Winterzauber

Winterzauber lichter
Berge birgt ein Lied
und ich summe mit

Das alte Lied gebiert
ein Glück knirscht und
tönt in jedem Schritt

Dank bindet alle
wunderlichen Dinge
in ein neues Lied
und ich singe

Winterliche Dinge

 

 

Frieden und Segen

Ich halte ein in
meinem Lauf
innere Türen
gehen auf

Die ganze Welt
paziert herein
sie darf bei mir
zu Hause sein

In Spuren von
erhabenen Werken
suchen wir den
Herrn auf Erden

Preisen Gott der
alles schafft
SEINE Liebe
Schönheit Macht

Der Herr versöhnt
mit allem Leid
ER stillt Hunger
schenkt Geleit.

Er will seine
Schafe leiten
auf den Wegen
durch die Zeiten

Segne uns Maria

 

Weihnachten

Wie Maria und Josef sind wir unterwegs. In Hamburg, mit unseren Enkeln und ihren Eltern, feiern wir in diesem Jahr wieder Weihnachten. Heute, am Tag vor Heilig Abend, schmückten sie begeistert den Christbaum. Die Tage des Advents klingen aus. In der  augenblicklichen Ruhe, danke ich im Gebet Gott für alles, was ER in uns und durch uns in den letzten Monaten bewirkte. Grund genug, Ihnen zu erzählen, was uns darüber hinaus umtreibt: Die bunt geschmückten Christbäume, mögen uns Ältere an kargere Zeiten erinnern wie sie auch heute
wieder viele Menschen erleben. Der Gottessohn selbst, hat ja die schlichte Krippe auch nicht gescheut. ER kommt als Retter, um unsere tiefste Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Frieden zu erfüllen. Das zeitlose Maranatha wird unterbrochen, wenn Himmel und Erde im Schmuck des Kosmos und Mikrokosmos Versöhnung feiern.  Möge der Herrgott unsere Herzen  offen finden, damit uns SEIN Sohn zu eigen annehmen, und vor Schaden bewahren kann. Freuen wir uns daher, wie die Kinder, auf das Fest der Geburt des Herrn.

Mit Weihnachten bricht aber auch die Herrschaft Gottes in unser Leben ein und legt uns SEINE Maßstäbe des Handelns ans Herz. Wenn wir an der Krippe mit allen Engeln unser „Ehre sei Gott in der Höhe“ in diese Zeit hinein jubeln, dann wünschen wir Christen allen Menschen diesen „ wahren Frieden auf Erden“. Wir sind ja deswegen so froh, weil der Gottessohn nicht nur an Weihnachten, sondern lebenslang  Grund all unseres Glaubens, Hoffens und Liebens ist. Legen wir Söhne und Töchter Gottes, alles was uns hindert, IHM an zu gehören, als Gabe an der Krippe Jesu nieder, der sich für uns so klein macht.  Der Herr möge uns im Heiligen Geist stärken, um in SEINEM Namen verantwortlich zu handeln.  Das Herrengebet gibt dazu die Richtung vor. Unserem lieben Herrn dürfen wir vertrauen, dass wir schon jetzt, und einmal ewig, im Frieden Gottes  leben dürfen. Bestürmen wir in diesen Tagen den Himmel, dass SEIN Reich in Europa und weltweit seinen Glanz nicht verliere. Mögen wir Christen uns mit allen Menschen in der Bitte an Gott vereinen, uns vor Spaltungen, Streit, und Kriegen zu bewahren. ER gewähre uns im Heiligen Geist, dass wir barmherzig, erfinderisch und klug, denn Glauben, die Hoffnung und Liebe miteinander teilen. Denn DEINER Macht und Herrlichkeit, Vater Sohn und Heiliger Geist, legen wir  alles, was uns lieb ist, auch zu Weihnachten 2021  wieder ans Herz. Heilige Maria, unsere und der Kirche Mutter, Heiliger Josef, ihr Heiligen und Seligen, bittet für uns, dass der Herr, wenn ER kommt, sich in offene Herzen  betten kann. ER, der Gottessohn, das Heil der Welt, sei hochgelobt. IHM unserem Retter und Erlöser, dürfen wir am Fest SEINER Geburt voll Vertrauen unsere Gebete, Bitten und Gaben zur Krippe bringen.  Wir wünschen auch Euch, liebe Freunde und Leser, ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest, zusammen mit Euren Lieben. Gaudete!

Eure
Iris und Franz

Segne uns Maria

factum est – eine Tatsache

Morgenfrühe im Advent: Um uns in Oppenweiler ist es noch dunkel. Doch ein Licht freudiger Erwartung leuchtet schon seit Tagen in mir. Es ist ein seltsames Drängen, wie ich es in einem meiner früheren Aufsätze beschrieb. Eine Art Schwangerschaft; recht außergewöhnlich für einen Mann. Meine Seele zittert und jubelt in der Stille. Da bekommt das Drängen einen Namen. Er unser Gott kommt, ja er kommt unverdienter Weise in unser Dasein. Der Herr braucht aber eine Wohnung. Ich habe nicht viel vorzuweisen. Ganz sicher wird ER mit dem vorlieb nehmen, was ich IHM bieten kann. Dann aber werde ich mit allen und allem was mir wert und teuer ist, ein Fest der Liebe feiern. Die Engel ziehen schon die schönsten Röckchen an, und putzen ihre Heiligenscheine, damit die Ehrerbietung an der Krippe, zusammen mit uns Menschen, nicht allzu dürftig ausfällt. Mit der Himmlischen Heerschar, dem Heiligen Josef, der Gottesmutter, mit Ochs und Esel zusammen, kann das Fest beginnen.  Es wird schön sein, wenn wir dem Gottessohn, dem „semper maior“, unsere Lieder singen. Warten wir doch alle im Advent unseres Lebens immer wieder auf die Ankunft des Herrn. Denn wir wissen, dass keine fremden Götter sondern nur ER unsere Sehnsucht zu stillen vermag. Es könnte sogar ein Wunder geschehen. Wer weiß das schon. Der Herr stände dann in Seiner, jeden Kalender sprengenden Liebe, sogar jetzt um Einlass bittend vor unserer Tür, und wollte möglicherweise sogar in uns geboren werden. Am liebsten würde ich dann die ganze Menschheitsfamilie zur Geburtsfeier einladen. Ich fürchte aber, meine Herberge könnte für so viele zu klein sein. Daher laufe ich lieber als „schwangerer Mann“ zu Euch, wie einst Maria zu Elisabeth, um  über eine jeder Zeit mögliche Geburt des Gotteswortes in uns zu reden: Meine Frau, die seit ihrer Pensionierung Vorlesungen an der Uni Stuttgart besucht, brachte mir einen schlichten, in grüner Farbe der Hoffnung gehaltenen Computerausdruck mit Weihnachtsgrüßen ihres Professors nach Hause. Sie wurde für mich, wie viele Frauen vor ihr, zur Überbringerin einer wahrhaft guten Nachricht. Dieser Gruß hatte es nämlich in sich. Das muss ich Euch erzählen; aber auch noch anderes. Hört gut zu!

Um die überlieferten Worte Gottes in der Heiligen Schrift zu verstehen, habe ich einst Latein und  Griechisch gelernt – wie meine Frau als Ärztin. Das war nötig, um die mit dem Gruß des Professors gestellte Aufgabe zu lösen. Die Nachricht war in Latein verfasst. Ich las und verstand sofort wie meine Frau. Welche Freude: „Wir haben die Sprache nicht umsonst gelernt!“ Auch ich werde nun ein Bote und reiche die Wünsche um besinnliche Weihnachtstage einfach an Euch weiter; ergänze sie aber mit einer kleinen Betrachtung. Der in Latein geschriebene, vertraute Text, handelt von der Geburt des Herrn nach Lukas 2,1-20. Er stammt aus der Stiftsbibliothek St.Gallen(Cod. Sang.51, S. 134f). Seit dem Konzil von Trient(16. Jh) wurde mit der Vulgata Latein in der Katholischen Kirche zur maßgeblichen Sprache der Bibelübersetzung. Ich nehme das Geschenk des Professors in die Hand, und lese wie neu diesen mir von Kindheit an vertrauten Text mit seiner „umstürzenden Botschaft“ an uns alle. Die prägnante, ausdrucksstarke lateinische Sprache, packt mich. Immer fester wird meine Stimme beim Lesen, während ich die „Worte im Herzen erwäge“. Meine Frau zeigt ihr Interesse an dem Text. Gemeinsam fühlen wir uns, im lange tradierten Sprachraum des Lateins, wie zu Hause. Die Weihnachtsbotschaft sprengt ja an sich  alle inneren und äußeren Grenzen. Selbst in den Niederungen der Weihnachtslieder, die wir in den Geschäften und auf den Märkten zu  hören bekommen, verbirgt sich noch eine geheime Sehnsucht und Hoffnung.

Wie anders ging es aber einst unseren Vätern an Weihnachten 1942, die im sinnlosen Morden des zweiten Weltkrieges im Kessel von Stalingrad, der Kälte und dem blanken Entsetzen ausgeliefert, nur noch Tod oder Gefangenschaft vor Augen hatten. Von der Führung der Partei verraten, zerbrach bei nicht wenigen von ihnen jegliche Hoffnung auf Gottes Güte. Einige aber wandten sich für alle anderen in ihrer unaussprechlichen Not an die Gottesmutter  – und beteten vor deren Bildnis, das ein Arzt geschaffen hatte. Ähnliche Situationen gibt es leider auch noch heute in unserer Welt überall dort, wo Macht und Gewalt Triumphe feiern. Nur Gott selbst kann uns gewähren, dass wir dem Unverständnis preisgegeben, in der Barmherzigkeit und Liebe des Menschensohnes verankert bleiben. Aber nicht mit Gewalt oder Macht greift der Schöpfergott wieder in die Geschichte ein. In einem wehrlosen Kind, dem Menschensohn, wirbt der Retter, der geboren wird, um Heil und Segen in unser inneres und äußeres Dasein zu bringen, um unser Herz. Ein Kind, das zum Manne heran gewachsen, den Kosmos umspannend, einer von uns wird, um durch Seine Geburt, Seinen Tod und die Auferstehung alle Schuld zu tilgen, Gerechtigkeit und wahren Frieden wieder herzustellen. Ja das Weihnachtsfest ist gehaltvoll, nicht nur süß. Es erinnert uns immer wieder daran, um welch hohen Preis wir erlöst sind. Aber auch an die unerschütterliche Treue Gottes, der alles Geschaffene, wie die Heilige Schrift in der Genesis bezeugt, für gut befindet, und fortwährend in Seiner unerforschlichen Liebe erhält, der wir staunend antworten dürfen.

„Factum est in diebus illis“, so beginnt der Text im Lukasevangelium wie ein Paukenschlag. Von einer Tatsache ist hier die Rede von einemreal fassbaren Geschehen in jenen Tagen. „Factum est“, will sagen – Gott greift in das Weltgeschehen ein. Er unser Herr ist in Sorge um uns, will unser wirkliches Wohl und Heil. Das ist keine Fabel, kein Traum, sondern „factum est“ es ist ein wirkliches Ereignis. Gott ist nicht tot. Als unfassbares Geheimnis will ER in Seinem Sohn unter uns sein. Die Schrift weist akribisch nach, wann wo und wie dies geschieht. Es ist von Joseph die Rede, der aus dem Hause Davids stammt, und von Galiläa aus Nazareth mit seiner schwangeren Verlobten nach Bethlehem unterwegs ist, um sich, der Sitte gemäß, eintragen zu lassen. Dort gebiert sie ihren ersten Sohn, hüllt ihn in Windeln und legt ihn in eine Krippe, denn „in diversorio“ – in der Herberge finden sie keinen Platz. Ist das nicht genau unsere Glaubenssituation, dass Gott oft vor einem Bollwerk unserer Vorbehalte steht, und wir nicht zulassen wollen, dass ER uns vor aller Zeit, und auf unserem manchmal beschwerlichen Pilgerweg, durch seinen Sohn zärtlich liebend auch bis in die ewigen Wohnungen geleiten will? Hirten, Menschen wie Du und ich, hielten in jener Heiligen Nacht Wache bei ihrer Herde. Da stand plötzlich ein Engel Gottes bei ihnen „et claritas Dei circumfulsit illos et timuerunt timore magno “  – Und der Glanz Gottes umhüllte sie, sodass sie sich sehr fürchteten und erschraken. „Nolite timere!“ Fürchtet Euch nicht, ruft ihnen der Engel und auch uns Trostbedürftigen zu. Habt keine Angst Euch von Gott lieben zu lassen. Fürchtet Euch nicht vor Eurem Bruder, einem wehrlosen Kind in der Krippe. Und weiter wie Fanfarenstöße: Seht ich verkündige Euch eine große Freude, die allem Volk zuteil werden soll. Denn heute, ist Euch der Retter geboren, Christus der Herr, in der Davidsstadt. Und ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gehüllt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich, aber nicht nur damals,  war der Engel von einer großen himmlischer Heerschar umgeben, die voll Freude preisend und lobend sangen:  „Gloria in altissimis Deo et in terra pax hominibus“ Ehre sei Gott in den Höhen und Friede den Menschen auf Erden. Möge durch die Gnade des Heilandes und Retters, das Wort Gottes, auch in uns geboren werden und uns zur Vollgestalt eines Christen heran wachsen lassen. Dass wir dann vom Heiligen Geist befeuert, bestärkt und gedrängt, selbst Wort und Hand werden, um anderen Menschen die Liebe und Sehnsucht des Dreifaltigen Gottes nach uns zu verkünden, der uns nicht nur an Weihnachten Seinen Sohn schenkt, um unsere Not, Schuld und Hoffnung im göttlichen Erbarmen zu bergen. Die Hirten gingen hin und fanden Maria, Joseph und das Kind. Als sie es sahen, verkündeten sie, was ihnen von diesem Kind gesagt worden war. Und alle die es hörten staunten über das, was ihnen die Hirten erzählten. „Maria autem conservabat omnia verba haec conferens in corde suo“ Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie inihrem Herzen. Beten wir um die Gnade zu verkünden, dass die Geburt des Gottessohnes durch Maria, wie die Hirten gehört und gesehen, und die Schrift bezeugt, „factum est“ wirklich geschehen ist.

Die Auferstehung der ewigen Liebe.

 

 

 

 

 

 

 

Brennender Dornbusch

Jegliches Bild von DIR, HERR, das mich hindern könnte, DEINER  je neuen Wahrheit, Schönheit und Gestalt Raum zu lassen, muss  in der Begegnung mit DIR am Dornbusch wie Zunder verbrennen. Ich ziehe die Schuhe aus, verstumme und beuge mich tief in den von DIR gewährten heiligen Augenblick. Dank quillt aus offenem Herzen. und Hoffnung, DICH immer wieder neu erfahren zu dürfen, und DEINEM liebenden Blick Stand zu halten. Wenn DU, der ewig Heilige und Gegenwärtige Halt gewährst, weichen Bilder und Gedanken über DICH, denn ich bin Dein und Du bist mein. Unser Leben mit DIR am Dornbusch, HERR, ist dann wie Karfreitag und Ostersonntag zugleich: Jeden Augenblick stirbt, was wir nicht sind und neues Leben feiert Auferstehung. Ja, HERR, DU überragst alles Geschaffene unendlich. und birgst uns in DEINER wunderbaren Unfassbarkeit und Nähe. Mein ganzes Leben, alle Höhen und Tiefen halte ich DIR zum Dank und Opfer hin. Es ist mein Lied und DEIN Klang, unser Gesang; die Musik in allem Sein, DU im brennenden Dornbusch von den Toten wahrhaft Auferstandener.

Die Auferstehung der ewigen Liebe.

Vermächtnis

Ich sehe sie vor mir, die lange Reihe der Fragenden und Suchenden, wie sie durch die Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte wandern. Erdenbürger, die ihren Nachkommen und einander in Gesten, Wort und Schrift erzählen, was ihnen im Laufe ihres Lebens wichtig war. Die auch von Dingen berichten, die sie, über die Sorge ums tägliche Brot hinaus, bewegen: Sollte ein Mensch nicht ins Staunen geraten, wenn er von Kunstwerken aus der Frühzeit der Höhlenbewohner, von Pyramiden und Sakralbauten erfährt, oder wenn er den vielen   Zeugnissen der Natur- und Geisteswissenschaft, Kunst- und Religionsgeschichte, aus den jeweiligen Epochen in verschiedenen Kontinenten begegnet? Können wir Heutigen dann die durch die Jahrhunderte ernst genommene Frage nach dem Sinn im Ganzen: »Warum gibt es dies und nicht nichts« einfach hochmütig beiseiteschieben? Auf was müssen wir daher in unserem eigenen Interesse achten?

Wir reden in diesen Tagen viel über die missionarische Aufgabe, der Christen, dass sie mit einander und mit anders orientierten Menschen, über den Reichtum unseres Glaubens reden sollten. Der gegenseitige Trost wahrer Gottes- und Menschenliebe, die allem gilt, darf aber bei keiner religiösen Rede oder Handlung fehlen. Im steten Blick auf den Allmächtigen, und aus Seinen Quellen gespeist, könnte dann die Demut und Weisheit entspringen, die den Blick dafür schärft, dass unser Hunger und Durst nach Liebe und Glück letztlich nur Gott zu stillen vermag. Eine Kraftquelle, die schon den Glauben des Apostels Paulus festigte, und auch uns Vertrauen und Sicherheit zu schenken vermag, um allem Unglauben, Zweifel und Atheismus in und um uns, in Frieden wirksam begegnen zu können. Schon in meinem ersten Band „Geschichten und Gedanken“, habe ich in einem einleitenden Essay versucht, Gründe zu benennen, warum es mich drängt, zu schreiben. Die dort behandelte Frage nach „Einheit und Vielfalt“ bewegt mich immer noch. In den dazwischen liegenden Jahren, hat sich für mich aber die Frage, welche geistigen und geistlichen Wurzeln, dem Schreiben zugrunde liegen könnten, etwas deutlicher geklärt: Stand zu Beginn meiner schriftstellerischen Tätigkeit, die Erfüllung der drängenden Bitte unserer Töchter: »Papa, erzähl uns etwas aus Deinem Leben«, im Vordergrund, so habe ich inzwischen begriffen, dass ich nicht nur unseren Kindern, sondern der gesamten „jüngeren Generation“ eine persönliche Aussage zur Frage schulde, was mir im Rückblick auf mein ganzes Leben wichtig geworden ist. Durch mein höheres Lebensalter fühle ich mich daher in der Pflicht, unseren Nachkommen im Sinne eines „Vermächtnisses“ mitzuteilen, wie menschliches Leben gelingen kann. Diesem Anliegen diente und wird auch in Zukunft, alles was ich zu sagen habe, gelten. Manches mag vielleicht „eigensinnig“ wirken. Ich stehe aber dazu: Obwohl in meinem Leben mit wenigen schriftlichen Verträgen ausgekommen, bin ich für meine Praxis, Gott und den Menschen zu vertrauen, nicht ungebührlich bestraft worden. Ein Rechtsanwalt hat sich aber einmal darüber sehr verwundert. Meine Vernunft sagt mir eben, dass mir, mit oder ohne Testament, am Ende des Lebens jede selbst gefertigte Sicherheit, sicher genommen wird. Viel mehr Gewicht legte ich jedoch auf all das, was „Rost und Motten“ nicht zerstören können: Es brauchte aber seine Zeit, bis ich fähig und bereit war, „die Karten auf den Tisch zu legen“, zu versuchen, Rechenschaft von meiner Verwaltung zu geben, und so etwas wie mein „geistliches Testament“ zu schreiben. Ich vertraue darauf,  dass der Herrgott, aus dem alle meine Quellen entspringen, mir die rechten Worte eingeben wird, um davon meinen Kindern, Enkeln und allen unseren Nachkommen, zu berichten, was mich im Wellengang meines Lebens über Wasser hielt: Was kommt mir in den Blick, wenn ich mich als älterer Mensch hierzu in unserer Welt und darüber hinaus umsehe und umhöre? Was und wer war für mich Maßstab des Handelns? Der von mir, über seinen Tod hinaus, hochgeschätzte, akademische Lehrer und Religionsphilosoph, Bernhard Welte, dessen geistiger und geistlicher Nachlass in vielen Bänden zum Studium und zur Erbauung zur Verfügung steht, zeugt von christlichen Wurzeln und einem freimütigen Blick auf die Fragen und Sorgen der Menschen in unserer Zeit. Er gibt darin Rechenschaft über das, was ihn zutiefst bewegte. Es sind geistige und geistliche Schätze, die er uns in seinem Vermächtnis ans Herz legt: Die auf einer Tagung der Welte-Gesellschaft behandelten Themen über beglückende Erfahrungen der Nähe Gottes und äußerst befremdliche Gottesferne, finde ich auch in meinem Leben als das vor, was mich unbedingt angeht.  Insofern spricht Welte auch für mich. Ich komme zurück auf das oben erwähnte pilgernde Volk Gottes, auf alle die Menschen, die von Generation zu Generation, ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihren Glauben, an ihre Nachfahren weitergaben. Besonders ältere, lebenserfahrene Menschen waren berufen, Wächter und Hüter ihrer Kultur und ihres Glaubens zu sein.

Mit der Begrenztheit unseres menschlichen Lebens, und aller Dinge, müssen auch wir, trotz unserer mannigfaltigen technischen Mittel zur Steuerung der Prozesse, auch heute und in Zukunft rechnen. All das zeigt uns: Wir können zwar viel, sind aber nicht Herr allen Daseins. Darum taucht die Frage immer wieder neu, und auf unterschiedliche Weise auf: »Warum gibt es das alles, Mensch, Natur, Mikro- und Makrokosmos, und nicht nichts?« Und damit unter redlichen Menschen auch die Frage nach Sinn und Bedeutung alles Seienden, nach Schuld, Tod, Leid und ewigem Leben? Die Einen verneigen sich dankbar für alles, und glauben hoffnungsvoll an ein ganz anderes, glückliches Leben nach dem Tod, die Anderen suchen unentwegt, und fortschrittsgläubig, nach neuen Wegen und Erklärungsmodellen, um auf Erden ihr Glück zu machen. Gott und Religion scheint es in ihrem Leben und Denken nicht zugeben. Die Frage nach Einheit und Vielfalt des Ganzen, stellt sich der menschlichen Vernunft jedoch immer wieder mit unterschiedlicher Dringlichkeit. Manche halten die Frage nach dem Sinn des Ganzen, verwirrt durch die Komplexität der Phänomene und Ereignisse für überflüssig, Andere, wie Welte und auch ich, für dringend geboten. Ich habe mich aus innerem Antrieb und Überzeugung, wie im Ersten Band meiner „Geschichten und Gedanken“ ausgeführt, dafür entschieden, den Naturwissenschaften Respekt zu erweisen, aber auch den Geisteswissenschaften und Religionen, den ihnen zustehenden Platz einzuräumen. Es erscheint mir wünschenswert, dass sich das in der Vergangenheit bewährte Zusammenspiel von Natur und Geisteswissenschaft, auch in Zukunft fortsetzen kann.  Auf die allseits bekannten Folgen einer Trennung von Glauben und Leben, möchte ich anhand des derzeit beklagten Glaubensverlustes und der damit verbundenen Unsicherheit im Blick auf eine tragfähige Sinn-, Werte- und Normbegründung nachfolgend hinweisen: Im Unterschied zu den Verhältnissen in meiner Jugend, als Klerus und Laien, Kirche und Gesellschaft sich vielfach ergänzten, erfahren kirchliche und lehramtliche Aussagen heute eine eher geringe Akzeptanz bei den Gläubigen und in der politischen Diskussion. Dies gilt insbesondere im Bereich der Gesetzgebung, der Ethik und Moral. Erkenntnisse der Natur-, Sozialwissenschaft und Philosophie, drängen stark in die öffentliche Meinungsbildung. Das Ausmaß dieser Einflüsse, auf die christliche Weltanschauung und deren Wertvorstellungen, wird im europäischen Raum vielfach beklagt. Wenn wir die anhaltende Migration vieler Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen, und die atheistischen und laizistischen Vorstellungen in Europa bedenken, dann sind wir Christen gefordert mitzuwirken, um unseren Glauben unverkürzt an die nächste Generation weiterzugeben. Gerade die ehrwürdige Geschichte der Katholischen Kirche, ihre Martyrer, Heiligen und Seligen, die Bischöfe Priester und frommen Gläubigen, vor allem aber Jesu Tod und Auferstehung, sind die Garanten für eine Zukunft über den Tod hinaus. Diesen Zeugen unseres Glaubens bin ich mit Gottes Hilfe ein Leben lang gefolgt. Die so oft gescholtene, und auch wirklich Fehler behaftete Kirche, ist mir dennoch im Bewusstsein ihres alles überragenden Segens, zu einer bestärkenden Heimat geworden. Ich bin auch nicht allein: Noch gibt es sie, die vielen treuen und rechtschaffenen Ordensleute, Bischöfe, Kardinäle, Priester, Diakone und Pastoralreferenten, die mit unterschiedlichen Aufgaben in Kirche und Gesellschaft betraut, Hand in Hand mit christlichen Männern, Frauen und Jugendlichen, um Gotteslohn wirken. Wie in einer guten Familie, gehören aber auch alle die mit dazu, die gefehlt haben. Dankbar für alle Gnade, den Zuspruch und die Wohltaten, die ich durch unsere Kirche und das freundliche Geleit evangelischer Christen erfahren durfte, bin auch ich bereit, alles was mir möglich ist, in Kirche und Gesellschaft einzusetzen, und den späteren Generationen und unseren Kindern zur Ermutigung, die Bedeutung dieses Glaubens für unser aller Leben, in diesem persönlichen Vermächtnis zu bezeugen. Wie geht solcher Glaube? Hierzu einige Erfahrungen: Glaube geht von Hand zu Hand, von Mund zu Mund, wie ein „gebrochenes Brot“, zur Stärkung von einem Menschen zum anderen. Alles, was unseren Glauben stärkt, der gnadenhaft dem Herzen Gottes entspringt, sucht eine Chance, um sich in unseren Seelen zu beheimaten. Dieser Glaube enthält und übersteigt soziales Engagement ins Unermessliche. Denn er untersagt uns, Mitmenschen nieder zu machen, und gebietet stets deren Würde und Gotteskindschaft zu achten. Jedem Menschen die Barmherzigkeit und den Segen Gottes, bis in den beseligenden Himmel hinein zu gönnen und zu wünschen, ist des Christen Pflicht und Freude. Das meine ich, wenn ich die Unendlichkeit einer personalen Beziehung nie fassend, manchmal sage: »Wenn ich könnte, würde ich Dich in Watte packen!« Welchen würdevollen Umgang mit Leid, Schuld, Freude und Vergebung, durfte ich in vielen Beichtgesprächen erfahren. Wie viel tröstliches Miteinander durch Christen in Familie, Gruppen, und der Arbeit, in gesellschaftlichen und politischen Aufgaben, durfte ich erfahren? Immer wieder traten sie mir vor Augen, die Vorbilder an Treue, Mut, Geduld, Demut, Hoffnung und Liebe. Wenn ich all das nur allein empfangen hätte, dann würde mir das Schönste, was es für mich gibt, anderen Menschen Freude zu bereiten, und sie glücklich zu wissen, fehlen. So hoffe ich, dass das eine oder andere Wort, das auch ich empfangen durfte, sich als persönliches Vermächtnis von dem, was mir im Leben das Wichtigste war, Gehör zu verschaffen vermag. Und ich wünsche, dass diese Worte aus dem prallen Leben, Mitmenschen so zu berühren und zu ermutigen vermögen, dass auch sie aus Freude am christlichen Leben, einen Weg finden, um Gott die Ehre zu erweisen und ihren Glauben in der ihnen möglichen Form mit den Hungernden und Dürstenden unserer Zeit zu teilen.

Geborgen in Gottes Haus
WP to LinkedIn Auto Publish Powered By : XYZScripts.com
Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial