliche Kirschenernte nutzten wir Buben aus, um unseren Hunger auf den Bäumen zu stillen. Wir gingen alle hamstern. Mein Bruder war ein liebenswerter, hartnäckiger Bettler. Wenn er vorn zur Türe hinaus komplimentiert wurde, erreichte er es, bei einem erneuten Versuch oft über den Hintereingang, Beute zu machen. Ich war eher in der Lage zu verhandeln, wenn brauchbare Gegenstände aus unserem Besitz gegen Lebensmittel einzutauschen waren.
Eines Tages wanderten wir über Säckingen hinauf nach Giersbach zu unseren Verwandten, bekamen Speck und Butter zugesteckt, und einen Sack mit Kartoffeln. Auf dem Rückweg machte unsere Mutter schlapp, und wir zogen sie zusammen mit den Kartoffeln auf dem Leiterwagen nach Hause. Sie hatte in der Hungerzeit zu Weihnachten Plätzchen gebacken, um uns eine Freude zu machen. Ich entdeckte die Dose in ihrem Schrank im Schlafzimmer versteckt, und versorgte mich mit einer Handvoll dieser Süßigkeiten. Nach einigen Tagen startete ich einen erneuten Versuch und staunte sehr, denn ich hatte den Eindruck, dass ich nicht so viele Plätzchen entwendet hatte. Trotzdem bediente ich mich weiter. Dann kam der Weihnachtsabend. Unsere Mutter wollte uns mit dem Gebäck überraschen, und kehrte blass, tief gekränkt, enttäuscht und wütend, mit der Frage zurück, wer die Plätzchen gegessen habe? Ich gestand betreten meine Schuld mit der Bemerkung, dass ich zwar davon genommen, aber nicht alle gegessen hätte. Mein Bruder schloss sich mit seinem Bekenntnis an, und bemerkte, nun sei ihm endlich klar, wer auch noch genascht habe. Die Weihnachtsstimmung war unter diesen Umständen erheblich beeinträchtigt. Wir drei waren damals sehr auf einander angewiesen, vor allem nach der Scheidung unserer Mutter. Mein Stiefvater wurde als Kommunist lange in einem Konzentrationslager interniert und kam erst nach dem Krieg wieder frei. Er heiratete erneut, erkrankte, und hinterließ nach seinem Tod in den Nachkriegsjahren Frau und Kinder. Erst in diesen Tagen begriff ich nach einem Gespräch mit meinem Bruder, dass er im Unterschied zu mir, seinen Vater gar nicht erlebte. Ich bin leider nach der Kinderzeit, meinem Stiefvater nie mehr begegnet, um ihm danken zu können.In der Rolle des Ältesten, war ich immer gefordert, einzuschreiten, wenn es galt, die Regeln und Ansichten unserer Mutter zu verteidigen. Ich nahm sie in Schutz, wenn sie sich aus irgendwelchen Gründen mit den Mietern angelegt hatte, obwohl ich manchmal unsicher war, ob sie im Recht war. Nachdem mein Bruder ebenfalls Arbeit in der Firma Metzger fand, wanderte auch der größere Teil seines Verdienstes, wie bei mir, in die Familienkasse. Einen bescheidenen Anteil unserer Entlohnung, gab uns die Mutter zur eigenen Verwendung. Sie selbst arbeitete, nachdem die Grenze wieder geöffnet war, in der Schweiz, um Geld zu verdienen. Damals gab es bei uns weder Radio noch Fernsehen. Wir sangen daher viel zusammen. Alle Volkslieder und Schlager, die unsere Mutter einst mit uns sang, gehören heute noch zu meinem Repertoire. Mir fällt im Moment das schöne Lied in Schweizer Mundart ein: „Lueget vo Berge und Tal, flieht scho de Sunneschtrahl…“, das wir abends sangen. Wenn wir den Ton nicht genau trafen, war das für Mutters Ohren unerträglich. Entsprechend deutlich fiel dann Ihre Kritik aus. Ich wunderte mich auch oft, wer ihr die Regel beigebracht hatte, nach einem guten Essen sofort unser Geschirr von Hand zu spülen. Es gab damals bei uns weder Spül- noch Waschmaschine. Unsere Mutter produzierte manche komische Szene: Sie beschloss einmal, uns Buben einzusetzen, um die Wohnung gemeinsam zu streichen. Weder mein Bruder noch ich hatten die geringste Ahnung wie das geht. Jeder meinte aber zu wissen, was zu geschehen habe. Die Mutter behielt sich vor, dafür zu sorgen, dass bei diesem Geschäft alles sauber blieb. Es ist nicht zu beschreiben, wie wir uns gegenseitig in die Haare gerieten, und wie die Wohnung nach unserer Arbeit aussah. Bei anderer Gelegenheit saß unser Untermieter mit uns zusammen in der Küche. Unserer Mutter entwich vernehmbar ein „ Windchen“.Sie behielt die Fassung und setzte die unschuldigste Miene der Welt auf. Wir drei Herren bemerkten die Peinlichkeit sofort, und konnten nur mühsam unser Lachen unterdrücken. Es war wie eine Erlösung, als mein Bruder zu kichern begann. Wir amüsierten uns alle köstlich, während die Mutter noch einen letzten Versuch wagte, die reine Unschuld zu spielen. Ich war glücklich, als mein Freund Harald bei uns ein Zimmer bekam. Seine Leidenschaft galt der Photografie. Unsere Mutter konnte es nicht fassen, als sie bei einem nächtlichen Kontrollgang feststellte, dass Harald die Küche in eine Dunkelkammer verwandelt hatte. Das Mietverhältnis wurde mit sofortiger Wirkung gelöst. Ich konnte aber leider meinen Freund nicht retten. Wir verblieben dennoch bis zum heutigen Tag in beidseits sehr erfreulichen Kontakten. Mit der hochdeutschen Sprache stand unsere Mutter zeitlebens auf Kriegsfuß. Einmal erklärte sie uns entrüstet, nachdem sie von einem Kuraufenthalt zurückkam, wie wenig man sie dort verstanden habe. Sie habe sich doch so bemüht hochdeutsch zu reden und eine Mitbewohnerin gebeten: „Bringen sie mir bitte meine Schlappen!“ und als diese nicht reagierte, sich verbessert: „Ich mein die Finken da!“ Sie sei sehr enttäuscht gewesen, als ihre Mitbewohnerin nicht begriff, dass sie ihr die Hausschuhe bringen sollte.Die Mutter fuhr bei anderer Gelegenheit per Bahn über das nahe gelegene Basel hinaus nach Weil. Dort musste sie die Strecke von Basel nach Weil am Bahnschalter nachlösen. Sie stellte kühl und gelassen fest, als ihr der Betrag zu hoch erschien: „ Sie sind ja verrugt!“ der Beamte schrie erregt: „Beamtenbeleidigung!“ unsere Mutter entgegnete unbeeindruckt und gelassen: „jetzt spinnt er au no!“ Einige Jahre später: Mein Bruder war längst ein erfahrener Handelsvertreter und erfolgreicher Verkäufer. Er begleitet unsere Mutter, die ein Sofa zum angebotenen Sonderpreis erwerben wollte. Sie erkundigte sich, ob der günstige Preis gehalten würde? Der Verkäufer bejahte. Dann betrachtet sie das Objekt genauer, entdeckt einen kleinen Fehler, und handelt einen Sondernachlass aus. Es gelang ihr auch, erfolgreich auf den drei Prozent Skonto bei Barzahlung zu bestehen. Als sie aber noch ungeniert auf der Forderung beharrte, ihr stünden laut Angebot bei der Höhe des Preises einige Handtücher gratis zu, machte sich mein Bruder aus dem Staub. Unsere älteste Tochter, eine gebürtige Münsteranerin, war mit uns zu Besuch bei der Rheinfelder-Oma. Auf der Heimreise erklärt sie uns, die Oma sei ja sehr lieb zu ihr gewesen, habe ihr Schokolade geschenkt, und viel mit ihr geredet, und dann – unter einem Seufzer – : „wenn sie nur deutsch reden könnte!“ Die Mutter hatte aber auch andere Seiten: Ich wurde zunehmend älter, eigenwilliger, kritischer und erprobte mein Überlegenheit. Sie verstand es jedoch ausgezeichnet, mich bei den nun häufigeren Konflikten „auf die Palme zu bringen“. Einmal reizte sie mich durch ihre Argumentation und gewöhnliche Sprache bis zur „Weißglut“. Ich hielt ein kleines Küchenmesser in der Hand und warf es in meiner Wut wie ein Indianer, so dass es in der Küchentüre stecken blieb, mit der Bemerkung: „Jetzt ist es genug!“ Wenn sie sich dann in ihr Zimmer zurückzog oder auf einem Stuhl schaukelte und Lieder summte, wusste ich, weiter zu reden macht keinen Sinn. Die einzige Möglichkeit bestand dann darin, Abstand zu halten, mich aus dem Staube zu machen. Erst mit den Jahren begriff ich, dass ein gelegentlicher Rückzug und ein Ausgleich von Distanz und Nähe im gegenseitigen Interesse lagen. Wenn sich der Pulverdampf verzogen hatte, schenkte ich ihr, wie zuvor, nach dem sonntäglichen Gottesdienst Blumen, oder brachte Kuchen mit. Gelegentlich fuhren wir auch einträchtig nach Basel, um uns die Stadt und die Geschäfte anzusehen. Auf einer Photographie aus jener Zeit, reichte ich meiner Mutter den Arm. Sie ging, schick gekleidet, an meiner Seite. Wir schauten beide auf diesem Bild sehr zufrieden aus. Wenn wir uns bei einem Wortgefecht nicht einigen konnten, und Abstand nötig war, besuchte ich enttäuscht und geknickt, meinen Freund Ernst. Er hatte Verständnis für meinen Kummer und war in der Lage, mich meistens mit tröstenden Worten wieder zu ermutigen. Ihn kannte ich schon vor Ende des Krieges. Er dressierte Schäferhunde. In der damaligen Zeit gründeten wir den Wassersportverein Möwe mit den hohen Idealen: „Nicht zu rauchen, keinen Alkohol zu trinken, Abstand von Frauen zu halten und viel Sport zu treiben. Ernst besaß auch eine große Sammlung an Gewehren und Pistolen, die wir in seinem eigenen Schießstand zu Übungen benutzten. Einmal spornte er mich zu sportlichen Übungen an. Ich folgte ehrgeizig und verbissen seinen Anordnungen. Danach lag ich bei ihm mit Fieber im Bett. Ernst besaß aber auch einen schönen Flügel auf dem ich improvisieren durfte. Er übte als Musikstudent oft an der Orgel, während ich den Blasebalg zu treten hatte. An einem trüben Tag, saßen wir unter dem tief gezogenen Dach des alten Hauses. Um uns herrschte eine gemütliche Unordnung. Wir hörten den Regentropfen zu, die auf das Dach prasselten. Unsere einzige Aufgabe bestand darin, harte Erbsen aus trockenen Schoten zu pulen. Ich habe den Klang der Erbsen noch im Ohr, die in unsere Blechschüsseln fielen, und spüre erneut das Vergnügen, in die Schüssel zu greifen, und die Erbsen durch die Finger gleiten zu lassen. Ernst macht seinem Namen alle Ehre. Manchmal erschien er mir bei seinen musikalischen Vorlieben fast zu ernst. Er spielte mit Hingabe Kompositionen von Bach. Da ich mich aufgeschlossen erwies, führte er mich beharrlich in die klassische Musik ein. Ich besitze heute noch Schallplatten und CDs in meiner Sammlung, die er mir schenkte. Leider konnte er wegen einer Verletzung nicht mehr selbst musizieren und starb vor wenigen Jahren. Ich hatte aber zusammen mit meiner Frau das Vergnügen, seinen Sohn Rainer, der es wie so oft im Leben weiterbrachte, als sein Vater, anlässlich eines Konzertes an der Orgel zu hören. Er spielte Werke von Buxtehude. Für mich wirkten seine Darbietungen über die Perfektion hinaus, wie musikalische Gebete.
Am 5. März 1946 erhielt ich einen Brief von meinem Vater, dass er seit 6 Wochen wegen einer schweren Krankheit stationär behandelt werde. Damals waren die Besatzungszonen abgegrenzt. Nach früheren Erfahrungen zog ich es vor, die Reise nach Karlsruhe ohne Passierschein anzutreten. Ich wollte meinen kranken Vater aber unter allen Umständen besuchen. Es gelang mir, unauffällig und ohne Kontrolle die Schranken zu passieren und die Gaststätte Baden, die meine Stiefmutter bewirtschaftete, zu finden. Sie ging sofort mit mir zum Krankenhaus. Wir standen in der offenen Tür zum Bettensaal. In den etwa 30 Betten lagen Patienten in gleichen weißen Bettbezügen. Meine Stiefmutter sagte zu mir: „ Franzel, such Deinen Vater!“ Ich war ihm seit meiner frühen Kindheit nicht mehr begegnet und besaß nur Photos von ihm. Wie an einer Schnur gezogen, ging ich auf sein Krankenbett zu. Ich erinnere mich aber nicht mehr daran, was wir uns zu sagen hatten. Es war das letzte Mal dass ich meinen geliebten Vater lebend sehen konnte. Am 26.8.1946 starb er. Ich fuhr wieder nach Karlsruhe zur Beerdigung. Damals lagen in einer Wiege Zwillinge, meine Schwester Doris und mein Bruder Peter, die unseren Vater nie kennen lernten. Obwohl auch ich ihn wenig erleben konnte, manchmal sehr vermisste, und nur seine Briefe und zwei Ölgemälde von eigener Hand zur Erinnerung in Ehren halte, blieb ich ihm über seinen Tod hinaus in Gedanken immer nahe.
Nachdem ich in die „Jahre“ kam, begann ich mich immer mehr für unsere Verwandtschaft zu interessieren. Verwandte mütterlicherseits aus dem Hotzenwald, von Todtmoos, Engelschwand und Giersbach besuchten uns gelegentlich. Eine Schwester meines Vaters, Tante Gretel und ihr Mann, ein Zollbeamter, kamen öfters zu Besuch. Tante Gretel hielt die väterliche Familie zusammen. Zu den Verwandten in Amberg in der Oberpfalz, dem Geburtsort meines Vaters, und seinen in Bayern verstreuten Geschwistern, gab es in der Kriegs- und Nachkriegszeit leider keine Kontakte. In späteren Jahren lernte ich sie aber alle kennen und schätzen. Harald, unser ehemaliger Untermieter, war in der bewegten Zeit bis zum meinem einundzwanzigsten Lebensjahr und darüber hinaus, mein geschätzter Gesprächspartner. Er frug mich damals öfter, warum ich nicht studiere. Ich gab ihm zur Antwort, dass es mir gut gehe, und ich kein Ziel erkennen würde, für das es sich lohne, ein Studium zu wagen. Das sollte sich später ändern. Ich erinnere mich aber gern an die regelmäßigen Besuche im Basler – Kunstmuseum und an die ausgezeichneten Vorträge über die „ Alten Meister „ während eines Winterhalbjahres. Nun steuert meine Erzählung auf das bedeutungsvolle, Datum der Volljährigkeit zu. Meinen einundzwanzigsten Geburtstag habe ich sicherlich ausgiebig gefeiert. Ich kann mich aber beim besten Willen nicht mehr erinnern wo oder mit wem ich diesen Geburtstag verbrachte. In einer nächsten Erzählung, werde ich über Erfahrungen als Baukaufmann reden und darstellen, wie ich zur Würde eines Stadtrats von Rheinfelden aufstieg.
O Gott der SICH als Vater
Sohn und Geist erweist
DU hast uns aus dem
Schlaf erweckt den
Gabentisch so reich
gedeckt wir danken
loben preisen DICH für
alles Gute gnädiglich
O Herr hilf DU uns beten
glauben hoffen lieben
lass uns in Deinem Namen
einander alles geben
Den Geist und das Geschehen
das wir in Wort und Taten
von DIR empfangen haben
im Pfingstlied auferstehen
Dass DEIN ewiges Wort in
Fülle Vergebung und Erbarmen
künde den weltweit Armen
als Friedenslied in Gotteswille
Bevor des Tages
Licht vergeht hör
Welterschaffer
dies Gebet
Der DU so milde
und so gut nimm
gnädig uns in DEINE
Hut.
Gib dass kein
böser Traum uns
weckt kein nächtlich
Wahnbild uns erschreckt
Die Macht des Bösen
dämme ein dass unser
Herz stets bleibe rein
DER DU Vater mit dem Sohn
Und Geist regierst auf
einem Thron DIR sei Ehre
Dank und Herrlichkeit
jetzt und in alle Ewigkeit
Heute besprachen wir beim Frühstück unsere bevorstehende Abreise. Nur noch zwei Tage! Wie im Flug sind die erlebnisreichen beiden Wochen vergangen. Es fällt schwer, mich an den Gedanken zu gewöhnen, Sonne, Strand, Wellen und unser schönes Ferienhaus wieder zu verlassen. In der Absicht, etwas von diesen Tagen fest zu halten, kommt mir die Idee, unseren Freunden von den Erlebnissen in einer kleinen Geschichte zu erzählen.
Im vergangen Jahr bewohnten wir in S´ Gravensande schon einmal ein Ferienhaus. Es bot uns allerdings mehr Schutz vor den hier, trotz Sonne, immer heftig wehenden Winden. Dieser Ferienpark ist nahezu ausgebucht. Viele Holländer nutzen die Schulferien, um sich an der See zu erholen. Uns direkt gegenüber haben “ständige Bewohner“ ihr Eigenheim liebevoll mit bunten Blumen und zahlreichen Büschen umgeben. Ein schwerer, weiß gestrichener Anker, auf dem eine Möwe im Flug thront, soll wohl andeuten, dass sie beabsichtigen, für längere Zeit anzudocken. Sicherheitshalber befestigten sie ihr Schmuckstück mit einer starken Kette an einem Holz-Polder. Wem könnte es aber schon in den Sinn kommen, sich an einem so schweren Schiffs-Anker zu vergreifen? Ich versuchte anfänglich, unsere Nachbarn, die oft auf der windgeschützten Seite ihrer Terrasse saßen, anzusprechen, spürte aber fast körperlich deren Abneigung, sich auf nur vorübergehend hier wohnende Gäste einzulassen. Bei den vielen, häufig wechselnden Feriengästen, die uns an die rasch vergehende Zeit erinnern, ist es sehr wohltuend, in den Holländern, die für längere Zeit „Anker geworfen“ haben, als Gegengewicht zur Veränderung, Stabilität zu spüren. Die hier „ansässigen Holländer“ bieten jedenfalls Gewähr, dass auch wir wieder Gefallen an S´ Gravensande finden können.
Viele Kinder bereichern mit ihren Spielen auf den Strassen unseren Ferienalltag: Sie fahren begeistert mit großen Kettcars herum. Hunde aller Rassen werden hier von ihren stolzen Besitzern ausgeführt. Bei genauerem Hinsehen, passen die großen oder kleinen Vierbeiner oft auffallend gut zu ihren Frauchen oder Herrchen. Hinter unserem Haus haben wir freien Blick auf einen kleinen Binnensee. Enten, Reiher und vor allem Möwen vergnügen sich dort im Flug. Sie möchten bewundert und gefüttert werden. Zur Nacht wiegen uns die quakenden Frösche mit einem ausdauernden, eintönigen Konzert in den Schlaf. Die um den See verteilten, schmucken Häuser spiegeln sich bei Tageslicht und nachts im Schein der Laternen im Wasser, als ob sie sich durch ihr reflektiertes Spiegelbild von ihrer Schönheit überzeugen wollten. Alles um uns, drückt Leben und Veränderung aus. Wir lassen uns auf diese Stimmung ein und genießen die vielen Eindrücke in vollen Zügen.
Gestern befanden wir uns wieder einmal auf einem längeren Spaziergang den Strand entlang, Richtung Hoek van Holland. Im Rücken eine kräftige Briese, über uns ein strahlend blauer, unendlich weit gedehnter Himmel. Hinter uns und vor uns, so weit das Auge reicht, die heranstürmenden Wogen, die sich schäumend überschlagen und in immer matterer Bewegung am Strand auslaufen. Ein nach ehernen Gesetzen geregelter Ablauf: Wie ein unruhig pochendes Herz der See, so kommt und geht das Wasser im steten Wellenschlag seit undenklichen Zeiten. Der weit gewölbte Horizont und die anstürmenden Wassermassen, lassen den Betrachter klein werden. Welch staunenswerte Kräfte bändigt die Natur in einem einzigartigen, großzügigen Spiel? Wie bedeutungslos erscheint demgegenüber das Bemühen der Menschen, wenigsten einen kleinen Teil dieser Reserven zu nutzen. Unzählige, vielfarbige, bunt gestreifte Muscheln, ordnen sich beim Ausschreiten unter unseren Füßen zu Mosaiken. Sie wollen offensichtlich gesehen und gesammelt werden. Wir raten daher unserer Enkeltochter, die seit Beginn der Ferien bei uns wohnt, nach den schönsten Muscheln zu suchen. In unserer Ferienwohnung sind inzwischen einige der staunenswerten Fundstücke zur Dekoration auf einer Fensterbank ausgelegt. Gerade eben kommt die Enkelin wieder ins Haus zurück. Sie benötigt dringend altes Brot, um ein Entenpaar, das ganz zutraulich vor unserer Tür bettelt, zu füttern. Immer wieder läuft sie aus dem Haus, hin zu einer Freundin oder besteigt stolz ihr Einrad, um nach einer Weile wieder zurückzukehren und von ihren Erlebnissen zu berichten. Im Moment ist sie dabei, Steine, die sie zusammen mit ihrer Freundin sammelte, auf einem Stück Papier in Reihen aufzukleben. Sie ist eine sehr aufmerksame Beobachterin. Auf unseren Wanderungen stellt sie uns unermüdlich neue Fragen. Warum sich alles so verhalte, wie wir es beobachten? Warum das Meer komme und wieder zurückfließe, woher die Muscheln am Strande kämen und vieles andere. Gelegentlich erinnert mich dieses fast philosophische Frage-Spiel an Parmenides, der lange vor unserer Zeit, sich und uns die Frage stellte, warum es überhaupt etwas gebe und nicht nichts? Zuweilen berührt sie zu meiner Verwunderung auch religiöse Themen. So beschäftigt sie die Frage sehr, ob es Gott gebe, wie die Christen glaubten, oder ob es Gott nicht gebe. Manche Fragen bringen uns dazu, Antworten offen zu lassen und das Fragespiel meiner Enkelin durch unsere Fragen ergänzend zu vertiefen. Sie bringt mit ihren wachen Sinnen viel Farbe und Leben in unseren Ferienalltag. Mit großer Hartnäckigkeit hält sie vor allem an Liedern fest, die ihr besonders zusagen. Das alte Studenten-Liedchen „als die Römer frech geworden“ geistert unentwegt durch unseren Ferienalltag. Am Morgen, am Mittag, auf unseren Wanderungen oder im Auto ist das Liederbuch dabei und los geht es mit den „Römern, die frech geworden sind“.
Kehren wir aber nun wieder zurück zu unserer Wanderung am Strand: Wir kommen inzwischen Hoek van Holland immer näher. In der Ferne können wir schon deutlich die hochbeladenen Container-Schiffe sehen, die mit der Flut auslaufen. Wir werden sicher während unseres Urlaubs noch Gelegenheit finden, näher an Hoek van Holland heran zu wandern. Seit geraumer Zeit beobachte ich -so nebenbei- Küstenfischer in einem Motorboot. Sie haben beidseits Netze zum Fang ausgelegt und kreuzen bei der Suche nach den besten Fischgründe hin und her. Eine unzählige Schar kreischender Möwen, deren Schreie ab und zu vom Wind heran getragen werden, umkreist die Boote. Die mühselige Arbeit dieser Fischer lässt mich unwillkürlich daran denken, dass es vor langer Zeit ebenfalls Fischer waren, die sich eine ganze Nacht vergeblich um einen guten Fang bemühten und nichts fingen. Die dann erneut ihre Netze auswarfen, als der Herr sie dazu aufforderte, und eine so große Zahl Fische fingen, dass das Boot sie kaum bergen konnte. Für einen Moment steht mir auch die andere Szene deutlich vor Augen, wie Petrus, der den Herrn dreimal verleugnete, sich spontan das Obergewand umwirft, in den See stürzt und Jesus entgegen schwimmt, als er den Auferstandenen erkennt. Die reale Beobachtung der Küstenfischer und die daran anknüpfende Erinnerung schien die dazwischen liegende Zeit so aufzuheben, dass auch ich einen Hauch nachösterlichen Erlebens spürte. Unsere Enkelin riss mich indes mit der erschrockenen Bemerkung: „Ich muss ja noch zum Reiten!“ aus meinen Betrachtungen, und führte uns unmittelbar in unseren realen Ferienalltag zurück. Ein Blick auf die Uhr. Es konnte noch reichen, wenn wir uns sehr beeilten. In beschleunigtem Tempo ging es nun hinter den Dünen wieder zurück in unser Ferienhaus und dann zu den Pferden, um unsere Enkelin beim Reiten zu bewundern. Wir würden uns freuen, wenn Sie liebe Freunde, angeregt durch die geschilderten Eindrücke, die Dankbarkeit über einen gelungenen Urlaub in Holland mit uns teilen könnten.
Von meinem Arbeitszimmer aus kann ich das ganze Jahr über unsere drei Fichten im Garten sehen. In diesem Augenblick werden sie von der Sonne, die sich hinter diesigen Wolken verbirgt, so belichtet, dass sich ihre Konturen vor dem hellgrauen Hintergrund deutlich abheben. Leider habe ich sie, in Aufgaben vertieft, oft übersehen. Sie nehmen mir das aber nicht übel, denn sie wissen, dass ich sie gelegentlich innig betrachte. Im Laufe der Zeit sind wir sogar Freunde geworden. Vor Jahren konnte ich ihre grazile Gestalt, von meinem Schreibtisch aus, in ihrer vollen Größe bewundern. Inzwischen sind sie so gewachsen, dass ich ihre Spitzen beim Blick durch das Fenster nicht mehr erkennen kann. Daher muss ich mich vor ihnen verneigen, damit der obere Fensterrahmen ihnen nicht die Spitzen abschneidet. Jetzt bekomme ich Ihre volle Schönheit wieder in den Blick. Wir verweilen in gegenseitiger Freude einige Minuten, dann schenke ich auch der Umgebung meine Aufmerksamkeit.
Manchmal stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn sich die Natur im Lauf des Jahres nicht veränderte. Dann würden wir aber sicher die Geborgenheit vermissen, die wir mit dem Wandel der Jahreszeiten erleben können. Ohne unsere drei Fichten im Garten, wären wir bedeutend ärmer. Ihnen kann, fest verwurzelt, Wetter und Wind wenig schaden. Sie lassen sich selbst im Winter die gute Laune nicht nehmen, und bewahren auch unter ihren Schneemänteln, ihr ansehnliches Grün. Den Vögeln, die hier überwintern, bieten sie ein sicheres Versteck, und uns das Vergnügen, deren munteres Spiel zu beobachten. Die kahl werdenden Büsche und Bäume im Garten, die unseren herbstlichen Kummer spüren, mahnen uns wortlos, sie vor Einbruch der kalten Jahreszeit noch einmal genau anzuschauen. Ihre zarten Triebe, deuten uns dann an, dass sie schon darauf warten, die kalte Jahreszeit gut zu überstehen, um im nächsten Frühjahr, in der wärmenden Sonne, wieder zu neuem Leben zu erwachen. Alle Freunde in der uns umgebenden Natur, sollen aber wissen, dass wir für viele Jahre des stillen Beisammenseins dankbar sind. Wir werden uns auch in der nächsten Winterruhe nicht aus den Augen verlieren und öfters an einander denken. Die Sonne versinkt nun zusehends am Horizont. Von unseren drei Fichten ist nichts mehr zu sehen; die Dunkelheit hat sie verschluckt. Sie sind aber ganz sicher noch da, wie die Sonne, die sich schlafen legt, um uns nach wenigen Stunden der Nachtruhe, bei Tageslicht wieder zu neuem Leben zu erwecken, und auch in jeder Ruhezeit zu begleiten.
Der Sommer schreitet voran. Bäume, Büsche, Wiesen und Felder zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Emil treibt es hinaus in Gottes freie Natur. Er kennt die Straßen und Wege seiner engeren Heimat wie die eigene Westentasche. Von Jugend an zog es ihn immer wieder hinaus ins Freie. Er wurde von allem Neuen magisch angezogen, und war die Neugier in Person. Nur die Nacht setzte seiner Entdeckungslust eine Grenze; aber selbst in seinen Träumen spiegelte sich die durch nichts voll zu befriedigende Lebenslust. Zu Fuß wandernd und singend, gehörten ihm und seinen Freunden der Schwarzwald mit seinen Bergen, Tälern, Flüssen, Seen grünen Matten und schattigen, geheimnisvollen Wäldern. Fleißige, strebsame Menschen sind dort zu Hause, bestellen das karge Land, und leben mit ihren Tieren in ihren, an den Hängen klebenden Höfen, unter dem tiefgezogenen Dach, das ihnen auch bei Kälte und Schnee Schutz bietet.
Emil hatte längst die trauten Kindertage hinter sich gelassen, und andere Regionen unseres reichen Landes kennen gelernt. Bis zum heutigen Tag blieb ihm, nur unterbrochen von beruflichen Aufgaben, das Interesse an allen Gaben und Geschenken des Lebens erhalten. Das Heimweh führte ihn aber in diesen Sommer wieder einmal in seine Heimat zurück. Schon lange ist es her, seit er zum letzten Mal hier war. Wie in einem schönen Traum, breitet sich die Landschaft vor seinen Augen in wechselnden Bildern aus. Tiefe Täler, schwungvolle Höhen, Felder und Wiesen, und immer wieder einzelne Bauernhöfe, die sich an die Abhänge schmiegen. Gar wohl ist ihm zumute, und eine stille Freude begleitet ihn, alles, wie vor Jahren, wohl erhalten vorzufinden. Tief nimmt er die vielen Eindrücke in sich auf. Dankbarkeit erfüllt ihn. Er schämt sich einiger Tränen nicht, und ist ganz Auge und Ohr.
Da begegnet ihm unvermutet ein anderer Wanderer, der den gleichen Weg geht. Eine gegenseitige Vorstellung ist nicht nötig. Ein prüfender Blick genügt, um zu erkennen, dass sie unterwegs sind, fähig zu Reden und zu Schweigen. Sie gehen neben einander ein Stück des Weges. Es herrscht Stille, nur das leise Rauschen des Windes in den Tannen, und der unbeschwerte Gesang der Vögel halten sich nicht an die Stille. Das scheint die Wanderer aber nicht zu stören. Es fühlt sich gut an, mit ihren Gedanken und Gefühlen nicht mehr allein zu sein. Zunächst eher zögerlich, dann aber lebhafter, beginnen sie mit einander zu reden, als ob nun der Bann gebrochen, und Vertrauen möglich wäre. Wie einst die Emmaus-Jünger mit einander redeten, was sie und die Gemüter im Lande bewegte, so reden die Wanderer über das, was zurzeit in unseren Landen geschieht, und sie erregt. Sie erzählen sich die Geschichten von all den Krisen, in Europa, ums Mittelmeer, und in der Ukraine. Ja es gibt auch heute Tod und Leid und unschuldiger Menschen zu beklagen, wie damals, als der EINE schmachvoll für uns am Kreuz endete. Bei diesen und ähnlichen Überlegungen, vermochte die heile Welt der sie umgebenden Natur für eine Weile keinen Trost mehr zu spenden. Das Elend und die aktuellen Bedrohungen der Menschen, schienen alle Lebensfreude zu ersticken. Das Gespräch verstummte. Es gab plötzlich nichts mehr zu sagen. Nur die Vögel, die trotzig ihre zarten Stimmen erhoben, und die umgebende Natur, hielten dem Schmerz stand, und bildeten einen tröstlichen Raum, in dem eine Ahnung von Hoffnung und Zukunft die Erstarrung lösen konnte.
Die Wanderer bemerkten nun, dass sie nicht allein waren, tauschten verständnisvolle Blicke aus, und begannen wie damals die Emmaus-Jünger einander tröstend von der Hoffnung zu erzählen, die der EINE verlässlich eröffnete, der auch heute, als der geheimnisvolle Dritte mit ihnen ging. Jetzt ging ihnen ein Licht auf, und sie begriffen: Es war kein zufällige Begegnung, sondern eine Fügung mit der Aufgabe, einander auf dem Lebensweg zu trösten, und von der großen Hoffnung zu erzählen, dass der geheimnisvolle DRITTE lebt, bei ihnen ist, und als Grund aller Hoffnung erfahrbar wird. Emil sagte darauf hin zu seinem „Wegbegleiter“: Nun verstehe ich besser, wer uns zusammenführte, und uns im Gespräch über unsere gemeinsame Not und Hoffnung, so tröstlich beistand. Haben wir doch erkannt, dass wir keine Scheu nötig hatten all die Dinge beim Namen zu nennen, die uns bewegen. Wir Menschen leben eben nicht allein, und der geheimnisvolle DRITTE hat es so gefügt, dass er uns bei all unserm Klagen und Trösten ständig begleitet. Sein Begleiter entgegnete: „Ich finde es auch seltsam, und bin sehr überrascht, dass gerade Sie mir in dem Augenblick begegneten, als ich auf der Wanderung im schönen Schwarzwald, ähnlichen Gedanken nachging wie Sie“. Wie wohl hat es mir getan, Ihnen gegenüber kein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen und zu erleben, dass wir zusammen im Bund mit dem DRITTEN, einander verlässliche Hoffnung zusagen dürfen. Emil darauf lächelnd: „Wir sind genau besehen, beide fröhliche Habenichtse, auf unserem Lebensweg mit dem Unbekannten: „Aber nicht mehr allein“.
Die Unterhaltung löste sich daraufhin vom Leid und Not der Zeit, und sie erkannten, dass sie noch lebten und der vom Tod Erweckte, sich in ihr Gespräch gemischt hatte, um sie zu ermutigen, und auf dem Weg der Wahrheit zum ewigen Leben zu trösten. Aufatmend sagte Emil: „Noch sind wir beide zusammen, und denken nach über unsere Chancen in Hoffnung.“ Über das Gesicht seines Begleiters huschte ein kleines Lächeln, als er spitzbübisch bemerkte: „Ja, aber was nützte es uns, wenn alles keinen Sinn hätte?“ „In Deinem Lächeln verbirgt sich die wichtige Frage, woher kommt, wer erhält, und wohin führt alles und wie ist es um die Zukunft von allem bestellt, gab Emil zur Antwort.“ An ähnlichen Überlegungen habe ich mich schon wund gestoßen. Aber es gab auch einmal eine Zeit, und ich ahne, sie ist jetzt wieder da, als ich sehr glücklich war bei dem Gedanken, dass unser ganzes Leben in guten Händen sei, und wir eine wirkliche Zukunft haben, der wir trauen können. Ich glaube, es könnte nun an der Zeit sein, eine kleine Rast einzulegen. Sie fanden einen Tisch und eine Bank. Emil packte aus seinem Rucksack Brote aus, teilte und segnete sie, und bot sie seinem Begleiter mit einem verständnisvollen Blick zur Speise an. Und siehe, da gingen Ihnen wie den Emmaus Jüngern die Augen auf, und sie gestanden sich wie sehr sie im Herzen bewegt waren, als der „Auferstandene“ sich in ihr Gespräch mischte, und sie sagten einander: „Brannte nicht die ganze Zeit unser Herz in uns, als wir mit einander redeten?“
Würden wir die Meldungen über alle Katastrophen und das tatsächlich Böse in unseren Tagen anbeten, dann müssten wir in Angst und Schrecken verharren. Wir übersehen dies alles nicht. Aber es gibt ja auch noch Pfingsten und den Heiligen Geist. Wir dürfen uns daher mit gutem Recht gegenseitig daran erinnern, dass wir immer auf den Heiligen Geist hoffen dürfen, denn auch unsere Zeit ist Gottes Zeit. Und der Geist, der uns allezeit hoffen lässt, wirkt auch in uns und durch uns.
Ich darf uns mit einem freundlichen Gruß vom Heiligen Geist und dem Lachen der Erlösten daran erinnern, dass wir als Christen getauft und gefirmt sind, um vor allen Menschen zu bekennen, zu welcher Hoffnung wir in Gott berufen und unterwegs sind. Ihnen allen wünsche ich daher im Alltag nach Pfingsten, eine gesegnete Zeit und frohes Schaffen. Mögen wir reichlich von den Gaben des Heiligen Geistes, im Glauben Hoffen und Lieben Gebrauch machen, und SEINEN Trost, Beistand und die Ermutigung, mit einander teilen. Die Freude und das Lachen der Erlösten, begleite Sie und alle die Ihnen am Herzen liegen.